
Pforzheim – Der 2. Juli 2025 steht bevor, und mit ihm ein Tag, der in vielerlei Hinsicht extrem werden dürfte. Die Wetterdienste prognostizieren Höchstwerte von bis zu 36 Grad Celsius. Doch die Hitze bringt mehr mit sich als nur Schweiß: Sie fordert die Stadtgesellschaft, Gesundheitssysteme und Infrastrukturen gleichermaßen heraus.
Extremtemperaturen: Was Pforzheim ab 2. Juli erwartet
Am Mittwoch, dem 2. Juli, sollen in Pforzheim Temperaturen von bis zu 36 Grad erreicht werden. Bereits am frühen Vormittag werden Werte über 30 Grad erwartet, mit einem sehr langsamen Temperaturrückgang in der Nacht – die Tiefsttemperatur wird voraussichtlich nicht unter 20 Grad liegen. Damit liegt Pforzheim deutlich über dem Durchschnitt für einen typischen Julitag, der sonst bei etwa 25 Grad liegt.
Die Kombination aus hoher Luftfeuchtigkeit, kaum vorhandener Windbewegung und einer ausgeprägten Hitzeglocke sorgt für eine fühlbare Temperatur von bis zu 44 Grad. Für Menschen in der Innenstadt – insbesondere in dicht bebauten Vierteln – bedeutet das eine enorme thermische Belastung.
Hitzewarnung des Deutschen Wetterdienstes
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat bereits eine amtliche Hitzewarnung für Pforzheim ausgesprochen. Besonders gefährlich sei, so die Warnmeldung, die unzureichende nächtliche Abkühlung. Diese trägt erheblich zur sogenannten Wärmebelastung bei, die den Organismus dauerhaft beansprucht. Bereits am Vortag wurde ein starker Hitzeeffekt festgestellt – am 2. Juli wird mit einer Fortsetzung gerechnet.
Gesundheitliche Risiken: Wer besonders gefährdet ist
Extremhitze ist nicht nur ein unangenehmes Wetterphänomen, sondern kann ernste gesundheitliche Konsequenzen mit sich bringen. Besonders betroffen sind:
- Seniorinnen und Senioren über 65 Jahre
- Kleinkinder und Säuglinge
- Menschen mit Vorerkrankungen (z. B. Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen)
- Schwangere
- Menschen mit eingeschränkter Mobilität
Studien belegen, dass bei Temperaturen über 35 Grad die Wahrscheinlichkeit für hitzebedingte Krankenhausaufenthalte bei Seniorinnen und Senioren um bis zu 40 % steigt. Bei Kindern können bereits ab 25 Grad Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Kreislaufprobleme auftreten. Zwischen 2018 und 2022 wurden bundesweit rund 29.000 Kinder wegen hitzebedingter Beschwerden behandelt.
Zunahme psychischer Belastung
Ein oft unterschätzter Aspekt ist die Wirkung der Hitze auf die Psyche. Eine deutsche Untersuchung zeigte, dass an Tagen mit über 25 Grad rund 3,4 Prozent mehr psychologische Beratungsanfragen gestellt werden. Hitzewellen können also nicht nur körperlich, sondern auch mental zur Belastung werden.
„Vor allem diese schwüle Luft finde ich schrecklich.“ – Nutzerbeitrag in einem Studierendenforum
Solche Aussagen machen deutlich, dass die Hitze selbst von jungen, gesunden Menschen als deutlich beeinträchtigend empfunden wird – insbesondere, wenn die Luftfeuchtigkeit steigt und keine Abkühlung durch Wind erfolgt.
Wie sich Pforzheim auf den Hitzetag vorbereitet
Kommunale Maßnahmen und Hitzeschutz
Pforzheim hat bereits 2024 einen umfassenden Hitzeaktionsplan erarbeitet. Dieser sieht Maßnahmen in mehreren Bereichen vor:
- Bereitstellung von Trinkwasserstellen im öffentlichen Raum
- Informationen und Warnhinweise über lokale Medien und digitale Kanäle
- Schutzräume mit Kühlmöglichkeiten in öffentlichen Einrichtungen
- Stärkung der „blau-grünen Infrastruktur“ – also Wasserflächen und Schatten durch Bäume
Besonders innovativ: Mitarbeitende der Technischen Dienste Pforzheim nutzen an Hitzetagen Kühlwesten, um gesundheitliche Risiken bei Arbeiten im Freien zu minimieren. Zudem wird die Arbeitszeit teilweise in kühlere Tageszeiten verschoben.
Tipps aus der Region
Die lokale Presse hat Empfehlungen zur Selbsthilfe veröffentlicht. Dazu zählen:
- Verzicht auf körperliche Anstrengung in der Mittagszeit
- Leichte, helle Kleidung tragen
- Viel trinken – idealerweise zwei bis drei Liter Wasser täglich
- Kühlung der Wohnräume durch geschlossene Rollläden und feuchte Tücher
- Verzicht auf Alkohol und schwere Mahlzeiten
Wissenschaftlicher Hintergrund: Einordnung der aktuellen Hitzewelle
Klimadaten für Pforzheim im Wandel
Laut kommunalen Messungen liegt die Durchschnittstemperatur in Pforzheim mittlerweile bei rund 9,5 Grad – Tendenz steigend. Seit den 1990er-Jahren hat sich das lokale Klima um etwa 1 Grad erwärmt. Besonders auffällig ist die zunehmende Zahl sogenannter Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt. Diese werden besonders in Innenstadtlagen immer häufiger gemessen.
Einordnung im europäischen Kontext
Europaweit hat sich die Anzahl extremer Hitzewellen zwischen 2008 und 2022 im Vergleich zu den Jahrzehnten zuvor bis zu zehnfach erhöht. Der verheerende Sommer 2003 mit über 70.000 hitzebedingten Todesfällen gilt als historische Zäsur. Doch auch im Sommer 2022 starben europaweit rund 47.000 Menschen infolge der Hitze.
In Deutschland rechnet man bei solchen Wetterlagen inzwischen mit mehreren Hundert zusätzlichen Todesfällen pro Woche – allein durch Überhitzung. Besonders kritisch ist die Kombination aus Hitze, Luftverschmutzung und fehlender nächtlicher Abkühlung.
Wie schneiden andere Städte im Vergleich ab?
Eine aktuelle Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt, dass Pforzheim im Vergleich zu anderen Städten ein mittleres Risiko aufweist. Städte mit hohem Baumbestand – etwa Tübingen oder Freiburg – schneiden deutlich besser ab. Besonders schlecht bewertet wurden dagegen Städte mit hohem Versiegelungsgrad und wenig öffentlichem Grün wie Rastatt oder Heilbronn.
Tabelle: Städtevergleich Hitzerisiko laut DUH-Index
Stadt | DUH-Hitzewert | Öffentliches Grünanteil |
---|---|---|
Tübingen | Gering | 41 % |
Pforzheim | Mittel | 28 % |
Heilbronn | Hoch | 18 % |
Karlsruhe | Mittel | 30 % |
Dieser Vergleich zeigt: Die städtische Gestaltung ist ein entscheidender Faktor im Kampf gegen Überhitzung. Asphalt, Beton und fehlende Schattenbereiche verschärfen die Situation erheblich.
Was jede:r Einzelne am 2. Juli beachten sollte
Verhaltenstipps für den Alltag bei extremer Hitze:
- Bleiben Sie möglichst im Schatten oder in kühlen Innenräumen
- Vermeiden Sie Aufenthalte in direkter Sonne zwischen 11 und 17 Uhr
- Nehmen Sie regelmäßig kleine Mengen Wasser zu sich
- Kühlen Sie Stirn, Nacken und Unterarme mit Wasser
- Vermeiden Sie körperliche Anstrengung und große Mahlzeiten
Auch Haustiere und ältere Nachbar:innen benötigen an solchen Tagen besondere Aufmerksamkeit. Achten Sie auf Anzeichen von Überhitzung wie Schwindel, Übelkeit oder Verwirrtheit – und zögern Sie nicht, im Zweifel medizinische Hilfe zu holen.
Eine Stadt im Hitzemodus
Der 2. Juli in Pforzheim steht exemplarisch für eine neue Realität in Deutschland: Extremtemperaturen sind keine Ausnahme mehr, sondern fester Bestandteil der Sommermonate. Die Stadt zeigt, dass durch koordinierte Maßnahmen und eine aktive Bevölkerung die Auswirkungen gemildert werden können. Doch ohne langfristige Klimaanpassung und strukturelle Veränderungen bleibt der Hitzeschutz eine tägliche Herausforderung.
Es liegt nun an Politik, Stadtplanung und jeder:m Einzelnen, aus solchen Tagen zu lernen und die Resilienz gegenüber klimatischen Extremereignissen weiter zu stärken. Denn der nächste Hitzetag kommt bestimmt.