
Kryoneri – Nordöstlich von Athen kämpft Griechenland gegen eine neue Hitzewelle und zerstörerische Waldbrände. Besonders dramatisch ist die Lage in den waldnahen Vororten der Hauptstadt, wo sich die Flammen rasend schnell ausbreiteten. Bewohnerinnen und Bewohner mussten ihre Häuser überstürzt verlassen – oft nur mit dem Nötigsten. Die Behörden riefen den Ausnahmezustand aus.
Hitze, Wind und trockene Wälder: Wie sich das Feuer entfesselte
Innerhalb von 24 Stunden wurden in Griechenland mehr als 50 Brände gemeldet – ein alarmierender Wert, selbst für ein Land, das an Waldbrände gewöhnt ist. Eine massive Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 44 Grad Celsius, kombiniert mit stürmischen Winden und extremer Trockenheit, bildete die perfekten Bedingungen für ein Feuerinferno. Besonders betroffen war die Region Attika rund um die Hauptstadt Athen – und dort vor allem der Vorort Kryoneri.
Die Einwohner von Kryoneri, einer dicht bebauten Siedlung mit rund 5.300 Einwohnern in den Ausläufern des Parnitha-Gebirges, wurden am 26. Juli per Notfall-SMS gewarnt: „Verlassen Sie umgehend Ihre Häuser. Folgen Sie den Evakuierungsanweisungen.“ Dieser digitale Alarm war der Auftakt zu einer der größten Evakuierungen in der Region seit Jahren.
Warum wurde Kryoneri evakuiert?
Der Grund für die Evakuierung war ein Waldbrand, der sich rasend schnell durch das angrenzende, trockene Buschland fraß und dabei mehrere Häuser am Ortsrand erreichte. Die örtliche Feuerwehr konnte die Flammen nicht mehr eindämmen – die Nähe zu den Wohngebieten, die dichte Vegetation und die exponierte Hanglage machten den Einsatz besonders schwierig. Innerhalb weniger Stunden waren weite Teile des Hangs in Brand. Auch in Nachbarorten wie Drosopigi und Varympompi wurden Evakuierungen angeordnet.
Wie viele Menschen oder Orte wurden evakuiert?
Allein in den betroffenen Vororten nördlich von Athen mussten mehrere tausend Menschen ihre Häuser verlassen. Auch auf den Inseln Evia, Kreta und Kythera griffen die Brände um sich – landesweit wurde von über 5.000 Evakuierungen gesprochen. Besonders dramatisch war die Lage auf Kythera, wo Touristen per Boot vom Strand gerettet wurden.
Feuerwehr und internationale Hilfe im Dauereinsatz
Der griechische Katastrophenschutz mobilisierte in Rekordzeit 145 Feuerwehrleute, 44 Fahrzeuge, zehn Löschflugzeuge und sieben Hubschrauber. Zusätzlich bat Griechenland die Europäische Union um Hilfe. Länder wie Italien, Tschechien und die Türkei entsandten Löschteams und Flugzeuge. Auch das EU-Flugzeugreserveprogramm kam zum Einsatz – mit Maschinen, die speziell für Einsätze in schwer zugänglichem Gelände wie dem Parnitha-Gebirge ausgestattet sind.
Welche Feuerwehreinsätze und internationale Hilfe gab es?
Griechenland forderte im Rahmen des EU-Zivilschutzmechanismus sechs zusätzliche Löschflugzeuge an. Schon im Frühjahr hatte sich das Land auf eine intensive Waldbrandsaison vorbereitet: mit Übungen, neuen Drohnen, Satellitenüberwachung und zusätzlichen Einsatzkräften. Doch die Intensität der Feuer überraschte selbst erfahrene Einsatzkräfte. In Drosopigi kam es durch eine nahegelegene Fabrik sogar zu Explosionen, was den Einsatz zusätzlich erschwerte.
Wie hoch war die Brandgefahr bei dem Extremwetter?
Extrem hoch: Die Kombination aus 44 Grad Hitze, niedriger Luftfeuchtigkeit und stürmischen Winden sorgte für einen explosiven Mix. Der sogenannte Fire Weather Index (FWI), ein meteorologischer Wert zur Einschätzung der Feuergefahr, erreichte in der Region Attika Höchstwerte. Meteorologen warnten im Vorfeld, dass schon ein kleiner Funke eine Feuerwalze auslösen könne – eine Vorhersage, die sich auf tragische Weise bestätigte.
Gab es Verletzte oder Schäden?
Mindestens fünf Personen mussten mit Rauchvergiftungen und leichten Verbrennungen in Krankenhäuser eingeliefert werden – hauptsächlich ältere Menschen, die ihre Häuser zu spät verließen. Mehrere Wohnhäuser in Kryoneri und Drosopigi wurden beschädigt oder vollständig zerstört. In einigen Fällen brannten auch Fahrzeuge und landwirtschaftliche Geräte aus.
Tabellarischer Überblick zur aktuellen Lage
Thema | Details |
---|---|
Zeitraum | 26.–27. Juli 2025 |
Temperaturen | Bis zu 44 °C |
Evakuierungen | Kryoneri, Drosopigi, Rafina, Kythera, Teile von Evia |
Feuerwehr im Einsatz | 145 Einsatzkräfte, 44 Fahrzeuge, 10 Flugzeuge, 7 Hubschrauber |
Internationale Hilfe | EU, Italien, Türkei, Tschechien |
Verletzte | Mindestens 5 |
Welche Rolle spielt der Klimawandel bei den Bränden?
Der Klimawandel trägt maßgeblich zur Zunahme extremer Wetterereignisse bei. Laut Studien ist die Mittelmeerregion ein sogenannter „Hotspot“ – hier steigen die Temperaturen schneller als im globalen Durchschnitt. Die Zahl der Waldbrände hat sich in Griechenland innerhalb von zehn Jahren nahezu verdoppelt. Seit 2017 wurden allein in der Region Attika rund 37 Prozent der bewaldeten Flächen durch Brände zerstört.
Experten warnen davor, dass sich die Brandgefahr in den kommenden Jahrzehnten weiter verschärfen wird. Ursachen sind längere Dürreperioden, zunehmend heiße Sommer und eine Vegetationslandschaft, die durch Monokulturen und wenig Brandresistenz geprägt ist.
Zitat eines Klimaforschers
„Wir erleben die Folgen eines sich beschleunigenden Klimawandels. Die Feuerfronten werden schneller, unkontrollierbarer und gefährlicher – besonders in städtischen Randzonen wie rund um Athen.“
Wie bereiten sich die Behörden künftig vor?
Die griechischen Behörden haben bereits im Frühjahr 2025 reagiert: Man erhöhte die Zahl der Einsatzkräfte von 15.500 auf 18.000, investierte in neue Drohnentechnologie und koordinierte regelmäßige Evakuierungsübungen. Auch die Aufklärung wurde verstärkt: Per SMS, App und Satellitenkarten sollen Gefahrenzonen schneller erkannt und gemeldet werden. In den kommenden Jahren sollen zudem sogenannte „klimaresistente Feuerbarrieren“ entstehen – künstlich geschaffene Vegetationskorridore, die das Feuer ausbremsen sollen.
Wie gefährdet sind stadtnahe Wälder wie in Kryoneri?
Besonders gefährdet. Kryoneri liegt direkt an der natürlichen Vegetationsgrenze des Parnitha-Gebirges, einem Gebiet mit dichter Pinien- und Buschbewaldung. Die Hanglage, enge Zufahrten und die Nähe zu Wohngebieten machen Brände hier besonders bedrohlich. In den letzten Jahren wurden mehrfach ähnliche Feuer in unmittelbarer Umgebung registriert – etwa in Varympompi oder Pikermi. Diese urban-natürlichen Grenzbereiche sind laut Wissenschaftlern in Zukunft besonders anfällig für Katastrophen.
Was sagen die Menschen vor Ort?
Obwohl sich bislang kaum persönliche Berichte aus sozialen Medien verbreiteten, lässt sich aus den Evakuierungszahlen und der Reaktion der Behörden schließen, dass die Alarmbereitschaft in der Bevölkerung hoch ist. Viele Bewohner folgten den SMS-Warnungen sofort. In der Vergangenheit hatte es bei ähnlichen Bränden Kritik an zu späten Reaktionen gegeben – diesmal schien das System besser zu funktionieren.
Was bleibt nach den Flammen?
Zurück bleibt eine veränderte Landschaft – verkohlte Hügel, zerstörte Häuser, verbrannte Wälder. Die psychologischen und wirtschaftlichen Folgen für die Menschen in den betroffenen Regionen sind schwer abzuschätzen. Auch der Wiederaufbau wird nicht einfach: Experten warnen davor, verbrannte Flächen einfach wieder aufzuforsten. Stattdessen sollen klimaangepasste Landschaftskonzepte entwickelt werden, etwa mit hitzebeständigeren Arten oder technischen Barrieren gegen künftige Brände.
Die Brände von Juli 2025 sind nicht nur ein Zeichen akuter Gefahr, sondern ein Spiegelbild dessen, was viele Mittelmeerstaaten in den kommenden Jahrzehnten häufiger erleben werden. Wenn Wetterextreme zur Normalität werden, müssen Politik, Bevölkerung und Stadtplanung gemeinsam neue Antworten finden – damit Vororte wie Kryoneri nicht jedes Jahr aufs Neue zur Evakuierungszone werden.