Symposium in Karlsruhe: Gesellschaft im Wandel zwischen Kultur, Recht und Technik

In Karlsruhe
September 09, 2025

Karlsruhe. Am 9. Oktober 2025 widmet sich ein Symposium im ZKM – Zentrum für Kunst und Medien – der Frage, wie sich unsere Gesellschaft heute versteht. Veranstaltet vom Karlsruher Forum für Kultur, Recht und Technik e.V. bringt die Tagung führende Stimmen aus Wissenschaft, Kultur und Recht zusammen. Im Mittelpunkt steht die Rolle der Sprache in Zeiten von Fake News, Digitalisierung und wachsender gesellschaftlicher Fragmentierung.

Eine Tagung zur Verständigung in unruhigen Zeiten

Der Titel des Symposiums „(Wie) versteht sich Gesellschaft heute?“ greift eine Frage auf, die im Alltag präsenter denn je ist.
Sprache ist nicht nur Werkzeug, sondern auch Ausdrucksmittel gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse. Sie prägt, wie wir einander verstehen, welche Informationen wir glauben und wie wir Teilhabe organisieren.
Gerade in Zeiten von medialer Reizüberflutung und technologischer Veränderung geraten Verständlichkeit und Vertrauen unter Druck.

Veranstalter und Rahmen

Das Symposium wird vom Karlsruher Forum für Kultur, Recht und Technik e.V. ausgerichtet und findet von 10 bis 18 Uhr im Medientheater des ZKM statt.
Das Forum ist bekannt für interdisziplinäre Veranstaltungen, die gesellschaftspolitische Fragen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten.
Schon in den Vorjahren standen Themen wie Demokratie oder Wohnen im Mittelpunkt, nun geht es gezielt um Sprache, Kommunikation und ihre Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Das ZKM als interdisziplinärer Ort

Das Zentrum für Kunst und Medien hat sich seit seiner Gründung als Plattform etabliert, die Kultur, Technologie und Wissenschaft miteinander verknüpft.
Mit Ausstellungen, Forschungsprojekten und Diskussionsforen ist es ein geeigneter Rahmen, um die Spannungsfelder zwischen Kultur, Recht und Technik sichtbar zu machen.
Das Symposium versteht sich deshalb nicht nur als Fachveranstaltung, sondern auch als öffentlicher Raum des Mitdenkens und Mitsprechens.

Die Sprache als verbindendes Element

Ein zentrales Thema ist die Frage: Wie wichtig ist die Rolle der Sprache für gesellschaftlichen Zusammenhalt?
Sprache strukturiert unser Denken, sie grenzt ein oder öffnet Türen.
Fachsprachen und juristische Terminologien können ebenso wie digitale Jargons Verständigungsbarrieren schaffen.
Wertschätzende Sprache hingegen baut Brücken.
Das Symposium stellt diese Fragen bewusst in den Mittelpunkt und lädt dazu ein, über sprachliche Kultur neu nachzudenken.

Rechtsprechung und Verständlichkeit

Besonders spannend ist der Blick auf das Rechtssystem.
Inwiefern beeinflusst Verständlichkeit von Rechtsprechung gesellschaftliche Teilhabe?
Wenn Gesetze und Urteile für Bürgerinnen und Bürger unverständlich bleiben, ist demokratische Teilhabe erschwert.
Eine verständliche Sprache des Rechts stärkt Vertrauen und Transparenz, während unzugängliche Fachsprache Distanz schafft.
Das Symposium greift diese Problematik auf und sucht nach Wegen, juristische Sprache inklusiver zu gestalten.

Die Herausforderung durch Fake News

Kaum ein Thema bewegt die Gesellschaft aktuell so stark wie die Verbreitung von Falschinformationen.
Studien zeigen, dass über 80 Prozent der Menschen in Deutschland Fake News als ernste Gefahr für Demokratie und Zusammenhalt ansehen.
Mehr als 70 Prozent geben zudem an, ihr Vertrauen in die Medien habe abgenommen.
Diese Zahlen machen deutlich, wie brisant das Thema für das Symposium ist.

Fake News und sprachliche Provokation

Welche Bedeutung haben Fake News und sprachliche Provokation im öffentlichen Diskurs?
Provokative Begriffe und bewusst verzerrte Darstellungen haben das Potenzial, Debatten zu verschieben und Verunsicherung zu erzeugen.
Sprache wird so zu einem Instrument, das Gesellschaft spaltet.
Gleichzeitig liegt in ihr auch das Potenzial zur Klärung: Faktenchecks und journalistische Sorgfalt können den Diskurs stabilisieren – sofern sie emotional und verständlich vermittelt werden.

„Fake News gehen in Social Media viral, WEIL sie emotional sind.
Dagegen mit rein sachlichen Informationen gegenhalten, ist ein ungleicher Kampf …“
– Kommentar aus einer Reddit-Debatte

Dieses Zitat verdeutlicht, dass faktenbasierte Argumentation allein nicht genügt.
Es braucht auch eine Sprache, die Menschen emotional erreicht und Vertrauen schafft.

Digitale Kommunikation und Maschinen als Gesprächspartner

Mit der Digitalisierung verändert sich nicht nur das Tempo von Kommunikation, sondern auch die Form.
Chatbots, Sprachassistenten und KI-Systeme treten zunehmend als Gesprächspartner auf.
Welche Rolle spielen Maschinen als Gesprächspartner für unsere Kommunikation?
Diese Frage wird im Symposium aufgegriffen, um zu diskutieren, wie Mensch-Maschine-Interaktion unsere Verständigung langfristig beeinflusst.

Chancen und Risiken der KI-Kommunikation

  • Chancen: KI-Systeme können Informationen schnell zugänglich machen, Sprachbarrieren überwinden und Effizienz steigern.
  • Risiken: Fehlende Transparenz, verzerrte Algorithmen und eine mögliche Entfremdung menschlicher Kommunikation.

Auch hier zeigt sich: Wertschätzung, Klarheit und Transparenz bleiben entscheidende Faktoren, unabhängig davon, ob wir mit Menschen oder Maschinen kommunizieren.

Die gesellschaftliche Wahrnehmung

In Foren und sozialen Medien wird intensiv darüber diskutiert, wie Desinformation und Kommunikationsstrategien den Alltag prägen.
Ein Nutzer brachte es auf den Punkt: „Die Menschen in Deutschland sind alarmiert wegen Desinformationskampagnen und der Verbreitung von Fake News.“
Solche Stimmen spiegeln die Unsicherheit wider, die im Symposium aufgegriffen wird.

Die Perspektive von Mimikama

Praktische Beispiele wie die Plattform Mimikama zeigen, wie Organisationen aktiv gegen Desinformation vorgehen.
Nach anhaltendem Trolling und gezielten Kampagnen wurden Kommentarspalten geschlossen, um Diskussionen auf sichere Kanäle zu verlagern.
Gleichzeitig wurde mit „Wikikama“ ein frei zugängliches Wissens-Wiki geschaffen, das Aufklärung im digitalen Raum fördern soll.
Solche Strategien verdeutlichen, wie wichtig Anpassungen in der Kommunikationskultur sind.

Wertschätzende Kommunikation als Ziel

Das Symposium im ZKM will nicht nur Probleme aufzeigen, sondern auch konkrete Impulse für eine bessere Kommunikation geben.
Wie fördern Veranstaltungen im ZKM wertschätzende Kommunikation?
Indem sie Zuhören, Mitdenken und Mitsprechen ermöglichen, schaffen sie einen Raum, in dem verbindende Sprache entstehen kann.
Dieser Ansatz unterscheidet das Symposium von klassischen Tagungen: Hier geht es nicht nur um Vorträge, sondern um gemeinsames Erarbeiten von Perspektiven.

Gesellschaft im Wandel – Zahlen und Fakten

ThemaStatistik
Vertrauensverlust in MedienÜber 70 % geben an, weniger Vertrauen als früher zu haben.
Bedrohung durch Fake NewsRund 90 % sehen Fake News als Gefahr für Demokratie und Freiheit.
Wahrnehmung von Desinformation84 % betrachten bewusste Falschinformationen als großes Problem.
Soziale Medien als Infoquelle43 % nutzen sie, vertrauen ihnen aber deutlich weniger als klassischen Medien.

Das Symposium in Karlsruhe zeigt deutlich, dass Verständigung kein Selbstläufer ist.
Sie muss aktiv gestaltet, geschützt und weiterentwickelt werden.
Sprache spielt dabei die Schlüsselrolle – sei es in Rechtsprechung, digitaler Kommunikation oder im Umgang mit Fake News.

Dass ein Forum wie das in Karlsruhe diese Themen aufgreift, verdeutlicht die Dringlichkeit.
Es sind Räume wie dieser, die helfen, Orientierung zu schaffen und neue Brücken des Dialogs zu bauen.
Ob in persönlichen Gesprächen, in politischen Debatten oder in digitalen Interaktionen: Die Art, wie wir sprechen, entscheidet über den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.
Karlsruhe setzt hier mit dem Symposium ein wichtiges Zeichen.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.