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Porsche-Gewinn bricht dramatisch ein: Ein historischer Einbruch

In Stuttgart
Juli 26, 2025

Stuttgart – Der traditionsreiche Sportwagenhersteller Porsche erlebt derzeit eine seiner schwersten finanziellen Herausforderungen der letzten Jahre. Ein drastischer Gewinneinbruch, bedingt durch globale Markteinflüsse, strategische Umstellungen und politische Eingriffe, zwingt den Konzern zu harten Einschnitten. Wie konnte es so weit kommen – und was bedeutet das für die Zukunft der Marke?

Ein historischer Einbruch: Was steckt hinter dem 91-Prozent-Gewinnrückgang?

Im zweiten Quartal 2025 meldete Porsche einen Rückgang des operativen Gewinns im Autogeschäft um satte 91 Prozent. Während das Unternehmen im Vorjahreszeitraum noch etwa 1,7 Milliarden Euro erwirtschaftete, blieb diesmal nur ein Gewinn von 154 Millionen Euro. Auch der Umsatz brach um fast 13 Prozent auf rund 8,3 Milliarden Euro ein. Diese Zahlen sorgten nicht nur an den Finanzmärkten für Aufsehen, sondern auch in der Porsche-Zentrale selbst für Schockwellen.

Doch warum stürzt der Porsche Gewinn um 91 Prozent ab? Die Ursachen sind vielfältig: Neben einem drastischen Absatzeinbruch in China belasten vor allem neue US-Zölle, interne Umbaukosten und der schleppende Wandel zur Elektromobilität die Bilanz. Besonders der chinesische Markt, einst Wachstumsgarant für Luxusautos, zeigt sich aktuell als schwach und wettbewerbsintensiv.

Der chinesische Markt bricht weg – Porsche in der Defensive

China war jahrelang der Motor für das internationale Wachstum von Porsche. Doch nun hat sich das Blatt gewendet: Im ersten Halbjahr 2025 gingen die Porsche-Auslieferungen dort um bis zu 42 Prozent zurück. Allein dieser Rückgang erklärt einen großen Teil des dramatischen Gewinneinbruchs. Die Ursachen liegen in einem durch politische Unsicherheiten geprägten Konsumklima, der Dominanz lokaler Elektroauto-Hersteller sowie zunehmender Marktsättigung im Luxussegment.

Auch auf dem chinesischen Markt konkurriert Porsche heute nicht mehr nur mit traditionellen Premiumherstellern wie BMW oder Mercedes, sondern zunehmend mit hochmodernen EV-Marken wie BYD, Xiaomi oder Nio. Diese bieten vergleichbare technische Ausstattung zu deutlich niedrigeren Preisen – ein Wettbewerb, in dem Porsche aktuell das Nachsehen hat.

Die Zollkeule: Wie die USA Porsche unter Druck setzen

Auch in den USA steht Porsche unter Druck. Seit Frühjahr 2025 gelten erhöhte Importzölle auf ausländische Autos und Autoteile. Diese sogenannten „Trump-Tarife“ belasten Porsche besonders stark, da das Unternehmen im Gegensatz zu BMW oder Mercedes keine eigene Produktion in den USA betreibt.

Wie stark belasten US-Zölle den Porsche Gewinn? Porsche rechnet mit einem direkten Verlust von rund 300 Millionen Euro allein im Zeitraum April bis Mai 2025. Auf das Gesamtjahr hochgerechnet ergibt sich eine noch deutlich höhere Summe. Da Porsche seine Fahrzeuge komplett aus Europa in die USA exportiert, treffen die Zölle das Unternehmen mit voller Wucht – entweder durch Margenverluste oder durch höhere Endpreise für Kunden.

Verzögerte Transformation: Porsche und der schwierige Weg zur Elektromobilität

Während die Konkurrenz in China oder Kalifornien längst auf eine reine E-Flotte setzt, kommt Porsche mit der eigenen Elektrifizierungsstrategie nur langsam voran. Zwar steigt der Anteil elektrifizierter Modelle – laut eigenen Angaben waren es im ersten Halbjahr 2025 rund 36 Prozent – doch reicht das offenbar nicht aus, um die negativen Effekte im Verbrennergeschäft zu kompensieren.

Ein Nutzer aus einem Automobilforum bringt es auf den Punkt: „It took a pair of SUVs to save them.“ Diese Aussage verweist darauf, dass Porsche über viele Jahre hinweg stark auf den Erfolg von Cayenne und Macan setzte – ein Modellansatz, der sich bei einer Marktveränderung nun rächt.

Die Konsequenzen: Sparprogramm, Personalabbau und strategische Neuausrichtung

Die wirtschaftliche Entwicklung zwingt Porsche zu weitreichenden Maßnahmen. Bereits im Frühjahr kündigte der Vorstand ein umfassendes Sparprogramm an. Im Fokus steht dabei auch der Personalabbau.

Wie viele Stellen will Porsche abbauen? Insgesamt sollen bis 2029 rund 3.900 Stellen wegfallen – etwa 1.900 davon in Stuttgart. Der Abbau erfolgt über natürliche Fluktuation, befristete Verträge und einvernehmliche Vereinbarungen. Ziel ist es, Einsparungen von bis zu 1,3 Milliarden Euro zu erzielen, davon 800 Millionen Euro bereits im Jahr 2025.

Der Porsche-Vorstand spricht dabei offen von einem „Effizienzprogramm“, das helfen soll, die eigene Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Intern wird über zusätzliche Maßnahmen wie Standortverlagerungen oder Zuliefererwechsel diskutiert.

Welche Rolle spielt China für den Porsche Absatzrückgang?

China war über Jahre hinweg der größte Einzelmarkt für Porsche. Doch im Jahr 2025 hat sich das Bild grundlegend gewandelt. Die Absatzzahlen dort sind eingebrochen, vor allem im Vergleich zum boomenden E-Auto-Markt, den heimische Hersteller dominieren. Hinzu kommen politische Spannungen und verändertes Konsumverhalten der jungen chinesischen Oberschicht, die zunehmend auf nationale Marken setzen.

Ein Forennutzer beschreibt die Situation drastisch: „Chinese car companies can produce cars cheaper and of similar quality… brand loyalty is fading.” Diese Einschätzung deckt sich mit den Absatzzahlen und verdeutlicht den kulturellen Wandel auf einem der wichtigsten Märkte.

Strategie unter Druck: Wie Porsche gegensteuert

Im Rahmen der Quartalspräsentation kündigte Porsche eine strategische Neuausrichtung an. Diese umfasst neben der Kostenreduktion auch gezielte Investitionen in neue Technologien, Produktionsverfahren und Modelle. Besonders in den Bereichen Softwareentwicklung und Batterieproduktion sollen neue Partnerschaften und Übernahmen Effizienz und Innovationskraft erhöhen.

Wieso investiert Porsche weiter trotz Gewinneinbruch? Die Antwort liegt in der langfristigen Perspektive: Porsche möchte durch aktuelle Investitionen zukünftige Gewinne sichern. Deshalb wird nicht nur an neuen Elektroplattformen gearbeitet, sondern auch die Digitalisierung in der Produktion vorangetrieben. Ein Beispiel: die Integration von V4Smart-Technologie für modulare Softwarelösungen im Fahrzeugmanagement.

Margen im Sinkflug – Wie viel bleibt von der Rendite?

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die Marge sinkt deutlich. Im ersten Quartal 2025 fiel die operative Rendite von 14,2 Prozent auf nur noch 8,6 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen eine operative Marge von nur noch 6,5 bis 8,5 Prozent – deutlich unter dem bisherigen Zielkorridor von 10 bis 12 Prozent.

Wie verändert sich die Marge bei Porsche 2025? Neben der operativen Marge wurde auch die EBITDA-Marge gesenkt – von zuvor 19 bis 21 Prozent auf nunmehr 16,5 bis 18,5 Prozent. Damit gibt Porsche zu, dass die Rentabilität in absehbarer Zeit nicht das Niveau der vergangenen Jahre erreichen wird. Ein bedeutender Schritt, der auch Investoren aufhorchen lässt.

Tabellarische Übersicht: Zentrale Kennzahlen im Vergleich

KennzahlQ2 2024 / Prognose 2024Q2 2025 / Prognose 2025
Operativer Gewinn (Auto)ca. 1,7 Mrd. €154 Mio. € (−91 %)
Umsatznicht öffentlichca. 8,3 Mrd. € (−13 %)
Return on Sales10–12 %6,5–8,5 %
EBITDA-Marge19–21 %16,5–18,5 %
Jahresumsatz (Plan)39–40 Mrd. €37–38 Mrd. €

Die Sicht der Kunden: Preissteigerungen, Verfügbarkeitsprobleme, Vertrauensverlust

Auch auf Kundenseite zeigt sich Unzufriedenheit. In US-amerikanischen Foren wie r/porsche911 diskutieren Nutzer die Auswirkungen der Zölle, die sich in Form von Preiserhöhungen und längeren Lieferzeiten bemerkbar machen. „Porsche lost $100M a month in the US right now“, kommentiert ein Nutzer – und verweist damit auf die wirtschaftliche Belastung durch die Handelspolitik.

Auch Probleme mit der Modellverfügbarkeit, etwa bei GTS-Versionen, werden in Foren angesprochen. Kunden berichten von deutlich längeren Lieferzeiten oder verschobenen Bestellfristen, was sich negativ auf die Kundenzufriedenheit und den Absatz auswirkt.

Ein Konzern zwischen Tradition und Transformation

Porsche steht an einem entscheidenden Wendepunkt: Der bisherige Erfolg durch starke SUV-Verkäufe, hohe Margen und internationale Expansion reicht nicht mehr aus, um in einem sich wandelnden Marktumfeld zu bestehen. Der Fokus verlagert sich auf Elektromobilität, Softwareintegration und globale Produktionsstrategien – alles unter hohem Kostendruck.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Gelingt es Porsche, neue Kunden in Schlüsselregionen wie China oder den USA zurückzugewinnen und gleichzeitig Effizienzprogramme umzusetzen, könnte der Weg in eine stabilere Zukunft gelingen. Gelingt das nicht, droht ein anhaltender Rückgang der Margen – und ein weiterer Verlust an Markenmacht im Premiumsegment.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.