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Spanien verbietet England-Trikots beim EM-Finale der Frauen – Geldstrafen drohen

In Aktuelles
Juli 27, 2025

Madrid. Im Vorfeld des EM-Finales der Frauen zwischen Spanien und England sorgen neue Kleidervorschriften in beliebten Touristengebieten für Unruhe. England-Fans, die ihre Nationalmannschaft im Trikot unterstützen wollen, drohen in Teilen Spaniens hohe Bußgelder. Die Maßnahmen werfen Fragen zur Fan-Kultur, gesellschaftlichen Entwicklung und staatlichen Kontrolle auf.

Ein ungewöhnliches Verbot im Vorfeld eines historischen Finales

Während sich Fußballfans weltweit auf das Endspiel der Women’s Euro 2025 am 27. Juli in Basel freuen, stehen einige englische Anhänger in Spanien vor einem Dilemma. In bestimmten Regionen des Landes – insbesondere auf Mallorca und Ibiza – wird das öffentliche Tragen von England-Trikots mit empfindlichen Bußgeldern belegt. Die Strafen können dabei bis zu 500 britische Pfund betragen.

Die Maßnahme wirkt auf den ersten Blick willkürlich und sportfeindlich, ist aber Teil eines umfassenden Maßnahmenkatalogs der spanischen Behörden, der sich gegen unangemessenes Verhalten von Touristen richtet. England-Fans, die in Badeorten wie Magaluf, San Antonio oder Palma de Mallorca ihre Unterstützung durch das Tragen eines Lionesses-Shirts zeigen wollen, könnten dafür tief in die Tasche greifen müssen.

Was steckt hinter dem Trikot-Verbot in Spanien?

Die Behörden begründen das Verbot nicht mit einer Ablehnung gegenüber England oder dem Fußball per se. Vielmehr ist es Ausdruck eines grundlegenden Konflikts zwischen Tourismus, öffentlicher Ordnung und gesellschaftlichem Wandel. In den vergangenen Jahren ist der Widerstand gegen Massentourismus auf den Balearen und an Teilen der Mittelmeerküste deutlich gewachsen. Überfüllte Strände, steigende Mieten durch Airbnb-Vermietungen, sowie exzessiver Alkoholkonsum haben das Verhältnis zwischen Einheimischen und Touristen belastet.

Warum droht England-Fans in Spanien ein Bußgeld, wenn sie Trikots tragen? Weil Fußballtrikots – insbesondere in Verbindung mit Gruppen junger, lauter und oft alkoholisierter Fans – in der Wahrnehmung der spanischen Bevölkerung zunehmend mit dem sogenannten „drunken tourism“ assoziiert werden. Die Kleidung wird dabei als Ausdruck eines Verhaltensstils verstanden, der sich nicht mit dem Wunsch nach respektvollem Tourismus vereinbaren lässt.

Welche Regionen sind betroffen?

In welchen Regionen Spaniens gilt das Trikotverbot für England-Fans? Die neuen Regeln gelten in touristisch überlaufenen Zonen wie dem Partybezirk von Magaluf, Teilen von Ibiza-Stadt, Playa d’en Bossa sowie anderen Küstenorten auf den Balearen. Auch auf dem spanischen Festland wurden vereinzelt Hinweise auf restriktive Kleidervorgaben gemeldet, wenn auch nicht in gleicher Strenge wie auf den Inseln.

Das Verbot steht dabei nicht isoliert: Auch das Tragen von Badebekleidung außerhalb von Strandabschnitten – etwa Bikinis oder das Gehen mit freiem Oberkörper durch die Innenstadt – kann mit Geldstrafen geahndet werden. Die Bußgelder reichen von 100 bis zu mehreren Tausend Euro, abhängig vom Ort und vom Verhalten.

Gilt das Verbot nur für England-Trikots?

Gilt das Verbot nur für England-Trikots oder auch andere Kleidung? Nein, das Verbot ist Teil eines breiteren Maßnahmenkatalogs. Neben Fußballtrikots – besonders auffällig sind hier die der englischen Nationalmannschaften – sind auch andere auffällige Fankleidung, Kostümierungen, grölen in Gruppen oder das Mitführen offener Alkoholbehälter im Straßenbild Gegenstand verstärkter Kontrollen.

Der gesellschaftliche Hintergrund der Maßnahmen

Spanien durchläuft aktuell eine intensive Debatte über die Folgen des Massentourismus. Während der Tourismus einen erheblichen Teil des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, leiden viele spanische Städte unter den Nebenwirkungen. Eine wachsende Anti-Tourismus-Bewegung in Barcelona, Valencia, Palma und kleineren Orten fordert einen Wandel in der Tourismuspolitik.

Proteste unter dem Motto „Tourists go home“ sind keine Seltenheit mehr. Auch wenn sich viele Aktionen friedlich gestalten, berichten soziale Medien und Foren gelegentlich von Spannungen. Ein User auf Reddit beschreibt etwa eine Szene in einer Bar in Barcelona, bei der einem englischen Fan aus einer Gruppe von Lokalbesuchern ein Metallclip an den Kopf geworfen wurde – mit blutiger Folge.

Ein weiterer Beitrag betont: „Die Proteste richten sich nicht gegen Menschen, sondern gegen Systeme. Gegen Airbnb, Gentrifizierung, Lärm, Müll und Alkoholtourismus.“

Ein sportlicher Klassiker mit gesellschaftlicher Sprengkraft

Das EM-Finale 2025 ist mehr als ein sportlicher Höhepunkt. Es ist ein Rematch des Frauen-WM-Finales 2023, bei dem Spanien durch ein Tor von Olga Carmona mit 1:0 gegen England triumphierte. Es ist zudem ein Aufeinandertreffen zweier Kulturen: Englands extrovertierter, lautstarker Fankultur trifft auf Spaniens diszipliniertere, aber ebenso leidenschaftliche Anhängerschaft.

In Online-Foren wird diese Kluft thematisiert. Ein Nutzer schreibt: „Spanische Fans unterstützen ihre Nationalmannschaft, aber sie zeigen es nicht so offen wie Engländer.“ Andere verweisen auf das Missverhältnis an Fan-Präsenz bei internationalen Spielen: „50.000 Engländer gegen 12.000 Spanier – das kann Spannungen erzeugen.“

Welche Strafen drohen bei Verstoß gegen das Trikotverbot?

Wie sind die Bußgelder bei Verstößen gegen Trikot- oder Kleidervorgaben geregelt? Bei Verstößen drohen Strafen bis zu 500 Pfund (rund 585 Euro). Autofahrer, die Nationalfahnen unsachgemäß anbringen, können ebenfalls mit Strafen belegt werden: Sofortgeldbußen von 300 Pfund, oder bis zu 2.500 Pfund im Gerichtsverfahren. In der Summe geht es den Behörden darum, sichtbare Fanbekundungen, die als provozierend oder gruppendynamisch verstanden werden könnten, präventiv zu unterbinden.

Die Stimmen der Spielerinnen: Sport soll wieder im Mittelpunkt stehen

Die Spielerinnen selbst rufen zu einem respektvollen, sportlich geprägten Miteinander auf. Englands Mittelfeldspielerin Keira Walsh äußerte sich zur Thematik mit den Worten: „Ich hoffe, dass Spanien dieses Finale genießen kann, ohne dass alte Kontroversen es überschatten.“ Gemeint ist vor allem der Fall Luis Rubiales, der nach einem ungefragten Kuss auf Spielerin Jenni Hermoso bei der WM 2023 verurteilt wurde. In Spanien hatte der Fall eine Debatte über Sexismus im Fußball ausgelöst.

Spaniens Kapitänin Irene Paredes kommentierte: „Wir haben als Mannschaft und als Land in den letzten Jahren viele Schritte nach vorne gemacht. Dieses Finale steht für unsere Entwicklung.“

Was bedeutet das Verbot für die Fan-Kultur?

Die Diskussion um das Trikot-Verbot berührt tiefere Fragen: Was ist Fankultur heute? Wo verläuft die Grenze zwischen Begeisterung und Rücksichtslosigkeit? Und welche Verantwortung tragen Fußballfans im Ausland?

Die Reaktionen in sozialen Medien und unter Fußballfans sind gespalten. Während einige die Maßnahmen als überzogen und kulturfeindlich empfinden, begrüßen andere den Versuch, Exzesse im Tourismus einzudämmen. Das Bild des betrunkenen England-Fans, laut grölend in den Gassen von Palma, ist in der öffentlichen Wahrnehmung tief verankert – ob berechtigt oder nicht.

Vergleich: Fanverhalten in England und Spanien

AspektEnglandSpanien
Öffentliche FankleidungHäufig, auch außerhalb von SpielenEher selten außerhalb des Stadions
Fanmarsch / GesängeWeit verbreitet, lautstarkSeltener, disziplinierter
AlkoholkonsumTeil der Fan-KulturWeniger ausgeprägt, kritischer bewertet
TourismusverhaltenStark vertreten in PartyzonenHäufiger als Familien- oder Kulturtouristen

Was erwartet Fans beim EM-Finale am 27. Juli?

Am 27. Juli 2025 um 18:00 Uhr wird im St. Jakob-Park in Basel angepfiffen. Das Stadion ist mit 38.500 Plätzen ausverkauft, und der Ticketanteil ist fast gleichmäßig zwischen beiden Nationen verteilt – auch wenn Beobachter mit einem Übergewicht englischer Anhänger rechnen.

Der Veranstaltungsort Schweiz ist von den spanischen Regeln nicht betroffen – dort dürfen Fans natürlich im Trikot erscheinen. Für viele England-Fans stellt sich jedoch die Frage, ob sie auf dem Weg dorthin – etwa beim Zwischenstopp auf spanischem Boden – ihre Fanbekleidung meiden müssen.

Ein Fußballspiel als Spiegel europäischer Debatten

Das EM-Finale der Frauen zwischen Spanien und England wird sportlich wie gesellschaftlich in Erinnerung bleiben. Die sportliche Rivalität ist eingebettet in größere Diskussionen über öffentliche Ordnung, Identität, Gleichberechtigung und die Rolle des Tourismus in Europa. Während Spielerinnen auf beiden Seiten sportliche Fairness und Respekt einfordern, stellen sich Fans und Behörden der Herausforderung, Emotionen und Regeln in Einklang zu bringen.

Ob das Trikot-Verbot langfristig zu mehr Rücksichtnahme führt oder vielmehr zu Frust und Ablehnung, wird sich zeigen. Sicher ist: Der Fußball bleibt ein Abbild der Gesellschaft – mit all ihren Spannungen, Werten und Wandel.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.