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Rückruf bei Rossmann: Bakterien in Reinigungstüchern – Gesundheitsrisiko durch Pluralibacter gergoviae

In Aktuelles
August 05, 2025

Hannover – Die Drogeriekette Rossmann sorgt derzeit mit einem Rückruf für Aufsehen. In bestimmten Chargen der Isana Klärenden Reinigungstücher wurden krankmachende Bakterien entdeckt. Betroffene Verbraucherinnen und Verbraucher sollten die Anwendung sofort einstellen – bei einigen Menschen kann es zu ernsten gesundheitlichen Folgen kommen.

Gefährliche Bakterien in Kosmetik – Was ist passiert?

Rossmann hat zwei Chargen des Produkts „Isana Klärende Reinigungstücher 5 in 1“ aus dem Verkauf genommen. Der Rückruf betrifft ausschließlich die Chargennummern 5191723 und 5192723, identifizierbar über die EAN 4305615416939. Andere Produkte der Marke Isana sind von diesem Rückruf nicht betroffen.

Der Auslöser: Die mikrobiologische Prüfung ergab eine Verunreinigung mit dem Bakterium Pluralibacter gergoviae – ein opportunistisch pathogener Erreger, der insbesondere für Menschen mit geschwächtem Immunsystem ein Risiko darstellt. Das Unternehmen hat sofort reagiert und alle betroffenen Produkte aus dem Verkehr gezogen.

Was ist Pluralibacter gergoviae?

Pluralibacter gergoviae ist ein gramnegatives Bakterium, das natürlicherweise in feuchten Umgebungen vorkommt. Während es für gesunde Menschen meist ungefährlich ist, kann es bei bestimmten Personengruppen schwere Infektionen verursachen. Besonders gefährdet sind:

  • Personen mit Immunschwäche
  • Ältere Menschen
  • Neugeborene
  • Personen mit offenen Wunden oder Hautverletzungen

Der Erreger ist resistent gegenüber einigen gängigen Konservierungsstoffen und kann sich in kosmetischen Produkten durch sogenannte Biofilme schützen. Dadurch übersteht er sogar standardisierte Herstellungsprozesse und hygienische Prüfungen.

Welche Symptome können auftreten?

Verbraucher, die die kontaminierten Reinigungstücher verwendet haben, sollten besonders auf folgende Beschwerden achten:

  • Plötzliche Fieberschübe
  • Hautrötungen oder -reizungen
  • Schwellungen oder Druckempfindlichkeit
  • Atemwegsbeschwerden

Was soll ich tun, wenn ich das Produkt schon benutzt habe?
Wer nach der Anwendung entsprechende Symptome bemerkt – insbesondere wenn bereits Vorerkrankungen oder ein geschwächtes Immunsystem vorliegen –, sollte umgehend ärztlichen Rat einholen.

Wie erkennt man die betroffenen Produkte?

Die betroffenen Tücher lassen sich anhand der Chargennummer auf der Rückseite der Verpackung identifizieren. Folgende Merkmale gelten:

ProduktnameChargennummernEAN
Isana Klärende Reinigungstücher 5 in 15191723, 51927234305615416939

Welche Chargennummern sind vom Rossmann Isana Rückruf betroffen?
Nur die beiden oben genannten Chargen. Andere Produkte der Isana-Serie sind laut Herstellerangabe nicht betroffen und sicher in der Anwendung.

Wie erfolgt die Rückgabe – auch ohne Kassenbon?

Rossmann hat versichert, dass betroffene Kunden das Produkt in allen Filialen auch ohne Vorlage eines Kassenbons zurückgeben können. Der volle Kaufpreis wird erstattet – entweder in der Filiale oder bei Onlinekäufen per Rücksendung.

Wie kann man Rückgabe bei Rossmann ohne Kassenbon abwickeln?
Einfach das Produkt mit zur Filiale bringen oder – bei Onlinebestellung – den Kundenservice kontaktieren. Ein Kaufnachweis ist nicht erforderlich.

Mehr als nur ein kosmetisches Problem: Der Hintergrund der Bakteriengefahr

Der aktuelle Fall reiht sich ein in eine kleine, aber ernste Liste von Fällen, in denen kosmetische Produkte mit gefährlichen Bakterien kontaminiert waren. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat bereits 2020 davor gewarnt, dass solche Keime – insbesondere bei Anwendung auf verletzter oder gereizter Haut – das Risiko für Infektionen bergen. Auch das EU-weite RAPEX-System registrierte in den letzten Jahren mehrere Warnungen, darunter auch Produkte mit bis zu 10 Millionen koloniebildenden Einheiten pro Gramm.

Was bedeutet das für die Branche?

Für Hersteller bedeutet ein solcher Rückruf nicht nur einen Imageverlust, sondern vor allem eine Herausforderung im Qualitätsmanagement. Gerade bei feuchten Produkten wie Reinigungstüchern oder Lotionen ist die mikrobiologische Kontrolle essenziell. Viele Unternehmen setzen inzwischen auf sogenannte Multichallenge-Tests, um auch resistente Keime wie Pluralibacter gergoviae zuverlässig zu erfassen.

Was ist der Phoenix-Effekt?

Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang immer wieder auftaucht, ist der sogenannte Phoenix-Effekt: Auch wenn eine Charge nach einer ersten Prüfung unauffällig scheint, können Keime in kleinen Nischen überleben und später erneut in hoher Konzentration auftreten. Dies ist besonders dann problematisch, wenn Biofilme im Produktionsprozess nicht vollständig entfernt wurden.

Kosmetik als Nährboden – warum gerade Reinigungstücher betroffen sind

Feuchte Produkte wie Reinigungstücher bieten Keimen einen idealen Nährboden. Wenn Konservierungsmittel nicht ausreichend dosiert oder unwirksam gegen bestimmte Bakterien sind, können sich Mikroorganismen im Inneren der Verpackung ausbreiten – teilweise sogar unbemerkt durch die Anwender.

Sind andere Isana-Produkte ebenfalls betroffen?

Nein. Laut Rossmann sind ausschließlich die beiden genannten Chargen des Isana-Produkts betroffen. Andere Produkte derselben Serie wurden geprüft und gelten als sicher.

Multiresistenz: Ein wachsendes Problem

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Pluralibacter gergoviae mittlerweile ein Reservoir für multiple Antibiotikaresistenzen darstellen kann. In Genomanalysen wurden bereits Resistenzgene wie bla(KPC-2) oder mcr-9.1 entdeckt – ein bedenklicher Trend, der über den Kosmetikbereich hinaus Aufmerksamkeit verdient.

Ein Forscherteam stellte fest: „Diese Bakterien sind genetisch so flexibel, dass sie sich rasch an neue Konservierungsstoffe anpassen können. Dadurch steigen die Herausforderungen in der kosmetischen Industrie erheblich.“

Verbraucherreaktionen und Unsicherheit in sozialen Medien

Auf Plattformen wie Facebook oder in spezialisierten Foren zeigten sich viele Nutzer besorgt. Zwar wurden bislang keine akuten Krankheitsfälle öffentlich gemeldet, doch die Unsicherheit über Symptome und richtige Handlungsweisen ist spürbar. Viele Nutzer fragten: „Was ist das Risiko bei Isana Klärende Reinigungstücher Rückruf?“

Die Antwort darauf bleibt klar: Bei gesunden Personen ist das Risiko gering. Menschen mit Hautproblemen, offenen Wunden oder geschwächtem Immunsystem sollten jedoch vorsichtig sein und bei Beschwerden ärztliche Hilfe suchen.

Rossmann reagiert transparent und schnell

Trotz der Gesundheitsgefahr wurde der Rückruf von Rossmann schnell kommuniziert. Experten loben den transparenten Umgang des Unternehmens mit dem Vorfall. Auch wenn Rückrufaktionen das Vertrauen kurzfristig belasten können, stärken sie langfristig die Glaubwürdigkeit der Marke – vorausgesetzt, sie werden offen und verantwortungsvoll durchgeführt.

Was Verbraucher jetzt tun sollten

Verbraucher, die ein betroffenes Produkt besitzen, sollten:

  • Die Chargennummer auf der Rückseite überprüfen
  • Das Produkt keinesfalls weiter verwenden
  • Zurückbringen oder online retournieren
  • Bei Beschwerden einen Arzt aufsuchen

Kann Pluralibacter gergoviae durch Kosmetikprodukte Infektionen auslösen?
Ja – insbesondere bei Risikogruppen. Die Infektion erfolgt meist über Hautkontakt, Wunden oder Schleimhäute. Ein starkes Immunsystem verhindert jedoch in der Regel Krankheitsverläufe.

Ein Problem mit Signalwirkung

Der Fall Rossmann zeigt exemplarisch, wie wichtig Hygiene und mikrobiologische Sicherheit bei der Produktion kosmetischer Produkte sind. Die Kontamination mit Pluralibacter gergoviae ist kein Einzelfall – vielmehr verweist sie auf strukturelle Herausforderungen in der Branche, insbesondere bei feuchten Produkten mit langer Haltbarkeit.

Obwohl es bislang keine bekannten Erkrankungen durch die betroffenen Reinigungstücher gibt, verdeutlicht der Vorfall, wie notwendig konsequente Qualitätskontrollen und schnelle Reaktionen der Hersteller sind. Für Verbraucher ist es beruhigend, wenn Unternehmen wie Rossmann offen und zügig mit solchen Risiken umgehen – doch zugleich zeigt sich: Absolute Sicherheit gibt es nicht.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass auch alltägliche Produkte wie Reinigungstücher eine potenzielle Gesundheitsgefahr bergen können, wenn die Produktionshygiene nicht lückenlos überwacht wird. Umso wichtiger ist es, dass Konsumenten informiert bleiben, Rückrufe ernst nehmen und bei Unsicherheit lieber einmal zu viel als zu wenig reagieren.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.