
München, 27. November 2025 – Die Bayern-Trainingsanlage an der Säbener Straße brodelt. Ein 17-Jähriger hat gerade ein Tor geschossen, das die Tribüne zum Kochen bringt. Und eine deutsche Fußball-Legende sitzt im Sky-Studio und haut mit der Faust auf den Tisch: „Lasst sie doch los!“
Lothar Matthäus ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Doch was der Weltmeister von 1990 in den vergangenen Tagen über Lennart Karl sagte, hat eine neue Dimension erreicht. Der Rekordnationalspieler mit 150 Länderspielen fordert nicht weniger als den sofortigen Stammplatz des Teenagers beim FC Bayern München und eine rasche Berufung in die A-Nationalmannschaft von Julian Nagelsmann.
„Es gibt nie zu früh Nationalmannschaft“
„Lasst sie doch los, lasst sie!“, appellierte Matthäus in der Sendung „Sky90“. „Wir haben immer Angst, junge Spieler zu fördern – und das ist das Problem in Deutschland.“ Für ihn steht fest: „Es gibt da gar keine Argumente (Karl nicht für das DFB-Team zu nominieren).“ Der 64-Jährige geht sogar weiter: „Es gibt nie zu früh aufsteigen und es gibt nie zu früh Nationalmannschaft. Wenn ich was erreichen kann, muss ich den Weg auch gerade gehen.“
Der Anlass ist klar. Beim 6:2-Sieg gegen den SC Freiburg erzielte Lennart Karl nicht nur ein Tor, sondern bereitete auch den Ausgleich für Michael Olise vor – und wurde anschließend in die „Elf des Tages“ des „kicker“ gewählt. In der U21-Nationalmannschaft unter Antonio Di Salvo gelangen ihm in nur zwei Spielen drei Treffer.
Der „Straßenfußballer“, der Deutschland fehlt
Matthäus beschreibt Karl als genau den Spielertyp, den der deutsche Fußball seit Jahren vermisst: „Diese Straßenfußballer, die sich nicht nur in ein System reinzwingen lassen, sondern auch das machen, was sie in dem Moment riechen und fühlen – und das ist Lennart Karl.“ Er sei „ein ganz großer Kandidat, weil solche Spieler, die was Besonderes haben, sind grade bei so einem Turnier gefragt“ – gemeint ist die WM 2026.
Michael Ballack, der Karl sogar beratend zur Seite steht, zeigt sich ebenfalls beeindruckt: „Das konnte wirklich keiner erwarten. Das ist nicht normal, das ist nicht selbstverständlich.“ Der ehemalige Kapitän der DFB-Elf lobt die „unglaubliche Gelassenheit und ein gutes Verständnis für das Spiel“ des 17-Jährigen.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache
Lennart Karl hat in dieser Saison bereits 14 Pflichtspieleinsätze für die Bayern-Profis absolviert. Seine Bilanz:
- 4 Tore und 3 Assists in nur 8 Haupteinsätzen (wettbewerbsübergreifend)
- Dribbling-Erfolgsquote: 65 %
- Abschluss-Konversionsrate: 28 % – deutlich über dem Teamdurchschnitt
- 3 Tore in 2 U21-Länderspielen
Fragen wie „Wer ist eigentlich Lennart Karl und warum wird er mit Lionel Messi verglichen?“ beantworten sich fast von selbst, wenn man seine Bewegungen auf dem Platz sieht. Karl selbst nannte Messi als Kindheitsidol – und das Traumtor gegen den FC Brügge in der Champions League ließ viele an den jungen Argentinier erinnern.
Intern beim FC Bayern wird es eng
Jamal Musiala kehrt zurück, Harry Kane und Michael Olise sind gesetzt – doch genau hier prescht Karl vor. Selbst etablierte Stars wie Serge Gnabry und Leroy Sané müssen plötzlich zittern. Matthäus fordert für das bevorstehende Champions-League-Spiel gegen Arsenal sogar eine klare Aufstellung: „Die Mannschaft stellt sich für mich von allein auf: Karl und Olise auf den Flügeln, vorne Kane und dahinter Gnabry.“
Trainer Vincent Kompany bleibt gelassen und schützt seinen Schützling: „Als junger Spieler hast du nicht diesen Druck. Ich möchte, dass Lennart auch das spürt. Er muss es genießen.“ Fehler würden besprochen, nicht dramatisiert.
Die DFB-Debatte ist eröffnet
Viele Fans und Experten stellen sich inzwischen die Frage: Sollte Lennart Karl schon jetzt in die deutsche A-Nationalmannschaft berufen werden? Rudi Völler bleibt zurückhaltend: „Man muss mal abwarten. Es wird sicher ein paar Wellentäler geben.“ Doch Matthäus kontert scharf: „Welche Offensivspieler in Deutschland sind denn besser und talentierter als Karl? Wer ist trickreicher, mutiger, torgefährlicher, unbekümmerter?“
Noch im Oktober 2025 hatte Matthäus selbst vorsichtiger geklungen. Damals mahnte er nach Karls Tor gegen Brügge: „Es ist verfrüht, jetzt schon von der Nationalmannschaft zu reden.“ Doch die Entwicklung der letzten Wochen hat den Rekordnationalspieler offenbar umgestimmt.
Ein Blick in die Zukunft, der Hoffnung macht
Weniger als 200 Tage trennen die DFB-Elf von der Weltmeisterschaft 2026. Spieler wie Lennart Karl könnten genau der frische Wind sein, den Deutschland braucht. Matthäus sieht ihn sogar als mögliche „Geheimwaffe“, weil genau solche unkonventionellen Talente in K.o.-Runden den Unterschied machen.
Ob Julian Nagelsmann bereits im März 2026 zuschlägt, wird sich zeigen. Fest steht: Ein 17-Jähriger aus der eigenen Bayern-Jugend hat gerade die gesamte Fußball-Republik in Atem gehalten – und eine Legende wie Lothar Matthäus dazu gebracht, laut und deutlich zu fordern: Lasst ihn endlich los.