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Afghanische Passagiere erreichen Hannover mit Sonderflug

In Aktuelles
September 02, 2025

Am Montag landeten knapp 50 Afghaninnen und Afghanen mit gültiger Aufnahmezusage in Deutschland. Die Ankunft erfolgte nach einem langen und beschwerlichen Weg über Islamabad und Istanbul, ehe die Maschine am Flughafen Hannover-Langenhagen eintraf. Für viele der Betroffenen endete damit eine jahrelange Phase der Unsicherheit und des Wartens. Der Flug markiert zugleich einen sensiblen Punkt in der aktuellen Debatte um die deutschen Aufnahmeprogramme für gefährdete Menschen aus Afghanistan.

Ankunft in Hannover

Nach Angaben der Behörden erreichten insgesamt 45 Menschen am frühen Montagnachmittag den Flughafen Hannover. Zwei weitere Betroffene folgten später, sodass sich die Gesamtzahl auf 47 erhöhte. Die Einreise erfolgte mit einem Linienflug über Istanbul, organisiert in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen und deutschen Behörden. Nach der Landung ging es für die Gruppe geschlossen in die Erstaufnahmeeinrichtung im niedersächsischen Friedland.

Am Terminal spielten sich bewegende Szenen ab: Einige Familien konnten sich nach langer Trennung wieder in die Arme schließen. Andere Ankommende wirkten sichtlich erleichtert, endlich den Weg nach Deutschland geschafft zu haben, nachdem sie monatelang oder sogar mehr als ein Jahr in Pakistan ausharren mussten.

Wer durfte einreisen?

Laut Bundesinnenministerium handelte es sich bei den Ankommenden nicht um ehemalige Ortskräfte, sondern um besonders gefährdete Personen, etwa Menschenrechtsaktivistinnen, Journalistinnen oder Juristen. Diese Menschen hatten bereits im Vorfeld Aufnahmezusagen erhalten und durchliefen das reguläre Sicherheitsverfahren. Viele von ihnen mussten jedoch erst durch gerichtliche Verfahren ihre Visa erwirken, da das deutsche Aufnahmeprogramm im Mai dieses Jahres gestoppt worden war.

Einige Gerichte drohten dem Auswärtigen Amt sogar mit Zwangsgeldern, um die Bearbeitung der Anträge durchzusetzen. Ein Oberverwaltungsgericht bestätigte zudem die Rechtsgültigkeit bestimmter Aufnahmen und setzte so ein klares Signal: Bereits gegebene Zusagen sind einzuhalten.

Die Lage in Pakistan und Afghanistan

Die Dringlichkeit der Einreise wurde durch die Situation in Pakistan zusätzlich verschärft. Dort warten derzeit rund 2.100 Menschen mit deutscher Aufnahmezusage, während weitere rund 200 in Afghanistan selbst ausharren. Besonders alarmierend: Pakistan hat inzwischen begonnen, auch Menschen abzuschieben, die eigentlich für das deutsche Bundesaufnahmeprogramm vorgesehen waren. Rund 210 Personen sollen nach offiziellen Angaben bereits nach Afghanistan zurückgeführt worden sein.

Einige der jetzt Eingereisten berichteten von Wartezeiten von mehr als 14 Monaten in Islamabad – in einem Umfeld voller Unsicherheit und ständiger Angst vor einer Rückführung. Die Verlängerung von Sicherheitsfristen seitens Pakistans bis zum Jahresende gibt zwar etwas Zeit, doch der Druck auf Deutschland, Lösungen für die wartenden Familien zu finden, bleibt bestehen.

Politischer Rahmen

Die schwarz-rote Bundesregierung hatte im Mai beschlossen, die freiwilligen Aufnahmeprogramme für gefährdete Afghaninnen und Afghanen zu stoppen. Außenminister Johann Wadephul betonte jedoch, dass Deutschland selbstverständlich rechtsverbindliche Zusagen einhalten werde. Diese Unterscheidung sorgt für juristische und politische Diskussionen, da Hilfsorganisationen und Juristen weiterhin auf die Verantwortung Deutschlands verweisen, gefährdete Menschen zu schützen.

Der jüngste Flug nach Hannover gilt daher als Beispiel dafür, wie gerichtliche Entscheidungen den Kurs der Bundesregierung mitbestimmen können. Gleichzeitig zeigt er die enge Verzahnung von Politik, Justiz und humanitärer Verantwortung.

Hintergrund in Zahlen

KategorieZahl
Angekommene in Hannover47 Personen
Wartende in Pakistanca. 2.100 Personen
Wartende in Afghanistanca. 200 Personen
Abgeschobene trotz Aufnahmezusagerund 210 Personen

Ein Schritt, doch nicht das Ende

Die Ankunft der afghanischen Passagiere in Hannover ist ein positives Signal und gibt Hoffnung – für die Betroffenen ebenso wie für ihre Familien. Doch sie macht auch die enorme Herausforderung sichtbar, die Deutschland bei der Umsetzung seiner Aufnahmezusagen noch zu bewältigen hat. Für Tausende von Menschen, die weiterhin in Pakistan oder Afghanistan auf ihre Ausreise warten, bleibt die Situation angespannt und unsicher. Der Sonderflug zeigt: Lösungen sind möglich, aber sie benötigen politischen Willen, juristische Klarheit und internationale Zusammenarbeit. Erst wenn auch die übrigen Zusagen eingelöst sind, kann von einem wirklichen Erfolg gesprochen werden.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.