
Aktuelle Zahlen und Entwicklungen
Nach offiziellen Angaben haben bis Ende August 2025 lediglich rund 1.867 syrische Geflüchtete eine staatlich geförderte Rückkehr nach Syrien angetreten.
Das Bundesprogramm REAG/GARP sowie ergänzende Länderinitiativen boten finanzielle Unterstützung, die jedoch bislang nur von einer vergleichsweise kleinen Gruppe genutzt wurde.
Bis Ende Mai 2025 waren es sogar nur 804 Rückkehrer. Im Vergleich zu der Gesamtzahl von etwa einer Million Syrerinnen und Syrern, die in Deutschland leben, bleibt diese Zahl äußerst niedrig.
Auch nach dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024, der eine politische Zäsur markierte, setzte keine große Rückkehrwelle ein. Schätzungen zufolge haben seitdem rund 4.000 Syrer aus Deutschland ihre Heimreise angetreten.
Angesichts der hohen Zahl an hier lebenden Menschen aus Syrien verdeutlichen diese Daten, dass die meisten vorerst in Deutschland bleiben möchten.
Finanzielle Anreize für die Rückkehr
Deutschland hat die Programme für freiwillige Ausreisen wieder aufgenommen. Geflüchtete können Unterstützung bei den Reisekosten erhalten sowie eine Starthilfe, die pro Person bis zu 1.700 Euro betragen kann.
Familien können sogar bis zu 4.000 Euro erhalten, ergänzt durch bis zu 2.000 Euro für medizinische Leistungen im Heimatland.
Zwischen Januar und Mitte April 2025 nutzten rund 464 Personen dieses Angebot, insgesamt waren es im Laufe des Jahres bislang etwas mehr als 1.800.
Dennoch zeigt die Resonanz, dass finanzielle Anreize allein nicht ausreichen. Sicherheit, Zukunftsperspektiven und Lebensqualität spielen bei der Entscheidung eine deutlich größere Rolle.
Ein syrischer Rückkehrforscher brachte es in einem Interview auf den Punkt: „Die Menschen wägen genau ab, ob sie ihre Kinder in ein Land zurückschicken wollen, in dem grundlegende Strukturen noch nicht stabil sind.“
Rechtliche Hürden und Schutzstatus
Viele Syrerinnen und Syrer in Deutschland stellen sich die Frage: Dürfen Syrer in Deutschland kurz nach Syrien reisen, ohne ihren Schutzstatus zu verlieren?
Bislang gilt, dass Reisen in das Heimatland als Zeichen gewertet werden können, dass die Fluchtgründe nicht mehr bestehen. Das könnte den Verlust des Schutzstatus nach sich ziehen.
Politisch wird jedoch diskutiert, sogenannte „Go-and-see“-Besuche zuzulassen – kurze Reisen, bei denen Geflüchtete die Situation vor Ort prüfen können, ohne ihren Status zu riskieren.
In Online-Foren wird dieses Thema kontrovers diskutiert. Viele fürchten, dass ein Besuch bei Familienangehörigen oder die Verlängerung eines syrischen Passes in Deutschland als Nutzung staatlicher Hilfe gewertet wird und rechtliche Folgen hat.
Die Unsicherheit ist hoch und verstärkt die Zurückhaltung bei der Entscheidung für eine Rückkehr.
Integration als Bremse für Rückkehr
Ein zentraler Grund für die geringen Rückkehrzahlen liegt in der starken Integration vieler Syrerinnen und Syrer. Sie haben in Deutschland Familien gegründet, Kinder besuchen Schulen, und viele sind auf dem Arbeitsmarkt etabliert.
Besonders im Gesundheitswesen sind syrische Fachkräfte unverzichtbar. Rund 6.000 Ärztinnen und Ärzte mit syrischem Hintergrund arbeiten mittlerweile in Deutschland.
Diese Menschen tragen maßgeblich dazu bei, den Fachkräftemangel zu lindern – ein weiterer Faktor, der Rückkehrpläne in die Ferne rücken lässt.
Auf die Frage Bleiben syrische Fachkräfte wie Ärztinnen trotz Assad-Sturz weiterhin in Deutschland? lässt sich antworten: Ja, viele von ihnen bevorzugen hybride Modelle. Sie denken über eine teilweise Mitarbeit in Syrien nach, möchten ihre Basis aber in Deutschland behalten, um Sicherheit und Stabilität für ihre Familien zu gewährleisten.
Internationale Vergleiche
Ein Blick in die Region zeigt, dass sich Rückkehrbewegungen durchaus unterscheiden. Nach der Wiederöffnung der Nasib-Grenze zwischen Jordanien und Syrien kehrten allein zwischen Dezember 2024 und April 2025 rund 62.500 Syrer zurück.
Diese Dynamik spiegelt sich in Deutschland nicht wider. Während Nachbarländer Syriens eine hohe Mobilität erleben, sind Geflüchtete in Europa stärker in ihre Aufnahmeländer eingebunden.
Migrationsforscher wie Jochen Oltmer betonen, dass eine große Rückkehrwelle nach Deutschland unwahrscheinlich sei. Die Erfahrungen aus früheren Konflikten, etwa in Jugoslawien, zeigen, dass die meisten Geflüchteten ihre neuen Lebensumstände langfristig akzeptieren, wenn Integration, Arbeit und soziale Netzwerke stabil sind.
Persönliche Perspektiven und Sorgen
Auf Plattformen wie Reddit oder in Foren berichten Syrerinnen und Syrer von ihren Überlegungen. Ein häufig genanntes Argument gegen eine Rückkehr sind die unsicheren wirtschaftlichen Bedingungen in Syrien.
Löhne sind niedrig, die Infrastruktur ist beschädigt, und es fehlen funktionierende Netzwerke, um ein neues Leben aufzubauen.
Einige denken darüber nach, zunächst mit Fernarbeit oder kleinen Geschäftsmodellen eine Basis zu schaffen, bevor sie überhaupt einen dauerhaften Umzug erwägen.
Auch kulturelle Bindungen an Deutschland spielen eine Rolle. Kinder, die hier aufgewachsen sind, sprechen oft besser Deutsch als Arabisch. Für viele Familien wäre eine Rückkehr daher nicht nur ein geografischer, sondern auch ein kultureller Bruch.
Unterstützungsprogramme und ihre Nutzung
Ein weiteres zentrales Thema lautet: Wie viel Hilfe bietet Deutschland für eine freiwillige Rückkehr syrischer Geflüchteter?
Neben der Starthilfe umfasst das Programm auch Beratung, Unterstützung bei der Reiseorganisation und in einigen Fällen zusätzliche medizinische Betreuung.
Die Frage Wie viele Syrer haben bislang von diesem Rückkehrprogramm Gebrauch gemacht? wird aktuell mit etwa 133 Personen für die ersten Wochen des Jahres 2025 beantwortet, wobei die Gesamtzahl im Laufe des Jahres steigt.
Monat 2025 | Anzahl Rückkehrer (refinanziert) |
---|---|
Januar | 29 |
Februar | 52 |
März | 36 |
April | 9 |
Mai | 15 |
Diese Daten verdeutlichen: Auch mit finanzieller Unterstützung bleibt die Zahl gering. Die Mehrheit der Syrer in Deutschland sieht ihre Zukunft hier, nicht in Syrien.
Öffentliche Debatte und politische Dimension
Politisch ist das Thema stark umstritten. Einige Parteien fordern, Rückführungen nach Syrien verstärkt in den Fokus zu nehmen, da das Assad-Regime gestürzt wurde und sich die Sicherheitslage in Teilen verbessert hat.
Menschenrechtsorganisationen und Migrationsforscher warnen hingegen vor einem vorschnellen Kurswechsel. Die Lage in Syrien bleibt fragil, und Rückkehrer könnten vor Ort erneut Unsicherheiten ausgesetzt sein.
Die öffentliche Debatte greift zudem auf, dass eine Rückkehrdebatte die Integration in Deutschland gefährden könnte. Wenn Menschen sich nicht sicher fühlen, ob sie langfristig bleiben dürfen, sinkt die Bereitschaft, in Ausbildung oder Beruf zu investieren.
Schlussbetrachtung
Die geringe Zahl der Syrien-Heimkehrer aus Deutschland ist Ausdruck einer komplexen Gemengelage aus Sicherheit, wirtschaftlicher Perspektive und sozialer Integration.
Zwar existieren Förderprogramme, die eine Rückkehr finanziell erleichtern sollen, doch sie reichen nicht aus, um die Mehrheit der Geflüchteten zur Heimkehr zu bewegen.
Stattdessen haben sich viele Syrerinnen und Syrer ein Leben in Deutschland aufgebaut, das sie nicht aufgeben wollen.
Integration, Arbeit und Familienbindungen überwiegen die Sehnsucht nach der Heimat – zumindest solange dort keine stabile Sicherheit und wirtschaftliche Perspektive besteht.
Der Blick auf Nachbarländer Syriens zeigt, dass Rückkehrbewegungen durchaus stattfinden. Für die syrische Community in Deutschland jedoch bleibt die Realität eine andere.
Hier sind die Bindungen an das Aufnahmeland inzwischen so stark, dass Heimreisen für die große Mehrheit nicht infrage kommen.
Der Prozess einer möglichen Rückkehr wird deshalb auch in den kommenden Jahren vorsichtig, individuell und in kleinen Schritten verlaufen.