Teilfreigabe für den Hurstsee: Baden am Ostufer jetzt erlaubt – Was Besucher wissen sollten

In Karlsruhe
August 16, 2025

Der Hurstsee bei Ettlingen darf seit Frühjahr 2025 offiziell teilweise zum Baden genutzt werden. Nach jahrelangen Diskussionen um Naturschutz, Sicherheit und Infrastruktur wurde nun ein Kompromiss gefunden: Das Ostufer ist erstmals freigegeben. Was diese Freigabe für Badegäste bedeutet, welche Einschränkungen gelten und welche offenen Fragen bleiben, zeigt dieser Überblick.

Ein neuer Badeplatz für die Region – mit klaren Grenzen

Die Stadt Ettlingen hat den Hurstsee, auch bekannt als Sulzbacher See, im Frühjahr 2025 erstmals als offizielles Badegewässer ausgewiesen – allerdings nur teilweise. Die Freigabe gilt ausschließlich für das Ostufer. Das bislang vollständig geltende Badeverbot wurde damit erstmals gelockert. Durch den Einsatz von Bojen wird die Badestelle räumlich begrenzt und klar von geschützten Bereichen abgetrennt.

Viele Menschen in der Region hatten sich in den letzten Jahren ein neues Naherholungsgebiet gewünscht – gleichzeitig musste ein Ausgleich zum sensiblen Naturraum geschaffen werden. Die nun umgesetzte Teilfreigabe gilt daher als Kompromiss zwischen Naturschutzinteressen und dem wachsenden Bedürfnis nach wohnortnaher Abkühlung in den Sommermonaten.

„Wo darf man im Hurstsee schwimmen?“ – Nur am Ostufer

Die wichtigste Regelung betrifft den Zugang: Nur das Ostufer ist als Badebereich zugelassen. Das Baden an anderen Stellen, insbesondere am Nordufer, bleibt untersagt. Grund dafür sind sicherheitsrelevante Aspekte und der Schutz sensibler Biotope, die sich in Teilen des Uferbereichs entwickelt haben.

Zur besseren Orientierung wurden gelbe Bojen installiert, die das erlaubte Schwimmareal sichtbar abgrenzen. Diese Maßnahme soll verhindern, dass Badegäste versehentlich in Schutzzonen oder gefährliche Bereiche gelangen.

Wasserqualität: Sehr gut – aber ohne regelmäßige Kontrollen

Die Entscheidung zur Teilfreigabe basiert auch auf wissenschaftlichen Daten: Mehrfach wurden in den letzten Monaten Wasserproben genommen. Die gemessenen Werte sind ausgezeichnet:

DatumE. coli (KBE/100 ml)EnterokokkenWassertemperatur (°C)
19. Mai 202530021,4
10. Juni 20250020,1
07. Juli 20250025,1

Diese Werte bestätigen eine stabile und sehr gute Wasserqualität im freigegebenen Bereich. Allerdings weist die Stadt darauf hin, dass bislang keine regelmäßige Badegewässerüberwachung durch das Gesundheitsamt erfolgt. Auch auf sanitäre Anlagen müssen Besucher weiterhin verzichten.

„Wie sauber ist das Wasser im Hurstsee?“ – Die Daten sprechen für sich

Die bisherigen Proben zeigen, dass der Hurstsee mit anderen beliebten Badeseen in der Region problemlos mithalten kann. Dennoch bleibt die Verantwortung bei den Besuchern: Wer badet, tut dies weiterhin auf eigene Gefahr. Eine offizielle DLRG-Überwachung oder Erste-Hilfe-Station ist nicht vorhanden.

Warum das Nordufer gesperrt bleibt

Obwohl ein Großteil der Öffentlichkeit auf eine umfassendere Öffnung gehofft hatte, bleibt das Nordufer des Hurstsees aus mehreren Gründen tabu. Zum einen handelt es sich um ein Landschaftsschutzgebiet, das zudem Teile eines sogenannten FFH-Gebiets umfasst – also eines besonders geschützten europäischen Flora-Fauna-Habitats.

Hier leben unter anderem seltene Arten wie der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling oder die Helm-Azurjungfer. Auch die Ufervegetation hat sich in den letzten Jahren ungestört entwickeln können – ein Umstand, den Naturschützer als besonders wertvoll einstufen.

„Warum ist Baden am Nordufer verboten?“

Neben ökologischen Gründen gibt es auch sicherheitstechnische Bedenken. Bei einer Untersuchung durch Berufstaucher wurde geprüft, ob unter der Wasseroberfläche gefährliche Hindernisse oder instabile Uferbereiche vorhanden sind. Die Ergebnisse führten zu der Einschätzung, dass nur das Ostufer gefahrlos nutzbar ist.

Vertreter der Stadtverwaltung betonten, dass man lieber Schritt für Schritt vorgehen wolle, statt später aufgrund von Unfällen nachbessern zu müssen.

Bürgerproteste und politische Kompromisse

Die Freigabe war keineswegs unumstritten. Während Umweltverbände sich für die Beibehaltung des vollständigen Badeverbots aussprachen, wuchs in der Bevölkerung der Unmut über die Sperrung eines attraktiven Naherholungsgebiets. Eine Bürgerinitiative sammelte über 600 Unterschriften für eine vollständige Öffnung des Sees.

Die Grünen in Ettlingen positionierten sich daraufhin als Vermittler und schlugen die jetzige Teilfreigabe vor. Ziel sei es, einen vernünftigen Kompromiss zu finden, so eine Sprecherin: „Es ist ein Zeichen dafür, dass Naturschutz und Freizeitnutzung nicht zwingend im Widerspruch stehen müssen.“

Unklare Infrastruktur – und Sorgen der Anwohner

Wenngleich die Freigabe einen Erfolg für viele Erholungssuchende darstellt, bleiben zentrale Fragen zur Infrastruktur ungeklärt. So fehlen weiterhin:

  • Toiletten oder mobile WC-Anlagen
  • Abfallbehälter in Ufernähe
  • Parkplätze oder Parkraumbewirtschaftung
  • Sicherheitsmaßnahmen oder Rettungsinfrastruktur

Vor allem der örtliche Verein FV Sulzbach sieht sich durch das gestiegene Besucheraufkommen unter Druck. Vereinsmitglieder berichten von wild parkenden Autos, Müll an den Ufern und Badegästen, die über das Vereinsgelände zum See gelangen.

„Wir verstehen das Bedürfnis nach Erholung. Aber so, wie es aktuell läuft, leidet das Vereinsleben erheblich“, heißt es in einem Vereinsstatement.

„Gibt es sanitäre Anlagen oder Probenkontrollen am Hurstsee?“

Die Antwort lautet weiterhin: nein. Besucher müssen sich darauf einstellen, keine grundlegende Infrastruktur vorzufinden – weder Toiletten noch Duschmöglichkeiten sind vorhanden. Auch eine regelmäßige Wasserbeprobung durch städtische Behörden ist bislang nicht institutionalisiert worden.

Perspektiven für die Zukunft: Was noch kommen könnte

Die jetzige Freigabe wird vielerorts als Pilotprojekt betrachtet. Es bleibt abzuwarten, wie sich Besucherzahlen, Umweltzustand und die Akzeptanz vor Ort entwickeln. Sollten sich keine größeren Probleme zeigen, wäre ein Ausbau des Badebereichs möglich – vorausgesetzt, Schutzgebiete und Sicherheitslagen lassen dies zu.

Auch eine technische Sicherung des Nordufers ist laut Initiativen nicht ausgeschlossen. „Mit geeigneten Maßnahmen könnte das Nordufer langfristig erschlossen werden, ohne Schaden für die Natur“, betonen Bürgervertreter.

„Wie kommt man zum Hurstsee?“

Die Anreise zum Hurstsee gestaltet sich derzeit noch etwas umständlich. Besucher erreichen den See am besten über Sulzbach. Von dort sind es rund 20 Gehminuten. Parkplätze gibt es nur vereinzelt – etwa in der Nähe eines Schnellrestaurants. Die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist nur eingeschränkt möglich.

Auch Angler betroffen – Nutzung bleibt eingeschränkt

Weniger bekannt ist, dass der Hurstsee auch als Angelgewässer dient. Allerdings dürfen dort nur Vereinsmitglieder des ASV Malsch-Hurst 1967 fischen. Gastkarten oder Tageslizenzen sind nicht erhältlich. Auch unter Anglern ist die Nutzung gering, was auf die sensible Natur und eingeschränkte Zugänglichkeit zurückzuführen ist.

Abschließender Überblick: Was Besucher beachten sollten

AspektStatus
BadeerlaubnisNur Ostufer, durch Bojen abgegrenzt
WasserqualitätSehr gut – laut Messungen des Sozialministeriums
InfrastrukturKeine Toiletten, keine Mülleimer, keine Überwachung
AnreiseZu Fuß von Sulzbach, Parkplätze begrenzt
SicherheitKeine Rettungsdienste vor Ort

Ein neuer Abschnitt für den Hurstsee – mit Einschränkungen

Mit der Teilfreigabe des Hurstsees beginnt ein neues Kapitel für Ettlingen und die Region. Endlich ist ein Zugang zum beliebten Baggersee offiziell möglich – wenn auch unter Einschränkungen. Für Badegäste bedeutet das: Natur erleben, aber mit Verantwortung. Für die Stadt ergibt sich die Chance, neue Wege zwischen Schutz und Nutzung aufzuzeigen.

Wie nachhaltig dieser Schritt ist, hängt entscheidend vom Verhalten der Besucher ab – und davon, ob die Politik nun auch bei Infrastruktur und Schutzmaßnahmen nachzieht. Bis dahin gilt: Schwimmen erlaubt – aber mit Rücksicht.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.