
Erstmals in der Geschichte des reformierten Club-Weltmeisterschaftsformats steht ein Team der Major League Soccer (MLS) in der K.o.-Runde: Inter Miami zieht nach einem 2:2 gegen Palmeiras als Gruppenzweiter ins Achtelfinale der FIFA Club World Cup 2025 ein. Doch das Achtungsergebnis wird begleitet von taktischen Diskussionen, Kollusionsvorwürfen und kritischen Stimmen zur Turnierstruktur.
Ein Spiel, zwei Gewinner – wie ein 2:2 alles veränderte
Das Gruppenspiel zwischen Inter Miami und Palmeiras hatte es in sich – zumindest auf dem Papier. In einer Gruppe, in der nur ein Unentschieden für beide Teams zum Weiterkommen reichte, war die Spannung groß – ebenso wie die Skepsis. Schon vor dem Anpfiff war klar: Ein Remis würde Miami und Palmeiras ins Achtelfinale befördern. Tatsächlich endete das Spiel mit einem 2:2 – ein Ergebnis, das Erinnerungen an das legendäre “Nichtangriffspakt”-Spiel zwischen Deutschland und Österreich bei der WM 1982 weckte.
Inter Miami legte mit Treffern von Allende und Suárez einen Traumstart hin. Doch in der zweiten Halbzeit egalisierte Palmeiras den Rückstand, ohne dabei alles zu riskieren. Das Spiel war geprägt von kontrollierten Ballwechseln, kaum Risiko und einem spürbaren taktischen Kalkül. Beobachter sprachen von einem Spiel, das “mehr durch Mathematik als durch Emotionen” entschieden wurde.
Die Rechenspiele im Hintergrund
Spannend war vor allem die Regelkonstellation: Bei Punktgleichheit zählten zunächst das Torverhältnis und dann das Fair-Play-Konto. Schon im Vorfeld wurde spekuliert, dass beide Mannschaften bei einem 2:2 auf Nummer sicher spielen würden. Gelbe Karten – wie jene für Luis Suárez – hätten theoretisch noch den Ausschlag geben können. Auch dies sorgte für strategische Zurückhaltung.
Messi als Leader – aber nicht als Alleinunterhalter
Im Mittelpunkt des internationalen Interesses stand natürlich Lionel Messi. Der argentinische Weltstar führte sein Team mit Übersicht, Routine und Spielintelligenz durch die Gruppenphase. Besonders sein Freistoßtor gegen Porto wurde gefeiert – ein Beleg dafür, dass Messi auch mit 37 Jahren nichts von seiner Klasse eingebüßt hat.
Doch Messi war nicht allein. Mit Sergio Busquets und Luis Suárez bildete er das Rückgrat einer erfahrenen Achse, die taktisch hervorragend funktionierte. Javier Mascherano, Trainer von Inter Miami, schaffte es zudem, junge Talente wie Benjamin Cremaschi gezielt einzusetzen und mit den Routiniers zu kombinieren.
“Das ist kein One-Man-Team”, betonte Mascherano nach dem Spiel. “Messi ist wichtig, ja – aber unser Erfolg beruht auf kollektiver Intelligenz und einer Balance zwischen jung und alt.”
Publikum, Atmosphäre und Herausforderungen vor Ort
Auch wenn der sportliche Erfolg gegeben war – die Atmosphäre im Stadion zeigte ein zwiespältiges Bild. Während Palmeiras-Fans mit lautstarker Unterstützung das Spiel begleiteten, blieb der Heimanhang von Inter Miami erstaunlich ruhig. Insgesamt war das Stadion in Florida nur etwa zur Hälfte gefüllt. Zwar hatte das Eröffnungsspiel des Turniers über 60.000 Zuschauer angelockt, doch in den Folgepartien sank die durchschnittliche Auslastung auf etwa 36.500 Zuschauer.
Ein Blick auf die Zuschauerzahlen
Spiel | Zuschauerzahl | Stadionauslastung |
---|---|---|
Eröffnungsspiel | 60.927 | ~92% |
Inter Miami – Palmeiras | ca. 35.000 | ~53% |
Ø Turnierspiele (Stand: 24. Juni) | 36.500 | ~56% |
Die eher verhaltene Fanresonanz führt in den USA zu Diskussionen über die langfristige Attraktivität dieses Turnierformats. Trotz der Teilnahme internationaler Top-Klubs bleibt die Begeisterung in Teilen der amerikanischen Sportlandschaft verhalten.
Wirtschaftlicher Boom dank Messi
Was der sportlichen Begeisterung zum Teil fehlt, gleicht der wirtschaftliche Erfolg aus: Inter Miami verzeichnete in den vergangenen Monaten einen beachtlichen Wertzuwachs von 17 % und wird aktuell auf etwa 1,2 Milliarden US-Dollar geschätzt. Der Einstieg von Lionel Messi, kombiniert mit dem internationalen Club-WM-Auftritt, brachte dem Klub nicht nur sportliche Relevanz, sondern auch globale Marktaufmerksamkeit.
Insgesamt sicherte sich Inter Miami allein durch das Erreichen des Achtelfinales rund 21 Millionen US-Dollar an Prämien. Damit zählt der Klub zu den großen wirtschaftlichen Gewinnern der Gruppenphase.
Turnier unter Druck: Struktur, Kritik und Wetter
Die Club-Weltmeisterschaft 2025 ist nicht nur größer denn je, sondern auch kontroverser. Erstmals nehmen 32 Teams teil, das Preisgeld ist mit über einer Milliarde Dollar enorm – doch die Kritik wächst. Insbesondere Spielergewerkschaften und einige nationale Verbände äußern Bedenken hinsichtlich der Termindichte und der körperlichen Belastung der Spieler.
Zudem kam es während einiger Partien zu wetterbedingten Spielunterbrechungen, darunter auch Blitzwarnungen in Miami. Die infrastrukturellen Anforderungen in den WM-Stadien 2026 stehen nun ebenfalls auf dem Prüfstand.
Kritische Stimmen zur Turnierstruktur
- Zusätzliche Spiele erhöhen die Belastung der Profis, vor allem in einer ohnehin dichten Saison.
- Spiele ohne Relevanz oder mit vorhersehbarem Ausgang wirken sportlich entwertet.
- Die Fanbindung außerhalb der jeweiligen Heimatmärkte bleibt gering – trotz günstiger Tickets.
Ein Blick auf die Ticketpreise zeigt zudem: Um Stadien zu füllen, wurden teilweise Eintrittskarten für unter fünf Dollar angeboten. Auch das spricht für Probleme bei der globalen Positionierung des Turniers.
Vorausblick: PSG wartet – ein Duell mit doppelter Brisanz
Im Achtelfinale trifft Inter Miami nun ausgerechnet auf Paris Saint-Germain – den früheren Klub von Lionel Messi. Dieses Spiel ist nicht nur sportlich reizvoll, sondern auch emotional aufgeladen. Messi verließ Paris 2023 nach zwei durchwachsenen Jahren, geprägt von Erfolgsdruck und Fanfrustration. Nun kommt es zum direkten Wiedersehen auf höchstem Niveau.
Paris dominierte seine Gruppe souverän und tritt mit einem eingespielten Team an. Für Inter Miami bedeutet das ein echtes Prüfspiel: Können die Veteranen mit ihrer Erfahrung gegen europäische Top-Dynamik bestehen? Oder wird die Dominanz der MLS-Vereine an dieser Stelle durchbrochen?
Historischer Erfolg – aber mit Nebengeräuschen
Inter Miami schreibt Geschichte. Das Team um Lionel Messi ist nicht nur sportlich weitergekommen, sondern hat sich auch wirtschaftlich, medial und taktisch neu positioniert. Gleichzeitig wirft das Turnier Fragen auf: zur Glaubwürdigkeit mancher Ergebnisse, zur Infrastruktur, zur Attraktivität für Fans und zur sportlichen Wertigkeit.
Ob sich dieses neue Format langfristig etabliert, hängt nicht nur vom Auftritt einzelner Stars wie Messi ab – sondern auch davon, wie glaubwürdig, spannend und fair das gesamte Turniergeschehen bleibt. Das Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain könnte zum entscheidenden Prüfstein werden – für Inter Miami und für das Selbstverständnis dieser neuen Club-Weltmeisterschaft.