Mieterbund drängt auf strengere Mietpreisbremse: Forderung nach mehr Schutz für Mieterinnen und Mieter

In Politik
September 10, 2025

Der Deutsche Mieterbund verschärft den Druck auf die Bundesregierung: Angesichts explodierender Mieten fordert der Verband eine strengere Mietpreisbremse und härtere Sanktionen für Vermieter, die gegen geltendes Recht verstoßen. Während Politik und Experten über die Wirksamkeit der bisherigen Regelungen streiten, sehen Millionen Mieterinnen und Mieter ihre Wohnsituation zunehmend bedroht. Die Debatte um bezahlbaren Wohnraum ist damit in Deutschland aktueller denn je.

Die Mietpreisbremse in Deutschland: Ein Überblick

Die Mietpreisbremse wurde 2015 eingeführt, um in angespannten Wohnungsmärkten die Mietsteigerungen bei Neuvermietungen zu begrenzen. Sie besagt, dass die Miete höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen darf. Trotz dieser Regelung sind die Mieten in vielen Städten in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Vor allem in Metropolen wie Berlin, Frankfurt, München oder Hamburg berichten Mieterinnen und Mieter von massiven Belastungen.

Im Juni 2025 verlängerte der Bundestag die Mietpreisbremse bis Ende 2029. Politisch fand dies breite Unterstützung bei CDU/CSU, SPD und Grünen. Dennoch sehen Kritiker und Befürworter das Instrument höchst unterschiedlich: Während der Mieterbund auf eine Verschärfung drängt, warnen andere Stimmen vor negativen Folgen für den Wohnungsneubau.

Warum fordert der Mieterbund eine strengere Mietpreisbremse?

Der Deutsche Mieterbund (DMB) macht seit Monaten auf eine alarmierende Entwicklung aufmerksam. Nach Angaben des Verbands sind die Angebotsmieten seit 2015 in den 14 größten Städten um knapp 50 Prozent gestiegen – in Berlin sogar um mehr als 100 Prozent. Mieterbund-Präsidentin Melanie Weber-Moritz spricht von einer „sozialen Krise unserer Zeit“. Besonders betroffen seien Frauen, Alleinerziehende, Geflüchtete und Menschen mit geringem Einkommen.

„Wir brauchen eine scharfe Mietpreisbremse, die nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch durchgesetzt wird“, betont Weber-Moritz. Geht es nach dem Mieterbund, sollen Bußgelder für Vermieter eingeführt werden, die die Regeln missachten. Zudem plädiert der Verband für einen temporären Mietenstopp im Bestand, solange das Wohnungsangebot nicht ausreicht, um die Nachfrage zu decken.

Soziale Dimension der Krise

Die steigenden Mietpreise haben längst nicht nur Auswirkungen auf den Geldbeutel, sondern auch auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Laut einer PwC-Studie haben 44 Prozent der Befragten bereits erlebt, dass Bekannte oder Kollegen aufgrund hoher Mieten ihren Arbeitsplatz wechseln mussten. Zwei Drittel der Berufstätigen in deutschen Großstädten sind unzufrieden mit ihrer Wohnsituation. Rund 80 Prozent fordern politische Maßnahmen zur Entlastung – etwa durch Betriebswohnungen oder erweiterte Home-Office-Regelungen.

Massive Verstöße gegen die geltende Mietpreisbremse

Eine weitere Kritik des Mieterbunds betrifft die Durchsetzung. In Berlin zeigen Studien, dass rund 98 Prozent der Vermieter gegen die Mietpreisbremse verstoßen. In etwa der Hälfte aller Fälle liegen die Mieten mehr als 50 Prozent über dem zulässigen Niveau. Besonders private Wohnungsunternehmen sind hier auffällig – sie sind für fast zwei Drittel der Verstöße verantwortlich. Diese Zahlen verdeutlichen, warum der Mieterbund empfindliche Sanktionen fordert.

Die Rolle von Legal-Tech-Dienstleistern

Da die Durchsetzung der Mietpreisbremse in der Praxis oft bei den Mietern selbst liegt, greifen viele Betroffene auf Legal-Tech-Anbieter wie Conny.de zurück. Zwar konnten Mieter damit erfolgreich Mietsenkungen durchsetzen, doch berichten Nutzer zugleich von hohen Provisionskosten. Das zeigt, dass die Bremse ohne staatliche Durchsetzung ihre Wirkung nur eingeschränkt entfaltet.

Kritische Stimmen zur Mietpreisbremse

Gegner einer Verschärfung argumentieren, dass die Mietpreisbremse ein falsches Signal an den Markt senden könnte. Der Sachverständige Manfred Sedlmeier warnte jüngst im Bundestag, dass strengere Regeln Investoren vom Wohnungsneubau abhalten könnten. Er forderte stattdessen eine Verbesserung der Mietspiegel, beschleunigte Genehmigungsverfahren und stärkere Anreize für Neubauten sowie energetische Sanierungen.

Auch Ökonomen und Immobilienexperten weisen darauf hin, dass Regulierung allein nicht ausreiche. Ohne zusätzlichen Neubau bleibe das Wohnungsangebot zu knapp, um die Nachfrage zu befriedigen. Besonders in Ballungsräumen wie München, Frankfurt oder Berlin, wo die Mieten bereits zwischen 18 und 22 Euro pro Quadratmeter liegen, ist der Druck besonders groß.

Gilt die Mietpreisbremse auch für möblierte Wohnungen?

Diese Frage beschäftigt viele Mieterinnen und Mieter. Grundsätzlich gilt die Mietpreisbremse auch für möblierte Wohnungen. Doch in der Praxis werden Zuschläge für Möbel oft nicht transparent ausgewiesen, was die Kontrolle erschwert. Der Mieterbund fordert daher, dass Vermieter verpflichtet werden, Grundmiete und Möblierungszuschlag klar im Mietvertrag aufzuschlüsseln.

Regionale Unterschiede und Ausnahmen

Die Mietpreisbremse greift nicht bundesweit, sondern nur in Gebieten mit „angespanntem Wohnungsmarkt“. Derzeit gilt sie in rund 410 Städten und Gemeinden, was etwa 26 Millionen Menschen betrifft. Dennoch gibt es zahlreiche Ausnahmen:

  • Neubauten, die nach dem 1. Oktober 2014 fertiggestellt wurden
  • Wohnungen, die umfassend modernisiert wurden
  • Mietverhältnisse mit bereits erhöhter Vormiete
  • Staffel- und Indexmietverträge
  • Möblierte Wohnungen bei der ersten Vermietung
  • Ferienwohnungen

Diese Vielzahl an Ausnahmen sorgt für Unsicherheit bei Mietern. In Foren und sozialen Netzwerken herrscht oft Verwirrung darüber, welche Stichtage und Regelungen tatsächlich gelten.

Welche Fragen stellen sich Mieter am häufigsten?

Die Diskussionen zeigen, dass viele Fragen offenbleiben. Nutzer suchen häufig nach Antworten wie:

In welchen Städten oder Regionen gilt die Mietpreisbremse aktuell?

Die Bremse gilt in über 400 Gemeinden, vor allem in Ballungsräumen und Großstädten. In ländlichen Regionen mit weniger Nachfrage kommt sie meist nicht zur Anwendung.

Welche Ausnahmen gibt es bei der Mietpreisbremse?

Wie erwähnt, fallen Neubauten, umfassend sanierte Objekte und bestimmte Mietvertragsarten nicht unter die Regelung. Diese Ausnahmen schaffen Schlupflöcher, die Vermieter gezielt nutzen.

Internationale Vergleiche

Die Mietenkrise ist kein rein deutsches Phänomen. In Wien beispielsweise setzt man auf einen großen Bestand an kommunalen Wohnungen, was zu stabileren Preisen führt. Mieterbund-Präsidentin Weber-Moritz verweist auf das österreichische Modell als positives Beispiel. Es zeige, dass staatlicher Wohnungsbau langfristig für mehr Stabilität sorgen könne.

Die Zukunft der Mietpreisbremse

Mit der Verlängerung bis 2029 ist die Mietpreisbremse als Instrument gesichert, doch die Kontroverse bleibt. Während der Mieterbund auf konsequente Verschärfung setzt, um die Wohnkosten für Millionen Menschen tragbar zu machen, mahnen Kritiker mehr Wohnungsbau und weniger Regulierung an. Die Bundesregierung steht damit vor der Herausforderung, die Balance zwischen Regulierung und Investitionsanreizen zu finden.

Ein gesellschaftliches Problem von großer Tragweite

Wohnraum ist weit mehr als eine ökonomische Größe – er ist Grundvoraussetzung für soziale Sicherheit und Lebensqualität. Wenn sich breite Teile der Bevölkerung die Mieten in den Städten nicht mehr leisten können, führt das zu Abwanderung, Arbeitsplatzwechseln und sozialen Spannungen. Schon heute verlassen Familien die Innenstädte, weil sie dort keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden.

Die Frage nach der Wirksamkeit der Mietpreisbremse ist damit nicht nur eine rechtliche oder politische Debatte, sondern betrifft die Lebenswirklichkeit von Millionen Menschen. Ob strengere Regeln tatsächlich Entlastung bringen oder ob der Schlüssel in einem massiven Ausbau des Wohnungsangebots liegt, wird die Zukunft zeigen. Klar ist jedoch: Die Diskussion um die Mietpreisbremse wird die deutsche Politik und Gesellschaft noch viele Jahre intensiv beschäftigen.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.