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Amazon startet neues Programm: Geld für Kunden, die ihre Bestellungen nicht zurückschicken

In Produkte
September 14, 2025

Amazon überrascht derzeit Kundinnen und Kunden in Deutschland mit einer neuen Rückgabe-Option. Wer eine Retoure anmeldet, kann künftig in vielen Fällen wählen: Entweder das Produkt wie gewohnt zurückschicken oder es behalten und dafür einen Teilbetrag erstattet bekommen. Hinter dieser Maßnahme stecken gleich mehrere Ziele – von der Kostenreduktion über Nachhaltigkeit bis hin zu mehr Komfort für die Käuferinnen und Käufer.

Was steckt hinter der neuen Rückgabe-Option?

Mit dem neuen Modell möchte Amazon ein Problem angehen, das sich seit Jahren zuspitzt: die gewaltige Zahl an Rücksendungen. Millionen Pakete werden allein in Deutschland jährlich zurückgeschickt. Diese Prozesse verursachen nicht nur enorme Logistik- und Lagerkosten, sondern auch eine erhebliche Belastung für die Umwelt. Durch die Option „Artikel behalten und Teilrückerstattung erhalten“ versucht das Unternehmen, diese Kosten zu senken und zugleich den ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Konkret funktioniert das so: Meldet ein Kunde oder eine Kundin eine Rückgabe an, erscheinen im Retourenprozess nun zwei bis drei Möglichkeiten. Neben der klassischen Retoure kann man auch die Option wählen, das Produkt zu behalten und einen festgelegten Geldbetrag zurückzuerhalten. In manchen Fällen steht zusätzlich eine Mischform zur Verfügung: Erst den Teilbetrag akzeptieren und später dennoch das Produkt zurückschicken – dann wird die Restzahlung ausgeglichen.

Wie hoch fallen die Rückerstattungen aus?

Die Höhe des Teilbetrages hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Preis, Größe, Gewicht und Rückgabegrund des Artikels. In vielen dokumentierten Fällen erhalten Kundinnen und Kunden etwa 2,99 Euro, manchmal auch höhere Beträge, die bis zu 10 % des Kaufpreises erreichen können. Beispielhaft berichtete ein Nutzer, dass er bei einem Artikel im Wert von rund 100 Euro eine Gutschrift von 8,40 Euro angeboten bekam – ohne das Produkt zurückschicken zu müssen.

Die Beträge wirken auf den ersten Blick gering. Doch sie verdeutlichen, worum es Amazon geht: Der Rückversand kostet das Unternehmen in vielen Fällen mehr als der angebotene Nachlass. Besonders bei Artikeln unter 20 Euro lohnt sich der Prozess des Hin- und Herschickens kaum. Stattdessen setzt Amazon darauf, dass die Teilrückerstattung sowohl den Kunden als auch die eigene Bilanz zufriedenstellt.

Für welche Produkte gilt die Behalte-Option?

Nicht alle Artikel sind für dieses Modell geeignet. Typischerweise greift es bei günstigen Produkten, kleineren Artikeln oder bei Waren, die leichte Mängel aufweisen. Ausgeschlossen sind dagegen häufig sperrige oder schwere Artikel, gefährliche Produkte sowie Artikel mit hohem Wert. Auch preisgebundene Waren wie Bücher werfen juristische Fragen auf, da ein Rabatt in diesen Fällen möglicherweise nicht erlaubt wäre.

Ein automatisiertes System entscheidet, ob ein Produkt für die Teilrückerstattung infrage kommt. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es nicht vorhersehbar, wann genau die Option auftaucht. Häufig wird sie jedoch bei Rückgabegründen wie „Artikel gefällt nicht“ oder „nicht mehr benötigt“ angezeigt. Amazon selbst erklärt, dass Faktoren wie Preis, Abmessungen und Rückgabegrund maßgeblich sind.

Kundenerfahrungen und Stimmen aus der Praxis

Erste Erfahrungsberichte aus sozialen Medien und Foren zeigen ein gemischtes Bild. Manche Kundinnen und Kunden begrüßen die Option ausdrücklich. Sie empfinden es als praktischen Service, dass sie kleine Beträge zurückerhalten, ohne das Paket aufwendig zur Post bringen zu müssen. Andere hingegen sehen den Nutzen kritisch, da die angebotenen Summen manchmal kaum ins Gewicht fallen. In Einzelfällen äußerten sich Nutzer frustriert, wenn eine zugesagte Rückerstattung nicht wie erwartet ausgezahlt wurde.

„Ich habe bei einer Rückgabe 3 Euro angeboten bekommen, durfte den Artikel aber behalten. Praktisch, weil ich keine Lust auf den Rückversand hatte, aber ehrlich gesagt lohnt sich das nur bei ganz kleinen Produkten.“ – Erfahrungsbericht eines Nutzers.

Auch Händler äußern sich in den Foren. Für sie kann das Programm sinnvoll sein, da es unnötige Retouren verhindert. Gleichzeitig befürchten einige Verkäufer Missbrauch. Denkbar sei etwa, dass Kunden bewusst mehrfach bestellen und Rückgaben anmelden, um immer wieder kleine Beträge einzustreichen. Amazon versucht dem vorzubeugen, indem die Funktion nicht bei jedem Kunden und nicht bei allen Produkten angezeigt wird.

Fragen, die viele Kunden stellen

Kann Amazon mir einfach eine Rückerstattung geben, ohne dass ich die Ware zurücksenden muss?

Ja. Genau darum geht es bei der neuen Option. Wer die Behalte-Variante auswählt, bekommt automatisch eine Teilrückerstattung. In manchen Fällen entfällt sogar die komplette Rücksendung.

Wie hoch ist der Betrag, den Amazon zurückerstattet, wenn ich das Produkt behalte?

Die Höhe schwankt. Von wenigen Euro bis zu rund 10 % des Kaufpreises ist alles möglich. In der Praxis sind es jedoch meist kleinere Summen um die drei Euro.

Für welche Produkte gilt das Angebot?

Häufig bei günstigen Artikeln, kleinen Haushaltsgegenständen oder Waren mit Mängeln. Hochpreisige und sperrige Produkte sind meist ausgeschlossen.

Was passiert, wenn ich das Angebot annehme, aber später doch zurücksenden möchte?

In manchen Fällen ist es möglich, trotz Teilrückerstattung innerhalb der Rückgabefrist das Produkt einzuschicken. Dann erstattet Amazon den Restbetrag. Allerdings wird erwartet, dass man sich mit dem ersten Angebot im Normalfall zufriedengibt.

Kann diese Behalte-Option negative Folgen haben, wenn ich sie oft nutze?

Ja, hier ist Vorsicht geboten. Wenn Kunden die Option sehr häufig nutzen, könnte Amazon dies als auffälliges Verhalten einstufen. Manche Nutzer berichten, dass Konten überprüft oder eingeschränkt wurden.

Warum führt Amazon dieses Modell ein?

Die Strategie verfolgt gleich mehrere Ziele. Zum einen will Amazon die Kosten senken, die durch Retouren entstehen. Jeder Rückversand bedeutet Transport, Bearbeitung, Sortierung und Lagerhaltung – und all das summiert sich zu erheblichen Summen. Zum anderen betont der Konzern die Nachhaltigkeit: weniger Verpackungsmüll, weniger Transportwege und geringere CO₂-Emissionen.

Darüber hinaus ist es für Amazon ein weiterer Schritt in Richtung automatisierter Prozesse. Anhand von Algorithmen wird entschieden, wann ein Artikel als wirtschaftlich unrentabel für den Rückversand eingestuft wird. Diese Entscheidung geschieht ohne manuelles Eingreifen, was die Prozesse effizienter macht.

Was bedeutet das für Händlerinnen und Händler?

Im Hintergrund gibt es ein Programm, das unter dem Namen „Returnless Resolutions“ läuft. Händler, die über Amazons Fulfillment-System verkaufen, können dabei teilweise selbst entscheiden, ob sie eine Rückerstattung ohne Rücksendung ermöglichen möchten. Vor allem kleinere Händler sehen darin eine Chance, Retourenkosten zu reduzieren, sind aber gleichzeitig besorgt wegen möglicher Missbrauchsfälle.

Für Verkäufer ist außerdem wichtig, dass die Entscheidung nicht immer in ihrer Hand liegt. Amazon selbst kann im Interesse des Marktplatzes bestimmen, wann diese Option angeboten wird. Damit bleibt die Kontrolle über Rücksendungen begrenzt, was bei manchen für Unmut sorgt.

Die rechtliche Perspektive

Juristisch bewegt sich das Modell in einem Graubereich. Während es grundsätzlich erlaubt ist, Kundinnen und Kunden Teilbeträge zu erstatten, können Besonderheiten wie preisgebundene Artikel oder Verbraucherschutzaspekte Schwierigkeiten verursachen. Beispielsweise stellt sich die Frage, ob die Behalte-Option im Einklang mit gesetzlichen Gewährleistungsansprüchen steht, wenn Kunden später weitere Mängel feststellen.

Experten weisen darauf hin, dass eine angenommene Teilrückerstattung als Einigung gilt. Wer diesen Betrag akzeptiert, signalisiert damit auch, mit der Lösung zufrieden zu sein. Bei späteren Reklamationen könnte Amazon darauf verweisen, dass der Mangel bereits abgegolten wurde.

Chancen und Risiken für Verbraucher

Für Käuferinnen und Käufer bietet die Behalte-Option Komfort. Wer keinen Aufwand mit Retouren haben möchte, spart Zeit und Weg. Gleichzeitig ist es eine kleine finanzielle Entlastung. Auf der anderen Seite lohnt es sich nicht immer: Bei niedrigen Beträgen wirkt der Nachlass eher symbolisch. Zudem besteht das Risiko, dass zu häufige Nutzung auffällt und Einschränkungen nach sich zieht.

Vorteile für Verbraucher

  • Kein Aufwand für den Rückversand
  • Kleine finanzielle Entlastung
  • Bequemere Handhabung im Alltag

Nachteile für Verbraucher

  • Häufig nur geringe Beträge
  • Rechtliche Unsicherheit bei späteren Reklamationen
  • Mögliches Risiko bei zu häufiger Nutzung

Ein Blick in die Zukunft

Mit dieser Maßnahme reiht sich Amazon in eine wachsende Zahl von Unternehmen ein, die ihre Retourenpolitik überdenken. Gerade in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit im Onlinehandel an Bedeutung gewinnt, wird das Modell als Signal verstanden. Experten gehen davon aus, dass ähnliche Programme künftig auch bei anderen Anbietern auftauchen werden.

Für den E-Commerce insgesamt könnte dies einen Wandel bedeuten: weg vom gedankenlosen Bestellen und Zurücksenden, hin zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Waren. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung bestehen, Missbrauch zu verhindern und faire Regeln sowohl für Kunden als auch für Händler zu gewährleisten.

Das neue Programm von Amazon zeigt, wie sehr sich der Onlinehandel im Umbruch befindet. Rücksendungen gelten seit Jahren als kostspieliges Nadelöhr im E-Commerce – und genau hier setzt der Konzern mit einem innovativen Ansatz an. Kundinnen und Kunden erhalten mehr Flexibilität, Händler sparen Kosten und die Umwelt wird entlastet. Dennoch ist das Modell kein Allheilmittel. Kleine Gutschriften allein ändern das Konsumverhalten nicht, und auch Missbrauchsgefahren bleiben bestehen. Klar ist aber: Amazon hat mit dieser Entscheidung einen Stein ins Rollen gebracht, der die gesamte Branche nachhaltig prägen könnte.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.