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Griechenland-Urlaub: Neue harte Verkehrsregeln – Auswärtiges Amt gibt dringende Warnung

In Aktuelles
September 28, 2025

Athen – Seit Mitte September 2025 gelten in Griechenland neue, drastisch verschärfte Verkehrsregeln. Das Auswärtige Amt warnt deutsche Urlauber vor den Folgen, die nicht nur empfindliche Bußgelder, sondern auch den sofortigen Entzug von Führerscheinen und Kennzeichen umfassen können. Die Regierung in Athen begründet die Reform mit dem Ziel, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Todesfälle im Straßenverkehr deutlich zu reduzieren.

Hintergrund der Reform

Warum Griechenland seine Verkehrsregeln verschärft hat

Griechenland zählt seit Jahren zu den Ländern mit überdurchschnittlich vielen Verkehrstoten innerhalb der Europäischen Union. Die Regierung hat deshalb ein umfassendes Reformpaket des Straßenverkehrskodex (KOK) verabschiedet, das am 13. September 2025 in Kraft trat. Bereits im Vorfeld hatte das Parlament das Gesetz mit großer Mehrheit unterstützt, wobei die Argumentation eindeutig war: Weniger Toleranz bei gefährlichem Verhalten, mehr Abschreckung und strenge Sanktionen für Wiederholungstäter.

Neue Verkehrskultur als Ziel

Offiziell wird das Reformpaket als Einführung einer „neuen Verkehrskultur“ bezeichnet. Ein wichtiger Baustein ist dabei die Einführung von 30-km/h-Zonen in Wohnstraßen, die in Städten mit einspurigen Straßen für beide Richtungen gelten. Experten der International Road Federation schätzen, dass durch diese Maßnahme allein jährlich über 100 Menschenleben gerettet werden könnten – vor allem bei Motorradfahrern und Fußgängern.

Die wichtigsten Änderungen im Überblick

Handynutzung am Steuer: drakonische Strafen

Die wohl sichtbarste Neuerung betrifft den Umgang mit elektronischen Geräten am Steuer. Erstmals werden nicht nur Handys, sondern auch Smartwatches, Tablets und ähnliche Geräte explizit verboten. Wer erwischt wird, muss tief in die Tasche greifen: Beim ersten Verstoß beträgt das Bußgeld rund 350 Euro, verbunden mit einem 30-tägigen Führerscheinentzug. Beim ersten Wiederholungsfall steigt das Bußgeld auf 1.000 Euro und ein 180-tägiges Fahrverbot, beim zweiten Wiederholungsfall sogar auf 2.000 Euro und ein Jahr ohne Fahrerlaubnis. Kommt es zusätzlich zu einem Unfall, drohen strafrechtliche Konsequenzen.

Tempoüberschreitungen und neue Limits

Das Tempolimit wurde nicht nur gesenkt, sondern auch mit verschärften Strafen versehen. In engen Stadtgassen gilt nun ein allgemeines Limit von 30 km/h, auf Hauptstraßen innerhalb von Städten meist 50 km/h. Überschreitungen von mehr als 20 km/h werden bereits mit Bußgeldern ab 100 Euro geahndet. Wer 50 km/h über dem Limit liegt, muss mit 350 bis 700 Euro und einem Führerscheinentzug von zwei Monaten rechnen. Extreme Raser mit über 200 km/h erwartet ein Bußgeld von bis zu 8.000 Euro sowie ein Fahrverbot von bis zu vier Jahren.

Alkoholverstöße und Null-Promille-Regeln

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Alkohol am Steuer. Die Promillegrenze für Autofahrer liegt weiterhin bei 0,5, doch für Fahranfänger, Motorradfahrer und Berufskraftfahrer gilt nun eine strikte Null-Promille-Regel. Bei Werten zwischen 0,8 und 1,1 Promille werden 700 Euro und 90 Tage Führerscheinentzug fällig, bei über 1,1 Promille mindestens 1.200 Euro, ein 180-tägiger Entzug sowie die Beschlagnahmung des Fahrzeugs.

Helm- und Anschnallpflicht konsequent durchgesetzt

Besonders Urlauber mit Rollern oder Mopeds auf den Inseln sollten aufmerksam sein: Sowohl Fahrer als auch Mitfahrer müssen Helme tragen. Bei Verstößen werden nicht nur Bußgelder fällig, sondern auch die Fahrerlaubnis kann entzogen werden. Gleiches gilt für die Anschnallpflicht, deren Missachtung mit 350 Euro und 30 Tagen Führerscheinentzug bestraft wird.

Parkverstöße mit drastischen Folgen

Während in anderen Ländern Parken ein Bagatelldelikt ist, reagiert Griechenland nun extrem streng. Schon bei kleinen Verstößen werden Bußgelder von 20 bis 150 Euro verhängt. Hinzu kommt eine für Touristen besonders unangenehme Praxis: Die Polizei kann sofort die Kennzeichen abmontieren und beschlagnahmen. Diese werden erst nach Bezahlung der Strafe und oft erst nach mehreren Wochen zurückgegeben – für Urlauber ein echtes Problem, da eine Rückführung über deutsche Auslandsvertretungen und das Kraftfahrt-Bundesamt nötig werden kann.

Digitalisierung und Überwachung

Automatisierte Kamerasysteme

Parallel zu den neuen Regeln hat Griechenland ein umfassendes Programm zur digitalen Verkehrsüberwachung gestartet. Allein in der Region Attika rund um Athen sollen 388 Kameras bis Ende 2025 aktiv sein, landesweit sind über 4.000 Anlagen geplant. Diese Systeme registrieren automatisch Geschwindigkeitsverstöße, Handybenutzung, fehlende Helme oder Gurte sowie Rotlichtmissachtungen. Die Daten werden über die staatliche Plattform gov.gr verarbeitet und die Bußgeldbescheide per Post zugestellt.

Unterschiedliche Umsetzung in Regionen

Ein Blick in Foren und soziale Netzwerke zeigt jedoch: Auf manchen Inseln, etwa Rhodos, sind Kontrollen und Radaranlagen noch rar. Während in Athen oder Thessaloniki die Überwachung konsequent ist, berichten Urlauber auf den Inseln von laxeren Kontrollen. Dennoch warnen Experten: Verlassen sollte man sich darauf keineswegs, denn unangekündigte Kontrollen können jederzeit erfolgen.

Urlauber im Fokus

Warnungen des Auswärtigen Amts

Das Auswärtige Amt warnt ausdrücklich vor den neuen Vorschriften. Besonders für Mietwagenfahrer kann es teuer werden, wenn sie die Regeln nicht kennen. Wer ein Auto mietet, muss damit rechnen, dass Verstöße direkt an den Vermieter weitergegeben werden, was die Abwicklung komplizierter macht. Auch der sofortige Entzug von Führerschein oder Kennzeichen wird in Griechenland rigoros praktiziert – eine Maßnahme, die für Touristen besonders drastische Folgen hat.

Reaktionen aus der Reisecommunity

In Reise- und Bewertungsportalen wie Tripadvisor berichten Urlauber von ersten Erfahrungen mit den neuen Strafen. Ein häufiges Thema: Der Führerschein oder die Kennzeichen werden vor Ort einbehalten, sodass kein Ersatzfahrzeug angemietet werden kann. Damit soll verhindert werden, dass sich Fahrer der Strafe durch spontane Weiterreise entziehen.

Häufig gestellte Fragen von Reisenden

Wie hoch sind die neuen Bußgelder und Führerscheinentzüge in Griechenland bei wiederholten Verkehrsverstößen?

Die Höhe hängt vom Delikt ab. Besonders drastisch sind die Strafen bei Handynutzung: Erstverstoß 350 Euro, beim ersten Wiederholungsfall 1.000 Euro und 180 Tage Führerscheinentzug, beim zweiten 2.000 Euro und ein Jahr ohne Fahrerlaubnis.

Gelten die neuen 30-km/h-Zonen in ganz Griechenland?

Ja, grundsätzlich gelten die 30-km/h-Zonen in allen Städten auf einspurigen Straßen für beide Richtungen. Ausgenommen sind nur größere Hauptachsen, wo weiterhin 50 km/h zulässig sind.

Werden auch Smartwatches und Tablets am Steuer verboten?

Ja, die neuen Regelungen umfassen sämtliche elektronische Geräte, die ablenken könnten. Neben Smartphones sind daher auch Smartwatches, Tablets und Wearables ausdrücklich verboten.

Wie werden Verstöße künftig erfasst?

Die Polizei setzt auf digitale Kamerasysteme, die Verstöße automatisch erfassen. Die Daten werden zentral gespeichert, Bußgeldbescheide per Post zugeschickt. In schweren Fällen können Führerschein oder Kennzeichen direkt eingezogen werden.

Müssen auch Motorradpassagiere einen Helm tragen?

Ja, erstmals sind nicht nur die Fahrer, sondern auch die Beifahrer verpflichtet, Helme zu tragen. Bei Verstößen drohen Geldstrafen und zusätzliche Maßnahmen wie Führerscheinentzug.

Gibt es Ausnahmen für Taxis in Busspuren?

Taxis dürfen Busspuren nur in engen Ausnahmefällen nutzen, etwa für das kurze Halten zum Ein- oder Aussteigen. Für andere Fahrzeuge sind Busspuren grundsätzlich gesperrt.

Gesellschaftliche Diskussion

Ungleichheit und Kritik an hohen Strafen

In sozialen Medien wird diskutiert, ob die hohen Geldstrafen nicht sozial ungerecht seien. Kritiker sehen darin eine Bevorzugung von Wohlhabenden, die sich freikaufen könnten, während einkommensschwache Fahrer besonders hart getroffen werden. Befürworter betonen dagegen die Notwendigkeit, durch empfindliche Strafen eine nachhaltige Verhaltensänderung im Straßenverkehr zu erzwingen.

Politischer Konsens und Sicherheitsaspekte

Trotz dieser Kritik wurde das Gesetz von fast allen großen Parteien unterstützt. Der Fokus liegt auf der Bekämpfung von Wiederholungstätern, die durch ein abgestuftes Strafsystem härter sanktioniert werden. Die Einführung von Drogentests bei Kontrollen sowie die verschärften Strafen für Fahrerflucht ergänzen das Paket.

Weitere Aspekte für Reisende

Camping und Wohnmobile

Auch abseits der Straßenregeln hat die griechische Regierung neue Vorschriften erlassen: Wildes Campen oder das Übernachten im Wohnmobil außerhalb genehmigter Plätze wird künftig mit Bußgeldern bestraft. Für Touristen, die Griechenland mit dem Camper bereisen, ist es daher ratsam, nur offizielle Campingplätze zu nutzen.

Folgen für den Tourismus

Für Griechenland ist der Tourismus ein zentraler Wirtschaftsfaktor. Die Regierung betont, dass die Regeln nicht darauf abzielen, Urlauber abzuschrecken, sondern die allgemeine Verkehrssicherheit zu erhöhen. Dennoch wird in Reise-Communities heftig diskutiert, ob die Härte der Maßnahmen nicht auch negative Effekte auf das Urlaubserlebnis haben könnte.

Schlussbetrachtung: Ein neues Kapitel für Verkehrssicherheit in Griechenland

Mit der Reform des Straßenverkehrskodex hat Griechenland eines der härtesten Verkehrsgesetze Europas eingeführt. Urlauber müssen sich auf streng überwachte Regeln einstellen, deren Missachtung hohe Strafen und massive Einschränkungen mit sich bringt. Gleichzeitig zeigen Studien und Einschätzungen, dass die Maßnahmen das Potenzial haben, jährlich zahlreiche Menschenleben zu retten und das Unfallrisiko deutlich zu senken. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die neue Verkehrskultur von den Menschen akzeptiert wird und ob die strengen Strafen langfristig tatsächlich den gewünschten Erfolg bringen.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.