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Pforzheim startet Smart-City-Offensive Pforzheim startet Smart-City-Offensive: So will die Stadt digitaler und nachhaltiger werden

In Pforzheim
Oktober 13, 2025

Pforzheim. Die Goldstadt Pforzheim will zur digitalen Vorreiterin werden: Mit einer ehrgeizigen Smart-City-Offensive will die Stadtverwaltung Verwaltung, Mobilität und Energieversorgung digital transformieren. Unter dem Leitmotiv „Pforzheim. Gemeinsam. Smart.“ setzt die Stadt auf Technologien wie LoRaWAN-Sensorik, smarte Parklösungen und Bürgerbeteiligung, um die Lebensqualität zu verbessern und die Stadt nachhaltiger zu gestalten.

Die Vision einer vernetzten und nachhaltigen Stadt

Die Smart-City-Offensive Pforzheims zielt darauf ab, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Bürgernähe miteinander zu verbinden. Der Begriff „Smart City“ steht dabei nicht nur für technologische Modernisierung, sondern auch für einen kulturellen Wandel im Umgang mit Daten, Energie und öffentlichem Raum. Pforzheim will zeigen, dass Digitalisierung auch in mittelgroßen Städten funktioniert, wenn Verwaltung, Forschung und Wirtschaft gemeinsam an einem Strang ziehen.

Die Stadt ist seit 2021 Teil des Bundesförderprogramms „Modellprojekt Smart City“ und erhält insgesamt 9,1 Millionen Euro Förderung. Diese Mittel fließen in Projekte zur digitalen Infrastruktur, zum Umweltmonitoring und in Programme, die Bürger aktiv einbinden. Ziel ist es, die Stadt nachhaltiger, effizienter und lebenswerter zu gestalten – und dabei auch ökologisch Verantwortung zu übernehmen.

Digitalisierung als Chance für Verwaltung und Bürgerservice

Ein Kernziel der Initiative ist die Digitalisierung der Verwaltung. Dokumente, Anträge und Dienstleistungen sollen Schritt für Schritt online zugänglich werden. Damit folgt Pforzheim dem nationalen Trend zur digitalen Verwaltung, der sich in Deutschland in den letzten Jahren stark beschleunigt hat. Bürgerinnen und Bürger sollen künftig Zeit sparen, Behördengänge digital erledigen und über smarte Anwendungen Rückmeldungen geben können.

Auch Schulen und öffentliche Einrichtungen profitieren von der Digitalisierungsoffensive. Durch den Ausbau der digitalen Infrastruktur können Lernplattformen, Videokonferenzen und digitale Klassenräume besser genutzt werden. Damit will die Stadt den Anschluss an moderne Bildungstechnologien sicherstellen.

Technologische Grundlagen: Sensorik, Daten und Infrastruktur

Eine moderne Smart City lebt von Daten. Pforzheim nutzt dazu insbesondere LoRaWAN-Sensorik, um Umweltdaten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lärmbelastung in Echtzeit zu erfassen. Diese Informationen helfen, Stadtgebiete gezielt zu verbessern und auf den Klimawandel zu reagieren. Das Netzwerk ermöglicht ein umfassendes Monitoring und dient als Basis für intelligente Anwendungen in Energie, Mobilität und Umwelt.

Beispielprojekt: Smart Parking Pforzheim

Ein besonders sichtbares Beispiel ist das Projekt „Smart Parking Pforzheim“. Es soll den Parksuchverkehr reduzieren und die Umweltbelastung senken. Über eine App können Autofahrer freie Parkplätze finden, direkt dorthin navigieren und die Parkgebühr digital bezahlen. Damit spart die Stadt nicht nur CO₂, sondern reduziert auch den Verkehr in der Innenstadt.

Interessant ist dabei, dass die Stadt keine eigenen Investitionen tätigen musste: Private Anbieter übernahmen die technische Umsetzung und Wartung. Ein Modell, das zeigt, wie innovative Kooperationen zwischen öffentlichem Sektor und Privatwirtschaft funktionieren können.

Wie finanziert Pforzheim seine Smart-City-Projekte?

Die Finanzierung der Smart-City-Offensive erfolgt überwiegend durch Bundesmittel. Ergänzt werden diese durch Eigenanteile der Stadt und Kooperationen mit Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Der Oberbürgermeister Peter Boch betonte jedoch mehrfach, dass die finanziellen Spielräume der Kommune begrenzt seien. Er sprach von einer „kommunalen Finanzkrise“, da viele Investitionen gleichzeitig in Schulen, Straßen und Digitalisierung nötig seien. Dennoch sieht die Stadtverwaltung die Smart-City-Projekte als langfristige Investition in Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit.

Von der Strategie zur Umsetzung

Im Dezember 2022 verabschiedete der Gemeinderat die offizielle Smart-City-Strategie. Diese basiert auf sechs zentralen Handlungsfeldern:

  • Digitale Verwaltung und Bürgerservices
  • Nachhaltige Mobilität und Verkehr
  • Umwelt- und Energiedatenmanagement
  • Digitale Bildung und Teilhabe
  • Wirtschaft und Innovation
  • Sicherheit und Datenschutz

Die Strategie versteht sich als lebendiges Dokument: Sie soll regelmäßig angepasst werden, um neue technologische und gesellschaftliche Entwicklungen zu integrieren.

Wie werden die Bürger in die Smart-City-Projekte einbezogen?

Bürgerbeteiligung spielt in Pforzheim eine Schlüsselrolle. Die Stadt veranstaltet Workshops, Online-Dialoge und Quartier-Werkstätten, bei denen Ideen gesammelt und diskutiert werden. Ein besonderes Format sind die sogenannten „Sensorik-Spaziergänge“, bei denen Bürger lernen, wie Umweltdaten erhoben und genutzt werden können. Diese partizipativen Elemente sorgen für Transparenz und stärken das Vertrauen in neue Technologien.

Die Rolle der Hochschule Pforzheim

Die Hochschule Pforzheim begleitet viele Projekte wissenschaftlich. Forschende des Instituts vunk (Verbraucher und Nachhaltigkeit) untersuchen, wie digitale Innovationen gesellschaftlich wirken und wie Bürger in Entscheidungen einbezogen werden können. Das Motto „Digitalisierung soll den Menschen dienen, nicht umgekehrt“ prägt diese Forschung. Studierende arbeiten an praktischen Projekten – etwa an der Analyse von Umweltdaten oder an Konzepten für soziale Teilhabe im digitalen Raum.

Smart City Days – Plattform für Ideen und Austausch

Ein besonderes Highlight im Smart-City-Kalender sind die Smart City Days. Diese jährliche Veranstaltung bringt Technikbegeisterte, Unternehmen und Bürger zusammen. Unter dem Motto „Natürlich Digital. Nachhaltige Entwicklungen für Pforzheim“ stehen Themen wie KI, Energieeffizienz und Mobilität im Fokus. In Workshops lernen Seniorinnen und Senioren, digitale Geräte sicher zu nutzen, während Kinder eigene kleine Sensorprojekte basteln können. So wird Digitalisierung greifbar und erlebbar gemacht.

Technische Herausforderungen und Risiken

Wie in vielen Städten sind auch in Pforzheim die technischen Systeme nicht ohne Probleme. Studien zur LoRaWAN-Technologie weisen auf mögliche Sicherheitslücken und Interoperabilitätsprobleme hin. Auch die Skalierung der Systeme kann Schwierigkeiten bereiten, insbesondere wenn mehrere Anwendungen gleichzeitig auf dieselbe Dateninfrastruktur zugreifen. Hier setzen die Stadtwerke Pforzheim und Partnerunternehmen wie Cisco an, um sichere, softwaredefinierte Netzwerke bereitzustellen, die auch für IoT-Anwendungen geeignet sind.

Welche Technologien kommen bei Smart City Pforzheim zum Einsatz?

Die technologische Basis der Smart-City-Offensive umfasst:

Technologie Anwendung
LoRaWAN-Sensoren Messung von Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Lärm
WLAN-Infrastruktur Freies Internet in Innenstadtbereichen
Smart Parking Digitale Parkplatzerfassung und -navigation
Künstliche Intelligenz Abfallmanagement, Verkehrssteuerung
Open Data Plattform Zugängliche Umweltdaten für Forschung und Bürger

Diese Technologien bilden das Rückgrat der digitalen Stadtentwicklung. Durch offene Schnittstellen sollen künftig auch Start-ups und externe Entwickler Zugang zu anonymisierten Daten erhalten, um eigene Lösungen zu entwickeln.

Smart Cities im nationalen Vergleich

Laut der Haselhorst Associates Studie 2024 verfolgen mittlerweile 98 % aller deutschen Städte Smart-City-Konzepte. Pforzheim liegt damit im Trend, auch wenn es zu den kleineren Modellkommunen zählt. Die Stadt zeigt, dass Smart City nicht nur ein Thema für Millionenmetropolen ist, sondern gerade in Mittelzentren konkrete Vorteile bietet – etwa kürzere Entscheidungswege und mehr Bürgernähe.

Der deutsche Smart-City-Markt wächst rasant: Laut Prognosen wird er von 24,5 Millionen USD im Jahr 2024 auf rund 89,6 Millionen USD im Jahr 2030 anwachsen – ein jährliches Wachstum von etwa 26 %. Pforzheim positioniert sich hier als lernende Stadt, die Erfahrungen sammelt, um langfristig als Modell für andere Kommunen zu dienen.

In welchen Handlungsfeldern arbeitet Pforzheim an seiner Smart-City-Strategie?

Die zentralen Handlungsfelder sind eng mit globalen Nachhaltigkeitszielen verknüpft. Besonders stark engagiert sich Pforzheim in den Bereichen Energieeffizienz, Mobilität und Digitalisierung der Verwaltung. Dazu gehören Projekte wie die Einrichtung eines E-Bus-Betriebshofs, der Ausbau öffentlicher Ladesäulen und die Einführung von KI-gestützten Verkehrsanalysen. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, den CO₂-Ausstoß der Stadt spürbar zu senken.

Welche Risiken bestehen beim Einsatz von LoRaWAN im städtischen Umfeld?

Fachpublikationen und Nutzerberichte weisen auf verschiedene Herausforderungen hin: LoRaWAN-Netze können störanfällig sein, wenn viele Sensoren gleichzeitig aktiv sind. Zudem sind Datenschutz und Netzsicherheit zentrale Themen, da unautorisierte Zugriffe auf offene Netzwerke verhindert werden müssen. Die Stadt setzt deshalb auf verschlüsselte Datenübertragungen und arbeitet eng mit Hochschulen zusammen, um Sicherheitsstandards kontinuierlich zu prüfen.

Digitale Gesellschaft und soziale Teilhabe

Eine Smart City ist nur dann erfolgreich, wenn sie alle Bürger mitnimmt. Pforzheim setzt deshalb auf Inklusion und Bildung. Workshops für Senioren, Beteiligungsplattformen und Schulprojekte fördern den Zugang zur digitalen Welt. Auch Menschen ohne technischen Hintergrund sollen die neuen Möglichkeiten nutzen können.

Das Motto „Gemeinsam. Smart.“ beschreibt diesen Ansatz treffend. Es geht nicht um Technik um ihrer selbst willen, sondern um eine Gesellschaft, die durch Technologie fairer, transparenter und lebenswerter wird.

Abschließender Ausblick: Pforzheim als lernende Stadt

Pforzheim steht noch am Anfang seines Smart-City-Wegs, doch die Grundlagen sind gelegt. Die Kombination aus technischer Innovation, Bürgerbeteiligung und nachhaltigem Denken macht das Projekt zu einem zukunftsweisenden Beispiel für Mittelstädte in Deutschland. Die Smart City Days zeigen, dass Digitalisierung auch mit Nähe, Kreativität und lokaler Identität vereinbar ist. Wenn es gelingt, die verschiedenen Initiativen langfristig zu vernetzen und finanziell abzusichern, könnte Pforzheim in den kommenden Jahren zur digitalen Modellstadt im Südwesten werden – smart, sozial und nachhaltig zugleich.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.