
Wolfsburg, 12. November 2025 – Ein leises Summen, das sachte Nachladen über Nacht – doch hinter der scheinbaren Routine verbirgt sich ein ernstes Risiko. Volkswagen ruft weltweit über zwölftausend Touareg-Modelle zurück, nachdem die Gefahr eines Batteriebrandes erkannt wurde. In Vertragswerkstätten stehen Techniker bereit, um eine Software-Aktualisierung durchzuführen, die künftig Schlimmeres verhindern soll.
Überhitzte Batteriezellen – das Risiko im Detail
Die aktuelle Rückrufaktion betrifft laut Hersteller insgesamt 12.352 Fahrzeuge des Typs VW Touareg, davon 4.853 in Deutschland. Der betroffene Produktionszeitraum erstreckt sich vom 27. September 2018 bis zum 21. August 2024. Die Ursache liegt in möglichen thermischen Auffälligkeiten innerhalb der Hochvoltbatterie: Einzelne Zellmodule können beim Ladevorgang überhitzen. Dadurch besteht die Gefahr, dass sich die Batterie entzündet – ein Risiko, das Volkswagen keinesfalls unterschätzt.
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat die Rückrufaktion unter der Referenznummer 15666R registriert. In den Vertragswerkstätten erhalten die betroffenen Fahrzeuge ein spezielles Software-Update für das Batteriesteuergerät. Dieses Update überwacht die Zelltemperatur präziser, begrenzt die Ladeleistung bei Auffälligkeiten und zeigt dem Fahrer umgehend Warnhinweise im Kombiinstrument an.
VW reagiert mit technischer Vorsicht
„Die Maßnahme dient der Vorsorge“, heißt es aus Unternehmenskreisen. Das Update soll nicht nur die Temperaturregelung verbessern, sondern auch die interne Selbstdiagnose des Hochvoltsystems erweitern. Bei erkannten Abweichungen wird die Ladeleistung automatisch reduziert, um Überhitzung zu vermeiden. Diese vorsorgliche Reduktion kann allerdings dazu führen, dass sich Ladezeiten verlängern oder die verfügbare Kapazität zeitweise verringert.
Historie bekannter Rückrufe – kein Einzelfall beim Touareg
Bereits in der Vergangenheit war der Touareg mehrfach Ziel technischer Rückrufaktionen. 2018 etwa wurde eine Charge wegen eines fehlerhaften Magnetschalters am Anlasser überprüft, der überhitzen und im schlimmsten Fall einen Brand auslösen konnte. Auch 2016 mussten Hybrid-Modelle des SUV zurück in die Werkstätten: Wassereintritt in der Reserveradmulde konnte dort den Hybridspeicher beschädigen und Kurzschlüsse verursachen. Diese Rückrufe verdeutlichen, dass Volkswagen schon mehrfach auf sicherheitsrelevante Risiken beim Touareg reagieren musste.
Betroffene Fahrzeuge und Prüfverfahren
Besitzer können über die Fahrgestellnummer (FIN) prüfen, ob ihr Fahrzeug von der aktuellen Maßnahme betroffen ist. Die Überprüfung ist über die offizielle Volkswagen-Website oder die KBA-Datenbank möglich. Wird ein Touareg dort gelistet, empfiehlt der Hersteller dringend, einen Termin in einer autorisierten Werkstatt zu vereinbaren. Obwohl keine gesetzliche Verpflichtung besteht, die Maßnahme sofort durchführen zu lassen, warnt Volkswagen ausdrücklich vor einer weiteren Nutzung ohne Update – das Risiko einer Überhitzung bleibe bestehen.
Erfahrungen aus der Praxis – Stimmen aus den Foren
In Internetforen diskutieren Fahrer lebhaft über die Maßnahme. Auf der Plattform Motor-Talk berichten Nutzer von Hinweisen in der App zur Rückrufaktion „93HV – Softwareupdate Batteriesteuergerät“. Einige beschreiben, dass nach dem Update ein leicht erhöhter Verbrauch oder ein anderes Ladeverhalten auffällt. Ein Nutzer schreibt: „Nach dem Werkstattbesuch lädt mein Touareg spürbar langsamer – dafür fühle ich mich aber sicherer.“
Auch in der Community „Touareg-Freunde“ wurde das Thema intensiv diskutiert. Dort fiel auf, dass bestimmte eHybrid-Konfigurationen zeitweise aus dem Online-Konfigurator verschwanden und sogar Bestellungen storniert wurden. Händler erklärten dies mit „laufenden technischen Überarbeitungen“. Der Zusammenhang mit der Rückrufmaßnahme liegt nahe, wurde aber vom Hersteller offiziell nicht bestätigt.
Globale Dimension des Rückrufs
Die Problematik beschränkt sich nicht allein auf den Touareg. Bereits im Dezember 2024 hatte Volkswagen in den USA 4.616 Fahrzeuge wegen ähnlicher Risiken an der Hochvoltbatterie zurückgerufen. Weltweit waren zuletzt über 100.000 Plug-in-Hybrid-Modelle verschiedener Marken des Konzerns betroffen – darunter Passat GTE, Audi Q7 e-tron und Porsche Cayenne E-Hybrid. Laut dem KBA wurden in Deutschland in diesem Kontext bereits 16 Brandfälle gemeldet, bei denen fehlerhafte Hochvoltbatterien eine Rolle spielten.
Diese Zahlen unterstreichen, dass die Herausforderungen der Elektromobilität nicht nur bei Volkswagen bestehen. Komplexe Batteriemanagementsysteme, extreme Temperaturbedingungen und Schnellladevorgänge stellen hohe Anforderungen an die Technik. Der aktuelle Rückruf zeigt, wie sensibel Hersteller auf kleinste Auffälligkeiten reagieren müssen, um Risiken zu minimieren.
Zuverlässigkeit und Qualitätswahrnehmung
Im TÜV-Report 2025 erreicht der Touareg eine Mängelquote von 7,2 % in der Altersklasse 4 bis 5 Jahre. Damit positioniert er sich im soliden Mittelfeld vergleichbarer SUV-Modelle. Trotzdem werfen Rückrufe wie dieser ein Schlaglicht auf die Sicherheitsstrategie des Konzerns: Volkswagen setzt auf präventives Handeln und Software-Monitoring statt Hardware-Austausch, um teure Reparaturen und lange Ausfallzeiten zu vermeiden.
Häufige Fragen der Besitzer – und ihre Antworten
Viele Fahrer fragen sich, welche konkreten Schritte nun erforderlich sind. Die wohl häufigste Frage lautet: „Wie erkenne ich, ob mein Touareg betroffen ist?“ – die Antwort: Über die Fahrgestellnummer lässt sich im Rückrufportal sofort prüfen, ob das Fahrzeug in der Datenbank gelistet ist. Nach Bestätigung erhalten Besitzer einen Brief mit der Aufforderung zum Werkstatttermin.
Ein weiterer Punkt betrifft die Auswirkungen des Updates auf Fahrverhalten und Reichweite. Nutzerberichte zeigen leichte Veränderungen: verlängerte Ladezeiten, ein marginal höherer Energieverbrauch oder ein trägeres Ansprechverhalten bei Volllast. Diese Effekte entstehen, wenn die neue Software vorsorglich die Ladeleistung begrenzt, sobald das System Unregelmäßigkeiten erkennt. Technisch soll das Update aber keine dauerhafte Einschränkung bewirken, sondern einen Sicherheitsmechanismus darstellen.
Wie gefährlich ist die Brandgefahr tatsächlich?
Bisher sind keine bestätigten Fälle bekannt, in denen ein Touareg aus dem aktuellen Produktionszeitraum aufgrund der beschriebenen Problematik Feuer gefangen hätte. Volkswagen spricht von einer reinen Vorsichtsmaßnahme. Der Rückruf solle „den Schutz der Kunden und der Fahrzeuge gewährleisten“. Dennoch zeigen frühere Ereignisse – wie der Fall eines 71-jährigen Touareg-Besitzers aus Rheinland-Pfalz, dessen älteres Modell nach einer Werkstattmaßnahme in Brand geriet –, dass das Thema sensibel bleibt. Der Hersteller bezeichnete diesen Vorfall als „Einzelfall“ ohne Bezug zur aktuellen Serie.
Software statt Schraubenschlüssel – ein Paradigmenwechsel
Der aktuelle Fall illustriert den tiefgreifenden Wandel in der Automobilindustrie: Während Rückrufe früher meist mechanische Komponenten betrafen, sind es heute oft digitale Systeme, die über Software-Updates korrigiert werden. Die Fähigkeit, sicherheitsrelevante Funktionen per Code zu verbessern, wird zu einem zentralen Element der Fahrzeugentwicklung. Dennoch bleibt die Herausforderung groß: Software kann Fehler beheben – aber auch neue Abhängigkeiten schaffen.
Reaktionen und öffentliche Wahrnehmung
In sozialen Netzwerken verbreitete sich die Nachricht vom Rückruf rasch. Auf Facebook warnen Autoforen und Automobilseiten vor einer „möglichen Überhitzung beim Laden“, versehen mit eindringlichen Bildern verkohlter Batterien anderer Modelle. Diese Posts erzeugen Aufmerksamkeit, schüren aber auch Unsicherheit. Experten betonen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Brandes äußerst gering sei und der Rückruf vor allem dazu diene, diese Quote noch weiter zu senken.
Zukunftsausblick und Bedeutung für die Marke Volkswagen
Für Volkswagen ist der Rückruf mehr als eine technische Korrektur – er ist ein Signal an Kunden, Behörden und Investoren. Die konsequente Reaktion zeigt, dass der Konzern aus früheren Krisen gelernt hat. Während Rückrufe bei Elektro- und Hybridfahrzeugen inzwischen zu einer Routine des Sicherheitsmanagements gehören, bleibt das Ziel klar: Vertrauen sichern, bevor Schaden entsteht.
Mit Blick auf die kommenden Modelljahre dürfte Volkswagen das Batteriemonitoring weiter verfeinern. Branchenbeobachter erwarten, dass zukünftige Systeme auf Echtzeit-Cloud-Überwachung setzen, um potenzielle Risiken bereits vor dem Werkstattbesuch zu erkennen. Damit wird der Rückruf des Touareg möglicherweise als Wendepunkt betrachtet – hin zu einer Ära, in der Software-Sicherheit den mechanischen Rückruf ablöst.
Ein Rückruf mit Signalwirkung
Auch wenn der aktuelle Rückruf auf den ersten Blick wie eine technische Routine wirkt, zeigt er doch, wie sensibel moderne Fahrzeugtechnik auf kleinste Abweichungen reagiert. Für die Fahrer bleibt die Botschaft eindeutig: Sicherheit geht vor Komfort. Wer seinen Touareg in die Werkstatt bringt, kann das Fahrzeug beruhigt weiter nutzen – mit einem System, das im Zweifel lieber warnt, als zu riskieren. Für Volkswagen markiert die Aktion einen weiteren Schritt in der Transformation zum Software-getriebenen Automobilhersteller – und für die Kunden ein Zeichen, dass Vorsicht in der Elektromobilität zur neuen Normalität wird.

































