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KI-Plattform DeepSeek aus China steht unter Verdacht Nutzerdaten systematisch an den Staat weiterzuleiten

In Aktuelles
Juni 24, 2025
Deep Seek

Berlin, 24. Juni 2025, 17:30 Uhr (CCS)

Spionage-Vorwürfe gegen DeepSeek: Wie gefährlich ist die chinesische KI-Plattform wirklich?

Die chinesische KI-Plattform DeepSeek steht unter schwerem Verdacht, Nutzerdaten systematisch an staatliche Stellen in China weiterzuleiten. Was als technologischer Hoffnungsträger für innovative KI-Nutzung begann, hat sich für viele Regierungen und Datenschutzbehörden zum sicherheitspolitischen Albtraum entwickelt. Der Fall DeepSeek wirft nicht nur Fragen zum internationalen Datenverkehr auf, sondern auch zum Umgang mit „Shadow AI“, politischen Manipulationen und der globalen Regulierung künstlicher Intelligenz.

Staatsnahe Infrastruktur und Vorwürfe der Spionage

Die Kritik an DeepSeek entzündete sich an konkreten Vorwürfen aus den USA: Ein hochrangiger Beamter des US-Außenministeriums beschuldigte das Unternehmen, Nutzerinformationen gezielt an chinesische Geheimdienste weiterzuleiten. Die Grundlage dieser Anschuldigung ist die technische Infrastruktur von DeepSeek. So soll das System über eine direkte Anbindung an China Mobile verfügen – einen staatlich kontrollierten Telekommunikationskonzern – der den Datenverkehr über Server in Peking leitet.

Hinzu kommt die Erwähnung DeepSeeks in Beschaffungsunterlagen der chinesischen Volksbefreiungsarmee – laut US-Quellen über 150-mal. Die Nutzung von Hochleistungschips wie Nvidias H100 trotz Exportbeschränkungen soll über Strohfimen in Südostasien erfolgt sein. Damit steht der Verdacht im Raum, US-Exportgesetze gezielt unterlaufen zu haben.

Weltweite Reaktionen: Verbote, Warnungen, Sanktionen

Die Reaktion internationaler Behörden ließ nicht lange auf sich warten. In den USA wurde die App bereits auf sämtlichen Geräten der Bundesverwaltung, darunter NSA, NASA und Pentagon, blockiert. Auch andere Länder reagierten prompt:

  • Südkorea: Regierung verbietet DeepSeek auf Diensthandys wegen unerlaubter Datenübermittlung.
  • Italien: App aus allen Stores entfernt, Datenschutzprüfung eingeleitet.
  • Australien und Kanada: Öffentliche Einrichtungen dürfen DeepSeek nicht mehr verwenden.
  • Irland und Niederlande: Untersuchung durch nationale Datenschutzbehörden läuft.
  • USA: Prüfung auf Sanktionen gegen das Unternehmen sowie Listung auf der Entity List.

Auch Unternehmen ziehen Konsequenzen. Die Commonwealth Bank of Australia und japanische Konzerne wie Toyota und SoftBank haben DeepSeek aus internen IT-Systemen verbannt.

Technische Analyse: Sicherheitsrisiken durch Hintertüren

Ein erheblicher Teil der Kritik stützt sich auf die technische Analyse der DeepSeek-Systeme. Mehrere unabhängige Sicherheitsforscher konnten massive Schwachstellen im Modell belegen. Besonders kritisch: die hohe Erfolgsrate sogenannter „Jailbreak-Angriffe“, bei denen KI-Modelle zur Ausgabe gesperrter Inhalte überlistet werden. Bei DeepSeek R1 liegt diese Erfolgsquote bei nahezu 100 %.

Zusätzlich wurde ein schlecht geschützter OAuth-Callback-Server dokumentiert, über den sich externe Akteure Zugriff auf Chatprotokolle und API-Schlüssel verschaffen konnten. Besonders brisant: Die Plattform sammelt nicht nur Chatinhalte, sondern auch Metadaten wie Tastatureingaben, Geräte-ID, Spracheinstellungen und den Standort. Diese Kombination ermöglicht eine exakte Nutzerprofilierung.

Propaganda und politische Verzerrung im Systemkern

Wissenschaftliche Analysen zeigen, dass DeepSeek nicht nur technisch unsicher ist, sondern auch inhaltlich stark politisch gefärbt. Zwei Studien belegen, dass das Modell bewusst sensible Begriffe wie „Tian’anmen“, „Taiwan“ oder „Menschenrechte“ intern erkennt, aber gezielt unterdrückt oder verfälscht ausgibt. Das Modell generiert zunächst sachliche Inhalte, filtert diese jedoch im Output und ersetzt sie durch regimefreundliche Narrative.

„DeepSeek zeigt keine Neutralität. Es gibt eine systematische Verzerrung zugunsten chinesischer Staatsinteressen“, heißt es in einer Studie der Universität Tübingen.

In der chinesischen Sprachversion werden zudem US-Institutionen wiederholt negativ dargestellt, während die Darstellung Chinas konsequent positiv erfolgt. Dies weckt den Verdacht gezielter Propaganda durch ein kommerzielles KI-Tool.

Shadow AI: Das unsichtbare Risiko in Unternehmen

Ein weiterer, bislang weniger diskutierter Aspekt ist die versteckte Nutzung von DeepSeek innerhalb von Unternehmen. Viele Mitarbeitende nutzen KI-Tools im Arbeitsalltag, ohne dies mit der IT-Abteilung abzustimmen – ein Phänomen, das als „Shadow AI“ bekannt ist. Laut Sicherheitsanalysen aus den USA stellt DeepSeek dabei ein besonderes Risiko dar, da es unkontrolliert sensible Unternehmensdaten erfassen und weiterleiten könnte.

Unternehmen wie Amazon reagieren bereits: Sie warnen intern vor DeepSeek und bewerben gleichzeitig eigene Alternativen innerhalb der AWS-Infrastruktur. Auch Google hat das Tool mittlerweile aus seinem Play Store entfernt.

Integration in Smart-Home-Geräte: Die stille Gefahr

Erstaunlich ist, dass DeepSeek bereits tiefer im Alltag vieler Menschen verankert ist, als vermutet. Laut internationalen Fachberichten kommt das System in zahlreichen chinesischen Smart-Home-Produkten zum Einsatz – etwa in Geräten der Marken Haier, Hisense und TCL. Die KI unterstützt dort Sprachbefehle, Gerätesteuerung und automatisierte Abläufe – verbunden mit der systematischen Sammlung von Verhaltensdaten in den eigenen vier Wänden.

Ein vollständiger Überblick, in welchen Geräten DeepSeek bereits integriert ist, existiert bislang nicht. Die fehlende Transparenz verstärkt die Sorge, dass Millionen von Nutzern weltweit unwissentlich betroffen sind.

Marktdynamik: Aufstieg und Fall in Echtzeit

Ironischerweise war DeepSeek Anfang 2025 die am schnellsten wachsende KI-Plattform auf dem westlichen Markt. In den USA stieg die App in nur drei Wochen zur meistgeladenen KI-Anwendung in den App-Stores auf. Auch in Europa und Lateinamerika war das Interesse enorm. Besonders die niedrigen Antwortzeiten, die offene API und die geringen Kosten machten DeepSeek für Entwickler attraktiv.

Doch dieser rasante Aufstieg wurde abrupt gestoppt – nicht durch technische Probleme, sondern durch geopolitische und sicherheitstechnische Bedenken. Dies zeigt die Macht politischer Entscheidungen auf technologische Entwicklungen und die wachsende Relevanz von AI-Governance.

Übersicht: Kritische Aspekte rund um DeepSeek

AspektBewertung
DatenschutzHohes Risiko durch Datenweiterleitung und fehlende Transparenz
SicherheitsarchitekturSchwachstellen und Backdoors dokumentiert
Politische NeutralitätSystematische Verzerrung zugunsten Chinas
Regulatorische ReaktionInternationale Untersuchungen, Sperrungen, Sanktionen
VerbreitungIntegration in Smart-Home-Geräte und Shadow-AI-Szenarien

Mehr als ein Technologieproblem

Der Fall DeepSeek ist kein Einzelfall, sondern ein Menetekel für die zukünftige Entwicklung globaler KI-Systeme. Er zeigt, wie tief technische, politische und sicherheitsrelevante Fragen miteinander verwoben sind. Die Diskussion um die Plattform ist Ausdruck eines größer werdenden Misstrauens gegenüber chinesischer Technologie – und eines Mangels an international abgestimmten KI-Regelwerken.

Es bleibt abzuwarten, ob DeepSeek dauerhaft vom westlichen Markt verbannt wird oder ob sich Wege finden, Transparenz und Vertrauen wiederherzustellen. Fest steht: Die Debatte über Datenhoheit, KI-Governance und digitale Souveränität wird durch diesen Fall neu entfacht.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.