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Nachruf auf einen bayerischen Unternehmer Reich durch Butter: Molkeriese Toni Meggle ist tot

In Aktuelles
Oktober 31, 2025

Wasserburg am Inn – Bayern trauert um eine seiner prägenden Unternehmerpersönlichkeiten: Toni Meggle, der langjährige Eigentümer der MEGGLE Group, ist im Alter von 94 Jahren verstorben. Der „Butter-König“ aus Wasserburg machte aus einem regionalen Molkereibetrieb eine weltweit bekannte Marke und prägte über Jahrzehnte die deutsche Lebensmittelindustrie.

Ein Unternehmerleben zwischen Tradition und Moderne

Vom Molkereilehrling zum Firmenlenker

Toni Meggle, mit vollständigem Namen Josef Anton „Toni“ Meggle III, wurde am 12. Mai 1931 in Wasserburg am Inn geboren. Nach einer Ausbildung zum Molkereimeister trat er 1956 in den elterlichen Betrieb ein, den bereits sein Großvater 1887 gegründet hatte. Nur vier Jahre später übernahm er die Unternehmensleitung gemeinsam mit seinem Vater – ein Schritt, der den Grundstein für den späteren internationalen Erfolg legte.

Die Ära der Innovationen

Unter seiner Führung wandelte sich das Unternehmen in den 1960er Jahren zu einem modernen Lebensmittelkonzern. Eine der bekanntesten Innovationen: die erste portionierte Butter, die 1960 auf dem Eucharistischen Weltkongress in München vorgestellt wurde. Diese Idee – kleine, hygienisch abgepackte Butterportionen – veränderte den Markt nachhaltig und brachte MEGGLE europaweite Aufmerksamkeit.

Der Aufstieg zur Weltmarke

Im Laufe der Jahrzehnte baute Toni Meggle ein internationales Netzwerk auf. Bereits 1977 eröffnete das Unternehmen seine erste Auslandsniederlassung in Japan – ein visionärer Schritt, lange bevor andere deutsche Lebensmittelhersteller diesen Weg gingen. Später folgten Werke und Vertriebsgesellschaften in Osteuropa, den USA und Brasilien. Heute beschäftigt die MEGGLE Group rund 2 600 Mitarbeitende und erzielt einen Jahresumsatz von über 1,4 Milliarden Euro.

Werte, Visionen und Führungsstil

Ein Familienunternehmer mit Prinzipien

Toni Meggle galt als ein Unternehmer, der Werte wie Bodenständigkeit, Loyalität und Verantwortungsbewusstsein hochhielt. Er pflegte eine enge Beziehung zu seinen Mitarbeitern und verstand es, Tradition mit Innovation zu verbinden. Sein Führungsstil war kooperativ – er setzte auf Vertrauen, Weiterbildung und die Förderung eigenständiger Ideen.

Zitat aus der Unternehmensleitung

„Toni Meggle war ein Unternehmer im besten Sinne: mutig, menschlich und visionär“, sagte Ministerpräsident Markus Söder nach Bekanntwerden seines Todes. „Bayern verliert eine starke Persönlichkeit mit großem Herzen.“ Diese Worte fassen zusammen, was viele seiner Wegbegleiter empfanden: Dankbarkeit für einen Mann, der sein Lebenswerk nie dem kurzfristigen Profit, sondern der Beständigkeit widmete.

Warum gründete Toni Meggle eine Stiftung?

Um das Fortbestehen seines Lebenswerks zu sichern, gründete er 2019 die Toni-Meggle-Stiftung. Sie hält seitdem die Unternehmensanteile der MEGGLE Group und verpflichtet sich laut Satzung, die Unabhängigkeit des Unternehmens dauerhaft zu schützen. Ein Verkauf der Firma ist ausdrücklich ausgeschlossen – ein in der deutschen Unternehmenslandschaft seltener Schritt, der den langfristigen Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region garantieren soll.

MEGGLE Group im Wandel der Zeit

Von der Butter zur High-Tech-Molke

Während MEGGLE für viele Verbraucher mit Kräuterbutter und Milchprodukten verbunden ist, umfasst das Portfolio längst mehr: Milch- und Molkeprodukte für die Lebensmittel-, Pharma- und Tierfutterindustrie. Unter Toni Meggle entwickelte sich das Unternehmen zu einem vielseitigen Industriezulieferer, der jährlich Tausende Tonnen veredelte Molkenbestandteile produziert.

Internationaler Ausbau und Zukäufe

In den 2020er Jahren setzte die MEGGLE Group ihren Expansionskurs fort. Sie übernahm unter anderem die Käserei Stegmann Emmentaler GmbH & Co. KG von Sodiaal, um ihre Position im Käsemarkt zu stärken. Auch in Osteuropa und Asien wuchs die Marke – inzwischen ist sie in rund 19 Ländern vertreten. Diese Expansion war das Ergebnis einer langfristigen Strategie, die Toni Meggle bereits in den 1980er Jahren begann.

Wie wurde MEGGLE international so erfolgreich?

Die Internationalisierung beruhte auf einer Kombination aus Qualität, lokaler Anpassung und konsequenter Markenpflege. MEGGLE investierte früh in Forschung und Entwicklung – eine Strategie, die Toni Meggle als „einzige nachhaltige Form, langfristigen Wert zu schaffen“ bezeichnete. Diese Haltung prägt das Unternehmen bis heute.

Persönliches Engagement und gesellschaftliche Verantwortung

Soziale und kulturelle Projekte

Neben seiner Rolle als Unternehmer war Toni Meggle tief in seiner Heimatregion verwurzelt. Gemeinsam mit seiner Frau Marina unterstützte er zahlreiche soziale und kulturelle Projekte in Oberbayern – von Bildung über Jugendarbeit bis zur regionalen Kulturförderung. Besonders wichtig war ihm die Förderung des Pferdesports. Als leidenschaftlicher Reiter war Meggle Mitbegründer der „Stiftung Deutscher Pferdesport“ und unterstützte Reiterinnen und Reiter in Deutschland finanziell und ideell.

Welche Ehrungen erhielt Toni Meggle?

Für seine Verdienste erhielt Toni Meggle zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande und den Bayerischen Verdienstorden. Die Stadt Wasserburg verlieh ihm zudem die Ehrenbürgerwürde. Diese Ehrungen spiegeln sein Lebenswerk wider – die Verbindung wirtschaftlichen Erfolgs mit sozialem Engagement.

Ein Familienunternehmen durch und durch

Obwohl die MEGGLE Group längst global agiert, blieb der Familiengedanke zentral. Auch nach der Umwandlung in eine Stiftung ist das Unternehmen von dieser Philosophie geprägt: Nachhaltigkeit, Verantwortung und Vertrauen. In Interviews betonte Meggle immer wieder, dass wirtschaftlicher Erfolg nur dann Sinn mache, „wenn er den Menschen diene“.

Rückschläge und private Herausforderungen

Familiäre Konflikte und Erbstreit

Wie bei vielen großen Familienunternehmen blieb auch das Leben von Toni Meggle nicht frei von Konflikten. Medien berichteten in den 2010er Jahren über juristische Auseinandersetzungen innerhalb der Familie rund um Erb- und Besitzfragen. Seine älteste Tochter äußerte sich öffentlich über Differenzen, die das Verhältnis belasteten. Diese privaten Turbulenzen warfen zeitweise Schatten auf das sonst harmonische Bild der Unternehmerfamilie, änderten jedoch nichts am Respekt für seine Lebensleistung.

Gesundheit und Rückzug aus dem Tagesgeschäft

Nach und nach zog sich Toni Meggle aus dem operativen Geschäft zurück, blieb jedoch bis zuletzt als Vorsitzender des Aufsichtsrats tätig. Noch im hohen Alter nahm er regelmäßig an Unternehmensveranstaltungen teil und interessierte sich für die Entwicklung seiner Firma. Erst in den letzten Jahren lebte er zurückgezogen, blieb aber geistig wach und weiterhin stark mit der Region verbunden.

Reaktionen aus Wirtschaft und Politik

Trauer um einen Pionier der Lebensmittelbranche

Nach Bekanntwerden seines Todes würdigten zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik den Verstorbenen. Vertreter des bayerischen Mittelstands sprachen von einem „Vorbild an Integrität und unternehmerischer Verantwortung“. Auch in sozialen Medien zeigten viele User ihre Anteilnahme – besonders aus der Heimatstadt Wasserburg, wo Meggle als Symbol lokaler Wirtschaftskraft gilt. Auf Facebook teilte Wasserburg24 ein Trauer-Posting, das innerhalb weniger Stunden Hunderte Reaktionen erhielt – ein Zeichen, wie nah Meggle den Menschen geblieben war.

Welche Bedeutung hatte Toni Meggle für Bayern?

Für Bayern war Meggle mehr als nur ein erfolgreicher Unternehmer. Er war Botschafter einer Wirtschaftsregion, die Tradition und Innovation verbindet. Seine Marke steht für Qualität „Made in Bavaria“ – ein Konzept, das weltweit Anklang fand. Die Molkereibranche profitierte von seinen Ideen, seinem technischen Verständnis und seinem Weitblick.

Statistiken und wirtschaftlicher Einfluss

Unternehmen im Überblick

KategorieZahl / Information
Gründungsjahr1887 (durch Josef Anton Meggle I.)
HauptsitzWasserburg am Inn, Bayern
Beschäftigteca. 2 600 weltweit
Umsatz (2024)rund 1,4 Mrd. Euro
Auslandsstandorteca. 19 Länder (u. a. Japan, USA, Brasilien)
Bekannteste ProdukteKräuterbutter, Portionsbutter, Milch- und Molkeprodukte

Nachhaltigkeit und Verantwortung

Toni Meggle sah Nachhaltigkeit nicht als Modewort, sondern als Pflicht. Der Nachhaltigkeitsbericht von 2019 beschreibt, wie das Unternehmen seine Rohstoffe verantwortungsvoll bezieht, Wasser und Energie spart und Abfälle minimiert. Diese ökologische und soziale Verantwortung trug entscheidend zum positiven Image der Marke MEGGLE bei – gerade in Zeiten wachsender Sensibilität für Umweltthemen.

Warum gilt Toni Meggle als Vorbild für Mittelständler?

Weil er bewies, dass Wachstum und Verantwortung vereinbar sind. Er expandierte weltweit, ohne die Wurzeln zu kappen. Sein Modell – regionale Verbundenheit bei globaler Präsenz – gilt heute vielen Familienbetrieben als Leitbild. Dabei betonte Meggle stets, dass wirtschaftlicher Erfolg kein Selbstzweck sei, sondern immer auch eine Verpflichtung gegenüber Mitarbeitenden und Gesellschaft mit sich bringe.

Ein Erbe, das bleibt

Nach seinem Tod führt die Toni-Meggle-Stiftung das Lebenswerk fort. Sie sorgt dafür, dass das Unternehmen unabhängig, innovativ und regional verwurzelt bleibt. Auch die Familie und die MEGGLE-Mitarbeiter haben angekündigt, seine Werte fortzuführen – eine stille, aber klare Verpflichtung an das Lebenswerk eines Mannes, der mehr hinterließ als eine Marke: eine Haltung.

Der letzte Weg eines Visionärs

Toni Meggle starb am 30. Oktober 2025 friedlich im Kreis seiner Familie. Die Beisetzung soll im engsten Familienkreis in Wasserburg am Inn erfolgen. Der Konzern hat angekündigt, ihm auf dem Werksgelände eine Gedenkstätte zu widmen. Für viele Menschen in Bayern bleibt er der „Butter-Mann“, der mit Bodenständigkeit, Weitblick und Herz eine der bekanntesten Lebensmittelmarken Deutschlands formte.

Ein Lebenswerk mit Zukunft

Mit Toni Meggle verliert Deutschland einen Unternehmer alter Schule – einen, der Verantwortung nicht als Bürde, sondern als Auftrag verstand. Sein Name wird weiterleben – in der Toni-Meggle-Stiftung, in der MEGGLE Group und in jeder kleinen Butterportion, die den Esstisch erreicht. Und vielleicht ist genau das sein größtes Vermächtnis: zu zeigen, dass Erfolg nicht vergänglich ist, wenn er auf Werten ruht.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.