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Aktuelle Impfempfehlung Stiko: Gürtelrose-Impfung jetzt auch für Risikogruppen unter 50 Jahren

In Aktuelles
November 07, 2025

Berlin, 7. November 2025 Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlung zur Impfung gegen Gürtelrose (Herpes zoster) erweitert. Künftig sollen auch jüngere Risikogruppen unter 50 Jahren geimpft werden. Das betrifft Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder bestimmten Grunderkrankungen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) im Epidemiologischen Bulletin bekanntgab. Ziel ist es, schwere Krankheitsverläufe und Folgeerkrankungen bei gefährdeten Personen zu vermeiden.

Hintergrund: Gürtelrose und das Risiko einer Reaktivierung

Gürtelrose, medizinisch als Herpes zoster bezeichnet, entsteht durch die Reaktivierung des Varizella-zoster-Virus, das auch Windpocken verursacht. Nach einer überstandenen Windpocken-Infektion verbleiben die Viren lebenslang im Körper und können bei nachlassender Immunabwehr erneut aktiv werden. Besonders ältere Menschen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem sind gefährdet. Die Erkrankung kann starke Schmerzen, Hautausschläge und in schweren Fällen Komplikationen wie eine postherpetische Neuralgie verursachen.

Nach Angaben des RKI verläuft die Erkrankung bei Kindern in der Regel mild. Bei Erwachsenen können sich die Viren jedoch auf mehrere Körperregionen ausbreiten und über das Blut verbreiten. In schweren Fällen kann eine Gürtelrose lebensbedrohlich werden. Deshalb gilt die Impfung als wichtiger Bestandteil der Prävention.

Erweiterte Impfempfehlung der STIKO

Die STIKO empfahl bislang die Impfung gegen Gürtelrose mit einem adjuvantierten Totimpfstoff (Handelsname: Shingrix) für alle Personen ab 60 Jahren als Standardimpfung. Für bestimmte Risikogruppen galt diese Empfehlung ab 50 Jahren. Zu diesen Gruppen zählen Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus erythematodes, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder Asthma bronchiale. Auch Patienten mit einer HIV-Infektion, chronischer Niereninsuffizienz oder nach Blutstammzelltransplantationen fallen darunter.

Mit der neuen Anpassung empfiehlt die STIKO die Impfung nun auch für Personen ab 18 Jahren, wenn eine entsprechende Immunschwäche oder Vorerkrankung vorliegt. Damit erweitert sich die Zielgruppe deutlich. Die Empfehlung wurde im Epidemiologischen Bulletin des RKI veröffentlicht. Ziel ist es, die Häufigkeit von Gürtelrose sowie die Zahl schwerer Komplikationen in der Bevölkerung zu senken.

Impfstoff, Dosierung und Wirksamkeit

Der verwendete Impfstoff ist ein adjuvantierter Totimpfstoff (HZ/su), der in zwei Dosen verabreicht wird. Der Abstand zwischen den beiden Dosen beträgt mindestens zwei und maximal sechs Monate. Studien zeigen laut RKI eine Wirksamkeit von rund 92 Prozent zum Schutz vor Gürtelrose und etwa 82 Prozent gegen postherpetische Neuralgie. Auch bei über 70-Jährigen liegt die Schutzwirkung noch bei etwa 90 Prozent. Damit gilt der Impfstoff als hochwirksam.

Die STIKO begründet die Empfehlungserweiterung mit neuen Erkenntnissen zur Wirksamkeit bei jüngeren Risikopatienten. Die Impfung könne insbesondere bei Immungeschwächten dazu beitragen, schwere Verläufe zu verhindern. Sie wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn eine entsprechende Indikation besteht.

Risikogruppen und Krankheitsbilder

Die STIKO nennt in ihren Empfehlungen eine Reihe von Grunderkrankungen, bei denen die Impfung bereits ab 50 Jahren angeraten wird. Dazu gehören:

  • Angeborene oder erworbene Immundefizienz oder Immunsuppression
  • HIV-Infektion
  • Diabetes mellitus
  • Rheumatoide Arthritis oder systemischer Lupus erythematodes
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) oder Asthma bronchiale
  • Chronische Niereninsuffizienz

Für Personen mit einem dieser Krankheitsbilder wird die Impfung bereits ab 50 Jahren empfohlen, nun auch für jüngere Erwachsene, sofern ein ärztlich festgestelltes Risiko besteht. Die Empfehlung gilt als Indikationsimpfung und soll das Risiko einer Reaktivierung der Varizella-zoster-Viren deutlich reduzieren.

Impfquote und aktuelle Herausforderungen

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts liegt die Impfquote bei Erwachsenen in Deutschland weiterhin unter 50 Prozent. Bei der Gürtelrose-Impfung beträgt sie in den empfohlenen Altersgruppen nur rund 20 Prozent. Das bedeutet, dass etwa vier von fünf Menschen, für die die Impfung empfohlen ist, bislang keinen ausreichenden Schutz besitzen. Fachgesellschaften und Krankenkassen kritisieren diese Impflücke seit längerem und fordern gezielte Aufklärungskampagnen.

Ein Grund für die niedrigen Impfquoten könnte die unzureichende Information über die Risiken einer Gürtelrose sein. Viele Betroffene unterschätzen die Schwere möglicher Komplikationen, insbesondere die langanhaltenden Nervenschmerzen, die nach der Erkrankung auftreten können. Diese sogenannten postherpetischen Neuralgien sind oft schwer behandelbar und können die Lebensqualität dauerhaft beeinträchtigen.

Langzeitwirkung und neue Erkenntnisse aus Studien

Die Schutzdauer der Impfung wird derzeit in weiteren Studien untersucht. Erste Daten zeigen, dass der Impfschutz über mehrere Jahre stabil bleibt. Die STIKO prüft nach eigenen Angaben fortlaufend die Wirkdauer sowie den optimalen Impfzeitpunkt, insbesondere bei jüngeren Erwachsenen.

Darüber hinaus deuten neue epidemiologische Studien auf mögliche zusätzliche Effekte hin. Forschende des Universitätsklinikums Heidelberg beobachteten, dass die Gürtelrose-Impfung das Risiko einer Demenz um etwa 20 Prozent senken könnte. Der Effekt zeigte sich vor allem bei Frauen. Diese Ergebnisse werden als ergänzende Perspektive auf die langfristigen gesundheitlichen Vorteile der Impfung betrachtet, ohne dass die Studie einen ursächlichen Zusammenhang beweist.

Erfahrungen aus Foren und sozialen Medien

In sozialen Netzwerken und medizinischen Foren berichten Nutzerinnen und Nutzer über sehr unterschiedliche Erfahrungen mit der Gürtelrose-Impfung. In englischsprachigen Diskussionsforen, etwa auf Reddit, wird häufig von etwas stärkeren kurzfristigen Impfreaktionen berichtet, die im Vergleich zu mRNA-COVID-Impfstoffen teilweise intensiver empfunden werden. Genannt werden Muskel- und Gliederschmerzen, Fieber und Müdigkeit, die in der Regel nach ein bis zwei Tagen abklingen.

In deutschsprachigen Gesundheitsforen wie dem Psoriasis-Netz schildern einzelne Betroffene mit Autoimmunerkrankungen jedoch verlängerte Nebenwirkungen, darunter geschwollene Lymphknoten oder anhaltende Erschöpfung. Zugleich zeigen Erfahrungsberichte von Personen mit schweren Erkrankungen wie Leukämie, dass manche keinerlei Reaktionen verspürten. Diese Spannbreite deutet darauf hin, dass die Verträglichkeit individuell sehr unterschiedlich ausfallen kann.

Häufig gestellte Fragen zur Gürtelrose-Impfung

Impfung unter 50 Jahren – ist das möglich?

Nach aktueller Empfehlung der STIKO ist die Impfung grundsätzlich ab 60 Jahren vorgesehen, für Risikogruppen ab 50 Jahren. Neuere Angaben aus dem Epidemiologischen Bulletin zeigen jedoch, dass die Empfehlung nun auch auf jüngere Erwachsene mit bestimmten Erkrankungen ausgeweitet wird. Personen unter 50 Jahren sollten die Impfung mit ihrem Arzt besprechen, wenn eine entsprechende gesundheitliche Gefährdung besteht.

Welche Krankheiten gelten als Impfindikation?

Laut RKI zählen zu den relevanten Vorerkrankungen unter anderem HIV-Infektionen, chronisch entzündliche Erkrankungen, Diabetes mellitus, Asthma bronchiale, COPD, rheumatoide Arthritis und chronische Niereninsuffizienz. Auch Personen mit Immunsuppression oder nach Organtransplantationen sind besonders gefährdet und werden zur Impfung geraten.

Wie wirksam ist die Gürtelrose-Impfung?

Der verwendete Totimpfstoff erreicht laut RKI bei Personen ab 50 Jahren eine Wirksamkeit von rund 92 Prozent. Der Schutz vor der schmerzhaften Folgeerkrankung postherpetische Neuralgie liegt bei rund 82 Prozent. Selbst bei älteren Personen über 70 Jahren bleibt die Wirksamkeit mit rund 90 Prozent hoch.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten der Impfung für alle Personen, für die die STIKO eine Empfehlung ausspricht. Dazu gehören gesunde Erwachsene ab 60 Jahren sowie Risikogruppen ab 50 Jahren. Bei jüngeren Erwachsenen unterhalb dieser Grenzen erfolgt die Kostenübernahme nach individueller Prüfung durch die Krankenkasse.

Darf die Gürtelrose-Impfung mit anderen Impfungen kombiniert werden?

Nach Angaben des RKI kann die Gürtelrose-Impfung gleichzeitig mit einer Grippeimpfung erfolgen, sofern ein inaktivierter Standard-Grippeimpfstoff ohne Wirkverstärker verwendet wird. Für andere Kombinationen liegen bislang keine ausreichenden Studiendaten vor.

Aktuelle Entwicklungen und statistische Übersicht

Empfohlene ZielgruppeEmpfohlene AltersgrenzeImpfstofftypWirksamkeit
Gesunde ErwachseneAb 60 JahrenAdjuvantierter Totimpfstoff (HZ/su)≈ 92 % gegen Gürtelrose
Risikogruppen (z. B. chronische Krankheiten)Ab 50 JahrenAdjuvantierter Totimpfstoff (HZ/su)≈ 82 % gegen Neuralgie
Immungeschwächte ErwachseneAb 18 Jahren (neu empfohlen)Adjuvantierter Totimpfstoff (HZ/su)Studienbasierte Erweiterung

Gesundheitspolitische Bedeutung und Ausblick

Mit der Erweiterung der Impfempfehlung auf jüngere Risikogruppen setzt die STIKO ein deutliches Signal für den Schutz immungeschwächter Personen. Die vorliegenden Studien belegen eine hohe Wirksamkeit und gute Langzeitstabilität des Impfstoffs. Trotz der geringen Impfquote in Deutschland gilt die Impfung als zentraler Baustein zur Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe und Komplikationen. Der Schritt könnte langfristig dazu beitragen, die Krankheitslast in besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen deutlich zu reduzieren.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.