
8.Mai 2025 | Washington/London
Die Vereinigten Staaten und Großbritannien haben sich auf ein „volles und umfassendes“ Handelsabkommen geeinigt. US-Präsident Donald Trump verkündete die Einigung am Donnerstagmorgen über seine Plattform Truth Social und bezeichnete das Vereinigte Königreich als „erstes Land“, mit dem ein solcher Deal abgeschlossen wurde. Er kündigte zudem an, dass weitere Abkommen mit anderen Staaten folgen sollen.
Das Abkommen markiert den ersten bedeutenden Handelsvertrag der USA seit der Einführung umfassender Strafzölle durch die Trump-Regierung. Die genauen Inhalte des Abkommens wurden bislang nicht veröffentlicht. Eine Pressekonferenz ist für 16:00 Uhr MESZ angekündigt, bei der weitere Details erwartet werden.
Großbritanniens Premierminister Keir Starmer bestätigte die Einigung und betonte die Bedeutung des Abkommens für die wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder. Er erklärte, dass die Vereinbarung die „Sonderbeziehung“ zwischen den USA und Großbritannien weiter festige.
Die Handelsbilanz zwischen den beiden Ländern ist derzeit relativ ausgeglichen: Großbritannien exportierte 2024 Waren im Wert von 59,3 Milliarden Pfund in die USA und importierte Waren im Wert von 57,1 Milliarden Euro. Diese Balance könnte die Verhandlungen erleichtert haben.
Trump betonte, dass das Abkommen Teil seiner Strategie sei, das Handelsdefizit der USA zu verringern und Arbeitsplätze ins Land zurückzuholen. Für die meisten Importgüter gilt ein Mindestzollsatz von zehn Prozent. Gegenüber China verhängte die USA drastisch höhere Zölle von 145 Prozent, woraufhin Peking mit Gegenzöllen in Höhe von 125 Prozent reagierte. Gespräche zur Entschärfung dieser Handelskonflikte sollen am kommenden Wochenende in der Schweiz beginnen.
Die Ankündigung des Abkommens führte zu positiven Reaktionen an den Finanzmärkten: Der S&P 500 legte um 0,5 Prozent zu, europäische Futures stiegen um 0,7 Prozent. In London betonte ein Regierungssprecher, dass britische Lebensmittelstandards nicht gesenkt würden. Berichte, wonach US-Lebensmittelstandards wie Chlorhühnchen oder hormonbehandeltes Rindfleisch akzeptiert würden, wurden zurückgewiesen.
Das Abkommen könnte Auswirkungen auf die Beziehungen Großbritanniens zur Europäischen Union haben, insbesondere im Hinblick auf Lebensmittelstandards und zukünftige Handelsverhandlungen.Trump kündigte an, dass ähnliche Abkommen mit weiteren Ländern folgen sollen, die sich derzeit in fortgeschrittenen Verhandlungen mit den USA befinden. Er betonte, dass viele Länder daran interessiert seien, Handelsverträge mit den USA abzuschließen.
Die Pressekonferenz zur Vorstellung des Abkommens ist für 16:00 Uhr MESZ geplant. Es wird erwartet, dass dabei weitere Details zu den Inhalten und Auswirkungen des Abkommens bekannt gegeben werden.
US-UK-Handelsabkommen: Auswirkungen auf Deutschland
Am 8. Mai 2025 kündigten die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich ein umfassendes Handelsabkommen an, das Zollerleichterungen für britische Exporte wie Stahl und Automobile vorsieht. Dieses Abkommen könnte weitreichende Folgen für Deutschland haben, sowohl wirtschaftlich als auch geopolitisch.
Wettbewerbsnachteile für deutsche Exporteure
Während britische Unternehmen von reduzierten US-Zöllen profitieren, bleiben deutsche Exporteure weiterhin von den 25-prozentigen US-Strafzöllen auf Stahl und Autos betroffen. Diese Situation verschärft die Wettbewerbsbedingungen für deutsche Firmen auf dem US-Markt. Der Vorstandsvorsitzende von BMW, Oliver Zipse, äußerte die Hoffnung, dass die US-Zölle auf ausländische Autos bis Juli gesenkt werden könnten, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
Handelsumlenkung und Marktanteilsverluste
Das Abkommen zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich könnte zu einer Umlenkung von Handelsströmen führen. Britische Unternehmen könnten Marktanteile in den USA gewinnen, die zuvor von deutschen Firmen gehalten wurden. Dies betrifft insbesondere Branchen wie die Automobil- und Maschinenbauindustrie, in denen Deutschland traditionell stark ist.
Geopolitische Implikationen
Das Abkommen signalisiert eine stärkere wirtschaftliche Annäherung zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich, was die transatlantischen Beziehungen neu ausbalancieren könnte. Deutschland und die EU könnten dadurch in eine weniger privilegierte Position geraten, was die Notwendigkeit verstärkter diplomatischer Bemühungen unterstreicht.
Reaktionen der deutschen Politik
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte vor einem „epochalen Bruch“ mit der Nachkriegsordnung durch die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump. Er betonte die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und kritisierte die einseitigen Handelsmaßnahmen der USA.
Forderungen nach eigenen Handelsabkommen
Die neue Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche betonte die Notwendigkeit, dass Deutschland aktiv neue Handelsabkommen anstrebt, um Exportmöglichkeiten zu sichern. Sie hob hervor, dass die USA trotz der aktuellen Herausforderungen ein wichtiger Handelspartner bleiben und dass ein Freihandelsabkommen mit den USA angestrebt werden sollte.
Ausblick
Das US-UK-Handelsabkommen könnte als Modell für zukünftige bilaterale Abkommen dienen. Für Deutschland besteht die Herausforderung darin, eigene Handelsbeziehungen zu stärken und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt zu erhalten. Die Entwicklungen unterstreichen die Bedeutung einer proaktiven Handelspolitik und internationaler Kooperation.