
Die Transformation der Google-Suche: Was sich wirklich verändert
Google hat mit den sogenannten AI Overviews (früher Search Generative Experience) eine neue Ära der Internetsuche eingeläutet. Diese KI-generierten Antworten erscheinen bei besonders komplexen oder erklärungsbedürftigen Suchanfragen und liefern direkte Informationen im oberen Bereich der Ergebnisseite. Das Ziel: Nutzer sollen Antworten schneller erhalten – ohne auf externe Websites klicken zu müssen.
Schon im zweiten Quartal 2025 zeigt sich, dass dieses Konzept Früchte trägt. Die Google-Search-Werbeeinnahmen stiegen um über 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt konnte Alphabet mit einem Umsatz von über 96 Milliarden Dollar und einem Gewinn von 28,2 Milliarden Dollar überzeugen – auch dank der Integration von KI.
Wie KI in Googles Werbesystem integriert wird
Ein entscheidender Baustein für dieses Wachstum ist die neue Verzahnung von KI und Werbung. Google hat begonnen, klassische Textanzeigen direkt in den KI-Abschnitten zu platzieren – sowohl im „AI Overview“ als auch im experimentellen „AI Mode“. Diese Integration funktioniert ohne separate Anzeigenerstellung: Bestehende Kampagnen werden automatisch ausgespielt, sobald die Systeme Relevanz erkennen.
Werbetreibende fragen sich zunehmend: „Wie passen sich Advertiser an KI-Suche bei Google Ads an?“ Die Antwort ist vielschichtig. Viele setzen auf Long-Tail-Keywords, Conversion-orientierten Content und KI-optimierte Assets. Google bietet mit dem neuen Tool AI Max sogar einen Button, der komplette Kampagnen auf Knopfdruck erstellen kann – Headlines, Zielgruppen, Formate.
Ein Nutzer auf Reddit schildert seine Erfahrung mit AI Max so: „Ich habe keine Kontrolle mehr über einzelne Anzeigentexte – die KI passt ständig Inhalte an. Manchmal gut, manchmal komplett daneben.“ Das zeigt: Die Automatisierung bringt Effizienz, aber auch Unsicherheit.
Ein Blick auf die Zahlen: Wie stark sind KI-Overviews verbreitet?
Google hält sich mit offiziellen Zahlen meist zurück. Branchenanalysen und Studien zeichnen jedoch ein klares Bild: Im März 2025 enthielten rund 18 Prozent aller Google-Suchanfragen eine KI-Zusammenfassung. Bei Frage- oder Ratgeber-Anfragen lag der Anteil sogar bei bis zu 60 Prozent. Semrush berichtet, dass über 11 Prozent aller Keywords inzwischen mit AI-Overviews angereichert sind – Tendenz steigend.
Eine häufige Nutzerfrage lautet: „Wie viele Suchanfragen enthalten KI-Antworten?“ – Die Antwort variiert je nach Kategorie und Gerätetyp. Auf mobilen Geräten ist die KI-Präsenz noch gering, aber der Rollout schreitet schnell voran. Besonders stark betroffen sind gesundheitsbezogene und technische Fragen, sogenannte „YMYL“-Themen („your money, your life“).
Welche Inhalte lösen KI-Antworten aus – und welche nicht?
Ein spannender Aspekt ist die Auslöselogik der KI. „Welche Keywords vermeiden KI-Overviews – und wann werden sie ausgelöst?“ Google priorisiert erklärungsbedürftige, mehrteilige Fragen („Wie kann ich schneller laufen, ohne Fußschmerzen?“) gegenüber transaktionsbasierten Keywords („Nike Laufschuhe kaufen“). Letztere führen meist zu klassischen Shopping-Ads, da hier die Kaufabsicht dominiert.
Für SEO-Profis bedeutet das: Inhalte sollten verstärkt auf semantische Tiefe, strukturierte Daten und multimodale Elemente (wie Bilder oder Tabellen) setzen, um für AI Overviews in Betracht gezogen zu werden.
Publisher in der Krise – sinkende Klicks trotz hoher Sichtbarkeit
Ein zentrales Problem bei AI Overviews ist der Rückgang des organischen Traffics. Obwohl viele Inhalte in KI-Zusammenfassungen erscheinen, sinkt die Klickrate massiv. „Beeinflussen KI-Overviews meinen Website-Traffic?“ – Ja, und das erheblich. Eine Studie zeigt: Die durchschnittliche CTR sank von 4,2 Prozent auf nur noch 0,6 Prozent, sobald eine KI-Antwort eingeblendet wurde.
Typ | CTR vorher | CTR mit AI Overview |
---|---|---|
Standard-SERP | 4,2 % | – |
Mit AI Overview | – | 0,6 % |
Dennoch betonen Google-nahe Quellen: Fast 85 Prozent der Overviews enthalten Links zu externen Seiten. Das heißt, der Traffic stirbt nicht vollständig – aber er verschiebt sich. Für Publisher bleibt das Risiko hoch. Viele reagieren mit neuen Monetarisierungsmodellen, Paywalls oder Community-Angeboten.
Fehleranfälligkeit und Kritik an den KI-Ergebnissen
Der Ruf der KI-Overviews ist nicht makellos. Es mehren sich Berichte über bizarre, gefährliche oder schlicht falsche Empfehlungen. Ein prominenter Fall: Die KI empfahl Nutzern, Kleber auf Pizza zu verwenden – basierend auf einem satirischen Reddit-Kommentar. Auch gefährliche Fehlinformationen zu Medikamenten oder Versicherungsfragen wurden dokumentiert.
Ein Nutzer auf Reddit bringt es auf den Punkt: „We’re conditioning people to treat AI as a source, when really it should be a tool.“ Die Debatte um Verantwortung, Quellentransparenz und Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse nimmt zu.
Ökologische und ethische Fragen im Hintergrund
Was kaum in der öffentlichen Diskussion auftaucht: Die massive Steigerung des Energieverbrauchs. Eine einzige KI-generierte Suchanfrage benötigt laut internen Schätzungen bis zu 30-mal mehr Energie als eine klassische Suchanfrage. Angesichts globaler Nachhaltigkeitsziele wirft dies neue Fragen auf.
Auch ethisch ist die Debatte entbrannt. Kritiker befürchten eine Verwischung der Grenze zwischen Werbung und Information. In akademischen Papers wird darauf hingewiesen, dass KI-Werbung zunehmend nativ erscheint – also kaum noch als Werbung erkennbar. Zudem warnen Publisher vor einem „Zugzwang“: Wer nicht KI-freundlich optimiert, wird von der Sichtbarkeit ausgeschlossen.
Reddit als Gewinner der Entwicklung?
Eine überraschende Entwicklung ist die zunehmende Relevanz von Reddit. Die Plattform wird nicht nur zur Trainingsbasis für KI-Modelle genutzt, sondern etabliert sich durch ihre menschliche Authentizität als Gegenpol zu generierten Inhalten. CEO Steve Huffman betont: „Wir geben der Welt das Rohmaterial zurück, aus dem KI lernen will.“
Für viele Nutzer wird Reddit zur bevorzugten Anlaufstelle für echte Meinungen, während Google zunehmend als Filterblase kritisiert wird. Das könnte langfristig zu einer Verschiebung von Suchverhalten und Werbegeldern führen.
Werbung im Wandel: Neue Regeln, neue Chancen
Ein weiterer Fokus liegt auf der Frage: „Wann erscheinen Werbung und Shopping-Ads in AI Overviews?“ Seit Mai 2025 erscheinen Anzeigen in den USA erstmals direkt in den Overviews – allerdings nur, wenn der Kontext passt. Beispielsweise bei Produktvergleichen oder spezifischen Dienstleistungsanfragen.
Advertiser sollten jetzt ihre Strategien überdenken. Die neue Ära verlangt nicht mehr nur gutes Copywriting oder Keyword-Fokus – sondern strukturierte Inhalte, hochwertige Zielseiten und eine klare Customer Journey. Auch neue Tools wie AI Max verlangen ein Umdenken in der Kampagnensteuerung.
Und was bedeutet das alles für Nutzer?
Eine oft gestellte Frage: „Warum zeigt Google immer öfter KI-Overviews bei Suchanfragen?“ Die Antwort ist einfach: Google will Antworten liefern, nicht nur Ergebnisse. Nutzer erhalten damit sofortigen Mehrwert – doch die Tiefe bleibt oft aus. Und wer sich mit Quellen oder Details auseinandersetzen möchte, muss bewusst tiefer klicken. Viele tun das nicht mehr.
Dennoch gibt es Hoffnung für Seitenbetreiber: „Kann man mit AI Overviews trotzdem Traffic auf die Seite lenken?“ Ja. Wer Inhalte semantisch optimiert, Quellenkompetenz zeigt und auf strukturierte Daten setzt, bleibt sichtbar – wenn auch mit weniger Masse.
Ein Blick in die nahe Zukunft
Die KI-Integration in die Google-Suche ist kein Testlauf mehr, sondern ein Systemwechsel. Während Alphabet seine Marktführerschaft monetarisiert, verändert sich das gesamte Ökosystem des digitalen Marketings. Publisher stehen vor einer existenziellen Umstellung. Advertiser müssen lernen, Kontrolle abzugeben – oder ihre Systeme feinjustieren.
Die gute Nachricht: Wer früh reagiert, kann profitieren. Die Herausforderung: Es braucht technisches Verständnis, kreative Anpassung und den Mut, neue Wege zu gehen. Der Wandel ist da – und er lässt sich nicht mehr aufhalten.