
Warum hat die EU ihr Ziel von 20 Prozent Marktanteil in der Chipproduktion bis 2030 verfehlt?
EU verfehlt Ziel der Chipproduktion: Rechnungshof kritisiert 20-Prozent-Marktanteil im Halbleitermarkt
Ein aktueller Bericht des Europäischen Rechnungshofs warnt davor, dass die Europäische Union ihr Ziel, bis 2030 einen Anteil von 20 Prozent am globalen Halbleitermarkt zu erreichen, voraussichtlich nicht erfüllen wird. Trotz umfangreicher Investitionen und Initiativen bleiben erhebliche Herausforderungen bestehen.
Ambitionierte Ziele und aktuelle Herausforderungen
Im Rahmen des Europäischen Chip-Gesetzes (EU Chips Act) strebt die EU an, ihren Anteil an der weltweiten Halbleiterproduktion von derzeit etwa 10 prozent auf 20 Prozent bis 2030 zu verdoppeln. Dieses Ziel wurde als Reaktion auf die während der COVID-19-Pandemie offengelegten Abhängigkeiten von asiatischen Herstellern formuliert. Der Plan sieht Investitionen von insgesamt 43 milliarden Euro vor, um die europäische Halbleiterindustrie zu stärken. [Quelle]
Der Europäische Rechnungshof äußert jedoch zweifel an der Realisierbarkeit dieses Ziels. In seinem Bericht wird darauf hingewiesen, dass die EU ihre produktionskapazitäten bis 2030 vervierfachen müsste, um den angestrebten Marktanteil zu erreichen. Angesichts der aktuellen investitionspläne und der globalen Konkurrenz erscheint dies unwahrscheinlich. [Quelle]
Investitionspläne und deren Umsetzung
Mehrere große Halbleiterprojekte sind in Europa geplant oder bereits im Bau. Dazu gehören:
- Intels geplante Fabrik in Magdeburg,Deutschland,mit Investitionen von 11 Milliarden US-Dollar.
- tsmcs geplante Fabrik in Dresden, Deutschland, mit Investitionen von 10 milliarden Euro.
- Infineons Erweiterung bestehender Anlagen in Deutschland mit Investitionen von 5 Milliarden Euro.
Trotz dieser Projekte bleibt die EU hinter den Investitionen anderer Regionen zurück. Beispielsweise plant Intel den Bau von vier neuen Fabriken in den USA mit Investitionen von insgesamt 96 Milliarden US-Dollar, während TSMC in Taiwan 120 Milliarden US-Dollar in den Ausbau seiner Kapazitäten investiert. [Quelle]
Fachkräftemangel und weitere herausforderungen
Ein weiteres Hindernis für die EU ist der Mangel an qualifizierten fachkräften. Jede neue Halbleiterfabrik benötigt zwischen 3.000 und 5.000 hochqualifizierte Mitarbeiter. Es ist fraglich, ob europäische Bildungseinrichtungen genügend Spezialisten ausbilden können, um diesen Bedarf zu decken. Zudem besteht die Gefahr, dass große Unternehmen wie Intel kleinere europäische Firmen bei der Rekrutierung von Talenten verdrängen. [Quelle]
Fazit
Der Bericht des Europäischen Rechnungshofs unterstreicht die diskrepanz zwischen den ambitionierten Zielen der EU im Halbleitersektor und der aktuellen Realität. Um den angestrebten Marktanteil von 20 Prozent bis 2030 zu erreichen, sind erhebliche zusätzliche Investitionen, eine bessere Koordination zwischen den mitgliedstaaten und Maßnahmen zur Behebung des Fachkräftemangels erforderlich. Andernfalls droht die EU, ihre Wettbewerbsfähigkeit in diesem strategisch wichtigen Sektor weiter zu verlieren.