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Bruchsaler haben bei der OB-Wahl 2025 eine Entscheidung getroffen: Wer zieht ins Rathaus?

In Bruchsal
Juli 13, 2025

Bruchsal – Die Oberbürgermeisterwahl 2025 hat Bewegung in die politische Landschaft der Stadt gebracht. Fünf Kandidierende stellten sich dem Votum der Bürgerinnen und Bürger, um das höchste Amt der Stadt zu übernehmen. Am 13. Juli wurden die Stimmen ausgezählt – doch wer konnte sich tatsächlich durchsetzen? Und welche Perspektiven prägen nun die Zukunft Bruchsals?

Aktueller Zwischenstand:

Zum Zeitpunkt der ersten Hochrechnungen um 18:42 Uhr, basierend auf 34 von 38 ausgezählten Wahlbezirken, zeichnet sich ein deutlicher Vorsprung für Sven Weigt ab. Der parteilose Bewerber kommt auf 47,47 % der Stimmen und liegt damit nur knapp unter der Marke von 50 %, die für einen Sieg im ersten Wahlgang notwendig wäre. Auf dem zweiten Platz folgt Helge Viehweg (SPD) mit 38,43 %. Tobias Dammert (AfD) erreicht 12,29 %, während die übrigen Kandidierenden – Endercan Bolat (0,68 %) und Vanessa Schulz (1,09 %) – deutlich abgeschlagen sind. Auffällig ist, dass sich das Feld früh deutlich strukturierte, mit zwei klaren Favoriten. Ob es tatsächlich zu einer Stichwahl am 27. Juli kommen wird, hängt nun davon ab, wie sich die restlichen vier Wahlbezirke auswirken – insbesondere, ob Sven Weigt die absolute Mehrheit noch überschreiten kann. Die Spannung bleibt also hoch bis zur amtlichen Feststellung des Endergebnisses.

Ein Wahlsonntag mit Spannung: Fünf Kandidaten im Rennen

Mit dem Rückzug der langjährigen Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick, die seit 2009 im Amt war, endete eine Ära im Bruchsaler Rathaus. Die Wahl am 13. Juli 2025 stellte die Stadt damit vor einen Neuanfang – und gleich fünf Bewerberinnen und Bewerber strebten nach dem Amt:

  • Helge Viehweg (SPD)
  • Tobias Dammert (AfD)
  • Sven Weigt (parteilos, Bürgermeister in Karlsdorf-Neuthard)
  • Endercan Bolat (parteilos)
  • Vanessa Schulz (parteilos)

Die politische Konstellation versprach bereits im Vorfeld Spannung. Keine der kandidierenden Personen war bislang Mitglied des Bruchsaler Gemeinderates – es ging also nicht nur um einen Wechsel im Amt, sondern um eine Neuausrichtung mit frischen Perspektiven.

Der Wahltag: Zwischen Live-Ticker und Bürgerinteresse

Bereits ab den frühen Nachmittagsstunden begleitete die lokale Presse den Wahlsonntag mit Live-Tickern, Kommentaren und Analysen. Die Wahllokale waren von 8 bis 18 Uhr geöffnet, erste Prognosen wurden ab 19:15 Uhr veröffentlicht. Um 20 Uhr wurde das amtliche Endergebnis vom Gemeindewahlausschuss festgestellt.

Die Wahlbeteiligung lag schätzungsweise im Bereich von 58 Prozent – ein Wert, der im Vergleich zur Bundestagswahl (mit über 80 Prozent im Wahlkreis) als durchschnittlich, aber solide gilt. Die genaue Zahl wurde von den städtischen Behörden bislang nicht kommuniziert.

Politisches Klima in Bruchsal: CDU stark, AfD auf dem Vormarsch

Bruchsal gehört zum Bundestagswahlkreis Bruchsal–Schwetzingen, in dem bei der Bundestagswahl 2025 die CDU mit über 36 Prozent der Erststimmen das Direktmandat errang. Die AfD konnte dort über 22 Prozent erreichen und belegte damit Platz zwei. Dieser Trend spiegelte sich auch in der OB-Wahl wider – Tobias Dammert konnte als AfD-Kandidat ein solides Ergebnis erzielen.

In der Kommunalpolitik zeigt sich ein ähnliches Bild: Die CDU bleibt stärkste Kraft im Gemeinderat, während Grüne und SPD Stimmen verloren haben. Die AfD erreichte bei der Gemeinderatswahl 2024 über 13 Prozent – ein Zuwachs, der auch bei der OB-Wahl politisch spürbar war.

Wahlkampf im Wandel: Social Media als neue Bühne

Ein besonderes Augenmerk lag im Wahlkampf auf den digitalen Kanälen. Ein Social-Media-Check der lokalen Medien zeigte teils drastische Unterschiede in der Online-Präsenz der Kandidierenden:

Kandidat/inInstagram-FollowerFacebook-Präsenz
Helge Viehwegüber 4.000aktiv
Tobias Dammert510 (über AfD-Stadtverband)3.740 (AfD)
Endercan Bolat~20 (privat)kaum präsent

Vor allem Helge Viehweg punktete durch eine starke Online-Kommunikation, die ihn auch jüngeren Zielgruppen näherbrachte. Die AfD hingegen nutzte institutionelle Parteikanäle. Kandidaten ohne digitale Strategie, wie Bolat, konnten sich im öffentlichen Diskurs kaum positionieren.

Bürgerstimmen und Erwartungen

In sozialen Medien und Kommentaren regionaler Plattformen wurde deutlich: Die Menschen in Bruchsal erwarten von ihrer neuen Oberbürgermeisterin oder ihrem neuen Oberbürgermeister vor allem Nähe, Verankerung in der Stadt und Unabhängigkeit.

„Wir wollen einen OB, der aus Bruchsal oder dem Stadtteil kommt – und keinen aus anderen Städten.“

„Herr Weigt hat zu viele Ämter – wir brauchen einen, der sich voll auf Bruchsal konzentriert.“

Diese Zitate spiegeln eine klare Haltung wider: Gewünscht wird ein bodenständiger Verwaltungschef mit direktem Bezug zur Stadtgesellschaft.

Zwischen Zusammenarbeit und Polarisierung

Ein bemerkenswerter Punkt im Wahlkampf war die parteiübergreifende Unterstützung. So stellte sich die FDP-Ortsgruppe Bruchsal öffentlich hinter SPD-Kandidat Helge Viehweg – ein seltenes Signal für inhaltliche Nähe trotz Parteigrenzen. Dieser Schulterschluss wurde vor allem mit Viehwegs Verwaltungskompetenz und seinen Digitalisierungsplänen begründet.

Dem gegenüber stand Tobias Dammert als AfD-Kandidat, der bewusst provokant auftrat, in Wahlvideos auf dem Marktplatz Präsenz zeigte und sich als Gegenmodell zur etablierten Stadtpolitik positionierte.

Wahlforen und Trielle: Begrenzte Bürgernähe?

Vor der Wahl wurden mehrere Veranstaltungen organisiert, unter anderem ein öffentliches Wahlforum am 24. Juni im Bürgerzentrum. Dabei konnten Bürgerinnen und Bürger Fragen vorab einreichen – eine direkte Diskussion vor Ort war jedoch nicht vorgesehen. Auch das digitale „Triell“ von KraichgauTV wurde ausgestrahlt, jedoch ohne Publikumsinteraktion.

Viele Bürger empfanden diese Formate als „abgehoben“ oder zu kontrolliert – insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung digitaler Formate wäre eine stärkere Interaktivität wünschenswert gewesen.

Verwirrung bei der Briefwahl: Doppelte Unterlagen

In einigen Einzelfällen kam es bei der Briefwahl zu einer Panne: Wahlunterlagen wurden doppelt verschickt. Zwar wurde versichert, dass eine doppelte Stimmabgabe nicht möglich sei, doch der Vorfall sorgte für Unruhe und Fragen zur Wahlorganisation.

Langfristige Perspektive: Was erwartet Bruchsal?

Unabhängig davon, wer das Amt nun übernommen hat, sind die Erwartungen hoch. Die neue Stadtspitze wird sich mit Herausforderungen wie bezahlbarem Wohnraum, Digitalisierung der Verwaltung, Bürgernähe und Mobilitätswende auseinandersetzen müssen.

Ein besonderes Augenmerk liegt zudem auf der Frage, ob der oder die neue OB bereit ist, mehr direkte Kommunikation zu wagen – etwa durch Bürgersprechstunden, transparente Gremienarbeit und digitale Dialogformate.

Häufig gestellte Fragen zur OB-Wahl in Bruchsal

Wer hat die Oberbürgermeisterwahl in Bruchsal 2025 gewonnen?

Das amtliche Wahlergebnis wurde am 13. Juli um 20 Uhr veröffentlicht. Die genaue Siegerin oder der Sieger wurde auf dem Marktplatz öffentlich bekannt gegeben.

Gab es eine Stichwahl in Bruchsal?

Eine Stichwahl wäre nötig gewesen, wenn keine*r der Kandidierenden über 50 Prozent der Stimmen erhalten hätte. Ob es dazu kam, hängt vom amtlich veröffentlichten Endergebnis ab.

Wie hoch war die Wahlbeteiligung?

Eine exakte Zahl wurde bislang nicht veröffentlicht. Vergleichswerte deuten jedoch auf eine Beteiligung um 58 Prozent hin.

Wer waren die Kandidaten der OB-Wahl?

Zur Wahl standen Helge Viehweg, Tobias Dammert, Sven Weigt, Endercan Bolat und Vanessa Schulz.

Welche Parteien sind im Bruchsaler Gemeinderat stark?

Die CDU bleibt stärkste Kraft, während SPD und Grüne verloren haben. Die AfD ist mit einem Zuwachs auf rund 14 Prozent inzwischen drittstärkste Partei.

Fazit

Die OB-Wahl 2025 markiert einen tiefgreifenden Einschnitt in der politischen Landschaft Bruchsals. Mit einem breiten Bewerberfeld, intensiver Berichterstattung und hohem Bürgerinteresse wurde ein Zeichen gesetzt: Die Bürgerinnen und Bürger wünschen sich Transparenz, lokale Verankerung und echte Beteiligung. Wer das Rathaus künftig führt, wird daran gemessen werden – nicht nur in Programmen, sondern vor allem in Haltung, Kommunikation und Nähe zur Stadtgesellschaft.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.