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Großes Baumarktsterben in Deutschland: Diese Standorte verschwinden jetzt – und was das für Kunden bedeutet

In Aktuelles
Juli 15, 2025
Die Baumarktlandschaft in Deutschland verändert sich drastisch. Immer mehr Filialen großer Ketten schließen – betroffen sind zahlreiche Städte quer durchs Land. Für viele Kunden und Mitarbeiter ist das ein Schock, denn die Ankündigungen kommen meist plötzlich und mit weitreichenden Konsequenzen.

Die große Welle der Schließungen: Was aktuell passiert

Gleich mehrere bekannte Baumarktketten haben in den vergangenen Monaten tiefgreifende Einschnitte angekündigt. Besonders betroffen sind Filialen von Hellweg, BayWa und der Gruppe Brüder Schlau („Hammer“ und „Schlau“). Während einige Märkte bereits geschlossen wurden, stehen weitere Filialen auf der Kippe – zum Teil werden sie bereits geräumt, obwohl die offizielle Kommunikation noch auf sich warten lässt.

Hellweg schließt Filialen – diese Städte sind betroffen

Der Baumarktbetreiber Hellweg hat die Schließung von mindestens zehn Filialen angekündigt. Darunter befinden sich Standorte in Nordrhein-Westfalen, Berlin, Sachsen-Anhalt und Hessen. Betroffen sind unter anderem:

    • Münster-Loddenheide
    • Essen-Altenessen
    • Bonn-Duisdorf
    • Duisburg
    • Werl
  • Oberhausen
  • Berlin-Weißensee
  • Hagen-Boele
  • Hanau
  • Halle/Saale

 

Welche Hellweg-Filialen schließen im Sommer 2025? Die endgültige Liste wurde inzwischen vom Unternehmen veröffentlicht, nachdem zuvor viele Gerüchte kursierten. In einigen Städten laufen bereits die Räumungsverkäufe, andere Märkte werden im Laufe des dritten Quartals 2025 schließen.

Wie Hellweg die Mitarbeiter auffängt

Die Schließungen betreffen hunderte Mitarbeiter. Laut Unternehmensangaben sollen viele von ihnen in benachbarte Märkte versetzt werden. Was passiert mit Hellweg-Mitarbeitern nach der Filialschließung? Die Ausbildung junger Fachkräfte soll fortgeführt werden, auch Auszubildende werden übernommen. Dennoch gibt es laut Bewertungen auf Kununu Hinweise auf interne Spannungen und schlechte Kommunikation. „Die Info, dass unsere Filiale geschlossen wird, habe ich zuerst auf Facebook gelesen – nicht vom Chef“, schildert ein Mitarbeiter anonym.

BayWa: Agrar- und Baustoffmärkte unter Druck

Auch der süddeutsche Konzern BayWa hat massive Einschnitte angekündigt. Insgesamt sollen 26 Filialen geschlossen werden – vor allem im Agrar- und Baustoffbereich. Die Schließungen betreffen primär Standorte in Bayern und Baden-Württemberg. Gründe sind laut Unternehmensleitung gestiegene Kosten, rückläufige Profitabilität und strategische Neuausrichtung.

Geplante BayWa-Schließungen (Auszug)
OrtBundeslandBereich
SchwandorfBayernBaustoff
KronachBayernAgrar
Neu-UlmBaden-WürttembergAgrar
GangkofenBayernBaustoff

Finanzielle Schieflage trotz Milliardenumsätzen

BayWa verzeichnete 2023 einen Umsatz von rund 24 Milliarden Euro – dennoch reichen die Einnahmen nicht, um steigende Betriebskosten und Zinsbelastungen auszugleichen. „Die unerwartete Zinswende hat uns hart getroffen“, kommentiert ein Finanzanalyst in einem Forum. Über 1.300 Vollzeitstellen sollen laut Sanierungsplan bis 2027 wegfallen. Warum schließt Hellweg diese Standorte? In beiden Fällen – Hellweg wie BayWa – ist es vor allem eine Frage der Rentabilität einzelner Standorte, die auf Basis betriebswirtschaftlicher Kennzahlen bewertet werden.

Brüder Schlau in der Insolvenz – was passiert mit Hammer?

Ein weiterer Schock trifft die Branche durch die Insolvenz der Brüder-Schlau-Gruppe. Das Unternehmen mit rund 4.000 Mitarbeitern betreibt 180 Hammer-Fachmärkte sowie 60 Schlau-Märkte. Aktuell läuft ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Wie plant Hellweg seine Schließungen personell aufzufangen? Diese Frage stellt sich hier ganz ähnlich – das Management strebt geordnete Sanierungsmaßnahmen an, konkrete Schließungen wurden jedoch noch nicht beschlossen.

Die Eigenverwaltung erlaubt der Geschäftsführung, unter Aufsicht eines Sachwalters weiter zu operieren. Experten sehen darin eine Chance, das Filialnetz strategisch zu modernisieren – doch ob das gelingt, bleibt offen. Derzeit prüft man, welche Märkte profitabel weitergeführt werden können.

Verunsicherung unter Kunden und Mitarbeitern

Bleibt der Baumarkt in Wolfenbüttel trotz der Schließungswelle geöffnet? In sozialen Medien wurden viele Gerüchte gestreut – etwa zur Zukunft des Standorts in Wolfenbüttel. Hellweg hat inzwischen bestätigt: Dieser Markt bleibt geöffnet. Ähnliche Unsicherheiten gibt es in Thüringen. Dort wurde etwa über die Schließung des Standorts Arnstadt spekuliert – inzwischen ist klar, dass dieser ebenfalls bestehen bleibt.

Verbraucher im Wandel – warum sich der Markt verändert

Der deutsche DIY-Markt ist seit Jahren im Umbruch. Onlinehändler wie Amazon und Spezialanbieter setzen traditionelle Baumärkte unter Druck. Die Inflation und gestiegene Lebenshaltungskosten führen dazu, dass Kunden immer seltener zu großen Heimwerkerprojekten greifen. Das spüren die Märkte direkt – viele kleine und mittlere Filialen sind nicht mehr wirtschaftlich tragbar.

Welche zukünftige Versorgung haben Kunden nach den Schließungen? In den meisten Fällen wird auf benachbarte Filialen verwiesen. Dort, wo keine Alternativen mehr bestehen, weichen Kunden zunehmend auf Onlinehändler oder andere Anbieter wie Toom, Obi oder Hornbach aus. Diese Unternehmen profitieren teils von der Situation und übernehmen Kundenströme aus geschlossenen Märkten.

Sortimentswandel als Strategie?

Ein Nutzer in einem Werkzeugforum berichtet, dass in einem Hellweg-Markt das Bosch-Zubehör aus dem Sortiment genommen wurde. Stattdessen dominieren nun Eigenmarken wie KWB. Möglicherweise ein Hinweis auf eine neue, günstigere Sortimentsstrategie. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass Veränderungen nicht nur auf Filialebene, sondern auch im Warensortiment stattfinden – ein Aspekt, der oft übersehen wird.

Was das für die Zukunft bedeutet

Mit der Schließung zahlreicher Filialen wird sich die deutsche Baumarktlandschaft weiter konzentrieren. Kleine Standorte mit geringer Marge verschwinden – übrig bleiben größere Märkte in zentralen Lagen. Für Kunden kann das längere Wege und eingeschränkte Auswahl bedeuten. Für die Unternehmen ist es eine Reaktion auf ein verändertes Konsumverhalten, das stark von Digitalisierung und Preisbewusstsein geprägt ist.

Gibt es Kooperationen zwischen Hellweg und anderen Baumarkt-Anbietern wie Hagebau? Nein – trotz Spekulationen und struktureller Parallelen betonen beide Unternehmen, dass es derzeit keinerlei Kooperationen oder Übernahmepläne gibt.

Ein Strukturwandel, der alle betrifft

Die aktuelle Schließungswelle im deutschen Baumarktsektor zeigt eindrucksvoll, wie sich traditionelle Handelsstrukturen unter dem Druck von Digitalisierung, Konsumzurückhaltung und wirtschaftlichen Krisen wandeln. Für viele Mitarbeitende bedeutet das Unsicherheit und Neuorientierung. Für die Kundschaft bringt es neue Wege, Produkte zu finden – sei es im Netz oder bei verbliebenen Mitbewerbern vor Ort.

Langfristig wird sich der Markt wohl weiter verschlanken und stärker digitalisieren. Welche Ketten bestehen bleiben und welche sich aus der Fläche zurückziehen, entscheidet sich nicht nur an der Kasse – sondern auch an ihrer Innovationsbereitschaft. Für den Moment aber heißt es in vielen Regionen: Ein vertrauter Markt verschwindet – und mit ihm ein Stück Nahversorgung.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.