
Während der neue Vulkanausbruch zunächst spektakuläre Bilder liefert, stellt sich gleichzeitig die Frage: Wie gefährlich ist diese Eruption wirklich – für Reisende, Anwohner und die isländische Infrastruktur?
Ein neuer Ausbruch – und doch nichts Ungewöhnliches
Island erlebt derzeit den zwölften Vulkanausbruch innerhalb von weniger als vier Jahren. Der aktuelle Ausbruch fand erneut auf der Reykjanes-Halbinsel statt, genauer am Sundhnúkur-Vulkansystem, unweit des bekannten Thermalbads „Blue Lagoon“ und der kleinen Stadt Grindavík. Die Aktivität begann am 16. Juli gegen 03:54 UTC und war durch seismische Vorboten seit Tagen angekündigt.
Wie bereits bei den vorangegangenen Eruptionen öffnete sich eine Spalte, aus der glühende Lava austritt. Der Riss ist laut geologischen Beobachtungen etwa 700 bis 1.000 Meter lang. Die austretende Lava fließt langsam südwärts, derzeit ohne akute Bedrohung für große Infrastrukturen.
Geologie und Geschichte: Warum Island so aktiv ist
Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, einer divergenten Plattengrenze zwischen der nordamerikanischen und der eurasischen Platte. Hinzu kommt ein sogenannter Hotspot direkt unter der Insel, was die vulkanische Aktivität zusätzlich befeuert.
Die Reykjanes-Halbinsel war fast 800 Jahre lang ruhig, bis 2021 mit dem Ausbruch des Fagradalsfjall eine neue Phase intensiver Aktivität begann. Experten rechnen damit, dass diese Periode über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte andauern könnte – mit immer wiederkehrenden Eruptionen in unregelmäßigen Abständen.
Wann war der erste Ausbruch der aktuellen Phase auf Reykjanes?
Der Beginn der aktiven Phase war im März 2021. Seither folgten über ein Dutzend Eruptionen, meist klein, aber optisch eindrucksvoll. Die derzeitige Serie betrifft insbesondere das Sundhnúkur-System, das seit 2023 mehrfach Lava an die Oberfläche gebracht hat.
Wie gefährlich ist der aktuelle Ausbruch?
Obwohl spektakulär, sind diese Spalteneruptionen relativ ungefährlich – vorausgesetzt, man hält sich an Sicherheitsanweisungen. Die isländischen Behörden haben Teile von Grindavík sowie die Touristenattraktion Blue Lagoon vorsorglich evakuiert. Es wurden keine Verletzten gemeldet.
Doch wie gefährlich ist ein Vulkanausbruch bei Sundhnúkur für Touristen? Die Antwort lautet: gering. Die Lava bleibt in der Regel lokal begrenzt, es entstehen keine großen Aschewolken wie beim Eyjafjallajökull-Ausbruch 2010. Die meisten dieser Ausbrüche sind auch nicht direkt zugänglich – Sichtbereiche werden aus Sicherheitsgründen stark kontrolliert.
„It’s not the type of volcano that makes big ash clouds… No worries, go enjoy your trip!“ – Nutzerkommentar auf Reddit
Wie lange dauern solche Eruptionen?
Die Eruptionen auf Reykjanes sind oft kurzlebig. Viele beendeten ihre Aktivität bereits nach 24 bis 72 Stunden. Einige dauern etwas länger, doch kaum ein Ausbruch in den letzten vier Jahren überschritt die Dauer von drei Wochen.
Typische Dauer der Eruptionen (seit 2021)
Ausbruch | Beginn | Dauer |
---|---|---|
Fagradalsfjall I | März 2021 | ~6 Monate |
Fagradalsfjall II | August 2022 | ~3 Wochen |
Sundhnúkur I | Dezember 2023 | ~5 Tage |
Sundhnúkur IV (aktuell) | Juli 2025 | noch aktiv |
Frühwarnsysteme und seismische Aktivität
Bevor es zum Ausbruch kommt, zeigen sich stets seismische Vorboten. Hunderte bis tausende Erdbeben wurden allein in den Tagen vor dem jüngsten Ereignis registriert. Besonders auffällig sind sogenannte „Erdbebenschwärme“, bei denen innerhalb weniger Stunden zahlreiche kleine Beben auftreten.
Wie stark ist die seismische Aktivität vor einem Ausbruch?
Typischerweise treten Erdbeben mit einer Stärke zwischen 1,5 und 3,5 auf. Diese entstehen, wenn Magma sich durch Gesteinsschichten bewegt und Druck aufbaut. Wissenschaftler nutzen diese Daten, um Eruptionen frühzeitig zu erkennen und Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.
Wie wirkt sich der Ausbruch auf den Flugverkehr aus?
Im Gegensatz zum großen Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr 2010 bleibt der Flugverkehr in Island auch während aktiver Eruptionen auf Reykjanes weitgehend unbeeinträchtigt. Der Keflavík International Airport – der größte Flughafen des Landes – ist weiterhin in Betrieb.
Dies liegt vor allem daran, dass die aktuelle Lavaeruption keine nennenswerte Asche produziert. Auch giftige Gase wie Schwefeldioxid treten zwar aus, verteilen sich jedoch meist schnell durch den Wind und führen nur lokal zu Luftqualitätsproblemen.
Wie reagieren Einheimische auf die häufigen Eruptionen?
Die Menschen in Island sind es gewohnt, mit der Natur zu leben. Die ständige Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel hat zwar den Alltag verändert, aber nicht lähmend – im Gegenteil. Viele Isländer sehen die wiederkehrenden Ausbrüche mittlerweile als Bestandteil ihres Lebens.
„It gets mundane and annoying very quickly… One every few months for a few years now.“ – Reddit-Nutzer über die Vulkantätigkeit
Ein gewisser Pragmatismus schwingt mit – auch im beliebten Sprichwort „Þetta reddast“, was so viel bedeutet wie: „Es wird schon klappen.“
Tourismus im Spannungsfeld zwischen Gefahr und Faszination
Island erlebt einen Boom im Vulkantourismus. Seit 2021 strömen Besucher aus aller Welt zu den Aussichtspunkten rund um Fagradalsfjall und Sundhnúkur. Die Bilder von leuchtender Lava unter dunklem Himmel faszinieren und verbreiten sich rasant in sozialen Netzwerken.
Doch nicht jeder Ausbruch ist geeignet für Besichtigungen. Behörden weisen regelmäßig darauf hin, dass spontane Exkursionen zu aktiven Kratern gefährlich und oft verboten sind. Nur speziell markierte und überwachte Routen dürfen betreten werden – aus Sicherheitsgründen.
Wie reagieren soziale Netzwerke auf die Vulkanausbrüche?
Auf Plattformen wie Twitter und Reddit werden Erlebnisse geteilt, Fragen gestellt und manchmal auch falsche Informationen verbreitet. Einige Nutzer berichteten etwa von einer Spalte von „über 3 Kilometern Länge“, was laut offiziellen Messungen jedoch nicht den Tatsachen entspricht.
Gleichzeitig helfen diese Plattformen dabei, Warnungen schneller zu verbreiten und Touristen zu informieren. Viele Nutzer loben die isländischen Behörden für ihre vorausschauende Kommunikation und effiziente Reaktion auf neue Ausbrüche.
Wirtschaftliche Auswirkungen und Perspektiven
Die wiederholten Ausbrüche haben Island nicht nur geologisch, sondern auch wirtschaftlich geprägt. Der Tourismus profitiert – zugleich steigen aber die Anforderungen an Infrastruktur, Katastrophenschutz und Kommunikation.
Forscher arbeiten unterdessen an Modellen, um künftige Ausbrüche besser vorhersagen zu können. Log-periodische Analysen seismischer Daten und Lavaflussmessungen sollen helfen, Gefahren frühzeitig einzuschätzen und entsprechend zu handeln.
Ein Land zwischen Lava, Sicherheit und Faszination
Island ist längst kein Ausnahmefall mehr, sondern ein Beispiel für gelebte Resilienz im Angesicht permanenter Naturgewalten. Der aktuelle Ausbruch ist keine Katastrophe, sondern Teil einer natürlichen Entwicklung, die Wissenschaftler wie Bevölkerung mit wachem Blick begleiten.
Wer Island besucht, sollte informiert sein, Respekt vor der Natur mitbringen – und sich auf eine Landschaft einstellen, die sich ständig verändert. Zwischen heißen Quellen, rauer Küste und leuchtender Lava entsteht eine Faszination, die kaum ein anderes Reiseziel der Welt bietet. Vielleicht ist genau das das wahre Feuer dieser Insel.