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AFD legt in neuer Umfrage zu: Weidel zieht mit Merz gleich – Reichinnek provoziert Grüne

In Aktuelles
Juli 22, 2025

Eine aktuelle Forsa-Umfrage hat für politische Erschütterungen gesorgt: Die AfD zieht mit der CDU/CSU gleich und erreicht bundesweit 25 %. Während Alice Weidel in den sozialen Medien ungeahnte Reichweiten erzielt, sorgt Linken-Politikerin Heidi Reichinnek mit flammenden Reden und digitalen Strategien für Schlagzeilen. Parallel dazu verliert Friedrich Merz an Rückhalt in der Bevölkerung. Was steckt hinter diesem Umschwung – und wie tief reicht er wirklich?

Ein dramatischer Trend: AfD gleichauf mit der Union

Die jüngste Forsa-Erhebung zeigt ein politisches Bild, das noch vor wenigen Monaten undenkbar schien: Die AfD liegt mit der Union gleichauf – beide Parteien kommen auf 25 % der Stimmen. Die SPD fällt auf 13 %, Grüne und Linke teilen sich mit jeweils 12 % den vierten Platz, während die FDP mit 3 % an der Fünfprozenthürde scheitert. Besonders bemerkenswert: Noch im Frühjahr lag die Union bei 28 %, die AfD bei lediglich 22 % – der Abstand ist vollständig verschwunden.

Warum zieht die AfD in aktuellen Umfragen an der Union vorbei? Die Antwort ist vielschichtig: Wachsende Unzufriedenheit mit der Ampel-Koalition, Unsicherheiten in der Migrationspolitik sowie wirtschaftliche Sorgen treiben Wählerinnen und Wähler in Richtung der AfD. Gleichzeitig gelingt es der Partei, sich als konsequente Oppositionskraft zu inszenieren – unabhängig davon, wie gering ihr tatsächlicher Einfluss auf die praktische Politik ist.

Verlorenes Vertrauen in Merz – eine schwache Bilanz

Friedrich Merz als CDU-Vorsitzender befindet sich in einem schwierigen Fahrwasser. Nur 22 % der Bevölkerung glauben, dass sich unter seiner Führung etwas verbessert hat – 32 % hingegen sehen eine Verschlechterung. Auch in der direkten Kanzlerpräferenz verliert Merz an Boden: In mehreren Erhebungen liegt Alice Weidel vor ihm. Ist Alice Weidel in der Kanzlerpräferenz inzwischen vor Friedrich Merz? Laut einigen YouGov- und INSA-Umfragen: Ja.

Diese Zahlen zeigen deutlich, wie sehr die Union mit ihrer Führungsfigur zu kämpfen hat. Der CDU gelingt es kaum, sich inhaltlich von der Ampel-Koalition abzugrenzen. Der Anspruch auf staatspolitische Verantwortung kollidiert mit einem schwachen programmatischen Profil.

Alice Weidel: Inszenierung, Reichweite und Polarisierung

Weidel hat sich in den vergangenen Monaten zur medienstrategisch dominierenden Figur der AfD entwickelt. Ihre Auftritte in sozialen Medien sind dabei ein zentrales Element ihrer Erfolgsgeschichte. Wie gut kommt Alice Weidel als Person in sozialen Medien an? Sehr gut, sagen die Zahlen: Über 3,6 Millionen Likes, 245 000 Kommentare und mehr als 128 veröffentlichte Videos zeigen, dass Weidel in der digitalen Welt eine enorme Strahlkraft besitzt.

Besonders auffällig: Ihre Videos setzen auf Alltagsnähe. Ob im Auto, auf dem Weg zu Veranstaltungen oder in legerer Kleidung – Weidel inszeniert sich als „normale Macherin“, die abseits der etablierten Eliten agiert. Damit gelingt ihr ein Brückenschlag zu Teilen der Bevölkerung, die sich von der Politik nicht mehr vertreten fühlen.

ARD-Interview als symbolischer Kampfplatz

Symbolhaft verdichtet sich die mediale Präsenz Weidels im Sommerinterview der ARD. Dort wurde sie von Demonstrierenden so lautstark gestört, dass Teile des Interviews kaum verständlich waren. Die AfD forderte anschließend eine Wiederholung. CDU-Generalsekretär Linnemann stellte fest: „Wenn man die AfD stark machen will, soll man ruhig solche Interviews stören.“ Die Diskussion darüber, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit extremistischen Positionen umgeht, ist erneut entbrannt.

Forderung nach Faktenchecks und medialer Verantwortung

In sozialen Medien, vor allem auf Reddit, mehren sich Stimmen, die fordern, dass der ÖRR während solcher Interviews mit Live-Faktenchecks arbeiten sollte. Ein Nutzer schreibt: „Eine anti-demokratische, verfassungsfeindliche Partei sollte verboten werden, nicht durch den ÖRR als ‚eine weitere Partei‘ normalisiert.“ Diese Kritik bringt ein Dilemma auf den Punkt: Der Spagat zwischen Meinungsfreiheit und öffentlicher Verantwortung.

Heidi Reichinnek: Die Linke antwortet – laut und viral

Während Weidel im rechten Spektrum Erfolge feiert, positioniert sich Heidi Reichinnek als laute Stimme der politischen Linken. Die Fraktionsvorsitzende der Linken punktet mit klaren Botschaften und einem ungewöhnlich erfolgreichen TikTok-Auftritt. Warum gilt Heidi Reichinnek als „TikTok-Queen“ der Linken? Ihre Reden erzielen bis zu 30 Millionen Aufrufe, insbesondere bei jungen Zielgruppen. Ein Beispiel: Ihre Aussage, dass viele Frauen nachts andere Männer auf der Straße meiden, wurde auf Reddit hunderttausendfach positiv bewertet.

Inhalte statt Slogans: Reichinneks politische Linie

Welche Forderungen stellt Reichinnek konkret gegenüber Grünen und SPD? Sie fordert etwa die Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne, einen bundesweiten Mietendeckel, kostenlose Bildung und starke Investitionen in Jugendangebote. Zudem tritt sie entschieden gegen Rechts und Militarismus auf, was ihr insbesondere in den sozialen Netzwerken Reichweite verschafft.

Ihr Kommunikationsstil ist emotional, aber faktenbasiert. Sie nutzt gezielt die Formate von TikTok und Instagram – kurze, zugespitzte Clips mit klaren Aussagen, die sich leicht teilen lassen. Damit unterscheidet sie sich von traditionellen linken Strategien und bringt die Partei in der digitalen Welt nach vorn.

Blockade im Bundestag: Machtkampf um Gremienplätze

Warum war Reichinnek nicht für das Geheimdienst-Kontrollgremium gewählt? Die CSU verweigerte ihr die Unterstützung mit dem Hinweis auf die Verfassungstreue der Linken. Die Reaktion folgte prompt: Die Linke drohte, bei künftigen Abstimmungen die Zusammenarbeit zu verweigern, falls die Blockade nicht aufgehoben werde. Der Konflikt zeigt, wie angespannt die parlamentarische Situation inzwischen ist – und wie personalisiert sie geführt wird.

Gesellschaftlicher Nährboden: Wut, Misstrauen und Protest

Warum verfangen Weidels und Reichinneks Botschaften bei so vielen Menschen? Weil sie authentisch wirken und Emotionen adressieren, die viele Wählerinnen und Wähler umtreiben: Angst vor sozialem Abstieg, Misstrauen gegenüber politischen Eliten, Frustration über gefühlte Ohnmacht. Während Reichinnek auf soziale Gerechtigkeit und Antifaschismus setzt, bedient Weidel das Bedürfnis nach Ordnung, Grenzen und nationaler Selbstbehauptung.

Demografische Muster: Wer wählt eigentlich AfD oder Linke?

Eine Bertelsmann-Studie zeigt: AfD-Wähler stammen häufig aus der modernisierungsskeptischen Mitte oder aus prekären Milieus. Viele haben das Vertrauen in traditionelle Institutionen verloren. Linke-Wähler hingegen kommen zunehmend aus jüngeren, urbanen und progressiven Schichten, die sich mit den Grünen nicht mehr identifizieren können.

ParteiStärkste WählergruppenKernbotschaften
AfDMittelschicht, ostdeutsch, männlich, über 40Grenzschutz, Anti-Migration, Regierungskritik
Die LinkeJunge Erwachsene, urban, akademischSoziale Gerechtigkeit, Antifaschismus, Mietenpolitik

Digitale Verstärker: TikTok, Reddit und der Algorithmus

Wie relevant sind soziale Medien für politische Meinungsbildung? Enorm. Während klassische Talkshows sinkende Reichweiten verzeichnen, steigen Views und Interaktionen auf TikTok und Instagram rasant an. Die politische Kommunikation verlagert sich – von komplexen Diskursen zu emotionalen Impulsen. Politikerinnen wie Weidel und Reichinnek wissen das zu nutzen.

Hinzu kommt internationale Aufmerksamkeit: Selbst Elon Musk teilte kürzlich Weidels Forderung nach Neuwahlen – ein digitaler Verstärker, der Reichweite generiert, ohne Rücksicht auf journalistische Standards. Die politische Debatte entkoppelt sich immer stärker von den etablierten Kanälen.

Ein neuer Kampf um Deutungshoheit

Die Gleichstellung von AfD und Union in den Umfragen ist mehr als ein kurzfristiges Stimmungstief für die CDU – sie markiert eine tektonische Verschiebung in der politischen Landschaft. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Programme oder Kanzlerkandidaten, sondern um grundlegende Fragen: Wer spricht für „das Volk“? Wer definiert politische Wirklichkeit? Und wer nutzt die neuen Medien am effektivsten?

Inmitten dieser Dynamik stehen Figuren wie Alice Weidel und Heidi Reichinnek – politisch konträr, medial erfolgreich, jeweils hochgradig umstritten. Ihre Stärke liegt im Storytelling, nicht im Sachzwang. Und genau das trifft den Nerv eines wachsenden Teils der Bevölkerung, der Antworten sucht – jenseits der bekannten Bahnen.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.