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Warum Sparda-Bank-Kunden in Karlsruhe und anderswo Schlange stehen

In Karlsruhe
August 01, 2025

Karlsruhe – Verärgerung, Verunsicherung und lange Warteschlangen prägen derzeit das Bild vieler Sparda-Bank-Filialen in Baden-Württemberg. Insbesondere in Karlsruhe ist die Geduld der Kundinnen und Kunden seit der IT-Umstellung stark auf die Probe gestellt. Die Bank verspricht Digitalisierung und Fortschritt, doch der Weg dorthin sorgt bei vielen für Ärger und Hilflosigkeit.

Ein Systemwechsel mit Folgen

Am 28. Juli 2025 hat die Sparda-Bank Baden-Württemberg ihr Kernbanksystem umgestellt. Ziel der Umstellung war die Einführung des neuen „SpardaZukunftsbankings“ – ein modernisiertes Online-Banking-Erlebnis mit verbesserter Nutzeroberfläche, Sicherheitsmechanismen und App-Integration. Doch schon wenige Stunden nach dem Übergang wurde deutlich, dass der Systemwechsel alles andere als reibungslos verläuft.

In Karlsruhe bildeten sich lange Warteschlangen vor der Filiale in der Kaiserstraße. Ähnliche Szenen spielten sich auch in Pforzheim und Stuttgart ab. Kundinnen und Kunden suchten Rat, Hilfe oder einfach nur einen funktionierenden Zugang zu ihrem Konto. Teilweise warteten Menschen über eine Stunde auf persönliche Beratung – viele davon älteren Semesters, sichtlich überfordert mit der neuen Technik.

Warum funktioniert der Aktivierungscode bei der SpardaSecureGo+ App nicht?

Eine der häufigsten Fragen in dieser Umstellungsphase lautete: „Warum funktioniert der Aktivierungscode bei der SpardaSecureGo+ App nicht?“ Viele Nutzer:innen berichteten, dass der mitgeteilte Aktivierungscode bei der Ersteinrichtung der neuen Sicherheits-App nicht anerkannt wurde. Die Fehlermeldung „Ident-Code ungültig“ tauchte häufig auf, selbst bei korrekter Eingabe. Ursache war in vielen Fällen eine Kombination aus Zeitverzögerung bei der Code-Übermittlung und technischen Übergangsfehlern.

„Ich wollte die App wie beschrieben aktivieren, aber der QR-Code wurde abgelehnt. Dann musste ich alles wieder von vorne machen – inzwischen habe ich es dreimal versucht“, schreibt ein Nutzer in einem Online-Forum. Dieses Problem führte bei vielen zu Unsicherheit, gerade wenn wichtige Überweisungen ausstanden oder keine Alternative zur Online-Freigabe zur Verfügung stand.

IT-Modernisierung trifft auf alte Strukturen

Hinter den Kulissen wird klar: Die Sparda-Bank kämpft mit typischen Problemen bei der Ablösung alter IT-Strukturen. Jahrzehntealte Mainframe-Systeme sind komplex, schwer zu migrieren und lassen sich nicht einfach per Knopfdruck ersetzen. Ein IT-Experte beschreibt das so: „Viele Banken betreiben noch Software aus den 80ern. Wenn du da ein neues System einführst, kracht es oft an mehreren Stellen.“

Die neue Systemlandschaft basiert auf der Plattform von Atruvia, die bereits von anderen Banken verwendet wird. Trotz einer scheinbar zügigen Aktivierung der Grundsysteme war die Nutzererfahrung für viele alles andere als zufriedenstellend.

Wie lange waren die Sparda-Filialen und Geldautomaten offline?

Die Filialen waren ab Donnerstagnachmittag (17 Uhr) geschlossen. Online-Banking, Geldautomaten und der Telefonservice standen ebenfalls nicht zur Verfügung – offiziell bis Montagmorgen. Zwar wurden einige Funktionen am Samstagabend schrittweise reaktiviert, doch viele Nutzer konnten erst Tage später wieder vollständig auf ihr Konto zugreifen.

Kundenerlebnisse: Zwischen Frust und Hilflosigkeit

Die persönlichen Berichte der Betroffenen sprechen eine deutliche Sprache. Ein Stuttgarter schilderte, wie er beim Camping-Urlaub im Harz plötzlich kein Geld mehr überweisen konnte und sich von Freunden Bargeld leihen musste. Die Hotline? Nicht erreichbar. Der Chatbot? Verweist nur auf allgemeine FAQ-Seiten. In der Filiale hieß es: Termine seien erst wieder ab Ende August möglich.

Viele Betroffene empfanden sich allein gelassen. Besonders ältere Kund:innen fühlten sich weder technisch vorbereitet noch kommunikativ abgeholt. „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen vor lauter Angst“, sagte eine Seniorin in Pforzheim, nachdem sie drei Überweisungen nicht tätigen konnte.

Was passiert, wenn ich mich nach der Umstellung nicht rechtzeitig neu anmelde?

Die Antwort ist ernüchternd: Wer sich nicht rechtzeitig mit dem neuen Sparda-NetKey und Online-PIN einloggt, wird ausgesperrt. In solchen Fällen kann eine Wiederherstellung der Zugangsdaten nur postalisch oder persönlich erfolgen – was in Zeiten von langen Wartezeiten und fehlenden Terminslots zusätzlich belastet.

Verbraucherschützer schlagen Alarm

Auch Verbraucherschützer äußern sich zunehmend kritisch zum Vorgehen der Sparda-Bank. Zwar sei der Systemwechsel angekündigt worden, jedoch fehle es an klarer und zielgruppengerechter Kommunikation. „Die Informationspolitik war intransparent. Viele Menschen wussten nicht, wie sie ihre TAN-App aktualisieren oder welches Verfahren nun gültig ist“, so ein Sprecher.

Tatsächlich hat die Bank parallel zur technischen Umstellung auch das TAN-Verfahren geändert. Die altbekannte SpardaSecureApp wurde abgeschaltet, stattdessen kommen nun das Sm@rtTAN-plus-Verfahren oder die SpardaSecureGo+ App zum Einsatz – Letztere allerdings nur bei erfolgreicher Aktivierung.

Wird das Sm@rtTAN-plus Verfahren jetzt verpflichtend?

Ja. Wer weiterhin Online-Banking nutzen möchte, muss auf eines der beiden neuen Verfahren umsteigen. Ohne Umstellung ist keine Freigabe von Überweisungen oder anderen Transaktionen mehr möglich. Das bedeutet: Selbst wer seine Zugangsdaten hat, kann ohne TAN keine Aufträge ausführen.

Unzufriedenheit mit Service und Support

Ein Blick auf Bewertungsportale wie Trustpilot offenbart einen weiteren Aspekt: Der Ruf der Sparda-Bank Baden-Württemberg hat in den letzten Jahren deutlich gelitten. Mit einem durchschnittlichen Score von 1,9 von 5 Punkten und über 80 % negativer Bewertungen kritisieren Nutzer vor allem die mangelnde Erreichbarkeit, langsame Bearbeitungen und unfreundliche Kommunikation.

Auch die Trennung zwischen verschiedenen Sparda-Bank-Regionen sorgt für Unmut. In Foren berichten Kund:innen, dass Serviceanfragen in einer anderen Sparda-Region abgelehnt oder weitergeleitet wurden – ohne Ergebnis. Ein Nutzer beschreibt es so: „Ich stand in einer Filiale in Hamburg, aber weil mein Konto in Stuttgart läuft, konnten sie mir nicht helfen.“

Wer hilft bei Problemen nach der Umstellung?

Offiziell sind die Sparda-Filialen, die Kundenhotline sowie der digitale Assistent „Fips“ zuständig. Letzterer liefert jedoch meist nur standardisierte Antworten. Bei technischen Problemen rund um Aktivierungscodes oder App-Fehlfunktionen bleibt den meisten nur der Gang in die Filiale – sofern diese geöffnet ist und Personal verfügbar ist.

Digitale Hürden für Menschen mit Sprachbarrieren

Ein bislang wenig beachteter Aspekt betrifft die Barrierefreiheit: Die Sparda-Bank bietet Verträge, Apps und Kundenservice ausschließlich auf Deutsch an. Für Menschen, die kein oder nur wenig Deutsch sprechen, ist die eigenständige Einrichtung des neuen Systems nahezu unmöglich. Während Banken wie N26 oder bunq auf mehrsprachige Angebote setzen, bleibt die Sparda in dieser Hinsicht klar zurück.

Digitalisierung ja – aber bitte mit Plan

Die Intention der Sparda-Bank war durchaus zukunftsorientiert: Mehr Digitalisierung, mehr Nutzerfreundlichkeit, schnellere Prozesse. Doch der Weg dorthin war für viele mit Stolpersteinen gepflastert. Der Zeitplan mag gehalten worden sein, doch in der Kundenwahrnehmung überwiegt der Eindruck von Chaos, Überforderung und fehlender Hilfe.

Wie bewerten andere Kunden die Umstellung zur Atruvia-Plattform?

Die Meinungen gehen auseinander. Während technikaffine Nutzer:innen den Wechsel als Fortschritt empfinden, klagen viele andere über fehlende Einweisungen, technische Fehler und Kommunikationsdefizite. Im Schnitt bleibt die Bewertung durchwachsen – was für ein Projekt dieser Größenordnung jedoch nicht ungewöhnlich ist.

Ein Blick nach vorn

Der Fall der Sparda-Bank zeigt, wie sensibel IT-Umstellungen im Bankensektor sind – besonders dann, wenn hunderttausende Menschen betroffen sind. Auch wenn die technische Migration im Hintergrund erfolgreich war, fehlte es an Begleitung, Transparenz und praktischer Unterstützung. In Zeiten wachsender digitaler Anforderungen und sinkender Servicepräsenz vor Ort ist klar: Banken müssen ihre Kund:innen besser mitnehmen, statt sie vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Für die Sparda-Bank ist es nun entscheidend, das Vertrauen zurückzugewinnen – durch verlässlichen Service, zielgruppengerechte Kommunikation und echte Hilfsangebote. Denn Digitalisierung endet nicht beim Software-Update – sie beginnt mit dem Menschen am anderen Ende des Bildschirms.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.