
Deutliche Umsatzrückgänge trotz Preissteigerungen
Das Gastgewerbe in Deutschland hat im ersten Halbjahr 2025 erhebliche Einbußen verzeichnet. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sanken die Umsätze real um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Verglichen mit dem Vorkrisenjahr 2019 beträgt das Minus sogar über 14 Prozent. Während Hoteliers noch leichte Zuwächse verzeichnen konnten, sind Restaurants, Bars und kleinere Gaststätten besonders stark betroffen. Nominal stiegen die Umsätze zwar durch Preissteigerungen, doch inflationsbereinigt ergibt sich ein deutlicher Rückgang.
„Dramatischer Rückstand“ im Vergleich zu 2019
Der Dehoga spricht von einem „dramatischen Rückstand“ gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019. Bundesweit liegt das Minus inflationsbereinigt bei rund 17 Prozent. Damit steuert die Branche auf das sechste Verlustjahr in Folge zu. Vor allem die Rückkehr zur Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf Speisen sowie die stark gestiegenen Personal- und Energiekosten belasten die Betriebe. „Viele Unternehmen kämpfen ums Überleben, insbesondere kleine Familienbetriebe, die kaum Rücklagen haben“, heißt es aus den Reihen des Verbands.
Umfrage: Ein Drittel der Betriebe schreibt Verluste
Eine aktuelle Dehoga-Umfrage zeichnet ein düsteres Bild: Rund 33,5 Prozent der Unternehmen befinden sich aktuell in der Verlustzone. Weitere 30 Prozent können keine Prognose abgeben, während nur etwa 37 Prozent einen Gewinn erwarten. Diese Zahlen verdeutlichen die angespannte Lage. Sinkende Gästezahlen verschärfen die Situation zusätzlich, da viele Verbraucher aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten seltener Restaurant- und Hotelbesuche einplanen.
Belastungsfaktoren im Überblick
- Rückkehr der Mehrwertsteuer auf 19 % für Speisen
- Steigende Energie- und Lebensmittelpreise
- Deutlich erhöhte Personalkosten
- Sinkende Gästezahlen durch Kaufzurückhaltung
Regionale Unterschiede und touristische Effekte
Besonders in den Innenstädten berichten Gastronomen von rückläufigen Gästezahlen. Der Städtetourismus kann die Ausfälle im Alltagsgeschäft nicht kompensieren. In ländlichen Regionen droht ein verstärktes „Gasthaus-Sterben“. Zwar profitieren einige Ferienregionen von einer stabilen Nachfrage, doch auch dort reichen die Einnahmen oft nicht aus, um die hohen Kostensteigerungen zu decken.
Politische Maßnahmen gefordert
Der Dehoga fordert von der Bundesregierung gezielte Entlastungen. Zentraler Punkt ist die dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen von 19 auf 7 Prozent. Branchenvertreter sehen darin ein wichtiges Signal zur Sicherung der Betriebe. Auch Hilfen bei Energie- und Personalkosten werden diskutiert. Gleichzeitig weist der Verband darauf hin, dass die Stimmung unter Hoteliers und Gastronomen „sehr angespannt“ ist und ohne politische Unterstützung viele Betriebe vor dem Aus stehen könnten.
Perspektiven für 2026 und darüber hinaus
Ein Hoffnungsschimmer ist die geplante Mehrwertsteuersenkung ab 2026, die nach aktuellen Plänen wieder auf 7 Prozent festgelegt werden soll. Ob dies die strukturellen Probleme löst, ist jedoch fraglich. Experten betonen, dass langfristig Investitionen in Qualität, Digitalisierung und Personalgewinnung entscheidend sein werden. Große Ketten können sich besser behaupten, während kleine und mittlere Betriebe dringend Unterstützung benötigen.
Fazit: Ein Wendepunkt für das Gastgewerbe?
Die Lage im deutschen Gastgewerbe ist ernst. Trotz nominal steigender Umsätze stehen viele Betriebe mit dem Rücken zur Wand. Der Dehoga warnt eindringlich vor einem sechsten Verlustjahr in Folge und mahnt schnelle politische Entscheidungen an. Ob die geplanten Maßnahmen ab 2026 rechtzeitig greifen, bleibt abzuwarten. Klar ist: Ohne gezielte Entlastungen und strukturelle Veränderungen könnte das traditionelle Bild der deutschen Gastwirtschaft nachhaltig Schaden nehmen.