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Neue Generation: Polizei durchsucht Gruppe mit Verbindungen zur „MerzMafia“

In Aktuelles
Oktober 06, 2025

Berlin – Eine neue Protestwelle rollt durch Deutschland: Die Aktivistengruppe „Neue Generation“, Nachfolgerin der bekannten „Letzten Generation“, hat mit einer spektakulären Aktion gegen die CDU für Aufsehen gesorgt. Am Konrad-Adenauer-Haus in Berlin klebten sich Mitglieder an Eingänge und führten symbolische „Ermittlungen“ gegen die sogenannte „MerzMafia“ durch. Die Polizei reagierte mit Razzien und Festnahmen – der Beginn einer neuen Eskalationsstufe im politischen Protest.

Ein unerwartetes Comeback der Klimabewegung

Am frühen Morgen des 3. Oktober 2025 besetzten Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppierung „Neue Generation“ die CDU-Parteizentrale in Berlin. Unter dem Schlagwort „MerzMafia-Ermittlungen“ verschafften sie sich Zutritt zu den Räumlichkeiten, blockierten Eingänge mit Sekundenkleber und forderten lautstark Aufklärung über vermeintliche Machtverflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft. Der Vorfall markiert nicht nur eine Rückkehr der Klimaproteste auf die politische Bühne, sondern auch einen deutlichen Strategiewechsel innerhalb der Bewegung.

Die Polizei rückte mit mehreren Mannschaftswagen an und beendete die Aktion. Drei Aktivist:innen wurden festgenommen, mehrere weitere Personen zur Identitätsfeststellung abgeführt. Schon in der Nacht zuvor hatten Ermittler bei Durchsuchungen Material beschlagnahmt: 644 Flaschen Sekundenkleber, Farbdosen, Pinsel und Transparente mit der Aufschrift „Revolution Days“.

Von der „Letzten Generation“ zur „Neuen Generation“

Die Gruppe „Neue Generation“ ist aus der „Letzten Generation“ hervorgegangen, die in den vergangenen Jahren mit Straßenblockaden und Klebeaktionen bundesweit Schlagzeilen gemacht hatte. Laut ihrer Selbstbeschreibung versteht sich die Bewegung als „Reform der Reform“, als Versuch, den gesellschaftlichen Protest auf eine neue, systemkritische Ebene zu heben. Während frühere Aktionen primär auf Klimaschutz fokussierten, geht es der neuen Bewegung nun um umfassendere gesellschaftliche Fragen: Macht, Demokratie und Gerechtigkeit.

„Wir sehen, dass das politische System zu stark von Kapitalinteressen beeinflusst ist“, heißt es in einem der Statements der Gruppe. „Unser Ziel ist eine Politik, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert – nicht an den Interessen der Lobbys.“

Neue Struktur, neue Strategie

Die Aktivist:innen planen, ihre Bewegung über ein sogenanntes „Parlament der Menschen“ zu strukturieren. Dieses soll per Losverfahren besetzt werden, um eine möglichst diverse und repräsentative Zusammensetzung zu gewährleisten – nach Kriterien wie Geschlecht, Alter, Herkunft und Bildung. Das Gremium soll alternative Formen demokratischer Beteiligung erproben und Entscheidungen treffen, die frei von parteipolitischen und wirtschaftlichen Einflüssen sind.

Damit positioniert sich die „Neue Generation“ nicht nur als Nachfolge-, sondern als bewusste Gegenbewegung zum etablierten politischen System. Diese Vision stößt jedoch auf geteilte Reaktionen: Während Unterstützer sie als mutigen Schritt zu mehr Basisdemokratie loben, sehen Kritiker darin eine naive Vorstellung von Macht und Governance.

Was steckt hinter der „MerzMafia“?

Im Zentrum der jüngsten Aktion stand der Vorwurf gegen CDU-Chef Friedrich Merz und den sogenannten Wirtschaftsrat der CDU. Aktivist:innen sprechen von einer „MerzMafia“, die angeblich politische Entscheidungen zugunsten wirtschaftlicher Interessen beeinflusse. Dabei beziehen sie sich auf Recherchen von Organisationen wie LobbyControl, die in der Vergangenheit enge Verbindungen zwischen CDU und Wirtschaftslobbyisten aufgezeigt haben.

Der Wirtschaftsrat der CDU ist formal kein Parteigremium, sondern ein Wirtschaftsverband, der der CDU nahesteht. Dennoch ist er regelmäßig bei Parteitagen präsent und beteiligt sich an strategischen Diskussionen. Kritiker bemängeln seit Jahren, dass diese Nähe eine gefährliche Vermischung von Lobbyismus und Parteipolitik darstellt.

Kritik an Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft

Nach Angaben von LobbyControl vertritt der Wirtschaftsrat vor allem ökonomische Interessen und positioniert sich häufig gegen ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen. In der Öffentlichkeit hat sich dadurch das Bild verfestigt, dass der Einfluss wirtschaftsnaher Netzwerke innerhalb der CDU stärker ist, als offiziell eingeräumt wird.

Die „Neue Generation“ nutzt diesen Vorwurf als Ausgangspunkt für ihre Aktionen. Unter dem Slogan „Razzia bei der MerzMafia“ führen sie symbolische „Ermittlungen“ durch, mit denen sie nach eigener Aussage „die mafiösen Strukturen der Macht“ offenlegen wollen. Die Provokation ist Teil ihres strategischen Selbstverständnisses – sie wollen mit gezielten Begriffen Aufmerksamkeit erzeugen und öffentliche Diskussionen anstoßen.

Wie reagiert die Politik?

Innerhalb der CDU verurteilt man die Aktion scharf. Generalsekretär Carsten Linnemann sprach von einem „Angriff auf die Demokratie“ und forderte harte Konsequenzen. Friedrich Merz selbst äußerte sich bislang nur indirekt, ließ aber über Parteisprecher verlauten, dass er „rechtliche Schritte prüfen“ lasse. Polizeisprecher bezeichneten den Einsatz als „zügig und professionell“ – man habe „einen rechtswidrigen Zustand schnell beendet“.

Juristische Folgen für die Aktivist:innen

Die Ermittlungsbehörden prüfen derzeit, ob sich die Beteiligten wegen Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung oder Nötigung strafbar gemacht haben. In der Vergangenheit wurden Aktivist:innen ähnlicher Aktionen teilweise zu Geld- oder Bewährungsstrafen verurteilt. Einige Juristen argumentieren, dass die Staatsanwaltschaft nun prüfen könnte, ob die „Neue Generation“ als kriminelle Vereinigung eingestuft werden sollte – ein Schritt, der weitreichende Konsequenzen hätte.

Wie wahrscheinlich sind härtere Strafen?

Erfahrungsgemäß hängt das Strafmaß stark vom Einzelfall ab. Während reine Sitzblockaden meist als Ordnungswidrigkeit gewertet werden, können Aktionen in Gebäuden oder mit Sachschaden juristisch schwerer wiegen. In diesem Fall dürfte entscheidend sein, ob die Aktivist:innen mit Gewalt vorgingen oder Eigentum beschädigten – was nach ersten Erkenntnissen nicht der Fall war.

Reaktionen in der Bevölkerung und in sozialen Medien

Auf Plattformen wie Instagram und Reddit wird die Aktion kontrovers diskutiert. Unter dem Hashtag #MerzMafia verbreiten Unterstützer Videos aus dem Inneren der CDU-Zentrale, die teils mit satirischen Kommentaren versehen sind. Viele Sympathisant:innen loben die Aktion als „mutig“ und „überfällig“. Gegner hingegen kritisieren sie als „kindisch“, „antidemokratisch“ und „Selbstinszenierung auf Kosten anderer“.

Ein Nutzer auf Reddit kommentierte: „Wenn sie glauben, dass sie mit Sekundenkleber die Welt retten, haben sie nichts verstanden.“ Ein anderer schrieb: „Endlich spricht jemand aus, was in Berlin niemand zu sagen wagt – dass Wirtschaft und Politik viel zu eng verbandelt sind.“ Die Meinungen zeigen, wie gespalten die Gesellschaft bei diesem Thema bleibt.

Wie wählt die „Neue Generation“ ihre Mitglieder?

Ein zentrales Element der Bewegung ist das erwähnte Losverfahren zur Bildung des „Parlaments der Menschen“. Hierbei sollen nach eigenen Angaben Bürgerinnen und Bürger unabhängig von Parteizugehörigkeit oder sozialem Status ausgelost werden. Das Ziel: eine repräsentative und gerechtere Entscheidungsstruktur, die sich bewusst von klassischen Machtmechanismen absetzt.

Die Idee hat Vorbilder in sogenannten Bürgerräten, wie sie in Irland oder Frankreich bereits getestet wurden. Dort diskutierten zufällig ausgewählte Bürger politische Themen und gaben Handlungsempfehlungen an die Parlamente. Ob sich dieses Modell langfristig in Deutschland etablieren kann, bleibt offen – doch es signalisiert den Willen, politische Teilhabe neu zu denken.

„Wir sind keine Kleber, wir sind Reformatoren“

Mit dieser Parole beschreibt die „Neue Generation“ ihre neue Identität. Anders als die „Letzte Generation“ legt die Bewegung mehr Wert auf inhaltliche Debatten und politische Alternativen. Aktionen wie die „MerzMafia-Ermittlungen“ sollen weniger Chaos als vielmehr symbolische Sichtbarkeit erzeugen.

Allerdings werfen Kritiker der Gruppe vor, sie überschreite Grenzen zwischen Aktivismus und gezielter Provokation. Während die Forderung nach Transparenz berechtigt sei, könne die Art der Aktionen kontraproduktiv wirken. Das öffentliche Vertrauen in politische Institutionen hänge nicht allein von Protesten, sondern auch von sachlicher Aufklärung ab, heißt es in mehreren Kommentaren.

Hintergrund: Der Wirtschaftsrat der CDU im Fokus

Der Wirtschaftsrat ist seit Jahren umstritten. Er versteht sich als Stimme der Wirtschaft innerhalb der CDU und ist gleichzeitig als eingetragener Verein organisiert. Diese Doppelfunktion erlaubt ihm, politischen Einfluss auszuüben, ohne denselben Transparenzpflichten zu unterliegen wie Parteien. In den letzten Jahren hat der Rat mehrfach gegen schärfere Klimaschutzgesetze argumentiert – ein zentraler Konfliktpunkt zwischen Klimabewegung und konservativen Kräften.

Aktivist:innen sehen darin ein Beispiel für „institutionalisierten Lobbyismus“, der den Klimaschutz hemmt. Die CDU hingegen betont, der Wirtschaftsrat sei ein unabhängiger Verband, der „legitim Interessen seiner Mitglieder vertrete“.

Statistiken zur Lobbyverflechtung

KategorieBeispiel / Angabe
Zahl wirtschaftsnaher Verbände mit CDU-VerbindungenRund 35 (Schätzung LobbyControl 2024)
Bekannte Vertreter des Wirtschaftsrats im CDU-Umfeldu.a. Unternehmer, Bankenlobbyisten, Energiebranche
Positionierung zu KlimagesetzenMehrheitlich gegen höhere CO₂-Steuern, für Technologieoffenheit

Gesellschaftliche Bewertung

Während die CDU die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsvertretern als „unverzichtbar für eine realistische Politik“ verteidigt, warnen Experten vor zunehmender Einflussnahme auf Entscheidungsprozesse. Die „Neue Generation“ nutzt diese Diskrepanz, um ihre Kritik an einer „Politik der Mächtigen“ zu untermauern.

Ende einer Illusion – oder Beginn einer Bewegung?

Die jüngste Aktion der „Neuen Generation“ hat gezeigt, dass die Ära der Klima- und Systemproteste in Deutschland noch längst nicht vorbei ist. Doch sie steht an einem Scheideweg: Zwischen politischem Idealismus und gesellschaftlicher Akzeptanz, zwischen Reformwillen und Radikalisierung. Ob die Bewegung den Balanceakt schafft, bleibt ungewiss – doch sie hat erreicht, was sie wollte: Aufmerksamkeit.

Indem sie den Begriff „MerzMafia“ wählt, spielt sie bewusst mit der Grenze zwischen Symbolik und Anklage. Sie zwingt Politik und Öffentlichkeit, über Lobbyismus, Macht und Demokratie nachzudenken – Themen, die über den eigentlichen Klimaschutz hinausgehen. In einer Zeit, in der viele Bürger das Vertrauen in politische Prozesse verlieren, liefert die „Neue Generation“ damit eine unbequeme, aber notwendige Provokation.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.