
Köln, 11. November 2025 – Noch liegt ein feiner Dunst über der Domstadt, während sich die ersten Jecken bunt verkleidet auf den Weg zum Heumarkt machen. Zwischen Pappnasen, Musik und Glitzer liegt Aufbruchsstimmung in der Luft. Die fünfte Jahreszeit beginnt – und das Wetter? Spielt diesmal erstaunlich gut mit.
Ein milder Auftakt in die neue Karnevalssession
Zum Start in den Kölner Karneval am 11.11. meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) überwiegend milde Temperaturen zwischen sieben und fünfzehn Grad. Zwar beginnt der Morgen noch mit dichter Bewölkung und leichtem Nieselregen, doch im Laufe des Tages soll sich der Himmel öffnen – mit sonnigen Momenten am Nachmittag. „Am Morgen bleibt es zunächst noch ziemlich wolkig und stellenweise nieselt es leicht. Aber keine Sorge: Im Laufe des Nachmittags klappt es mehr und mehr auf“, heißt es im Live-Ticker eines Kölner Nachrichtenportals. Damit haben die Feiernden deutlich angenehmere Bedingungen als im Vorjahr, als Regen und zwölf Grad den Auftakt trübten.
Wetterlage sorgt für volle Straßen
Das Wetter beeinflusst nicht nur die Stimmung, sondern auch die Besucherzahlen. Laut Stadtverwaltung werden bei trockener Witterung deutlich mehr Menschen erwartet – Zehntausende allein im Bereich der Zülpicher Straße, dem bekannten Studentenviertel. Auch die AWB rechnet aufgrund des guten Wetters mit einem erhöhten Besucherandrang und entsprechend mehr Müllaufkommen. Ein Sprecher bestätigte, dass die Entsorgungsbetriebe zusätzliche Teams und Container bereitstellen, um die Straßen nach der Sessionseröffnung schnell wieder zu reinigen.
Verkehr, Sicherheit und Organisation
Die Stadt Köln hat umfangreiche Maßnahmen vorbereitet, um die Menschenmengen zu lenken. Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) leiten am 11.11. mehrere Linien um: Die Stadtbahnlinie 9 wird ab etwa sieben Uhr über die Aachener Straße geführt, die Haltestelle Zülpicher Platz ist ab neun Uhr gesperrt. Auch die Linie 18 fährt nur eingeschränkt zwischen Weißhausstraße und Barbarossaplatz. Besucher sollen mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, Autofahrten in die Innenstadt sind kaum möglich.
Kontrollierte Zugänge und klare Regeln
Die Zugänge zur Zülpicher Straße werden großräumig kontrolliert, um die Zahl der Feiernden zu regulieren. Glasflaschen sind verboten, Taschenkontrollen finden statt. „Der Bereich rund um die Zülpicher Straße wird großräumig gesperrt, Zugänge kontrolliert und Besucherströme aktiv gelenkt“, teilte die Stadt mit. Ergänzend setzt die Polizei mehr als 1.000 Einsatzkräfte ein – vor allem, um Überfüllung, Vandalismus und Alkoholmissbrauch vorzubeugen.
Stimmen aus der Stadt: Freude und Kritik
In sozialen Netzwerken zeigt sich die geteilte Stimmung: Während auf Instagram unter dem Hashtag #KölleAlaaf fröhliche Gruppen, Selfies und bunte Kostüme dominieren, äußern sich auf Reddit viele kritisch. Anwohner berichten von überfüllten Straßen, Lärm und Müllbergen. Ein Nutzer schreibt: „Es ist einfach zu viel geworden. Die Stadt kommt mit den Massen nicht mehr klar.“ Andere sehen die Entwicklung positiv – als Rückkehr zu einem Karneval „von unten“, ausgelassen, jung und spontan. Diese Ambivalenz spiegelt das Spannungsfeld wider, in dem Köln jedes Jahr neu versucht, Tradition und Ausgelassenheit in Einklang zu bringen.
Solidarität und Verantwortung
Neben der Feierlaune gab es auch nachdenkliche Momente. Eine Gruppe junger Jecken stellte sich am Vormittag symbolisch schützend vor die Synagoge in der Roonstraße – ein Zeichen gegen Antisemitismus und für Zusammenhalt. Die Stadt und Verkehrsbetriebe appellieren unterdessen an alle Feiernden, Verantwortung zu übernehmen: Kein Glas, kein Müll, kein Ärger. Rund 70 zusätzliche Sicherheitskräfte der Deutschen Bahn sind an Bahnhöfen im Einsatz, um An- und Abreisen zu begleiten.
Wetterdaten und klimatische Einordnung
Statistisch gesehen liegt der Niederschlag im November in Köln bei rund 49 Millimetern, die Luftfeuchtigkeit beträgt im Durchschnitt etwa 85 Prozent. Diese Werte zeigen, dass der Sessionsauftakt trotz mildem Wetter oft feucht verläuft – eine echte Ausnahme also, wenn Sonne und 15 Grad im November möglich sind. In den letzten Jahren wurden Temperaturen zwischen zehn und zwanzig Grad gemessen, was den Trend eines insgesamt milderen Herbstes bestätigt.
Der wirtschaftliche Faktor Karneval
Der Kölner Karneval ist längst auch ein Wirtschaftsfaktor. Laut Schätzungen generiert die Session jährlich über 460 Millionen Euro Umsatz. Davon entfallen etwa 165 Millionen Euro auf Gastronomie und Hotellerie. Rund 1,5 Millionen Besucher reisen regelmäßig zur Session an, über 3.000 Unternehmen sind in der Lieferkette beteiligt – vom Kostümhandel bis zur Eventtechnik. Ein sonniger Starttag kann die Auslastung von Lokalen, Hotels und Bahnen zusätzlich erhöhen.
Was Besucher wissen sollten
Praktische Tipps für den Tag
- Früh anreisen – viele Haltestellen sind ab Vormittag gesperrt.
- Wetterangepasst kleiden: leichte Regenjacke am Vormittag, Zwiebellook für den Abend.
- Nur Plastikbecher oder Dosen – Glasflaschen sind verboten.
- Alternative Veedelsfeste besuchen, um überfüllte Bereiche zu meiden.
Ein Tag zwischen Tradition und Gegenwart
Der 11.11. bleibt für Köln mehr als ein Datum – er ist ein kulturelles Ereignis, das die Stadt vereint und gleichzeitig herausfordert. Die milde Wetterlage dürfte den Auftakt 2025 zu einem der bestbesuchten der letzten Jahre machen. Zugleich wächst der Wunsch nach Verantwortung, Rücksicht und Nachhaltigkeit. Ob auf dem Heumarkt, an der Zülpicher Straße oder in den Veedeln: Köln zeigt einmal mehr, dass Karneval hier mehr ist als Feiern – es ist gelebte Kultur zwischen Frohsinn, Organisation und Menschlichkeit.

































