
Lohmar, 27. November 2025 – Dichter Rauch hängt über der Scheiderhöhe, Flammen lodern hoch in den Himmel, während Sirenen die Stille durchbrechen. Bewohner rennen in Panik umher, Einsatzkräfte eilen herbei. Minuten später steht fest: Ein wichtiger Schutzraum für Menschen auf der Flucht ist verloren.
Was passiert ist
Am Donnerstagvormittag brach gegen 11.10 Uhr in der Flüchtlingsunterkunft in Lohmar-Scheiderhöhe ein verheerender Brand aus. Nach ersten Erkenntnissen begann das Feuer in der Waschküche des Containerkomplexes und griff rasch auf das obere Stockwerk über – bis hoch ins Dach. Die Unterkunft besteht aus übereinander gestapelten Wohncontainern, in denen Geflüchtete untergebracht waren.
Da das Heim direkt neben dem örtlichen Feuerwehrhaus stand, war die Feuerwehr aus Scheiderhöhe innerhalb kürzester Zeit vor Ort. Dennoch: Die Flammen schlugen aus dem Dach, Rauchsäulen verdunkelten den Himmel. Ob sich bei Ausbruch des Feuers noch Menschen im Gebäude befanden, war lange unklar – ein Horror-Szenario für alle Beteiligten.
Rettung, Evakuierung und Folgen
Die Leitstelle löste vorsorglich den Alarm „Massenanfall von Verletzten“ aus und entsandte sieben Rettungswagen, drei Notärzte sowie mehrere leitende Ärzte zur Einsatzstelle. Im Gerätehaus der Feuerwehr wurden die Betroffenen untersucht. Fünf Menschen erlitten vermutlich Rauchgasvergiftungen und mussten medizinisch betreut werden; wie viele letztlich ins Krankenhaus gebracht wurden, blieb zunächst unklar.
Das Feuer wurde gelöscht – doch der Schaden ist enorm. Zwei Räume brannten vollständig aus, zahlreiche weitere wurden durch Rauch und Löschwasser stark beschädigt. Objekte, Mobiliar, persönliche Habseligkeiten: Vieles ist unbrauchbar geworden. Die Containeranlage ist nach Einschätzung der Einsatzkräfte derzeit unbewohnbar.
Insgesamt waren 17 Personen in der Unterkunft gemeldet. Sie sollen nun auf andere Flüchtlingsunterkünfte in der Region verteilt werden. Damit verlieren sie nicht nur ein Zuhause – sondern auch ein Stück Sicherheit und Stabilität.
Mitarbeitende der Feuerwehr berichten
Der verantwortliche Einsatzleiter schilderte die dramatischen Szenen vor Ort: Mehrere Bewohner seien teils erneut in das Gebäude zurückgelaufen, um persönliche Gegenstände zu retten – trotz der bereits gefährlichen Lage. Die Angst, die eigene Vergangenheit, Erinnerungsstücke – offenbar wichtiger als die eigene Sicherheit. Der Einsatz habe sich bei den Einsatzkräften nachhaltig eingeprägt.
Hintergrund: Unterbringung in Lohmar
Die Stadt Lohmar hatte dem Land Nordrhein-Westfalen einen Standort als zentrale Unterbringungseinrichtung angeboten. Ziel war es, Geflüchtete rasch unterzubringen und Kommunen zu entlasten. Die Containeranlage, in der der Brand ausbrach, war Teil dieser Bemühungen. Sie war als Übergangsaufenthalt gedacht – mit sozialer Betreuung, Versorgung und Unterkunft.
Bereits vor einigen Monaten hatte es in anderen Gebäuden der Stadt Brände gegeben – etwa in Unterkunft für Wohnungslose: Dort war eine vergessene Pfanne auf dem Herd Auslöser. Die Gebäude blieben teilweise unbewohnbar. Diese Zwischenfälle zeigen, wie fragil solche Unterkünfte sein können, besonders wenn sie aus modularen, temporären Strukturen bestehen.
Moderne Unterbringung – mit Risiken
Containeranlagen gelten als schnelle Lösung, wenn herkömmlicher Wohnraum knapp ist. Sie lassen sich relativ rasch errichten, versorgen viele Menschen in kurzer Zeit. Doch sie bergen Risiken: Brandschutz, Fluchtwege, schnelle Ausbreitung bei Fehlfunktionen oder Unachtsamkeit. Dass aus einem Feuer in der Waschküche ein komplettes Heim werden kann, zeigt die verwundbare Realität dieser Unterkünfte.
Ausmaß und offene Fragen
- 17 Personen waren in der Unterkunft gemeldet.
- Mindestens fünf Menschen erlitten eine Rauchgasvergiftung.
- Zwei Räume brannten vollständig aus, viele weitere sind beschädigt.
- Das Gebäude sei aktuell unbewohnbar – eine Rückkehr der Bewohner ausgeschlossen.
Bisher ist unklar, wie hoch der materielle Schaden genau ist. Auch die vollständige Zahl der Verletzten liegt noch nicht fest. Die Ursachen für das Feuer sind laut Feuerwehr bislang eine Waschküche – ob Fahrlässigkeit, technische Ursachen oder andere Faktoren eine Rolle spielten, muss noch untersucht werden.
Räumung, Neuunterbringung, Perspektive
Die betroffenen Menschen werden nun in anderen Asylunterkünften untergebracht. Für viele bedeutet das: erneut Weg von gewohnten Strukturen, Unsicherheit, Ungewissheit. Für sie bricht nicht nur ein Dach über dem Kopf weg – oft auch das Gefühl, endlich angekommen zu sein.
Für die Stadt und Landesbehörden stellt sich die Frage, wie Unterbringung sicherer gestaltet werden kann. Sind temporäre Containeranlagen ausreichend? Wie stark muss Brandschutz, technische Ausstattung und Betreuung fokussiert werden? Nach diesem Brand dürfte klar sein: Es braucht mehr als ein Dach über dem Kopf. Es braucht Verantwortung.
Ein Neubeginn unter schwierigen Vorzeichen
Der Brand in Lohmar-Scheiderhöhe macht auf brutale Weise deutlich, wie fragil Unterkünfte für Geflüchtete sein können – besonders, wenn sie modular und temporär sind. Am Ende eines Einsatzes stehen verbrannte Räume, zerstörte Erinnerungen und Menschen, die erneut umziehen müssen. Für sie beginnt jetzt eine neue, unsichere Etappe. Und für Behörden, Hilfsorganisationen und Nachbarn steht die Frage im Raum: Wie kann man dafür sorgen, dass Heimat ein stabiles Zuhause bleibt – auch in schwierigen Unterkünften?