Masern kehren zurück Ausbrüche in etlichen Ländern: WHO warnt vor Gefahr durch Masern

In Ausland
November 28, 2025

Genf, 28. November 2025 — Die Masern, lange als nahezu besiegt betrachtet, greifen weltweit wieder um sich. In zahlreichen Ländern steigen die Fallzahlen, Kliniken melden mehr schwere Verläufe und Gesundheitsexperten sprechen von einer gefährlichen Entwicklung, die dringend gestoppt werden muss.

Weltweite Ausbreitung eines vermeidbaren Virus

Die Weltgesundheitsorganisation warnt angesichts eines drastischen Wiederanstiegs der Masernfälle. Seit der Pandemie haben viele Staaten Schwierigkeiten, ihre früheren Impfquoten zu erreichen. Besonders deutlich zeigt sich das im Jahr 2024 mit weltweit rund elf Millionen Erkrankungen – eine Zahl, die verdeutlicht, wie stark der Impfschutz geschwächt wurde und wie rasch sich das hochansteckende Virus verbreiten kann.

Masern gehören zu den infektiösesten Krankheiten überhaupt. Schon kurze Kontakte genügen, um das Virus weiterzutragen. Der Verlauf kann gravierend sein: Neben starkem Fieber und typischem Hautausschlag treten regelmäßig schwere Atemwegsinfektionen oder Entzündungen des Gehirns auf. Besonders gefährdet sind Kleinkinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Die WHO verweist seit Jahren darauf, dass nur eine nahezu vollständige Immunisierung großflächige Ausbrüche verhindert.

NADR News berichtete hier bereits über die steigende Gefahr von Masern.

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Europa erlebt den stärksten Anstieg seit Jahrzehnten

In Europa zeigt sich die Dynamik besonders deutlich. In der WHO-Region Europa wurden 2024 mehr als 127.000 Fälle registriert – doppelt so viele wie im Jahr zuvor und der höchste Stand seit Ende der 1990er Jahre. Viele der Betroffenen sind Kinder unter fünf Jahren; mehr als die Hälfte der Erkrankten muss stationär behandelt werden. Die wiederkehrenden Ausbrüche führen vor Augen, wie empfindlich die Immunität einer Bevölkerung reagieren kann, wenn Impfkampagnen ins Stocken geraten.

Gesundheitsexperten machen mehrere Faktoren verantwortlich: verzögerte Routineimpfungen während der Pandemie, zunehmende Impfskepsis, strukturelle Schwächen im Gesundheitswesen und eine wachsende Zahl sozialer Gruppen, die für Impfprogramme schwer zu erreichen sind. Diese Gemengelage hat dazu geführt, dass viele europäische Staaten erneut anfällig für Infektionswellen sind.

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Stark betroffene Regionen

  • Mitteleuropäische Staaten wie Deutschland, Italien und Österreich berichten immer wieder über lokale Ausbrüche.
  • In Teilen Osteuropas und Zentralasiens sind die Fallzahlen besonders hoch, darunter Länder wie Rumänien oder Kasachstan.

Amerika und andere Weltregionen kämpfen mit Impflücken

Auch auf dem amerikanischen Kontinent verändert sich die Lage spürbar. Mehrere Länder verzeichnen einen sprunghaften Anstieg der gemeldeten Fälle. Einige Staaten, die über Jahre als masernfrei galten, stehen inzwischen wieder vor einer möglichen Reetablierung der Krankheit. Besonders betroffen ist der Norden des Kontinents, wo Gesundheitsbehörden einen deutlichen Zusammenhang zwischen niedrigen Impfquoten und lokalen Ausbrüchen sehen.

In den USA wurden bis Herbst 2025 fast 1.800 bestätigte Fälle gezählt – verteilt auf zahlreiche Bundesstaaten. Die meisten Erkrankten waren ungeimpft. Die Behörden warnen davor, dass selbst vereinzelte Impflücken das Virus erneut etablieren könnten. Die jüngsten Auswertungen zeigen, wie schnell ein vormals kontrollierter Erreger zurückkehren kann, sobald der Bevölkerungsschutz nicht mehr ausreicht.

Ursachen der weltweiten Ausbrüche

  • gesunkene Impfquoten und zunehmende Unsicherheiten gegenüber Impfungen,
  • Pandemiebedingte Unterbrechungen von Routineimpfungen,
  • fehlende Aufklärung in strukturschwachen Regionen und eingeschränkter Zugang zu medizinischer Versorgung.

Impfungen bleiben der entscheidende Schutzschild

Lange Zeit waren die globalen Erfolge im Kampf gegen Masern beeindruckend: Die Fallzahlen sanken in den ersten beiden Jahrzehnten des neuen Jahrtausends signifikant. Doch dieser Erfolg erweist sich als fragil. Bereits vor der Pandemie war ein erster Rückgang der globalen Impfquote zu beobachten. Seither hat sich die Lage verschärft. Zahlreiche Staaten versuchen, ausgefallene Impftermine nachzuholen, doch vielerorts fehlt es an Ressourcen, Personal oder struktureller Stabilität.

Die MMR-Impfung gilt nach wie vor als effektivster Schutz: Zwei Dosen reichen aus, um nahezu vollständige Immunität zu erreichen. Epidemiologen betonen, dass mindestens 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein müssen, um die sogenannte Herdenimmunität stabil zu halten. Wird diese Schwelle unterschritten, setzt sich das hochinfektiöse Virus in Gemeinschaften rasch wieder fest.

Risiken eines unzureichenden Impfschutzes

Masern sind keineswegs eine harmlose Kinderkrankheit. Die möglichen Komplikationen reichen von schweren Lungenentzündungen über Entzündungen des zentralen Nervensystems bis zu bleibenden Schäden an Augen oder Gehirn. Besonders dramatisch sind Fälle, bei denen Kinder Jahre nach einer durchgemachten Masernerkrankung eine seltene, aber tödliche Spätfolge entwickeln.

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Hinzu kommen erhebliche Belastungen für Gesundheitssysteme: Jede Infektionswelle erfordert umfangreiche Quarantänemaßnahmen, zusätzliche Impfkampagnen und erhöhte Krankenhauskapazitäten. Gerade Staaten mit ohnehin angespannten Gesundheitsstrukturen geraten dadurch an die Belastungsgrenze.

Welche Maßnahmen jetzt Priorität haben

Die WHO fordert Regierungen weltweit auf, Impflücken konsequent zu schließen. Entscheidend sei eine Kombination aus Informationskampagnen, sozialer Unterstützung und einer verlässlichen Bereitstellung wirksamer Impfstoffe. Gesundheitsexperten betonen, wie zentral es ist, besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen zu erreichen – etwa Familien in abgelegenen Regionen oder Menschen ohne regelmäßigen Zugang zu medizinischer Versorgung.

  • Aufklärung über Risiken und Nutzen der Masernimpfung,
  • verbindliche Impfprogramme für Kinder,
  • effiziente Erfassung und Überwachung neuer Fälle,
  • gezielte Unterstützung für Länder mit schwachen Gesundheitssystemen.

Ein globales Warnsignal

Die Rückkehr der Masern zeigt, wie eng weltweite Gesundheitssicherheit und kontinuierliche Impfprogramme miteinander verbunden sind. Das Virus nutzt jede Lücke, die sich auftut – ob durch gesellschaftliche Unsicherheiten, strukturelle Schwächen oder politische Prioritätenverschiebungen. Der erneute Anstieg der Infektionen ist damit weit mehr als eine statistische Auffälligkeit: Er ist ein deutlicher Hinweis darauf, wie verletzlich moderne Gesundheitssysteme bleiben, wenn grundlegende Schutzmechanismen ins Wanken geraten.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.