ZDF Politbarometer: Union und AfD in aktueller ZDF-Umfrage erstmals gleich stark

In Politik
September 19, 2025

Berlin – Ein politischer Paukenschlag sorgt in Deutschland für Aufsehen: Laut dem aktuellen ZDF-Politbarometer liegen CDU/CSU und AfD erstmals gleichauf. Beide Parteien erreichen in der Sonntagsfrage 26 Prozent. Damit setzt die AfD ihren Aufwärtstrend fort und erreicht einen historischen Höchstwert, während die Union einen Rückschlag hinnehmen muss.

Die wichtigsten Ergebnisse der ZDF-Umfrage

Union und AfD gleichauf bei 26 Prozent

Das ZDF-Politbarometer, erhoben von der Forschungsgruppe Wahlen, zeigt eine Entwicklung, die das politische Kräfteverhältnis in Deutschland nachhaltig verändern könnte. Die AfD erreicht mit 26 Prozent einen neuen Spitzenwert und steht erstmals gleichauf mit der Union, die ebenfalls 26 Prozent erzielt. Während die AfD im Vergleich zur vorherigen Umfrage um einen Prozentpunkt zulegen konnte, musste die Union einen Punkt abgeben.

SPD, Grüne und Linke stagnieren oder verlieren

Die SPD verharrt bei 15 Prozent und kann somit von den Verlusten der Union nicht profitieren. Die Grünen verlieren leicht und sinken auf rund 10 Prozent. Die Linke hingegen gewinnt einen Punkt hinzu und erreicht 11 Prozent. Kleinere Parteien wie FDP und BSW liegen jeweils bei 3 Prozent, andere Parteien zusammen bei 6 Prozent. Damit zeigt sich, dass die politische Landschaft zunehmend von den beiden großen Kräften Union und AfD dominiert wird.

Keine Mehrheit für Schwarz-Rot

Ein bemerkenswerter Aspekt der Umfrage ist die rechnerische Folge für mögliche Koalitionen: Eine schwarz-rote Koalition aus CDU/CSU und SPD hätte nach diesen Werten keine parlamentarische Mehrheit. Das unterstreicht die Bedeutung des AfD-Aufstiegs und zeigt, wie stark die etablierten Parteien unter Druck geraten.

Reaktionen auf den Gleichstand

Brandmauer gegen die AfD

Besonders im Fokus steht die Haltung der Union zur AfD. Eine klare Mehrheit der Befragten, rund 63 Prozent, unterstützt die „Brandmauer“ gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD. Unter den Anhängern der Union liegt die Zustimmung sogar bei 74 Prozent. CDU und CSU betonen, dass eine Kooperation mit der AfD ausgeschlossen bleibt. Dennoch stellt sich die Frage, wie lange diese Haltung in der öffentlichen Wahrnehmung tragfähig bleibt, wenn die AfD weiter an Zustimmung gewinnt.

Protestpartei oder Überzeugungswahl?

Lange Zeit galt die AfD in den Augen vieler als reine Protestpartei. Doch das Politbarometer zeigt, dass sich dieses Bild zunehmend verändert. Immer mehr Wählerinnen und Wähler geben an, die AfD aus inhaltlicher Überzeugung zu wählen. Während ein Teil der Bevölkerung die Partei noch immer als Protestinstrument sieht, bekennen sich inzwischen rund zwei Drittel der AfD-Anhänger zu einer Wahl aus Überzeugung. Diese Verschiebung deutet auf eine tiefergehende gesellschaftliche Verankerung hin.

Ursachen für den AfD-Erfolg

Unzufriedenheit mit der Bundesregierung

Eine der zentralen Ursachen für den Höhenflug der AfD ist die wachsende Unzufriedenheit mit der Bundesregierung. Viele Befragte äußern Kritik an der aktuellen Politik, besonders in Bereichen wie Migration, Sicherheit und Energiepolitik. Die AfD gelingt es, diese Themen stark zu besetzen und die Sorgen vieler Bürger aufzugreifen.

Vertrauensverlust bei Friedrich Merz

Auffällig ist auch der Rückgang des Vertrauens in Kanzler Friedrich Merz. In den Umfragen verliert er an Zustimmung, was wiederum die Schwäche der Union erklärt. Die AfD profitiert davon, indem sie sich als Alternative präsentiert. Beobachter sehen darin eine wesentliche Erklärung für den Gleichstand in den aktuellen Umfragewerten.

Emotionale Themen prägen das Wahlverhalten

Ein weiterer Faktor ist die Emotionalisierung der politischen Debatte. Themen wie Migration, innere Sicherheit und kulturelle Identität wirken stark mobilisierend. Während moderate Parteien wie SPD oder Grüne in dieser Auseinandersetzung kaum profitieren, gelingt es der AfD, diese Felder für sich zu beanspruchen und Wähler dauerhaft zu binden.

Expertenmeinungen zum AfD-Trend

Politikwissenschaftliche Einschätzungen

Experten wie Benjamin Höhne weisen darauf hin, dass der Erfolg der AfD nicht allein durch die Schwäche der Bundesregierung erklärbar sei. „Die Ursachen sind viel tiefer“, so Höhne. Er verweist auf langfristige gesellschaftliche Prozesse, die das Vertrauen in etablierte Parteien untergraben haben. Auch Karl-Rudolf Korte betont, dass die Union keine Wähler zurückgewinnen könne, wenn sie lediglich Themen der AfD kopiere. Notwendig seien eigene, glaubwürdige Inhalte, um Vertrauen zurückzugewinnen.

Kritik an der Union

Kommentatoren bemerken, dass die Union sich in eine schwierige Lage manövriert habe. Einerseits hält sie an der Abgrenzung fest, andererseits gelingt es ihr nicht, klare Alternativen aufzuzeigen. „Die Union lässt sich jagen“, heißt es in einem Kommentar, der darauf hinweist, dass die Partei eher reagiert, als selbst Themen zu setzen. Damit verstärkt sie ungewollt die Dynamik zugunsten der AfD.

Fragen aus der Öffentlichkeit

Warum ziehen AfD und Union in der aktuellen Politbarometer-Umfrage gleichauf?

Die Antwort liegt in einer Kombination aus AfD-Gewinnen (+1 Prozentpunkt) und Unions-Verlusten (-1 Prozentpunkt). Hinzu kommt die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung, die den Aufstieg der AfD begünstigt.

Was sagen die Umfragewerte der SPD, Grünen und Linken?

Die SPD bleibt bei 15 Prozent, die Grünen sinken leicht auf 10 Prozent, während die Linke auf 11 Prozent klettert. Damit können diese Parteien aktuell kaum vom Machtverlust der Union profitieren.

Welche Bedeutung hat der Gleichstand für eine mögliche Regierungsmehrheit?

Durch das aktuelle Kräfteverhältnis wäre eine Koalition aus Union und SPD nicht mehr mehrheitsfähig. Neue Bündniskonstellationen würden erforderlich, um eine stabile Regierung zu bilden.

Wie stehen die Deutschen zur „Brandmauer“ der Union?

Eine Mehrheit von 63 Prozent unterstützt den Ausschluss jeglicher Zusammenarbeit mit der AfD. Besonders Unions-Anhänger sprechen sich klar dafür aus, diese Linie beizubehalten.

Wird die AfD eher aus Protest oder wegen ihrer Inhalte gewählt?

Während in der Vergangenheit Protest im Vordergrund stand, wählen inzwischen rund zwei Drittel der AfD-Anhänger die Partei aus inhaltlicher Überzeugung. Dieser Trend verstärkt die dauerhafte Verankerung der AfD im Parteienspektrum.

Wie groß ist die Zustimmung zu einer Regierungsbeteiligung der AfD?

Nur rund ein Fünftel der Befragten glaubt, dass sich die Politik verbessern würde, wenn die AfD mitregierte. Rund 60 Prozent gehen hingegen davon aus, dass sich die Situation verschlechtern würde.

Gesellschaftliche und politische Folgen

Polarisierung der politischen Landschaft

Die aktuellen Zahlen verdeutlichen eine zunehmende Polarisierung. Während die AfD ihre Anhängerschaft ausbaut, verlieren gemäßigte Parteien an Boden. Das stärkt die Ränder und erschwert die Bildung von Mehrheiten in der Mitte. Für die politische Stabilität des Landes ist das eine erhebliche Herausforderung.

Gefahr der Normalisierung rechter Positionen

Auf Social-Media-Plattformen und in politischen Debatten wird zunehmend vor der Normalisierung rechter Positionen gewarnt. Kritiker sehen die Gefahr, dass die AfD durch Umfrageerfolge salonfähig wird und die politische Kultur verändert. Forderungen nach einem AfD-Verbot werden lauter, doch auch Skepsis bleibt, ob dies rechtlich und politisch umsetzbar wäre.

Neue strategische Herausforderungen für die Union

Die Union steht vor einer strategischen Zwickmühle: Einerseits will sie die klare Abgrenzung zur AfD beibehalten, andererseits droht sie, durch defensive Reaktionen an Profil zu verlieren. Ohne eine klare inhaltliche Agenda wird es ihr schwerfallen, das Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen.

Was nun zählt …

Der Gleichstand zwischen Union und AfD markiert einen Wendepunkt in der politischen Landschaft Deutschlands. Er zeigt, dass die AfD weit mehr als eine Protestpartei geworden ist und tiefere gesellschaftliche Strömungen anspricht. Für die etablierten Parteien bedeutet das, dass sie überzeugendere Antworten auf die zentralen Fragen der Bevölkerung finden müssen. Migration, Sicherheit, Energie und soziale Gerechtigkeit werden auch in den kommenden Monaten das politische Klima prägen. Ob es der Union gelingt, wieder in die Offensive zu gehen, bleibt offen – ebenso, ob die AfD ihren Höhenflug stabilisieren kann oder ob es sich um einen kurzfristigen Spitzenwert handelt.

Deutschland steht damit vor einer Phase intensiver politischer Auseinandersetzungen. Der Ausgang dieser Entwicklungen wird nicht nur die Bundestagswahl beeinflussen, sondern auch die politische Kultur des Landes auf Jahre hinaus prägen.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.