
Hagen, 29. Oktober 2025 – Ein massiver Polizeieinsatz sorgte am Mittwochmorgen im Hagener Stadtteil Wehringhausen für Aufsehen. An der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule, einer Förderschule für Lern- und Entwicklungsförderung, wurde ein Amok-Alarm ausgelöst. Innerhalb weniger Minuten rückte die Polizei mit einem Großaufgebot an – wenig später gab es Entwarnung. Es handelte sich um einen Fehlalarm, doch die Situation zeigt, wie sensibel das Thema Sicherheit an Schulen inzwischen geworden ist.
Chronologie des Einsatzes
Alarm um 8:45 Uhr – Polizei reagiert sofort
Gegen 8:45 Uhr am Mittwochmorgen wurde an der Förderschule in Hagen-Wehringhausen der Amok-Alarm ausgelöst. Wie die Polizei bestätigte, wurde daraufhin automatisch das Sicherheitsprotokoll aktiviert. Innerhalb weniger Minuten erreichten Einsatzkräfte das Schulgelände in der Eugen-Richter-Straße. Beamte in schusssicheren Westen und mit Maschinenpistolen sicherten das Areal und sperrten umliegende Straßen ab, darunter die Tunnelstraße und die Ewaldstraße.
„Die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler hat für uns oberste Priorität“, erklärte eine Polizeisprecherin. Rund 250 Kinder und Jugendliche befanden sich zu diesem Zeitpunkt im Schulgebäude. Sie wurden nach Vorgaben des Amok-Notfallplans in Klassenräumen eingeschlossen und betreut.
Durchsuchung des Gebäudes – Entwarnung nach knapp drei Stunden
Die Einsatzkräfte durchsuchten systematisch das gesamte Schulgebäude sowie angrenzende Einrichtungen. Auch eine benachbarte Hauptschule wurde kurzzeitig überprüft. Um 11:15 Uhr konnte die Polizei schließlich Entwarnung geben: Es habe keine Hinweise auf eine tatsächliche Bedrohungslage gegeben. Ein Sprecher betonte: „Nach umfassender Überprüfung konnten wir nichts Verdächtiges feststellen.“
Der Großeinsatz dauerte knapp drei Stunden. Spezialkräfte wie das SEK mussten nicht angefordert werden. Trotzdem waren zahlreiche Einsatzkräfte aus Hagen und umliegenden Städten beteiligt, um die Lage unter Kontrolle zu halten.
Ursache des Alarms noch unklar
Technischer Defekt oder Fehlbedienung?
Nach bisherigen Erkenntnissen handelte es sich um einen Fehlalarm. Ob ein technischer Defekt oder menschliches Versagen die Ursache war, ist noch unklar. Die Ermittlungen dauern an. Experten sollen das Alarmsystem prüfen, um eine Wiederholung zu verhindern. Die Stadt Hagen kündigte an, alle Sicherheitseinrichtungen an Schulen auf Funktionsfähigkeit zu überprüfen.
Eltern reagierten mit Erleichterung, aber auch mit Kritik. In sozialen Medien forderten viele eine bessere Kommunikation: Während des Einsatzes sei es kaum möglich gewesen, offizielle Informationen zu erhalten. „Ich wusste nicht, ob mein Kind in Sicherheit ist“, schrieb eine Mutter auf Facebook. Andere lobten das besonnene Vorgehen der Polizei und Lehrkräfte.
Wie läuft ein Amok-Alarm ab?
Protokolle und Abläufe an Schulen
Die Frage „Was passiert bei einem Amok-Alarm an einer Schule?“ stellen sich viele Eltern und Lehrkräfte. Laut den bundesweiten Sicherheitsvorgaben wird nach Auslösung eines solchen Alarms ein mehrstufiges Sicherheitskonzept aktiviert:
- 1. Sofortige Sicherung: Türen werden verschlossen, Schülerinnen und Schüler bleiben in Klassenräumen, Fenster und Vorhänge werden geschlossen.
- 2. Kommunikation: Die Schulleitung informiert Polizei und Feuerwehr, Alarmanlagen und stille Signale werden überprüft.
- 3. Polizeieinsatz: Einsatzkräfte sichern das Gelände, durchsuchen Räume und koordinieren mit der Schulverwaltung.
- 4. Nachsorge: Psychologische Betreuung und Elterninformation nach Entwarnung.
Die Polizei Hagen bestätigte, dass alle Abläufe am Mittwoch genau diesen Vorgaben folgten und professionell umgesetzt wurden. Nach der Entwarnung wurde für betroffene Kinder eine Notfallseelsorge bereitgestellt.
Sicherheitslage an deutschen Schulen
Wachsende Sensibilität für Gewalt- und Bedrohungssituationen
Auch wenn es sich in Hagen um einen Fehlalarm handelte, ist das Thema nicht isoliert zu betrachten. Nach Daten aus mehreren Landeskriminalämtern nehmen Gewaltereignisse im schulischen Umfeld seit einigen Jahren wieder zu. Laut einer Analyse von 2024 wurden in Deutschland über 1.200 Vorfälle mit Bedrohungen, Waffenfunden oder Gewalthandlungen an Schulen registriert – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren.
Dieser Trend erklärt, warum Schulen und Behörden besonders sensibel reagieren. Bereits kleine Hinweise oder verdächtige Signale führen heute häufig zu groß angelegten Einsätzen. Sicherheitsexperten sehen darin einen notwendigen Schutzmechanismus, andere warnen vor einer Überreaktion. „Lieber einmal zu viel reagieren als einmal zu wenig“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums Nordrhein-Westfalen im Frühjahr 2025.
Wie häufig sind Amok-Alarme in Deutschland?
Massive Gewalttaten wie Amokläufe sind in Deutschland äußerst selten. Laut einer Studie der Universität Hamburg wurden seit 1999 nur zwölf schwere zielgerichtete Gewalttaten an Schulen registriert. Deutlich häufiger sind Fehlalarme oder Sicherheitsübungen, die versehentlich echte Einsätze auslösen. Diese werden dennoch ernst genommen, um mögliche Schwachstellen in den Sicherheitsmechanismen aufzudecken.
Prävention und Frühwarnsysteme
Was Deutschland aus früheren Fällen gelernt hat
Nach den schockierenden Schulamokläufen von Erfurt (2002) und Winnenden (2009) wurde in Deutschland ein umfangreiches Präventionsnetzwerk aufgebaut. Ein zentraler Bestandteil ist das sogenannte „Leaking“-Projekt, das darauf abzielt, Warnsignale frühzeitig zu erkennen. Oft kündigen Täter ihre Absichten in Tagebüchern, Online-Foren oder sozialen Medien an. Durch geschulte Lehrkräfte und Schulpsychologen sollen solche Hinweise schneller erkannt und gemeldet werden.
Die Hagener Polizei betonte in diesem Zusammenhang, dass der aktuelle Fall kein „echtes“ Sicherheitsversagen darstellt, sondern zeigt, dass die Systeme grundsätzlich funktionieren. Der Alarm habe korrekt reagiert – auch wenn er letztlich unbegründet war.
Neue Sicherheitsstrategien an Schulen
Immer mehr Schulen investieren in moderne Notfalltechnik: stille Alarmsysteme, automatische Türverriegelungen und direkte Polizeiverbindungen. In Nordrhein-Westfalen wurden seit 2022 mehr als 150 Schulen mit neuen Kommunikationssystemen ausgestattet, die per Knopfdruck Alarm auslösen und Live-Informationen an die Leitstellen übertragen.
Darüber hinaus führen viele Schulen regelmäßige Sicherheitsübungen durch. Dabei wird trainiert, wie man sich bei einer akuten Bedrohung verhält: Türen verriegeln, Licht löschen, leise bleiben – oder, wenn möglich, fliehen. Dieses Verhalten wird als „Run-Hide-Fight“-Prinzip bezeichnet und ist internationaler Standard.
Emotionale Reaktionen und gesellschaftliche Diskussion
Eltern zwischen Angst und Dankbarkeit
Die Situation an der Hagener Förderschule hat viele Eltern emotional getroffen. Zahlreiche Kommentare in Foren und sozialen Netzwerken spiegeln die Mischung aus Erleichterung und Verunsicherung wider. Eine Nutzerin schrieb: „Ich bin froh, dass nichts passiert ist, aber es zeigt, wie wenig wir im Ernstfall wissen, was zu tun ist.“ Andere lobten die ruhige Organisation der Schule, die ihre Schüler sicher in den Räumen hielt, bis Entwarnung kam.
Schülerinnen und Schüler: Unsichtbare Belastung
Auch wenn kein realer Angriff stattfand, bleibt der psychologische Druck groß. Für Kinder kann der Gedanke, sich vor einem imaginären Täter zu verstecken, traumatisch sein. Schulpsychologen betonen daher die Bedeutung der Nachsorge. Gespräche mit Lehrer*innen, Seelsorger*innen oder Eltern helfen, Ängste abzubauen und Sicherheit zurückzugeben.
Europäische Perspektive
Zunehmende Wachsamkeit in europäischen Ländern
Die Reaktionen auf Vorfälle wie in Hagen stehen in einem europäischen Kontext. Laut einem Reuters-Bericht aus dem Sommer 2025 verzeichnen mehrere Länder in Westeuropa eine steigende Zahl an schulbezogenen Bedrohungen. Während die USA weiterhin das Zentrum schwerer Schulgewalt bleiben, wächst auch in Europa die Besorgnis, dass das Problem übergreift.
Viele Länder verschärfen deshalb ihre Sicherheitsrichtlinien. In Frankreich, den Niederlanden und Skandinavien werden Schulen mit neuen Notfallprotokollen ausgestattet, und Lehrkräfte erhalten Fortbildungen zum Umgang mit Bedrohungslagen. Deutschland hat ähnliche Maßnahmen bereits auf den Weg gebracht, darunter die landesweite Prüfung von Schulalarmsystemen.
Die Rolle der Nachsorge
Psychologische Betreuung nach Fehlalarmen
Nach einem Alarm – selbst wenn er sich als Fehlalarm herausstellt – ist die Nachsorge entscheidend. Die Stadt Hagen bot unmittelbar nach dem Einsatz psychologische Unterstützung für Schüler*innen und Lehrkräfte an. Auch Eltern wurden informiert und erhielten Hinweise zum Umgang mit verängstigten Kindern. Fachleute betonen, dass solche Maßnahmen helfen, das Vertrauen in Schule und Sicherheitskräfte zu stärken.
Eine Lehrkraft der betroffenen Schule sagte später: „Wir waren alle erschrocken, aber gleichzeitig stolz, dass alles so diszipliniert ablief.“ Dieses Lob zeigt, dass Notfallpläne funktionieren können, wenn sie ernst genommen und regelmäßig geübt werden.
Kommunikation als Schlüssel
Ein wesentlicher Punkt, der in der Nachbetrachtung immer wieder auftaucht, ist die Kommunikation. Eltern fordern klare Informationskanäle, um im Ernstfall schnell Gewissheit zu haben. Schulen wiederum wünschen sich Unterstützung durch Krisenkommunikations-Teams. Hier besteht Verbesserungsbedarf – nicht nur in Hagen, sondern bundesweit.
Ein Ereignis mit Signalwirkung
Der Amok-Alarm von Hagen hat gezeigt, dass selbst Fehlalarme eine wichtige Funktion erfüllen: Sie prüfen die Reaktionsfähigkeit von Schulen, Polizei und Verwaltung. Die Einsatzkräfte reagierten schnell und professionell, was zeigt, dass die Sicherheitsmechanismen greifen. Dennoch mahnen Fachleute zu Vorsicht und Präzision bei der Technik. Ein Fehlalarm darf keine Routine werden, sondern sollte Anlass für Verbesserung sein.
Auch gesellschaftlich sendet der Vorfall ein Signal: Schulen sind sensibilisiert, Eltern wachsamer und Behörden aufmerksamer. Zwischen berechtigter Vorsicht und übertriebener Angst gilt es, die Balance zu halten – damit Sicherheit nicht zum Dauerstress wird, sondern zur verlässlichen Routine, die schützt, wenn es wirklich darauf ankommt.

































