Königsboa im Garten entdeckt: Frau erlebt Schockmoment beim Kompostieren in Herford

In Regionales
August 20, 2025

Herford – Ein ganz normaler Montagnachmittag endete für eine 58-jährige Frau mit einem echten Schockmoment: Beim Umsetzen ihres Komposts im heimischen Garten entdeckte sie eine über zwei Meter lange Boa constrictor. Der Fund löste nicht nur einen Polizeieinsatz aus, sondern warf auch Fragen zur Haltung exotischer Tiere und deren Gefahrenpotenzial auf.

Ein ungewöhnlicher Fund im Garten

Die Entdeckung geschah gegen 15:00 Uhr in einem Einfamilienhaus am Heimstättenweg in Herford. Die Frau, laut Berichterstattung eine pensionierte Lehrerin, wollte eigentlich nur ihren Komposthaufen umsetzen. Was sie zunächst für einen großen Ast hielt, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als eine sich träge bewegende Schlange mit markanter Schuppenzeichnung.

Wie sie später gegenüber der Polizei erklärte, sei ihr sofort die Musterung der Haut und die auffällige Länge des Tiers aufgefallen. „Ich habe mich erschrocken, bin zwei Schritte zurückgewichen und habe dann die Polizei gerufen“, sagte sie. Die Schlange, eine Boa constrictor, maß rund 2,50 Meter und war augenscheinlich unverletzt.

Polizei und Tierpark im Einsatz

Die herbeigerufenen Einsatzkräfte sicherten die Schlange mit Unterstützung eines erfahrenen Reptilienpflegers aus dem nahegelegenen Tierpark Herford. Das Tier wurde in eine Quarantänestation gebracht, wo es derzeit artgerecht untergebracht ist. Laut Tierparkleitung ist die Boa in stabilem Zustand, zeigte sich jedoch dehydriert und geschwächt – Hinweise darauf, dass sie bereits mehrere Tage oder Wochen unterwegs gewesen sein könnte.

Die Polizei leitete umgehend Ermittlungen ein. Da Boas zu den meldefreien Arten gehören, ist deren Haltung grundsätzlich legal – dennoch muss die Herkunft des Tieres geklärt werden. Bislang hat sich kein Besitzer gemeldet.

Wie kommt eine Boa constrictor in den Komposthaufen?

Die Frage stellt sich nicht nur den Behörden, sondern auch der Öffentlichkeit. Wie gelangt eine tropische Würgeschlange mitten in ein Wohngebiet – und dann auch noch in einen Komposthaufen?

Komposthaufen bieten Reptilien grundsätzlich ein ideales Mikroklima: Sie sind feucht, warm und bieten Schutz. „Solche Plätze sind für Schlangen attraktiv, besonders wenn sie sich verstecken oder aufwärmen wollen“, erläutert ein Experte für Terrarientiere. Vermutlich war das Tier entlaufen und suchte einen geeigneten Unterschlupf. Auch denkbar: Eine absichtliche Aussetzung durch einen überforderten Halter.

Landen Schlangen oft in Komposthaufen?

In der Tat berichten Hobbygärtner und Tierfreunde regelmäßig von Schlangenfunden in Gärten – meist handelt es sich jedoch um einheimische Arten wie Ringelnattern oder Blindschleichen. In Foren und internationalen Permakulturgruppen wird Kompost sogar gezielt als Rückzugsort für nützliche Tiere empfohlen. Dass sich eine exotische Riesenschlange dorthin verirrt, ist jedoch äußerst selten.

Reptilienhaltung in Deutschland: Rechtliche Grauzonen

Die Haltung von Boa constrictor ist in Deutschland nicht grundsätzlich verboten. Bestimmte Unterarten der Gattung unterliegen nicht der Meldepflicht, sofern sie nicht besonders geschützt sind. Dennoch müssen Halter bei behördlicher Nachfrage den legalen Erwerb des Tieres nachweisen können.

In einigen Bundesländern wie Hessen oder Berlin gelten strengere Auflagen oder sogar Verbote für die private Haltung gefährlicher Tiere. In Nordrhein-Westfalen hingegen ist die Haltung erlaubt, sofern sie den Tierschutzauflagen entspricht.

BundeslandRegelung zur Haltung exotischer Schlangen
Nordrhein-WestfalenErlaubt, aber Nachweispflicht bei Herkunft
HessenVerbot gefährlicher Wildtiere, inkl. Boas
BerlinGenehmigungspflicht und Nachweiskontrolle
ThüringenStrenge Haltungsvorschriften

Wie gefährlich ist eine Boa constrictor?

Eine Boa constrictor ist nicht giftig, jedoch eine kräftige Würgeschlange. Sie kann Beute mit reiner Muskelkraft ersticken – das gilt für Nager, kleine Säugetiere oder in der freien Natur auch Vögel. Für erwachsene Menschen besteht in der Regel keine Gefahr, solange das Tier nicht provoziert oder falsch gehandhabt wird. Haustiere wie Katzen oder kleine Hunde könnten hingegen sehr wohl gefährdet sein.

Tierparks weisen regelmäßig darauf hin, dass Boas zwar faszinierend sind, jedoch nicht in jede Wohnung gehören. „Viele unterschätzen den Platzbedarf und die Verantwortung, die mit solchen Tieren einhergeht“, sagt ein Reptilienexperte. Futtertiere, spezielle Wärme- und Feuchtigkeitsbedingungen sowie tierärztliche Versorgung machen die Haltung anspruchsvoll.

Exotische Tiere auf Abwegen – kein Einzelfall

Immer wieder berichten Medien über entlaufene oder ausgesetzte Reptilien in deutschen Städten. 2024 sorgte ein Fall in Bad Salzuflen für Schlagzeilen: Dort wurde eine vermeintliche Tigerpython entdeckt – später stellte sich heraus, dass es sich lediglich um eine harmlose Kornnatter handelte.

Derartige Fälle zeigen, wie schwer es selbst für Laien sein kann, Schlangenarten korrekt zu bestimmen – insbesondere unter Stress oder bei eingeschränkten Sichtverhältnissen. Fotos in sozialen Netzwerken können zudem Fehleinschätzungen befeuern. So auch im aktuellen Fall in Herford, der zunächst für große Unsicherheit in der Nachbarschaft sorgte.

Was tun, wenn man eine Schlange im Garten findet?

Die richtige Reaktion bei einem Schlangenfund ist klar: Ruhe bewahren, Abstand halten und umgehend Polizei oder einen Tierpark informieren. Auf keinen Fall sollte man versuchen, das Tier selbst zu fangen oder gar zu vertreiben. Bei exotischen Arten besteht immer das Risiko von Verletzungen – sowohl für Mensch als auch Tier.

Der Tierpark Herford rät: „Ein Foto aus sicherer Entfernung kann helfen, die Art zu bestimmen. Wichtig ist aber vor allem, nicht in Panik zu geraten.“

Die Rolle von Social Media und öffentliche Wahrnehmung

Überraschend wenig diskutiert wurde der Vorfall bislang in lokalen Facebook-Gruppen oder Foren. Das ist bemerkenswert, da derartige Funde sonst oft für viel Aufmerksamkeit sorgen. In älteren Beiträgen des Tierparks Herford wurde humorvoll betont, „alle Schlangen seien an ihrem Platz“ – ein Zitat, das im aktuellen Kontext fast prophetisch wirkt.

Möglicherweise liegt die zurückhaltende Reaktion an der schnellen und professionellen Sicherung des Tieres. Medienberichte blieben sachlich, die Polizei gab frühzeitig Entwarnung. Dennoch zeigt der Fall, wie stark das Thema zwischen Sensation und nüchterner Sachinformation pendelt.

Woher stammt die Herforder Boa?

Die Frage nach der Herkunft bleibt bislang unbeantwortet. Die Polizei bittet weiterhin um Hinweise. Denkbar ist ein Entkommen aus privater Haltung, aber auch eine illegale Aussetzung. Viele Halter fühlen sich mit der Zeit überfordert – spätestens, wenn das Tier eine stattliche Größe erreicht hat oder besondere Haltungsbedingungen nicht mehr gewährleistet sind.

Der Deutsche Tierschutzbund warnt seit Jahren vor der unreflektierten Anschaffung exotischer Tiere. Oft enden solche Tiere in Auffangstationen oder Tierheimen – oder, wie in diesem Fall, im Komposthaufen eines ahnungslosen Gartenbesitzers.

Ein Vorfall mit Signalwirkung

Der Schlangenfund in Herford ist mehr als nur eine kuriose Schlagzeile. Er verdeutlicht die Herausforderungen im Umgang mit exotischen Tieren, die Verantwortung privater Tierhalter und die Wichtigkeit klarer gesetzlicher Regelungen. Während die betroffene Frau mit dem Schrecken davonkam und das Tier in sichere Obhut gebracht werden konnte, bleibt ein schaler Beigeschmack: Wie viele solcher Fälle werden nicht entdeckt – oder enden weniger glimpflich?

Für die Behörden beginnt nun die mühsame Spurensuche nach dem Besitzer. Für die Öffentlichkeit hingegen ist es ein Weckruf: Exotische Tiere gehören nicht in die freie Natur – und schon gar nicht in den Komposthaufen eines Wohngebietes.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.