Kollision in Warnemünde: Kreuzfahrtschiff „Nordstjernen“ fährt sich fest

In Regionales
August 20, 2025

Warnemünde – Ein Routine-Auslaufen nahm am 19. August 2025 eine dramatische Wendung: Das traditionsreiche Kreuzfahrtschiff „Nordstjernen“ wurde manövrierunfähig und kollidierte mit einer Böschung am Hafen von Warnemünde. Rund 150 Menschen befanden sich an Bord. Glücklicherweise gab es keine Verletzten – doch der Vorfall wirft viele Fragen auf.

Ein ruhiger Sommerabend – bis zur Havarie

Gegen 18:45 Uhr sollte die „Nordstjernen“ vom Warnemünder Kreuzfahrtterminal aus zu einer mehrtägigen Reise entlang der norwegischen Küste aufbrechen. Doch nur wenige Minuten nach dem Ablegemanöver kam es zu einem unvorhergesehenen Zwischenfall: Das Schiff trieb seitlich von der Kaimauer ab und prallte frontal gegen eine Böschung.

Passagiere auf Deck berichteten von einem leichten Ruck, gefolgt von ratlosen Blicken der Crew. Der Kapitän ließ sofort Gegenmaßnahmen einleiten, doch die Steuerung blieb blockiert. Der Vorfall sorgte auch bei Beobachtern am Kai für Aufsehen. Was wie ein kleiner Zwischenfall wirkte, entpuppte sich rasch als ernsthafte technische Havarie.

Was führte zur Havarie der „Nordstjernen“?

Die zentrale Ursache für die Kollision liegt in einer Störung der pneumatischen Propeller-Ansteuerung. Genauer gesagt: Das System, das die Bewegungsrichtung der Verstellpropeller reguliert, reagierte nicht mehr auf die Eingaben des Maschinenraums. Als Folge konnte das Schiff weder ausreichend beschleunigen noch manövrieren.

Die „Nordstjernen“, ein 1956 gebautes Kreuzfahrtschiff, ist mit einem klassischen Propellerantriebssystem ausgestattet, das technisch zwar solide, aber im Vergleich zu modernen elektronischen Steuerungen störanfälliger ist.

Warum wurde das Kreuzfahrtschiff manövrierunfähig?

Nach bisherigen Erkenntnissen fiel die pneumatische Steuerung des Verstellpropellers aus, wodurch das Schiff seine Richtung nicht mehr korrigieren konnte. Das führte dazu, dass es seitlich gegen die Böschung driftete. Diese Art von Fehlfunktion gilt als selten, hat jedoch das Potenzial, in engen Hafenbereichen zu gefährlichen Situationen zu führen.

Der Vorfall im Überblick

AspektDetails
Datum19. August 2025
OrtWarnemünde, Kreuzfahrtterminal
SchiffMV „Nordstjernen“, Baujahr 1956, Länge: ca. 80 m
Passagiere an BordCa. 150 Personen (inkl. Crew)
VerletzteKeine
UmweltschädenKeine Leckagen oder Treibstoffaustritte
FolgenWeiterfahrtverbot, Abschleppung in den Überseehafen

Wie reagierten Behörden und Betreiber?

Nach dem Vorfall wurde die „Nordstjernen“ zunächst zurück an einen Liegeplatz gebracht. Die zuständigen Hafenbehörden erließen umgehend ein Weiterfahrtverbot, bis die genaue Schadensursache und der technische Zustand geklärt sind. Gegen 1:30 Uhr in der Nacht auf den 20. August wurde das Schiff schließlich in den Rostocker Überseehafen geschleppt.

Der Betreiber Vestland Classic äußerte sich in einer ersten Mitteilung vorsichtig: „Die Sicherheit unserer Gäste hatte jederzeit höchste Priorität. Wir arbeiten eng mit den Behörden zusammen, um den Vorfall aufzuklären.“

Gab es Verletzte bei der Kollision mit der Böschung?

Nein. Laut offizieller Auskunft blieben alle Passagiere und Crewmitglieder unverletzt. Es trat kein Öl oder Treibstoff aus – ein wichtiger Punkt, da Hafenbereiche bei Leckagen besonders umweltsensibel reagieren.

Sicherheitslage auf Kreuzfahrtschiffen – wie riskant sind solche Reisen?

Obwohl Vorfälle wie der mit der „Nordstjernen“ medial stark wahrgenommen werden, gelten Kreuzfahrten insgesamt als eine der sichersten Reiseformen weltweit. Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls an Bord bei nahezu null liegt – rund 0 Todesfälle pro einer Milliarde gefahrener Kilometer. Selbst bei maschinellen Problemen wird die Lage meist schnell unter Kontrolle gebracht.

Sind technische Ausfälle bei Kreuzfahrtschiffen häufig?

Statistisch betrachtet machen technische Ausfälle rund ein Drittel aller Vorfälle auf See aus. Dabei handelt es sich meist um Steuerungs- oder Motorprobleme, wie auch in diesem Fall. Totalverluste von Kreuzfahrtschiffen sind hingegen äußerst selten.

Ein Blick auf ähnliche Zwischenfälle

Die Havarie der „Nordstjernen“ ist kein Einzelfall. Bereits im Juli 2024 kam es bei der TT-Line-Fähre „Tinker Bell“ zu einem vergleichbaren Vorfall: Aufgrund eines Motorenausfalls wurde das Schiff manövrierunfähig und musste von Schleppern sicher in den Hafen von Warnemünde gebracht werden. Auch hier gab es keine Verletzten, jedoch mediale Aufmerksamkeit und Diskussionen über die technische Wartung von Passagierschiffen.

Gibt es Ähnliches schon mal in Warnemünde passiert?

Ja, der Vorfall mit der „Tinker Bell“ ist das jüngste Beispiel. Beide Ereignisse zeigen, dass auch in hoch frequentierten und gut überwachten Hafenanlagen wie Warnemünde technische Pannen nicht ausgeschlossen sind – jedoch gut beherrscht werden.

Rolle der Crew und der Notfallmanagement-Systeme

Experten weisen darauf hin, dass das Notfallmanagement auf modernen und klassischen Schiffen regelmäßig geübt wird. So betonen Seenotretter in sozialen Medien, dass „manövrierunfähige Kreuzfahrtschiffe eine reale Übungssituation“ darstellen, auf die man vorbereitet sein müsse. Die geordnete Rückführung der „Nordstjernen“ sowie das schnelle Einschreiten der Hafenbehörde zeigen, wie wichtig klare Abläufe und geschultes Personal in solchen Situationen sind.

Wie sicher sind Kreuzfahrten im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln?

Kreuzfahrten schneiden im internationalen Vergleich sehr gut ab. Während Autofahrten, Motorradreisen oder auch Flugverkehr deutlich höhere Risiken bergen, gelten Kreuzfahrten als zuverlässig und sicher. Ausschlaggebend dafür sind regelmäßige Sicherheitschecks, internationale Regulierungen wie das SOLAS-Abkommen und der hohe Ausbildungsstand der Besatzungen.

Wie geht es nun weiter mit der „Nordstjernen“?

Derzeit wird das Schiff technisch überprüft. Fachleute untersuchen sowohl das Steuerungssystem als auch mögliche Sekundärschäden am Rumpf. Sollte die Ursache vollständig geklärt und behoben werden können, dürfte einer Wiederaufnahme des Betriebs nichts im Wege stehen. Doch zunächst gilt: Sicherheitsfreigabe abwarten.

Was passiert mit dem Schiff nach dem Unfall?

Nach der Rückführung in den Überseehafen erfolgt eine eingehende technische Inspektion. Erst wenn diese abgeschlossen und alle Systeme als zuverlässig eingestuft werden, darf das Schiff wieder Passagiere an Bord nehmen. Derzeit wurde das geplante Routing abgesagt, Ersatzreisen werden geprüft.

Die „Nordstjernen“ – ein maritimes Kulturgut

Das Kreuzfahrtschiff wurde 1956 auf der Blohm+Voss-Werft in Hamburg gebaut und gehört zu den ältesten noch aktiven Schiffen seiner Klasse. Seit Jahrzehnten begeistert es mit klassischem Charme und kleinen Passagiergruppen. Umso größer war die emotionale Reaktion vieler Gäste, die dem Schiff mit Respekt und Nostalgie begegnen.

„Ich bin schon dreimal mit ihr gefahren – sowas ist einfach Schicksal. Das Schiff gehört zu Norwegen wie die Fjorde“, erklärte ein Passagier in einem Facebook-Kommentar.

Ein Schiff, ein Hafen – und viele Fragen

Obwohl der Unfall glimpflich ausging, zeigt der Vorfall in Warnemünde, wie schnell aus Routine ein Zwischenfall werden kann. Technische Redundanzen, Notfallprotokolle und Schulungen sind wichtige Faktoren, um solche Situationen zu entschärfen. Für die Gäste der „Nordstjernen“ blieb der Schrecken ohne Folgen, aber das Vertrauen in die Technik braucht eine neue Prüfung.

Das Ereignis erinnert uns daran, dass auch ein romantisches Reiseabenteuer stets auf komplexer Technik basiert. Und diese – wie das Meer selbst – ist nicht immer vollständig kontrollierbar.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.