Familientragödie Reutlingen: 63-Jähriger erschießt Ehefrau, Söhne, Schwester

In Regionales
November 26, 2025

Reutlingen/Pfullingen/St. Johann, 26. November 2025. Stille in einer Reutlinger Wohnsiedlung, wo eine Pflegekraft morgens eine leblose Frau findet. Stunden später Absperrbänder vor einem Einfamilienhaus in Pfullingen und vor einer Firma in St. Johann. Fünf Tote – eine Familie ausgelöscht an drei verschiedenen Orten innerhalb weniger Stunden.

Die Polizei Reutlingen und die Staatsanwaltschaft Tübingen gehen von einer der schwersten Familientragödien der vergangenen Jahre in Baden-Württemberg aus. Ein 63-jähriger Mann aus Pfullingen soll am Dienstag, 25. November 2025, seine 60-jährige Schwester, seine 57-jährige Ehefrau sowie seine beiden Söhne im Alter von 27 und 29 Jahren erschossen und anschließend Suizid begangen haben.

Der Ablauf – so rekonstruiert die Polizei die Tat

Den Ermittlungen zufolge begann die Tatserie am Dienstagmorgen in einer Wohnung in Reutlingen. Eine Pflegekraft entdeckte die 60-jährige Schwester des späteren Täters leblos. Die Frau wies tödliche Schussverletzungen auf. Weil der Kontakt zur Familie abbrach, richtete sich der Verdacht schnell gegen den 63-jährigen Bruder.

Gegen Abend durchsuchten Spezialeinsatzkräfte das Wohnhaus des Mannes in Pfullingen. Dort fanden sie den 63-Jährigen und seine 57-jährige Ehefrau – ebenfalls mit Schussverletzungen – tot auf. Neben dem Mann lag die Tatwaffe. In den Firmenräumen des Familienunternehmens in St. Johann wurden schließlich die beiden Söhne des Paares tot aufgefunden. Auch sie waren erschossen worden.

„Hinweise auf einen Fremdtäter liegen nicht vor“, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.

Wer waren die Opfer?

Bei den Toten handelt es sich um eine Familie aus dem Landkreis Reutlingen:

  • den 63-jährigen Firmeninhaber und Jäger aus Pfullingen (mutmaßlicher Täter),
  • seine 57-jährige Ehefrau (nicht die leibliche Mutter der Söhne),
  • die beiden Söhne des Paares, 27 und 29 Jahre alt, die im Familienbetrieb arbeiteten,
  • sowie die 60-jährige Schwester des 63-Jährigen, die in Reutlingen lebte.
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Alle fünf Personen starben durch Schussverletzungen.

Ist die Tatwaffe legal gewesen?

Der 63-Jährige war als Jäger registriert. Die Ermittler prüfen derzeit, ob er die verwendete Schusswaffe in dieser Eigenschaft legal besaß. „Ob der 63-Jährige die Waffe in seiner Eigenschaft als Jäger legal besaß, wird geprüft“, erklärte die Polizei Reutlingen.

Welches Motiv steckt hinter der Familientragödie in Reutlingen?

Das Motiv bleibt bislang völlig unklar. Es gibt keine öffentlichen Hinweise auf vorangegangene Streitigkeiten, psychische Erkrankungen oder wirtschaftliche Probleme in der Familie. Die Staatsanwaltschaft Tübingen und die Kriminalpolizeidirektion Esslingen führen umfangreiche Obduktionen und Spurensicherungen durch, um den genauen Tathergang und mögliche Hintergründe zu klären.

Studien zu innerfamiliären Tötungsdelikten zeigen, dass häufig Trennungskonflikte, finanzielle Motive oder empfundene Kränkungen eine Rolle spielen – konkrete Anhaltspunkte für diesen Fall liegen jedoch nicht vor.

Wie häufig sind solche Taten in Deutschland?

Innerfamiliäre Tötungsdelikte machen in Deutschland etwa 68 Prozent aller Morde aus. Laut Bundeskriminalamt gab es 2024 rund 200 bis 250 Mordopfer, von denen ein großer Teil innerhalb der Familie oder des näheren Umfelds getötet wurde. 2025 wurden bis Mitte November bereits über 115 Frauen sowie weitere Familienmitglieder durch patriarchale Gewalt getötet. Experten sehen oft ein komplexes Zusammenspiel aus psychosozialen Belastungen und eskalierenden Konflikten.

Reaktionen in der Region

Die Nachricht hat Reutlingen, Pfullingen und St. Johann tief erschüttert. Anwohner sprechen von Fassungslosigkeit. Die Polizei hat verstärkte Präsenz vor Ort und verweist auf Hilfsangebote für Menschen in seelischen Notlagen. „Wenn Suizidgedanken im Kopf kreisen oder die aktuelle Lebenssituation ausweglos erscheint: Nicht zögern, Hilfe annehmen“, appelliert die Polizei und verweist auf die Telefonseelsorge unter 0800 111 0 111.

Eine Tragödie, die Fragen hinterlässt

Was einen Menschen dazu treibt, seine engsten Angehörigen und schließlich sich selbst zu töten, bleibt in diesem Fall vorerst unbeantwortbar. Die Ermittlungen werden noch Wochen dauern, doch die Gewissheit, dass fünf Menschenleben an einem einzigen Tag ausgelöscht wurden, wird die Region noch lange begleiten. Solche Taten erinnern daran, wie wichtig frühe Hilfsangebote und ein offenes Ohr für Menschen in Krisen sind – auch wenn sie nach außen hin unauffällig und etabliert wirken.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.