
BRETTEN, 25. Juni 2025, 10:00 – Ein tragischer Verkehrsunfall auf der Bahnhofstraße hat am Dienstagvormittag für Aufsehen gesorgt. Ein 87-jähriger Autofahrer erfasste beim Abbiegen ein Ehepaar, das gerade den Zebrastreifen überqueren wollte. Die 66-jährige Frau erlitt dabei schwere Verletzungen, ihr 67-jähriger Ehemann kam mit leichten Blessuren davon. Beide wurden in eine nahegelegene Klinik eingeliefert. Die Polizei hat Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung aufgenommen.
Senioren auf Zebrastreifen von Auto erfasst: Der Hergang
Der Vorfall ereignete sich gegen 10 Uhr in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof von Bretten. Der betagte Fahrer eines Opel versuchte, von der Bahnhofstraße abzubiegen, als er das über den Zebrastreifen laufende Ehepaar übersah. Trotz relativ niedriger Geschwindigkeit wurde die Frau durch den Aufprall schwer verletzt. Ihr Ehemann konnte zwar noch reagieren, wurde jedoch ebenfalls erfasst.
Rettungskräfte waren schnell vor Ort und versorgten beide Verletzten zunächst ambulant. Anschließend erfolgte der Transport ins Krankenhaus. Am Fahrzeug entstand ein Sachschaden von rund 300 Euro. Erste Zeugenaussagen deuten auf ein klassisches Übersehen des Fußgängerübergangs hin – eine Konstellation, die in Deutschland keine Seltenheit ist.
Statistiken zeigen: Zebrastreifen sind Risikozonen
Obwohl Zebrastreifen eigentlich dem Schutz von Fußgängern dienen sollen, zeigen die Zahlen ein anderes Bild. Im Jahr 2022 wurden bundesweit 3.745 Unfälle an Fußgängerüberwegen registriert, bei denen Menschen verletzt wurden. 15 dieser Vorfälle endeten tödlich. Besonders häufig betroffen sind ältere Menschen, die durch eingeschränkte Reaktionsfähigkeit und Mobilität einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind.
Unfallzahlen an Zebrastreifen (Deutschland)
Jahr | Unfälle mit Verletzten | Todesfälle |
---|---|---|
2021 | 3.220 | 14 |
2022 | 3.745 | 15 |
2025 (1. Quartal) | ca. 1.000+ | n. a. |
Wer trägt die Schuld? Ein Blick ins Verkehrsrecht
Laut § 26 der Straßenverkehrsordnung (StVO) haben Fußgänger am Zebrastreifen grundsätzlich Vorrang. Doch die Realität ist komplexer: Autofahrer sind verpflichtet, anzuhalten, wenn sich ein Fußgänger dem Überweg nähert. Dennoch kann auch der Fußgänger mitschuldig sein, wenn er etwa plötzlich auf die Straße tritt, ohne sich zu vergewissern, dass er gesehen wurde. In Bretten spricht derzeit jedoch alles für eine Unachtsamkeit des Autofahrers.
„An Fußgängerüberwegen ist noch mehr Rücksicht und Aufmerksamkeit gefragt.“ – Verkehrsexpertin Stefanie Ritter (DEKRA)
Die Polizei prüft, ob gegen den 87-Jährigen ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet wird. Altersbedingte Einschränkungen wie reduzierte Reaktionsgeschwindigkeit oder Sehprobleme könnten dabei eine Rolle spielen. In Deutschland gibt es derzeit keine Altersgrenze für den Führerschein, jedoch werden Diskussionen über verpflichtende Gesundheitschecks für Senioren am Steuer wieder lauter.
Technik gegen das Übersehen: Intelligente Zebrastreifen
Angesichts der hohen Unfallzahlen wird zunehmend auf technologische Innovationen gesetzt. Intelligente Zebrastreifen mit LED-Beleuchtung, Bewegungssensoren und Echtzeit-Warnsignalen kommen in mehreren europäischen Städten zum Einsatz. In London testet das Unternehmen Umbrellium dynamische Fußgängerüberwege, die sich durch LED-Streifen dem Verkehrsfluss anpassen und Autofahrer visuell warnen.
Auch eHMI-Systeme – sogenannte „external Human Machine Interfaces“ – sind in der Entwicklung. Dabei projizieren Fahrzeuge, insbesondere autonome, visuelle Zeichen auf den Asphalt, um Fußgängern mitzuteilen, dass sie gesehen wurden und gefahrlos überqueren können. Erste Studien zeigen eine höhere Akzeptanz, warnen jedoch auch vor einer kognitiven Überforderung bei älteren Menschen.
Gefahr Zebrastreifen: Was macht ihn unsicher?
Obwohl gesetzlich geregelt, sind Zebrastreifen häufig unsicher – nicht zuletzt durch ihre Gestaltung. Oft werden folgende Risikofaktoren genannt:
- Mangelnde Sichtbarkeit (fehlende Beleuchtung, parkende Fahrzeuge)
- Fehlende Verkehrsberuhigung vor dem Übergang
- Keine Inseln oder Verkehrsinseln in der Mitte
- Keine akustischen Signale für Sehbehinderte
In Bretten waren es offenbar keine dieser Mängel, die zum Unfall führten, sondern schlicht menschliches Versagen. Dennoch stellen sich städtebauliche und verkehrstechnische Fragen. Wie viele Zebrastreifen sind unzureichend gesichert? Welche Rolle spielen Altersstruktur und Verkehrsfrequenz in der Umgebung?
Fußgänger im internationalen Vergleich: Verhaltensmuster
Eine internationale Vergleichsstudie zeigt interessante Unterschiede im Verhalten: Während deutsche Fußgänger Zebrastreifen mit einer Erwartungshaltung des Vorrangs betreten, sind Japaner beispielsweise deutlich defensiver. Sie warten größere Abstände ab und verlassen sich weniger auf den gesetzlichen Schutz, sondern auf Augenkontakt mit dem Fahrer.
Diese Unterschiede zeigen, wie stark kulturelle Prägungen das Verhalten im Straßenverkehr beeinflussen. In Deutschland ist ein Umdenken – auch in der Kommunikation zwischen Fußgängern und Autofahrern – durchaus notwendig.
Innovative Ansätze weltweit: Vom 3D-Zebrastreifen bis zum Straßenclown
Weltweit gibt es kreative Lösungen zur Erhöhung der Sicherheit:
- Island und Indien experimentieren mit 3D-Zebrastreifen, die durch optische Täuschung wie Schwellen wirken.
- In Bolivien verkleiden sich junge Freiwillige als „Traffic Zebras“, tanzen an Übergängen und stoppen Autofahrer mit Charme und Humor.
Diese ungewöhnlichen Ansätze zeigen, wie wichtig visuelle Präsenz und Aufmerksamkeit im Straßenverkehr sind – besonders an neuralgischen Punkten wie Fußgängerüberwegen.
Datenbasierte Prävention: Das FeGiS-Projekt
In Deutschland arbeitet das Projekt „FeGiS“ (Früherkennung von Gefahrenstellen im Straßenverkehr) mit Smart-Data, um Gefahrenzonen zu identifizieren. Nutzer können über Apps gefährliche Orte melden, die dann mit Unfalldaten abgeglichen werden. Zebrastreifen zählen dabei zu den häufigsten Markierungen.
In Kombination mit kommunalen Verkehrszählungen und maschinellem Lernen lassen sich so präventive Maßnahmen ableiten: bessere Beleuchtung, Verengungen, Anhebung der Querung oder neue Signalanlagen.
Fazit: Was wir aus Bretten lernen können
Der Unfall von Bretten steht exemplarisch für eine Serie ähnlicher Vorkommnisse im deutschen Alltag. Obwohl klare gesetzliche Regelungen bestehen, reicht dies nicht aus, um die Sicherheit von Fußgängern zu gewährleisten – insbesondere von älteren Menschen. Die Kombination aus technischer Innovation, urbaner Gestaltung und gesellschaftlicher Bewusstseinsbildung könnte helfen, solche Unfälle künftig zu vermeiden.
Es braucht einen Dreiklang aus Rücksichtnahme, sichtbarer Infrastruktur und smarter Prävention. Denn Zebrastreifen sollen nicht zur Gefahrenquelle werden – sondern zu Orten der sicheren Begegnung im Straßenverkehr.