Quali-Pleite Droht Italien zum dritten Mal in Folge das WM-Aus?

In Sport
November 17, 2025

Rom, 17. November 2025 – Der späte Nachmittag über der italienischen Hauptstadt wirkt schwer, als läge etwas in der Luft, das sich nicht so recht fassen lässt. Fans scrollen nervös durch Ergebnisse, Fernseher laufen in Bars und Wohnzimmern – überall dieselbe Frage: Wie konnte es wieder so weit kommen? Nach der 1:4-Pleite gegen Norwegen steht Italien erneut vor dem ungeliebten Weg über die Play-offs zur WM 2026. Und damit vor der realen Möglichkeit, zum dritten Mal in Folge eine Weltmeisterschaft zu verpassen.

Ein historischer Tiefpunkt: Italien rutscht erneut in die Play-offs

Die italienische Fußballnationalmannschaft befindet sich in einer Krise, die so tief reicht wie selten zuvor. Der viermalige Weltmeister hatte noch vor wenigen Jahren die Europameisterschaft gewonnen, doch seitdem folgte ein beispielloser Absturz. Nach den verpassten Turnieren 2018 und 2022 steht Italien nun erneut ohne direkte Qualifikation da – und muss den schweren Weg über die Play-offs beschreiten.

Die entscheidende 1:4-Niederlage gegen Norwegen ist dabei mehr als ein Ausrutscher. Norwegen gewann alle acht Qualifikationsspiele und drückte Italien trotz italienischer Führung deutlich an die Wand. Drei Treffer von Erling Haaland entschieden die Partie endgültig. Gennaro Gattuso, neuer Trainer des Azzurri-Teams, entschuldigte sich nach dem Spiel öffentlich: Italien habe „einfach nicht gut genug“ gespielt, vor allem nach der Pause.

Warum Italien erneut in die Play-offs muss

Eine Frage, die viele Fans stellten, lautete: Warum schafft Italien es nicht mehr direkt zur WM? Die Antwort liegt in der aktuellen europäischen Qualifikationsstruktur. Nur der Gruppensieger qualifiziert sich direkt, Platz zwei führt automatisch in die Play-offs. Italien schloss als Zweiter ab – hinter den makellosen Norwegern und ohne Chance, mit dem letzten Spiel noch vorbeizuziehen.

Analysen zeigen, dass Italien theoretisch neun Tore mehr hätte erzielen müssen, um Norwegen einzuholen. Dieses Szenario war angesichts der aktuellen Form und der stabilen norwegischen Defensive praktisch unmöglich.

Strukturelle Probleme: Nachwuchs, Führungsspieler und Coaching-Kultur

Während viele Fans den Blick auf einzelne Spiele richten, zeichnen Experten ein größeres Bild: Italiens Absturz ist nicht das Ergebnis eines einzigen Fehlers, sondern das Zusammenspiel langfristiger Entwicklungen.

Die Nachwuchsförderung – ein altes Warnsignal

Bereits nach der verpassten WM 2018 gab es Stimmen, die auf fehlende Talententwicklung hinwiesen. Ein Bericht aus der internationalen Sportanalyse betonte, dass Italien zwar traditionell starke Clubs und große Fußballkultur besitzt, jedoch in den letzten Jahren keine klare Pipeline an Weltklasse-Spielern aufgebaut hat. In den Nachwuchsstrukturen fehlen Kreativität, moderne Trainingsmethoden und Risikobereitschaft.

Früher kamen Ikonen wie Francesco Totti, Andrea Pirlo oder Gianluigi Buffon beinahe automatisch aus den Jugendakademien. Heute hingegen mangelt es laut verschiedenen Analysen an Führungsspielern und klaren Leistungsträgern, die auf internationalem Topniveau bestehen.

Coaching-Krise: Ein System, das stagniert

Auch das italienische Trainerwesen steht in der Kritik. Es gibt Berichte, die von einer strukturellen Stagnation sprechen: Ehemalige Spieler werden oft rasch in Trainerpositionen gebracht, ohne dass sie den neuen Anforderungen des modernen Fußballs vollständig gewachsen sind. Taktische Weiterentwicklungen – wie intensives Pressing oder flexible Übergangssysteme – kommen laut Analysen nur schleppend an.

Dazu passen Stimmen aus internationalen Medien: Italien inspiriere „nicht mehr“, und es gebe kaum sichtbare Weiterentwicklung im taktischen Bereich. Selbst im Spiel gegen Norwegen zeigte sich, wie schnell Italien unter Druck zu Fehlern gezwungen wurde.

Stimmen aus sozialen Medien: Ernüchterung und Frust

Soziale Netzwerke und Foren spiegeln die Stimmung im Land wider. In Fan-Diskussionen wird insbesondere die Trainerwahl kritisiert. Ein vielgeteilter Kommentar lautete: „I don’t understand how Gattuso keeps getting jobs at this level.“ Die Formulierung steht stellvertretend für große Zweifel an der aktuellen sportlichen Führung.

Hinzu kommen Posts, in denen Fans die letzten Ergebnisse auflisten – darunter Niederlagen gegen Frankreich und Deutschland sowie ein weiteres Debakel gegen Norwegen. Diese Beiträge zeigen die emotionale Dimension des Niedergangs: Die Angst, erneut eine WM zu verpassen, ist so präsent wie lange nicht mehr.

Sogar der Trainer selbst äußerte sich bemerkenswert drastisch: „If Italy don’t qualify for the 2026 World Cup, I will move away from the country. I’m already living quite far away…“ Der Satz kursierte vielfach im Netz und zeigt, wie hoch der Druck inzwischen ist.

Die Play-offs als Risiko – und vielleicht letzte Chance

Obwohl Italien sechs seiner letzten sieben Qualifikationsspiele vor dem Norwegen-Duell gewonnen hatte, reichte es nicht. Der Umweg über die Play-offs gilt als gefährlich – schließlich scheiterten die Azzurri sowohl 2018 als auch 2022 genau dort. Das Bewusstsein dafür ist im Team und unter Fans tief verankert.

Trainer anderer Nationen äußerten sich bereits zu diesem Szenario. Der slowakische Coach Francesco Calzona bezeichnete es als „paradox“, dass Italien mit seiner Fußballgeschichte überhaupt in die Play-offs müsse. Seine Einschätzung spiegelt wider, wie ungewöhnlich diese Situation historisch ist.

Wie geht es weiter? Ein Blick auf mögliche Folgen für den italienischen Fußball

Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, ob Italien erneut einen Platz auf der größten Fußballbühne der Welt verpasst. Die Debatte über strukturelle Reformen ist längst entfacht – von der Jugendarbeit bis zur Trainerkultur. Und die Play-off-Begegnungen werden nicht nur sportlich, sondern auch psychologisch zur Bewährungsprobe.

Ein erneutes Scheitern könnte eine tiefgreifende Krise auslösen, die den italienischen Fußball womöglich zu radikaleren Veränderungen zwingt. Gelingt die Qualifikation dagegen, könnte es ein erster Schritt sein, um wieder Selbstvertrauen und Stabilität aufzubauen. Sicher ist nur: Selten war eine Play-off-Serie für Italien so bedeutsam wie diesmal.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.