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Spritpreise spielen an Himmelfahrt verrückt – überraschender Preisrutsch statt Preissprung

In Aktuelles
Mai 29, 2025

Berlin, 29. Mai 2025, 08:00 Uhr

In einer unerwarteten Wendung sind die Spritpreise in Deutschland ausgerechnet vor dem langen Himmelfahrtswochenende auf ein Jahrestief gefallen. Eine Entwicklung, die so gar nicht dem sonst üblichen Preismuster entspricht: Normalerweise steigen die Kraftstoffpreise vor Feiertagen deutlich an – doch diesmal geschieht das Gegenteil. Autofahrer können sich über deutlich günstigere Preise für Super E10 und Diesel freuen. Experten liefern gleich mehrere Ursachen für diesen Preisverfall und erklären, warum die Tankstellen dennoch nicht die vollen Einsparungen an die Kunden weitergeben.

Aktueller Stand: Das kosten Benzin und Diesel vor Himmelfahrt

Die neuesten Daten zeigen einen merklichen Rückgang bei den Kraftstoffpreisen:

KraftstoffPreis pro LiterVeränderung zur Vorwoche
Super E101,671 €−1,1 Cent
Diesel1,548 €−1,6 Cent

Diese Werte markieren die tiefsten Preise seit Jahresbeginn. Eine positive Nachricht für Millionen Autofahrer, die über das verlängerte Wochenende Ausflüge oder Familienbesuche planen. Der Preisrückgang sorgt aber auch für Verwunderung – schließlich war in den letzten Jahren vor Himmelfahrt stets das Gegenteil der Fall.

Was steckt hinter dem Preisrutsch?

Fachleute führen den plötzlichen Rückgang der Spritpreise auf mehrere Faktoren zurück, die in Kombination eine kurzfristige Entlastung an den Tankstellen bewirkt haben. Im Zentrum der Entwicklung stehen vor allem zwei Ursachen:

1. Sinkende Rohölpreise

Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent ist zuletzt auf rund 64 US-Dollar gefallen. Das ist der niedrigste Stand seit Monaten. Damit werden die Einkaufskosten für die Mineralölkonzerne deutlich reduziert – was sich normalerweise auch in niedrigeren Preisen an der Zapfsäule widerspiegeln sollte.

2. Stärkerer Euro entlastet Importe

Ein weiterer Grund ist der gestiegene Eurokurs gegenüber dem US-Dollar. Da Rohöl international in Dollar gehandelt wird, wird der Import für europäische Raffinerien günstiger. Ein stärkerer Euro bedeutet somit in der Praxis eine indirekte Preissenkung für die Weiterverarbeitung und den Vertrieb von Kraftstoffen innerhalb der EU.

Warum sinken die Preise nicht noch stärker?

Obwohl die Rahmenbedingungen eine noch deutlichere Preissenkung nahelegen würden, zeigen sich viele Tankstellenbetreiber zurückhaltend. Verbraucherschützer und Automobilclubs kritisieren, dass die Einsparungen nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden. Die Preisgestaltung an deutschen Tankstellen bleibt komplex – und ist nur teilweise an objektive Marktverhältnisse gekoppelt.

Hohes Maß an Intransparenz

Ein Blick in die Zusammensetzung des Spritpreises erklärt, warum Preissenkungen oft nur zögerlich ankommen. Der reine Produktpreis – also die Kosten für Beschaffung, Transport und Lagerung – macht nur etwa ein Drittel des Endpreises aus. Der Rest entfällt auf Steuern, Abgaben und Margen:

  • Energie- und Mehrwertsteuer: Rund 50 % des Preises gehen direkt an den Staat.
  • CO2-Abgabe: Seit 2021 eingeführt und jährlich steigend, erhöht sie ebenfalls den Preis.
  • Raffinerie- und Vertriebskosten: Logistik, Verarbeitung und Handel schlagen zusätzlich zu Buche.

Daher wirken sich niedrigere Rohölpreise nur verzögert und abgeschwächt auf den Endkundenpreis aus – insbesondere dann, wenn die Anbieter versuchen, Gewinnmargen zu stabilisieren oder zu steigern.

Strategien der Tankstellen: Preisschwankungen gezielt gesteuert

Die Preisgestaltung an deutschen Tankstellen folgt nicht nur Marktmechanismen, sondern auch psychologischen und strategischen Mustern. Untersuchungen zeigen, dass es im Tagesverlauf zu sieben Preisänderungen pro Station kommen kann. Dabei orientieren sich die Betreiber weniger an Kosten, sondern vielmehr an erwarteter Nachfrage und Konkurrenzverhalten.

Die teuersten Zeiten: Vormittags und kurz vor Feiertagen

Obwohl die Preise aktuell gefallen sind, bleibt das Timing entscheidend. Die teuersten Tageszeiten zum Tanken liegen zwischen 6 und 10 Uhr sowie nachmittags ab 16 Uhr. Wer also kurz vor einem Feiertag tankt, zahlt möglicherweise mehr als notwendig – trotz der generellen Preisentspannung.

Günstigste Zeiten zum Tanken

Statistisch gesehen liegen die besten Zeitfenster zwischen 19 und 22 Uhr. In dieser Phase senken viele Anbieter die Preise, um konkurrenzfähig zu bleiben. Autofahrer können durch geschickte Planung also spürbar sparen.

Empfehlungen für Verbraucher

Angesichts der überraschenden Entwicklungen am Kraftstoffmarkt raten Experten zu folgenden Maßnahmen:

  • Preise vergleichen: Preisunterschiede von bis zu 7 Cent pro Liter sind keine Seltenheit. Mobile Apps oder Preisvergleichsportale können helfen, günstigere Tankstellen in der Umgebung zu finden.
  • Abends tanken: Wer zwischen 19 und 22 Uhr tankt, profitiert oft vom niedrigsten Tagespreis.
  • Super E10 bevorzugen: Fahrer von Benzinfahrzeugen sollten auf Super E10 zurückgreifen – es ist in der Regel 5 bis 6 Cent günstiger als Super E5.
  • Vorrat planen: Wer flexibel ist, sollte günstige Phasen gezielt zum Volltanken nutzen – besonders bei längeren Fahrten an Feiertagen.

Regionale Unterschiede nicht unterschätzen

Ein oft übersehener Aspekt ist die regionale Preisvariation. Die Spritpreise unterscheiden sich teils erheblich zwischen urbanen Zentren und ländlichen Regionen. Während Ballungsräume durch mehr Wettbewerb oft günstigere Preise bieten, zahlen Autofahrer in strukturschwachen Regionen häufig drauf. Auch grenznahe Regionen zeigen Preisabweichungen – bedingt durch Steuersysteme und Förderstrukturen benachbarter Länder.

Einordnung im Jahresvergleich

Im historischen Kontext liegt das aktuelle Preisniveau dennoch deutlich unter dem Rekordjahr 2022, als Super E10 im Schnitt über 2,10 € pro Liter kostete. Derzeit profitieren Autofahrer also nicht nur von einem kurzfristigen Preisverfall, sondern auch von einer insgesamt günstigeren Lage am Energiemarkt.

Historische Preistabelle

JahrØ Super E10Ø Diesel
20222,11 €2,03 €
20231,83 €1,75 €
20241,72 €1,59 €
Mai 20251,67 €1,54 €

Fazit: Gute Nachrichten mit Einschränkungen

Die ungewöhnlich niedrigen Kraftstoffpreise vor Himmelfahrt 2025 überraschen und erfreuen viele Verbraucher. Doch hinter der kurzfristigen Entlastung stehen wirtschaftliche und währungspolitische Entwicklungen, die ebenso schnell wieder umschlagen können. Zudem bleibt die Weitergabe der Vorteile an die Endkunden fraglich – zu stark dominieren Steuern, Margenstrategien und undurchsichtige Preisstrukturen den Markt.

Wer jedoch aufmerksam tankt, Preise vergleicht und den richtigen Zeitpunkt wählt, kann auch in diesem komplexen System bares Geld sparen – nicht nur über das Himmelfahrtswochenende hinaus.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.