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Supersturm in Kroatien: Blitz trifft deutschen Urlauber

In Aktuelles
Juni 18, 2025

17. Juni 2025, 16:00 Uhr

Ein verheerender Sommersturm hat am Montagabend weite Teile der beliebten Urlaubsregion Istrien in Kroatien heimgesucht. Besonders betroffen: die Hafenstadt Rovinj, wo ein deutscher Tourist beim Drachensteigen von einem Blitz getroffen und lebensgefährlich verletzt wurde. Das Unwetter traf die Region mit solcher Wucht, dass selbst erfahrene Einsatzkräfte vom „heftigsten Sturm der letzten Jahre“ sprechen. Die Folgen: Verwüstete Küstenabschnitte, gekenterte Yachten, verletzte Touristen – und eine offene Diskussion über den Umgang mit zunehmenden Extremwetterlagen in Urlaubsregionen.

Ein Urlaubstag, der plötzlich zum Albtraum wurde

Montagabend, gegen 18:30 Uhr: In Rovinj, einem malerischen Küstenstädtchen an der Westküste Istriens, bereiten sich viele Urlauber auf einen gemütlichen Abend vor. Doch innerhalb von Minuten zieht ein finsteres Gewitter auf. Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 110 km/h peitschen über die Bucht, dunkle Wolken türmen sich über dem Adriatischen Meer. Die Situation eskaliert rasch – ein sogenannter Supersturm hat sich gebildet.

Inmitten dieses Sturms: ein deutscher Urlauber, etwa 30 Jahre alt, der seinen Drachen steigen lässt. Was als harmloses Freizeitvergnügen begann, endet dramatisch. Ein Blitz schlägt in den Drachen ein und leitet die volle Energie in seinen Körper. Augenzeugen berichten von einem gleißenden Licht, gefolgt von einem dumpfen Knall. Der Mann bricht zusammen, muss noch am Strand reanimiert werden. Er wird in kritischem Zustand in ein nahegelegenes Krankenhaus eingeliefert und auf die Intensivstation verlegt.

Mehrere Verletzte – auch auf Cres dramatische Szenen

Der Vorfall in Rovinj war kein Einzelfall. Auch auf der nahegelegenen Insel Cres ereignete sich ein ähnliches Unglück: Ein weiterer deutscher Tourist wurde vom Blitz getroffen und schwer verletzt. Insgesamt wurden mindestens acht Menschen verletzt, davon drei schwer. Rettungsdienste und Feuerwehr waren in Dauerbereitschaft – teilweise über 100 Einsätze wurden allein in der Region Pula innerhalb weniger Stunden registriert.

„So etwas haben wir seit Jahren nicht mehr erlebt“, berichtet ein Einsatzleiter der Feuerwehr Rovinj. „Bäume lagen kreuz und quer über den Straßen, Autos wurden beschädigt, Boote sind auf Felsen aufgelaufen.“ Besonders betroffen war auch der Küstenabschnitt rund um Poreč, wo mehrere Campingplätze evakuiert werden mussten.

Überblick: Die Folgen des Sturms

OrtSchäden & VorfälleVerletzte
RovinjBlitzschlag auf Drachenflieger, entwurzelte Bäume, zerstörte Fahrzeuge1 schwer verletzt (deutscher Tourist)
CresBlitzschlag auf deutschem Touristen, Küstenüberflutung1 schwer verletzt
PorečSturmböen, Campingplatz evakuiert, Sachschädenmehrere Leichtverletzte
AdriaKatamaran in Seenot, 38 Passagiere gerettetkeine Verletzten

Blitzschläge: unterschätzte Gefahr am Strand

Blitze sind eine oft unterschätzte Gefahr im Sommerurlaub. Besonders in Meeresnähe, bei hoher Luftfeuchtigkeit und freiem Horizont kann ein heranziehendes Gewitter schnell zur Lebensgefahr werden. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jährlich weltweit rund 24.000 Menschen durch Blitzschläge ums Leben kommen – mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu 30 Prozent bei direkt getroffenen Personen.

„Der Blitzstrom durchdringt den Körper in Sekundenbruchteilen“, erklärt ein Notarzt aus Pula. „Oft kommt es zu Herzstillstand, Verbrennungen, Nervenlähmungen und bleibenden Schäden.“ Der aktuelle Fall des Deutschen in Rovinj ist ein tragisches Beispiel dafür, wie schnell aus einem sonnigen Tag am Strand ein Notfall werden kann.

Extremwetter in Istrien: Zufall oder neues Muster?

Meteorologen sprechen in Bezug auf das Unwetter über Istrien von einer sogenannten Superzelle – einer seltenen, aber extrem gefährlichen Gewitterform. Diese entstehen typischerweise durch starke vertikale Windscherungen und hohe Feuchtigkeit. Besonders auffällig: Innerhalb einer Stunde wurden über 2.000 Blitze registriert, begleitet von orkanartigen Böen mit Spitzenwerten von über 140 km/h – das entspricht einem Orkan der Stufe IF1 nach europäischer Klassifikation.

Laut Klimaforschern ist das kein Einzelfall. Die Häufung von intensiven Gewittern in Südeuropa nimmt seit Jahren zu. Daten aus dem European Severe Weather Database (ESWD) zeigen einen deutlichen Anstieg konvektiver Extremereignisse – auch in Touristenregionen wie Istrien, Dalmatien oder Norditalien.

„Wir beobachten eine Verschiebung der Unwetter-Hotspots. Regionen, die früher eher gemäßigtes Klima hatten, erleben jetzt zunehmend Tornados, Superzellen und Starkregenereignisse.“

– Klimaforscherin Dr. E. Mavric, Universität Zagreb

Tourismus betroffen – Hafenanlagen beschädigt

Auch wirtschaftlich sind die Folgen beträchtlich. Mehrere Yachten wurden in Rovinj und Poreč auf Felsen gedrückt oder an den Kai geschleudert. Hafenbetreiber berichten von Schäden an Stegen, Anlegepollern und Booten. Veranstalter von Segeltouren, Katamaran-Ausflügen und Mountainbike-Trips mussten ihre Angebote für mehrere Tage einstellen oder anpassen.

„Viele Gäste waren schockiert“, erklärt ein Reiseleiter in Rovinj. „Die Wetter-App zeigte noch kurz vor dem Sturm ruhiges Wetter – dann wurde es in Minuten lebensgefährlich.“ Einige internationale Anbieter, darunter auch Tourismusplattformen wie 57hours, kündigten an, ihre Sicherheitsvorgaben für die Sommersaison in Kroatien zu überarbeiten.

Stimmen aus der Region

  • „Der Sturm kam aus dem Nichts. Wir hatten keine Chance, uns in Sicherheit zu bringen.“ – Urlauberin aus Deutschland
  • „Unsere Boote wurden wie Spielzeug durch den Hafen geschleudert.“ – Mitarbeiter einer Segelschule in Pula
  • „Wir brauchen dringend ein besseres Frühwarnsystem.“ – Bürgermeister von Rovinj

Prävention und Ausblick: Was sich jetzt ändern muss

Nach dem Ereignis wird nun in Politik und Tourismuswirtschaft diskutiert, wie sich solche Situationen künftig vermeiden oder besser bewältigen lassen. Erste Vorschläge umfassen die Installation mobiler Doppler-Radare, der Ausbau lokaler Warnsysteme und die Schulung von Tourismuspersonal im Umgang mit Unwetterwarnungen.

Besonders gefährdete Regionen wie Istrien sollen nach dem Vorbild Norditaliens in neue Technologien investieren, um Superzellen frühzeitig zu erkennen. Gleichzeitig fordern Klimawissenschaftler langfristige Anpassungsstrategien: Von besser geschützten Campingplätzen über frühzeitige Evakuierungspläne bis zu intelligenteren Wetter-Apps für Touristen.

Der Sommersturm als Warnsignal

Der Supersturm über Kroatien war mehr als ein ungewöhnliches Wetterphänomen. Er zeigt, wie verwundbar selbst beliebte Urlaubsparadiese gegenüber den Folgen des Klimawandels sind – und wie schnell sich Erholung in Not verwandeln kann. Der schwer verletzte deutsche Tourist steht dabei stellvertretend für viele Urlauber, die unvorbereitet mit Naturgewalten konfrontiert werden.

Wenn Tourismus in Zeiten zunehmender Extremwetterlagen sicher bleiben soll, sind neue Strategien gefragt – sowohl auf staatlicher als auch individueller Ebene. Die Ereignisse in Rovinj und auf Cres könnten ein Wendepunkt sein.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.