
Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) will die Steuererklärung revolutionieren: Ab Mitte 2026 sollen Bürgerinnen und Bürger ihre Steuererklärung direkt per App erledigen können. Die Idee: ein automatisch vorbefüllter Entwurf vom Finanzamt, der mit wenigen Klicks bestätigt oder angepasst wird. Ziel ist es, Bürokratie abzubauen, die Verwaltung zu entlasten und den Bürgern den oft mühsamen Gang durch die Steuerformulare zu ersparen.
Der Kern des Projekts: Steuererklärung per App
Mit dem geplanten Modell setzt Bayern auf eine volldigitale Lösung. Steuerpflichtige sollen künftig einen fertigen Entwurf der Steuererklärung direkt aufs Smartphone bekommen. Dieser Entwurf basiert auf Daten, die den Finanzämtern ohnehin schon vorliegen – etwa aus Lohnsteuerbescheinigungen, von Krankenkassen oder Rentenversicherungen. Die Steuerzahler müssten die Angaben nur noch bestätigen oder bei Bedarf anpassen. „Das ist rechtssicher, volldigital und mit nur wenigen Klicks möglich“, betonte Finanzminister Füracker.
Technische Basis: ELSTER als Erfolgsmodell
Das Projekt fußt auf der bekannten ELSTER-Plattform, die in Bayern entwickelt wird und seit Jahren als erfolgreichstes E-Government-Verfahren Deutschlands gilt. Bereits heute nutzen Millionen Bürgerinnen und Bürger ELSTER für ihre Steuererklärungen. Mit dem neuen Ansatz will man diesen Service entscheidend weiterentwickeln. Bayern betont dabei ausdrücklich, dass keine Insellösung entstehen soll. Vielmehr setzt man auf die bundesweite Kooperation von Bund und Ländern im Rahmen des sogenannten KONSENS-Verfahrens, um eine einheitliche Lösung anbieten zu können.
Start mit klar definierter Zielgruppe
Der Start ist für Mitte 2026 vorgesehen – sofern die Abstimmung mit den anderen Ländern gelingt. In der ersten Phase soll sich die App auf eine klar umrissene Nutzergruppe konzentrieren: ledige Arbeitnehmer ohne Kinder. Für diese Gruppe liegen die Steuerdaten besonders vollständig und standardisiert vor, was eine reibungslose Umsetzung erlaubt. Schritt für Schritt soll die App dann auch für weitere Lebenssituationen geöffnet werden, etwa für Familien oder Selbstständige.
Vergleich mit bestehenden Projekten
Ein Blick nach Hessen zeigt, dass die Idee nicht völlig neu ist. Dort läuft bereits ein Pilotprojekt, bei dem rund 6.000 Steuerpflichtige im Finanzamt Kassel eine ähnliche, vereinfachte Steuererklärung testen. Allerdings bleibt das Projekt regional begrenzt. Bayern will dagegen von Anfang an eine Lösung schaffen, die bundesweit funktioniert und Millionen Steuerzahler entlasten kann. Füracker machte deutlich, dass Bayern hier eine Vorreiterrolle übernehmen will.
Bürokratieabbau und Entlastung als Argumente
Die Vorteile der geplanten Steuererklärung per App liegen auf der Hand. Für Steuerzahler bedeutet es weniger Aufwand, weniger Unsicherheit und eine schnelle Abwicklung. Für die Finanzverwaltung wiederum eröffnet sich die Chance, Prozesse zu vereinfachen und effizienter zu gestalten. „Wir wollen Bürgerinnen und Bürger sowie die Verwaltung spürbar entlasten und die Steuerbürokratie abbauen“, erklärte Füracker. Besonders der Gedanke der Transparenz spielt dabei eine Rolle: Bürger sollen besser nachvollziehen können, welche Daten das Finanzamt ohnehin schon hat und wie diese in der Erklärung berücksichtigt werden.
Der Ausblick: Ein Klick zur Steuer
Die Pläne Bayerns könnten den Umgang mit Steuern grundlegend verändern. Statt langer Formulare und komplexer Erklärungen könnten viele Menschen künftig mit nur einem Klick ihre Steuer erledigen. Das Projekt bleibt ambitioniert – nicht zuletzt, weil die enge Abstimmung mit dem Bund und allen Ländern notwendig ist. Doch sollte es gelingen, könnte die Steuererklärung per App zum neuen Standard werden. Bayern zeigt sich überzeugt, dass die digitale Steuerlösung nicht nur die Verwaltung, sondern auch das Vertrauen in den Staat stärken wird.