
Eine Branche im Umbruch – und CureVac mittendrin
CureVac war einst Hoffnungsträger der europäischen mRNA-Technologie. Das Unternehmen mit Sitz in Tübingen forschte bereits lange vor der Corona-Pandemie an mRNA-basierten Anwendungen und entwickelte sich früh zum Vorreiter in der Branche. Doch die Erwartungen wurden nicht vollständig erfüllt: Während Moderna und BioNTech 2020 mit erfolgreichen COVID-19-Impfstoffen Furore machten, blieb CureVac hinter den Erwartungen zurück.
Nun rückt das Unternehmen durch eine geplante Übernahme erneut ins Rampenlicht. BioNTech will CureVac im Rahmen eines Aktientauschs für rund 1,25 Milliarden US-Dollar übernehmen. Parallel läuft ein bedeutender Patentstreit – und beide Entwicklungen könnten CureVac langfristig neu positionieren.
Übernahme durch BioNTech: Chance oder Schlusspunkt?
Details zum Deal
Die geplante Übernahme sieht eine vollständige Integration CureVacs in die BioNTech SE vor. Die Transaktion soll in Form eines Aktientauschs erfolgen, wobei CureVac-Aktionäre pro Anteil rund 5,46 USD in BioNTech-Aktien erhalten. Dies entspricht einem Aufschlag von 55 Prozent gegenüber dem volumengewichteten Drei-Monats-Durchschnittskurs der CureVac-Aktie.
Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe hatten bereits über 50 Prozent der Aktionäre, darunter auch die staatliche KfW-Bankengruppe, ihre Zustimmung signalisiert. Dennoch ist eine Annahmeschwelle von 80 Prozent erforderlich, damit der Deal wie geplant abgeschlossen werden kann – angestrebt wird dies bis Ende 2025.
Strategische Gründe hinter der Übernahme
BioNTech verfolgt mit dem Deal klare strategische Ziele: CureVacs Expertise in mRNA-Formulierung und Design soll genutzt werden, um die eigene Onkologie-Pipeline zu stärken. In einem Reddit-Forum kommentierte ein Nutzer: „This transaction marks the next key milestone in the execution of our oncology strategy.“
Auch die bestehenden Forschungs- und Produktionsstandorte in Tübingen sollen erhalten bleiben. Das zeigt, dass BioNTech nicht nur Know-how, sondern auch operative Strukturen übernehmen will. Damit könnte CureVac in Zukunft ein essenzieller Baustein im globalen BioNTech-Ökosystem werden – mit Fokus auf Krebsforschung statt Pandemiebekämpfung.
Finanzlage und Restrukturierung: Mehr Stabilität trotz Umsatzeinbruch
Aktuelle Zahlen im Überblick
Kennzahl | Q1 2024 | Q1 2025 |
---|---|---|
Umsatz | 12,4 Mio EUR | 0,9 Mio EUR |
Operativer Verlust | –73,3 Mio EUR | –54,7 Mio EUR |
Free Cash Flow | Negativ | +92 Mio USD |
Cash-Runway | bis 2026 | bis 2028 |
Obwohl CureVac im ersten Quartal 2025 einen massiven Umsatzeinbruch verzeichnete, gelang durch strikte Kostensenkungen und Restrukturierungen ein positiver Free Cash Flow. Insbesondere die Reduktion der Personalkosten und der Vertriebsstruktur zeigt Wirkung. Das Unternehmen spricht davon, seine Liquiditätsreserve bis mindestens 2028 sichern zu können.
Investoren beobachten genau
Institutionelle Anleger wie Millennium Management, BNP Paribas und GSA Capital haben ihre CureVac-Positionen zuletzt aufgestockt. Dies zeigt: Der Markt traut CureVac trotz der schwierigen Vergangenheit Potenzial zu – insbesondere in Kombination mit BioNTech. Dennoch ist Vorsicht geboten: Analysten bewerten das Potenzial derzeit mehrheitlich neutral, mit einem mittleren Kursziel von rund 4,34 USD – deutlich unter dem aktuellen Kurs.
Der schwelende Patentstreit: Gefahr oder Trumpfkarte?
Parallel zur Übernahme verhandelt CureVac aktuell in einem bedeutenden Patentstreit mit BioNTech. Im Zentrum steht das europäische Patent EP 4 023 755 B1 zur sogenannten „split Poly-A Tail“-Technologie – eine Schlüsselkomponente in mRNA-basierten Therapeutika. Die Entscheidung des Europäischen Patentamts zugunsten CureVacs wird als wichtiger Teilerfolg gewertet.
Die eigentliche Verhandlung vor dem Landgericht Düsseldorf beginnt im Juli 2025. Insgesamt geht es um die Gültigkeit und mögliche Verletzung von sechs Patenten. Beobachter gehen davon aus, dass ein positiver Ausgang CureVac nicht nur finanziell entschädigen, sondern auch die Verhandlungsposition gegenüber BioNTech massiv stärken würde.
„Ein positives Urteil im Juli könnte die Machtverhältnisse in der mRNA-Industrie verschieben.“ – Analystenkommentar aus Phase 1
Onkologie als Zukunftsfeld: CureVacs zweite Chance?
Nach dem Rückschlag im COVID-Impfstoffmarkt richtet CureVac den Fokus neu aus – und zwar auf Onkologie. Laut Community-Angaben erreichen 14 Studien bis 2025 ihren „Point of Primary Completion“, weitere 12 Studien bis 2026. Die Investition in dieses neue Segment könnte sich langfristig auszahlen – insbesondere mit BioNTech als Partner.
Wird CureVac zum „Tenbagger“?
In Foren wie wallstreet-online spekulieren Nutzer über eine Verzehnfachung des Aktienkurses – einen sogenannten „Tenbagger“ – sollte CureVac klinisch relevante Durchbrüche erzielen. Zwar ist dies derzeit reine Spekulation, doch die Pipeline lässt Raum für Fantasie.
In Kombination mit BioNTechs bestehenden Studien und Plattformen könnten sich signifikante Synergien ergeben. Auch der technische Zugang zu CureVacs geschützten Formulierungen spielt eine Rolle in der Bewertung zukünftiger mRNA-Therapien gegen Krebs.
Stimmen aus der Community: Euphorie trifft Skepsis
In sozialen Medien sind die Meinungen gespalten. Während einige Investoren klare Chancen in der Übernahme und im Patentdeal sehen, äußern andere Zweifel:
- „Mir scheint, es ist sinnvoll, die CureVac‑Aktien vor der Übernahme zu verkaufen, weil die Steuervorteile größer wären als der Aktientausch.“
- „Anyone who still invests in this scam after Covid…“ – kritischer Kommentar in einem Reddit-Thread
- „Tenbagger möglich, wenn die Studien 2025/2026 greifen.“
Diese Bandbreite zeigt, wie viel Unsicherheit trotz positiver Entwicklungen noch mitschwingt. Viele Privatinvestoren wägen steuerliche Aspekte, Bewertungsrisiken und Kursphantasie gegeneinander ab.
Fazit: CureVac zwischen Risiko und Renaissance
CureVac steht zweifellos an einem Scheideweg. Der geplante Zusammenschluss mit BioNTech könnte das Unternehmen auf ein neues Niveau heben – technologisch, finanziell und strategisch. Gleichzeitig werfen der laufende Patentstreit und die durchwachsenen Fundamentaldaten viele Fragen auf.
Für Investoren ergibt sich ein differenziertes Bild: Kurzfristig dominieren Unsicherheit und Spekulation, langfristig winken durch die Onkologie-Pipeline und das BioNTech-Ökosystem jedoch echte Chancen. Entscheidend werden die kommenden Monate – sowohl juristisch als auch klinisch.
Ob CureVac zum Hoffnungsträger einer neuen mRNA-Ära wird oder lediglich als Randnotiz in der Biotech-Geschichte endet, entscheidet sich jetzt.