Unterlüß : Rheinmetall startet Produktion in neuer Munitionsfabrik

In Wirtschaft
August 27, 2025

Unterlüß – Mit der feierlichen Eröffnung der neuen Rheinmetall-Munitionsfabrik im niedersächsischen Unterlüß ist ein weiterer Meilenstein in der europäischen Rüstungsindustrie gesetzt. Innerhalb von nur anderthalb Jahren entstand hier die größte Anlage ihrer Art in Europa, die die Versorgung mit Artilleriegranaten und künftig auch Raketen sichern soll. Politiker und NATO-Spitzenvertreter bezeichneten das Werk als Schlüsselprojekt für die Verteidigungsfähigkeit Europas.

Ein Werk von strategischer Bedeutung

Die neue Munitionsfabrik von Rheinmetall in Unterlüß ist nicht nur ein industrielles Großprojekt, sondern gilt als Symbol für den massiven Ausbau der europäischen Verteidigungsfähigkeit. Nach dem Spatenstich im Februar 2024 folgte bereits im zweiten Quartal 2025 der Probebetrieb. Im August 2025 wurde die Anlage schließlich offiziell eröffnet – in Anwesenheit hochrangiger Gäste wie NATO-Generalsekretär Mark Rutte und Verteidigungsminister Boris Pistorius. „Diese Fabrik ist Teil einer paneuropäischen Verteidigungs-Ökosphäre“, erklärte Rheinmetall-CEO Armin Papperger bei der Eröffnung.

Kapazitäten und Ausbaupläne

Die Produktionskapazität ist beeindruckend: Schon im Anlaufjahr 2025 sollen rund 25.000 Artilleriegranaten vom Band laufen. Bis 2027 will Rheinmetall die Fertigung auf bis zu 350.000 Stück pro Jahr hochschrauben. Damit soll das Werk einen wesentlichen Beitrag zur geplanten Steigerung der Rheinmetall-Kapazitäten leisten. Konzernweit strebt das Unternehmen an, die Produktion von 155-Millimeter-Artilleriemunition von 70.000 Stück im Jahr 2022 auf mehr als 1,1 Millionen pro Jahr bis Ende 2026 auszuweiten.

Antwort auf eine drängende Frage

Wie viele Artilleriegranaten soll die neue Rheinmetall-Fabrik in Unterlüß jährlich produzieren? – Bis 2027 sind es rund 350.000, womit Unterlüß die größte Produktionsstätte Europas für Artilleriemunition wird.

Investitionen und Kosten

Für den Bau der Anlage investierte Rheinmetall etwa 500 Millionen Euro. Frühere Schätzungen gingen noch von 300 Millionen Euro aus, doch der rapide Ausbau führte zu einer höheren Endsumme. „Es war uns wichtig, in Rekordzeit eine hochmoderne und skalierbare Fabrik zu errichten“, so Papperger. Der Bau erfolgte auf einem ehemaligen Kleingartengelände – ein Detail, das auch in der Region für Diskussionen sorgte.

Höhere Preise, höhere Gewinne

Die Eröffnung fällt in eine Phase, in der die Preise für Artilleriegranaten stark gestiegen sind. Während der Stückpreis vor einigen Jahren noch bei rund 2.000 Euro lag, liegt er inzwischen bei bis zu 8.000 Euro. Dies spiegelt sich auch in den Unternehmenszahlen wider: Rheinmetall konnte 2024 einen Gewinn von fast 1,5 Milliarden Euro verzeichnen – ein Plus von 61 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz lag bei knapp 10 Milliarden Euro, bis 2030 soll er auf 50 Milliarden Euro anwachsen.

Produkte und Erweiterung der Produktion

Die Fabrik in Unterlüß produziert zunächst vor allem 155-Millimeter-Granaten. Doch Rheinmetall plant bereits die Erweiterung: Ab 2026 sollen dort auch Raketenantriebe gefertigt werden, perspektivisch möglicherweise sogar Gefechtsköpfe. Damit positioniert sich der Standort als multifunktionales Zentrum der Munitions- und Raketenproduktion.

Wichtige Nutzerfrage

Welche zusätzlichen Produkte sollen in Unterlüß neben Granaten gefertigt werden? – Neben Artilleriemunition sind vor allem Raketenmotoren ab 2026 vorgesehen. Auch Gefechtsköpfe könnten in Zukunft Teil des Portfolios sein.

Arbeitsplätze und regionale Bedeutung

Die Anlage schafft dringend benötigte Arbeitsplätze in der Region. Mehr als 500 neue Stellen entstehen, davon allein rund 350 im Bereich der Granatenfertigung. In einer ländlich geprägten Region wie der Südheide ist dies ein wichtiger Impuls für den Arbeitsmarkt. Ausbildungsplätze und Kooperationen mit technischen Hochschulen sollen das Werk zudem langfristig als Innovationsstandort etablieren.

Antwort auf eine Nutzerfrage

Wie viele Menschen werden in der neuen Fabrik in Unterlüß beschäftigt? – Die Zahl liegt bei über 500, mit Schwerpunkt in der Fertigung und Logistik.

Europäische Dimension

Die Fabrik ist Teil eines größeren Plans: Rheinmetall baut derzeit seine Kapazitäten europaweit massiv aus. Neben Deutschland entstehen neue Werke in Litauen, Bulgarien, Spanien und sogar in der Ukraine. So wurden in Bulgarien jüngst Joint Ventures mit einem Volumen von über einer Milliarde Euro angekündigt. Ziel ist die Dezentralisierung der Produktionsstandorte, um die Versorgung der NATO-Staaten abzusichern.

Strategische Partnerschaften

Ein weiterer Aspekt ist die enge Kooperation mit Lockheed Martin. Gemeinsam soll die Möglichkeit geprüft werden, Raketen wie ATACMS oder Hellfire künftig in Unterlüß zu fertigen. Damit würde der Standort auch eine Rolle für die Luftstreitkräfte und die transatlantische Zusammenarbeit übernehmen.

Gesellschaftliche Debatten und Kritik

Während Politiker und Militärs die Eröffnung als Erfolg feiern, gibt es auch kritische Stimmen. Aktivisten des Bündnisses „Rheinmetall entwaffnen“ organisierten zeitgleich Protestaktionen. Obwohl zunächst von der Polizei untersagt, ließ das Oberverwaltungsgericht Münster Demonstrationen doch zu. Kritiker warnen vor einer „Rüstungsspirale“ und stellen infrage, ob die massive Aufrüstung der richtige Weg sei. Befürworter hingegen verweisen auf den Ukraine-Krieg und die Notwendigkeit, die Verteidigungsfähigkeit Europas zu stärken.

Bauzeit und Tempo

Der Bau der Anlage ist ein Beispiel für industrielle Geschwindigkeit. Vom Spatenstich im Februar 2024 bis zur Eröffnung im August 2025 vergingen lediglich 18 Monate. Die Produktionsanlagen wurden parallel zur Bauphase installiert und getestet. Damit gehört die Fabrik zu den am schnellsten realisierten Großprojekten in der jüngeren Industriegeschichte Deutschlands.

Nutzerfrage im Fokus

Wie schnell wurde die Munitionsfabrik in Unterlüß gebaut? – In nur 18 Monaten vom Spatenstich bis zur Produktion, ein außergewöhnlich kurzer Zeitraum für ein Projekt dieser Größenordnung.

Technische Einblicke in die Fertigung

Im Werk Unterlüß werden die Granaten nicht nur zusammengesetzt, sondern durchlaufen verschiedene Produktionsschritte: von der Herstellung der Komponenten über die Montage, die Prüfung bis hin zur Lackierung und Verpackung. Zusätzlich werden dort Rohrkomponenten für die Panzerhaubitze 2000 und den Leopard-2-Panzer gefertigt. Durch die Kombination mehrerer Fertigungslinien entsteht eine vertikale Produktionskette, die den Standort einzigartig macht.

Politische Einbettung

Die Eröffnung wurde von zahlreichen Spitzenpolitikern begleitet. Verteidigungsminister Boris Pistorius sprach von einem „entscheidenden Schritt, um Europas Wehrfähigkeit zu stärken“. Auch NATO-Generalsekretär Mark Rutte betonte die Bedeutung der Anlage: „Unterlüß ist nicht nur eine Fabrik, es ist ein Symbol für die gemeinsame Sicherheit Europas.“ Der Kanzler selbst war zwar nicht bei der Eröffnung, hatte aber bereits beim Spatenstich persönlich die Tragweite des Projekts unterstrichen.

Antworten auf weitere Nutzerfragen

Was kostet der Bau der Munitionsfabrik in Unterlüß? – Die Kosten belaufen sich auf rund 500 Millionen Euro.

Wer hat bei der Fabrik-Eröffnung in Unterlüß teilgenommen? – Neben Rutte und Pistorius waren auch hochrangige Vertreter der Bundesregierung und der NATO vor Ort.

Wie fügt sich die Unterlüß-Fabrik in Rheinmetalls Europa-Plan ein? – Sie ist ein Kernstück eines europaweiten Produktionsnetzwerks mit Standorten in mehreren NATO-Staaten.

Marktentwicklung und Nachfrage

Der Bedarf an Munition ist seit Beginn des Ukraine-Krieges sprunghaft angestiegen. Die EU hat mit dem Programm „ASAP“ (Act in Support of Ammunition Production) die Mitgliedsstaaten verpflichtet, die Munitionsproduktion massiv auszubauen. Während 2022 europaweit noch 300.000 Granaten pro Jahr hergestellt wurden, soll die Produktion bis 2025 auf über zwei Millionen Stück steigen. Unterlüß ist ein zentrales Element dieser Strategie.

Die neue Munitionsfabrik in Unterlüß ist mehr als ein industrielles Projekt: Sie steht für die Neuordnung der europäischen Sicherheitsarchitektur. Mit Hunderten neuer Arbeitsplätze, Milliardeninvestitionen und enger internationaler Kooperation hat Rheinmetall ein Werk geschaffen, das die Verteidigungsfähigkeit Europas maßgeblich beeinflussen wird. Gleichzeitig bleibt die gesellschaftliche Debatte über die Rolle Deutschlands als Rüstungsstandort lebendig – zwischen dem Anspruch, Sicherheit zu gewährleisten, und der Sorge vor einer dauerhaften Militarisierung. Unterlüß wird damit nicht nur ein Produktionsstandort sein, sondern auch ein Kristallisationspunkt der Diskussion um Europas Zukunft.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.