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KI-Unternehmen xAI Elon Musk startet Grokipedia – der KI-gesteuerte Angriff auf Wikipedia

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Oktober 28, 2025

San Francisco, 28. Oktober 2025 – Mit Grokipedia präsentiert Elon Musk eine neue Online-Enzyklopädie, die mithilfe künstlicher Intelligenz generiert wird. Das Projekt soll eine Alternative zu Wikipedia bieten, die Musk als „voreingenommen und ideologisch gefärbt“ bezeichnet. Doch schon kurz nach dem Start steht Grokipedia in der Kritik – wegen fragwürdiger Inhalte, fehlender Transparenz und technischer Probleme.

Was ist Grokipedia – und was macht es anders?

Grokipedia ist ein von Elon Musks KI-Unternehmen xAI entwickeltes Projekt, das am 27. Oktober 2025 offiziell gestartet wurde. Die Plattform bezeichnet sich selbst als „wahrheitsbasierte Enzyklopädie“, die von Künstlicher Intelligenz angetrieben wird. Während Wikipedia auf freiwillige Autoren setzt, nutzt Grokipedia Inhalte, die automatisch durch Musks Chatbot Grok erstellt oder kuratiert werden. Damit positioniert sich Grokipedia klar als technologisches Gegenmodell zur Community-basierten Struktur von Wikipedia.

Zum Zeitpunkt des Starts verfügte Grokipedia über rund 885.000 Artikel – ein Bruchteil der über sieben Millionen englischsprachigen Wikipedia-Einträge. Dennoch bezeichnete Musk sein Projekt als „Version 0.1“, die künftig „zehnmal besser“ werden solle. Ziel sei es, die Wissensvermittlung zu revolutionieren und dabei „nichts als die Wahrheit“ zu präsentieren.

Warum Elon Musk eine Wikipedia-Alternative schaffen wollte

Der Unternehmer hat wiederholt Kritik an Wikipedia geäußert. Er bezeichnete die Plattform als „zu woke“ und politisch einseitig. Mit Grokipedia wolle er eine Enzyklopädie schaffen, die frei von ideologischen Verzerrungen sei. In einem Post auf der Plattform X schrieb Musk: „Wikipedia ist ein linksgerichtetes Propaganda-Werkzeug geworden. Grokipedia bringt die Fakten zurück.“

Doch genau dieser Anspruch sorgt für Skepsis. Zahlreiche Beobachter sehen in Grokipedia weniger eine neutrale Alternative, sondern ein ideologisch gefärbtes Gegengewicht. Experten weisen darauf hin, dass auch KI-Modelle wie Grok nicht frei von Verzerrungen sind – im Gegenteil: Sie spiegeln häufig die Ansichten ihrer Entwickler wider.

Wie Grokipedia funktioniert

Im Gegensatz zu Wikipedia können Nutzer keine Artikel direkt bearbeiten. Stattdessen bietet Grokipedia die Möglichkeit, Fehler zu melden oder Anmerkungen zu machen. Eine offene Autorenstruktur gibt es nicht. Diese zentralisierte Kontrolle soll laut xAI die Qualität sichern – Kritiker befürchten jedoch das Gegenteil.

Fehlerhafte Inhalte und technische Pannen

Bereits kurz nach dem Start häuften sich Berichte über inhaltliche Fehler. In einem vielzitierten Reddit-Thread wies ein Nutzer darauf hin, dass ein Artikel fälschlicherweise behauptete, der Politiker Vivek Ramaswamy habe im Zusammenhang mit einer Wahlkampagne in Ohio eine bestimmte Rolle gespielt – eine Information, die durch keine der zitierten Quellen gedeckt war. Solche Fälle untergraben den Anspruch, „nichts als die Wahrheit“ zu liefern.

Auch technisch lief nicht alles rund. Mehrfach kam es zu Serverabstürzen, und viele Nutzer konnten die Seite in den ersten Stunden gar nicht erreichen. Dennoch bildete sich auf X (ehemals Twitter) schnell eine Community von über 2.700 Mitgliedern, die Grokipedia als „Ende der Wikipedia-Ära“ feierte.

Inhalte zwischen Neutralität und Ideologie

Untersuchungen zeigten, dass einige Artikel auf Grokipedia Themen wie Sexualaufklärung, Geschlechteridentität oder Klimawandel deutlich anders darstellen als Wikipedia. So wurde etwa behauptet, „Pornografie habe die AIDS-Krise verschärft“ oder „soziale Medien fördern Transidentität“. Medien wie Wired und The Guardian sehen darin klare politische Narrative, die insbesondere konservative Positionen betonen.

Wie zuverlässig ist KI-generiertes Wissen?

Eine Studie, die 2025 auf der Plattform arXiv veröffentlicht wurde, untersuchte die Genauigkeit von acht populären KI-Modellen – darunter auch Grok, die Grundlage von Grokipedia. Das Ergebnis: Nur 26,5 Prozent der generierten Referenzen waren korrekt, während fast 40 Prozent fehlerhaft oder frei erfunden waren. Wenn also Grokipedia auf denselben Mechanismen basiert, besteht ein hohes Risiko, dass auch dort „Halluzinationen“ auftreten – also falsche Informationen, die überzeugend klingen.

Ein Experte der Plattform The Conversation formulierte es so: „Elon Musk hat recht, wenn er Wikipedia mögliche Voreingenommenheit vorwirft. Aber KI-basierte Systeme lösen dieses Problem nicht – sie verlagern es lediglich in den Code.“

Wer steckt hinter Grokipedia?

Das Projekt wird vollständig von Musks Firma xAI betrieben. Innerhalb des Unternehmens gilt Grokipedia als „Pilotprojekt“ für die Integration von Grok in andere Wissenssysteme. Mit an Bord ist laut The Guardian auch David O. Sacks, ein ehemaliger Trump-Berater, der seit Jahren mit Musk in Kontakt steht. Diese personelle Verbindung sorgt zusätzlich für Spekulationen über die politische Ausrichtung der Plattform.

Vergleich: Grokipedia vs. Wikipedia

AspektWikipediaGrokipedia
Gründung2001 (Jimmy Wales)2025 (Elon Musk / xAI)
Artikelzahl7 Mio. (englisch)885.000 (Startversion)
BearbeitungOffen für alleNur KI-generiert, Nutzer melden Fehler
BetreiberstrukturGemeinnützig, spendenfinanziertPrivat geführt von xAI
Philosophie„Freies Wissen für alle“„Nichts als die Wahrheit“

Wie reagieren Nutzer und Fachwelt?

Die Meinungen in sozialen Medien gehen weit auseinander. Während Anhänger Musks die Plattform als „mutigen Schritt gegen Informationsmonopole“ feiern, warnen andere vor einem gefährlichen Rückschritt. In Foren wie Reddit wird Grokipedia teils spöttisch als „Muskipedia“ bezeichnet, während andere Nutzer hoffen, dass der Wettbewerb mit Wikipedia positive Innovationen anstößt.

Einige Nutzer äußern den Wunsch, dass Grokipedia künftig auch eigene redaktionelle Prüfmechanismen einführt. „Wenn KI allein die Fakten schreibt, wer überprüft dann die KI?“, fragt ein Kommentator im Forum r/BetterOffline – eine Frage, die die Debatte über Vertrauen in maschinell generiertes Wissen treffend auf den Punkt bringt.

SEO-Fragen rund um Grokipedia

Kann jeder Nutzer bei Grokipedia mitwirken?

Nein. Während Wikipedia bewusst auf Offenheit setzt, bleibt Grokipedia in den Händen des Betreibers. Nur Fehler können gemeldet, nicht aber neue Inhalte eingereicht werden.

Wie viele Artikel umfasst Grokipedia aktuell?

Beim Start waren rund 885.000 Einträge verfügbar, ein Bruchteil der Wikipedia-Datenbank. Musk versprach, diese Zahl durch automatisierte Lernprozesse „exponentiell“ zu steigern.

Wie unterscheidet sich Grokipedia inhaltlich von Wikipedia?

Grokipedia legt einen stärkeren Fokus auf Themen, die laut Musk „von Mainstream-Medien verfälscht“ würden. Dazu gehören politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Kontroversen. Der Algorithmus bewertet Quellen anhand von „Fakten-Score“-Systemen, die jedoch nicht öffentlich dokumentiert sind.

Welche Kritik gibt es bisher?

Hauptkritikpunkte betreffen Transparenz, Quellenangaben und ideologische Färbung. Besonders problematisch erscheint, dass viele Inhalte direkt aus Wikipedia übernommen und leicht umformuliert wurden, während der Anspruch auf „Originalität“ bestehen bleibt.

KI und Wahrheit – ein Widerspruch?

Elon Musk sieht in Grokipedia den Beweis, dass künstliche Intelligenz Wissen besser organisieren könne als Menschen. Doch Ethikexperten halten dagegen: Ohne offene Redaktion fehle es an Korrekturinstanzen, die Fehler erkennen oder manipulierte Inhalte entlarven könnten. Studien zeigen, dass KI-Systeme dazu neigen, „wahrscheinlich klingende“, aber unzutreffende Informationen zu generieren.

Die Zukunft von Grokipedia hängt also nicht nur von technologischen Fortschritten ab, sondern auch davon, ob Musk Vertrauen aufbauen kann. Das Versprechen von Objektivität steht und fällt mit der Glaubwürdigkeit des Systems – und die steht derzeit auf dem Prüfstand.

Ausblick: Zwischen Vision und Verantwortung

Grokipedia ist zweifellos ein ambitioniertes Projekt. Es könnte die Art und Weise, wie Wissen entsteht und verbreitet wird, nachhaltig verändern. Gleichzeitig wirft es drängende Fragen auf: Wer definiert Wahrheit in einer Welt, in der Algorithmen die Inhalte bestimmen? Und wie lässt sich verhindern, dass Künstliche Intelligenz unbewusst die Weltanschauung ihrer Entwickler verbreitet?

Ob Grokipedia zum Wendepunkt der digitalen Wissensgeschichte wird oder als weiteres Experiment in Musks Universum endet, bleibt offen. Sicher ist nur: Mit diesem Schritt hat Musk die Debatte über Wahrheit, Objektivität und die Rolle von KI im Informationszeitalter neu entfacht – und die Welt blickt gespannt darauf, wie sich diese digitale Enzyklopädie der Zukunft entwickelt.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.