
Frankfurt am Main – Die ING Deutschland integriert als eine der ersten großen Banken den neuen europäischen Bezahldienst Wero direkt in ihre Banking-App. Damit wird der Grundstein gelegt für eine europäische Alternative zu US-dominierten Zahlungsdiensten wie PayPal, Apple Pay oder Google Pay. Rund 10 Millionen Kundinnen und Kunden der Direktbank können den Dienst ab August 2025 nutzen.
Ein neuer Player im Zahlungsverkehr
Wero ist ein von der European Payments Initiative (EPI) entwickelter, europäischer Bezahldienst, der schnelle und sichere Überweisungen von Konto zu Konto ermöglicht. Der Name setzt sich aus „we“ (wir) und „euro“ zusammen und spielt zugleich auf das italienische Wort „vero“ (wahr) an. Ziel ist es, eine eigenständige europäische Lösung im Zahlungsverkehr zu etablieren, die sowohl Datenschutz als auch regionale Wertschöpfung in den Vordergrund stellt.
Der Dienst wurde am 2. Juli 2024 in Deutschland, Frankreich und Belgien eingeführt, zunächst ausschließlich für Peer-to-Peer-Zahlungen (P2P). Nutzerinnen und Nutzer können Geld in unter zehn Sekunden direkt an Kontakte senden – allein über eine Mobilnummer oder E-Mail-Adresse, ganz ohne IBAN-Eingabe. Ab Sommer 2025 soll Wero auch im E-Commerce verfügbar sein, der Einsatz an stationären Kassen (POS) ist ab 2026 vorgesehen.
Strategische Bedeutung für die ING
Die ING Deutschland betont, dass sie mit der Integration von Wero zu den Vorreitern im deutschen Bankenmarkt gehört. CEO Lars Stoy erklärte, dass man den Kunden „eine schnelle, einfache und sichere Möglichkeit geben möchte, Geld europaweit in Echtzeit zu versenden“. Der Schritt sei Teil einer langfristigen Strategie, die Abhängigkeit von außereuropäischen Zahlungsanbietern zu verringern.
Für die ING ist der Start auch ein Wettbewerbsvorteil: Rund 10 Millionen Kundinnen und Kunden können Wero direkt aus der bestehenden App heraus aktivieren und nutzen – ohne zusätzliche Registrierung bei Drittanbietern. Das ist ein klarer Unterschied zu PayPal oder Apple Pay, wo Nutzer zunächst externe Konten anlegen oder Karten verknüpfen müssen.
So funktioniert Wero im Alltag
Die Bedienung ist bewusst einfach gehalten: Über das Menü „Geld senden“ in der ING-App wählt der Nutzer den Kontakt aus, gibt den Betrag ein und bestätigt die Zahlung. Dank der zugrunde liegenden SEPA-Instant-Credit-Transfer-Technologie (SCT Inst) dauert der Transfer in der Regel weniger als zehn Sekunden. Das Limit pro Transaktion liegt bei 15.000 Euro.
Eine der häufigsten Nutzerfragen lautet: „Wie funktioniert Wero ohne IBAN?“ Die Antwort: Statt einer IBAN nutzt das System die hinterlegte Mobilnummer oder E-Mail-Adresse, die über das Bankkonto des Empfängers verifiziert ist. Das erleichtert spontane Zahlungen erheblich.
Gebühren, Sicherheit und Datenschutz
Für Privatkunden fallen bei den meisten teilnehmenden Banken keine Gebühren für Wero-Zahlungen an. Das gilt sowohl für das Senden als auch für das Empfangen von Geld. Banken wie Sparkassen oder Volksbanken kommunizieren dies klar und setzen auf Kostenfreiheit als Anreiz.
Beim Thema Sicherheit verweist EPI auf die Nutzung bestehender Bankinfrastrukturen und verschlüsselter Echtzeitüberweisungen. Dennoch gibt es in Foren und sozialen Medien Diskussionen über mögliche Datenschutzrisiken – vor allem wegen des Zugriffs auf das Adressbuch, um Kontakte für Wero zu identifizieren. Einige Nutzer äußern Bedenken, dass dies sensible Daten preisgeben könnte.
Eine weitere häufige Frage lautet: „Ist Wero sicher – was ist mit Datenschutz?“ Antwort: Technisch gilt Wero als sicher, weil keine Drittanbieter zwischen Sender und Empfänger stehen. Die Kritik bezieht sich eher auf Komfortfunktionen wie Kontaktabgleiche, die optional sind, aber standardmäßig vorgeschlagen werden.
Marktumfeld und Wettbewerb
Der Einstieg von Wero erfolgt in einem stark umkämpften Markt. In Deutschland bieten 93 Prozent aller Online-Shops PayPal an – ein Spitzenwert weltweit. Hinzu kommen etablierte Mobile-Payment-Lösungen wie Apple Pay und Google Pay. Kartenzahlungen machen hierzulande rund 40 Prozent aller Transaktionen aus, mit jährlich steigenden Zahlen.
Experten betonen, dass der Erfolg von Wero stark von der Händlerakzeptanz abhängt. Solange Kunden den Dienst nur für private Überweisungen nutzen können, bleibt die Reichweite begrenzt. Erst wenn E-Commerce-Integration und POS-Zahlungen flächendeckend verfügbar sind, kann Wero als echte Alternative zu den US-Diensten wahrgenommen werden.
Europäische Dimension
Wero ist nicht nur ein deutsches Projekt. In Frankreich nutzt EPI die bestehende Paylib-Infrastruktur, um schnell Reichweite aufzubauen. In Belgien treten mehrere Banken der Initiative bei, der vollständige Rollout ist dort für 2026 geplant. In den Niederlanden wird der populäre Bezahldienst iDEAL bis Ende 2027 vollständig durch Wero ersetzt. Diese Migrationspfade zeigen, dass EPI langfristig auf eine Vereinheitlichung des europäischen Zahlungsraums setzt.
Allerdings ist die Ausgangslage in Europa sehr unterschiedlich: In Belgien koexistiert Wero mit dem QR-basierten Payconiq, in Osteuropa dominieren teilweise Anbieter wie Revolut, während PayPal dort kaum relevant ist. Diese Vielfalt macht eine einheitliche Marktstrategie komplexer.
Frühe Nutzererfahrungen
In sozialen Medien berichten frühe Anwender sowohl Positives als auch Kritisches. Positiv hervorgehoben wird die Geschwindigkeit und Einfachheit bei der Geldsendung. Negativ fallen technische Probleme, umständliche Händler-Onboarding-Prozesse und teilweise unklare Anleitungen ins Gewicht. Ein Händler bemängelte beispielsweise, dass es nur ein Kontaktformular für die Akzeptanzanfrage gebe, statt einer direkten Online-Integration.
Manche Banken bieten kleine Anreize, um Kunden zur Aktivierung zu bewegen – wie etwa eine einmalige Gutschrift bei der ersten Nutzung. Solche Maßnahmen könnten helfen, die noch geringe Bekanntheit zu steigern. Eine Umfrage Ende 2024 hatte ergeben, dass nur etwa zwölf Prozent der Befragten Wero kannten und gerade einmal zwei Prozent den Dienst bereits genutzt hatten.
Funktionen für Unternehmen: Wero-PRO
Neben dem Privatkundengeschäft plant EPI auch spezielle Angebote für Gewerbekunden. Unter dem Namen Wero-PRO sollen Selbstständige und kleinere Unternehmen Funktionen wie digitale Zahlungsbelege, Referenznummern oder Zahlungserinnerungen nutzen können. Diese Erweiterungen sind vor allem im Kontext von Rechnungsstellung und Buchhaltung interessant.
Die Frage „Was ist Wero-PRO und wer kann es nutzen?“ wird dabei oft gestellt: Wero-PRO richtet sich an Geschäftskonten und ist über teilnehmende Banken buchbar. Ob und welche Gebühren anfallen, hängt vom jeweiligen Institut ab.
Ausblick auf die kommenden Jahre
Die Roadmap für Wero ist klar strukturiert: Nach dem Start in P2P-Zahlungen folgt der Ausbau zu P2Pro für Kleinunternehmen, dann E-Commerce und schließlich POS-Zahlungen mit Zusatzfunktionen wie Kundenbindungsprogrammen oder Sofortfinanzierungen. Dabei spielt die EU-weite Instant-Payments-Verordnung den Machern in die Karten – sie verpflichtet Banken, rund um die Uhr sekundenschnelle Überweisungen anzubieten, ohne höhere Gebühren als für Standardüberweisungen zu verlangen.
Eine häufige Verbraucherfrage lautet: „Wann kann man mit Wero im Online-Shop oder im Laden bezahlen?“ Die Antwort: Online-Shopping wird ab Sommer 2025 möglich sein, das Bezahlen im Laden folgt ab 2026. Bis dahin ist der Dienst primär für Zahlungen zwischen Privatpersonen gedacht.
Was kostet Wero?
Ein weiterer Punkt, der in Suchanfragen häufig auftaucht, betrifft mögliche Kosten. „Was kostet Wero – fallen Gebühren an?“ Die klare Antwort lautet: Bei den meisten Banken ist die Nutzung kostenlos. Weder Sender noch Empfänger zahlen bei Privatüberweisungen. Lediglich spezielle Geschäftsfunktionen wie Wero-PRO können abhängig vom Institut kostenpflichtig sein.
Mit dem Start von Wero in der ING-App beginnt ein neuer Abschnitt im europäischen Zahlungsverkehr. Die Initiative steht für den Versuch, eine eigene, sichere und schnelle Bezahlmöglichkeit zu schaffen, die unabhängig von US-Giganten funktioniert. Doch der Weg ist lang: Ohne flächendeckende Händlerakzeptanz und eine durchgängige Verfügbarkeit im Online- und stationären Handel wird es schwer, PayPal, Apple Pay und Google Pay nennenswert Marktanteile abzunehmen.
Die ING hat sich mit ihrer frühen Integration einen wichtigen Vorteil verschafft. Sollte es gelingen, weitere Banken, Händler und Nutzer von den Vorteilen zu überzeugen, könnte Wero langfristig zu einer echten europäischen Alternative werden. Bis dahin gilt es, Vertrauen aufzubauen, technische Hürden zu beseitigen und die Bekanntheit massiv zu steigern – eine Aufgabe, die nur mit koordiniertem Vorgehen aller Partner zu bewältigen ist.