Bruchsal untersagt Straßenprostitution im Gewerbegebiet Wendelrot

In Bruchsal
August 26, 2025

Bruchsal – Das Landratsamt Karlsruhe hat eine weitreichende Entscheidung getroffen: Ab dem 26. August 2025 ist die Straßenprostitution im Bruchsaler Gewerbegebiet Wendelrot verboten. Die Verfügung sorgt nicht nur für Zustimmung, sondern wirft auch Fragen nach den Folgen für Sexarbeiterinnen, Anwohner und die Stadtgesellschaft auf.

Hintergrund des Verbots

Die Straßenprostitution hat in der Region Karlsruhe seit Jahren für Diskussionen gesorgt. Nachdem im März 2025 bereits in Karlsruhe ein umfassendes Verbot verhängt wurde, verlagerte sich die Szene rasch in das nahegelegene Bruchsaler Gewerbegebiet Wendelrot. Dort kam es zu Beschwerden von Anwohnern und Betrieben: Von nächtlichem Verkehrslärm über Müllablagerungen bis hin zu Belästigungen fühlten sich viele Menschen im Alltag beeinträchtigt. Das Landratsamt Karlsruhe reagierte nun mit einer klaren Maßnahme und untersagte die Straßenprostitution in diesem Gebiet offiziell.

Rechtsgrundlage und Geltungsbereich

Das Verbot stützt sich auf eine Allgemeinverfügung nach dem Prostituiertenschutzgesetz. Es umfasst das Anbieten sexueller Dienstleistungen im öffentlichen oder öffentlich einsehbaren privaten Raum, das aktive Ansprechen von Freiern sowie das Aufhalten zur Geschäftsanbahnung. Damit ist jede Form der sichtbaren Straßenprostitution in dem betroffenen Areal untersagt.

Der räumliche Geltungsbereich ist präzise definiert: Er wird begrenzt durch die Autobahn A5, die Bahnstrecke Graben-Neudorf–Bruchsal, die Bundesstraße B35, den Saalbachkanal, die südliche Grenze des Bauhaus-Geländes sowie den Straßenraum der Kammerforststraße östlich der B35-Kreuzung bis zu etwa 100 Metern. Innerhalb dieser Zone sind Verstöße künftig bußgeldbewehrt.

Befristung des Verbots

Die Verfügung ist vorerst bis zum 31. März 2026 befristet. Damit signalisiert das Landratsamt, dass es sich nicht um eine kurzfristige Maßnahme handelt, sondern um ein langfristig angelegtes Instrument, dessen Wirkung geprüft werden soll.

Strafen bei Verstößen

Eine häufige Frage lautet: „Welche Strafen drohen bei Verstößen gegen das Straßenprostitutions-Verbot?“ Wer gegen die neue Regelung verstößt, muss mit empfindlichen Sanktionen rechnen. Bußgelder von bis zu 1.000 Euro sind vorgesehen. Zunächst können Zwangsgelder in Höhe von 500 Euro verhängt werden, bei wiederholten Verstößen bis zu 1.000 Euro. Damit soll klar signalisiert werden, dass die Einhaltung der Vorschriften ernst genommen wird.

Warum Bruchsal jetzt handelt

Die Entscheidung, die Straßenprostitution im Wendelrot zu verbieten, kam nicht überraschend. Nach dem Verbot in Karlsruhe hatten viele Beobachter bereits darauf hingewiesen, dass es zu einer Verlagerung in umliegende Gebiete kommen könnte. Genau dies trat ein. Die Kammerforststraße entwickelte sich zu einem neuen Treffpunkt, was auch durch Posts in sozialen Medien und Hashtags wie #Kammerforststraße dokumentiert wurde. Anwohner berichteten von vermehrtem Verkehr und einem mulmigen Gefühl bei nächtlichen Fahrten durch das Gewerbegebiet.

Ein Nutzer schrieb in einem Onlineforum: „Die Stadt hat das Problem nur verschoben. Statt sichtbarer in Karlsruhe ist es jetzt im Bruchsaler Industriegebiet – aber die Frauen sind weiterhin gefährdet.“

Reaktionen von Hilfsorganisationen

Hilfsorganisationen zeigen sich gespalten. Während Stadtverwaltung und Landratsamt die Sicherheit und das Stadtbild in den Vordergrund stellen, sehen Beratungsstellen für Prostituierte die Maßnahme kritisch. Vertreter eines Hilfswerks kommentierten: Das Verbot hilft den Städten, aber nicht den Frauen. Kritiker befürchten, dass das Verbot die Betroffenen in noch unsicherere Verhältnisse zwingt. Wenn sich die Tätigkeit von der Straße in Wohnungen oder weniger zugängliche Orte verlagert, verlieren Beratungsstellen den Kontakt und können kaum noch Schutz- und Unterstützungsangebote unterbreiten.

Unterstützungsangebote und Realität

Ein Blick nach Karlsruhe zeigt, dass es dort zwar Hilfen gibt, diese aber häufig nicht ausreichen. Beratungsbusse bieten mehrsprachige Unterstützung, verteilen Kondome und bieten Möglichkeiten für kurze Pausen. Auch Ausstiegsprogramme existieren, doch sie stoßen schnell an Grenzen. In Bruchsal ist die Situation ähnlich: Die Strukturen zur Betreuung sind vorhanden, aber nur bedingt ausgebaut. Kritiker betonen, dass reine Repression die Lage verschlimmern könne.

Fragen der Bürgerinnen und Bürger

In der Bevölkerung tauchen viele konkrete Fragen auf, die häufig über Suchmaschinen gestellt werden:

  • Warum wurde Straßenprostitution im Bruchsaler Gewerbegebiet Wendelrot verboten?
    Weil sich die Szene nach dem Verbot in Karlsruhe dorthin verlagerte und zu Störungen im Alltag der Anwohner führte.
  • Bis wann gilt das Verbot?
    Es ist bis zum 31. März 2026 befristet.
  • Welches Gebiet umfasst das Verbot genau?
    Es betrifft ein klar abgegrenztes Areal im Gewerbegebiet, begrenzt durch A5, B35, Bahnstrecke, Saalbachkanal, Bauhaus-Gelände und Kammerforststraße.
  • Wie reagieren Hilfs- und Beratungsstellen?
    Sie schlagen Alarm und warnen vor einer Verschlechterung der Lage für Betroffene, da der Zugang zu Hilfe erschwert wird.
  • Ist das Verbot allein ausreichend, um Sexarbeiterinnen zu schützen?
    Nach Ansicht vieler Fachleute reicht ein Verbot nicht aus. Es brauche begleitende Maßnahmen wie Ausstiegshilfen, Schutzprogramme und soziale Betreuung.

Diskussion um alternative Modelle

Im Zuge der Debatte taucht auch die Frage auf, ob ein Verbot der Straßenprostitution das richtige Mittel sei. Einige Stimmen verweisen auf das sogenannte „Nordische Modell“, das den Kauf von Sexleistungen unter Strafe stellt, während die Ausübung der Prostitution nicht verboten wird. Befürworter sehen darin einen stärkeren Schutz der Frauen, Kritiker warnen vor einem weiteren Abdrängen ins Verborgene.

Soziale Medien als Seismograph

Ein interessanter Aspekt ist die Rolle sozialer Medien. Während offizielle Mitteilungen des Landratsamts die Rechtsgrundlagen und das Inkrafttreten erklären, dokumentieren Plattformen wie Instagram die konkrete Verlagerung durch Hashtags und Posts. Diese Form von „Community-Mapping“ zeigt, dass sich öffentliche Diskussionen längst nicht mehr nur in Zeitungen oder politischen Gremien abspielen, sondern parallel auf digitalen Kanälen stattfinden.

Die Situation für die Betroffenen

Aus Sicht der Prostituierten bedeutet das Verbot eine neue Unsicherheit. Viele Frauen stammen aus Osteuropa, sprechen kaum Deutsch und sind stark abhängig von der Szene. Beratungsstellen warnen, dass die Frauen durch das Verbot eher in gefährlichere Bereiche gedrängt werden, in denen sie weniger sichtbar und damit weniger geschützt sind. Gewalt und Ausbeutung könnten dadurch sogar zunehmen. In Foren äußerten Nutzer bereits die Sorge, dass ein Verbot auf Kosten der Schwächsten geht.

Was noch fehlt

Trotz der klaren Regeln bleibt vieles offen. Es fehlen bislang konkrete Konzepte, wie die Stadt Bruchsal und der Landkreis die begleitenden Hilfsangebote ausbauen wollen. Auch bleibt unklar, ob nach Ablauf der Befristung eine Verlängerung oder gar ein dauerhaftes Verbot folgen wird. Für die Anwohner bedeutet die Verfügung zunächst eine Entlastung, für die Betroffenen jedoch eine neue Herausforderung.

Mit dem Verbot der Straßenprostitution im Bruchsaler Gewerbegebiet Wendelrot geht die Stadt einen deutlichen Schritt. Sie setzt damit ein Signal für Sicherheit, Ordnung und den Schutz des öffentlichen Raums. Doch die Diskussion zeigt, dass ein Verbot allein keine umfassende Lösung darstellt. Ohne begleitende Hilfsangebote, Ausstiegsmöglichkeiten und soziale Betreuung droht das Problem lediglich verdrängt zu werden. Hilfsorganisationen mahnen daher an, dass die Bedürfnisse der Frauen stärker berücksichtigt werden müssen. Für Bruchsal bleibt es eine Herausforderung, zwischen dem Schutz der Öffentlichkeit und der Fürsorge für die Betroffenen eine ausgewogene Balance zu finden. Die kommenden Monate bis März 2026 werden zeigen, ob die Maßnahme ihr Ziel erreicht – oder ob neue Wege gefunden werden müssen.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.