609 views 8 mins 0 comments

Flug AI171 in Indien: Ein prominenter Name auf der Passagierliste

In Aktuelles
Juni 12, 2025

Ahmedabad, 12. Juni 2025, 17:38 Uhr

Bild exemplarisch

Ein Routineflug verwandelte sich innerhalb von Sekunden in eine nationale Katastrophe: Am Donnerstagmittag stürzte eine Boeing 787-8 Dreamliner der Air India kurz nach dem Start vom internationalen Flughafen Ahmedabad in ein bewohntes Gebäude im Stadtteil Meghani Nagar. An Bord des Fluges AI171 mit Ziel London-Gatwick befanden sich 230 Passagiere und 12 Crew-Mitglieder – insgesamt 242 Personen. Nach aktuellem Stand kamen über 200 Menschen ums Leben. Zwei Personen überlebten den Absturz schwer verletzt.

Ein prominenter Name auf der Passagierliste

Unter den Opfern befindet sich auch der ehemalige Chief Minister von Gujarat, Vijay Rupani. Der langjährige Politiker der Bharatiya Janata Party (BJP) war von 2016 bis 2021 Ministerpräsident des Bundesstaats und galt als eine zentrale Figur der Regionalpolitik. Er war auf dem Weg zu einem politischen Fachkongress in London. Sein Tod löste parteiübergreifend Bestürzung aus.

„Der Verlust von Vijaybhai ist ein tiefer Einschnitt – für unsere Partei, für Gujarat, für Indien“, erklärte Innenminister Amit Shah unmittelbar nach Bekanntwerden der Passagierliste.

Chronologie des Unfalls

Flug AI171 hob planmäßig um 13:38 Uhr Ortszeit vom Sardar Vallabhbhai Patel International Airport ab. Erste Radardaten belegen, dass das Flugzeug nur etwa 625 bis 672 Fuß Höhe erreichte, bevor es abrupt den Kontakt verlor und vom Himmel verschwand. Der Funkkontakt brach nahezu zeitgleich mit dem Abheben ab. Wenige Sekunden später schlug die Maschine in ein Hostelgebäude in der Nähe von Meghani Nagar ein, in dem sich zu diesem Zeitpunkt mehrere Dutzend medizinische Studenten befanden.

Rettungseinsatz und Folgen am Boden

Innerhalb von Minuten rückten Feuerwehr, Armee, Polizei und medizinische Teams zur Absturzstelle aus. Das betroffene Gebäude stand in Flammen, Trümmerteile lagen über mehrere Blocks verteilt. Der Brand konnte nach etwa zwei Stunden unter Kontrolle gebracht werden. Die Rettungsarbeiten dauern weiterhin an.

Erste Hinweise auf die Unfallursache

Während die genaue Ursache des Absturzes noch Gegenstand laufender Untersuchungen ist, deuten erste Hinweise auf einen gefährlichen Konfigurationsfehler beim Start hin. Fotoanalysen und Flugdatenauswertungen legen nahe, dass die Boeing mit nicht vollständig ausgefahrenen Landeklappen (Flaps) startete. Zusätzlich war das Fahrwerk offenbar noch ausgefahren, was den Auftrieb und die Startleistung erheblich reduziert haben könnte.

Weitere technische Hypothesen

Parallel kursieren Theorien über einen möglichen plötzlichen Schubverlust – ausgelöst entweder durch einen technischen Defekt oder einen Vogelschlag. Das Radarprotokoll zeigt, dass die Maschine kurz nach dem Start stark an Geschwindigkeit verlor. Der Aufstieg wurde abgebrochen, bevor die notwendige Flughöhe für ein sicheres Weiterfliegen erreicht werden konnte.

Besonders kritisch wird dabei der sogenannte „Late-Roll-Abbruch“ diskutiert – ein Phänomen, bei dem ein Flugzeug kurz nach dem Abheben ein unkontrollierbares aerodynamisches Verhalten zeigt, was ein Gegensteuern fast unmöglich macht.

Expertenmeinungen und internationale Perspektiven

Sicherheitsexperten betonen die Rolle menschlicher Faktoren, etwa falsche Systemkonfiguration oder fehlerhafte Cockpit-Abläufe. Gleichzeitig warnt man vor voreiligen Schuldzuweisungen:

„Wir haben Bilder, aber keine verifizierten Black-Box-Daten. Bis dahin bleiben alle Szenarien Hypothesen“, erklärte der amerikanische Luftfahrtexperte John Cox.

Internationale Beobachter verweisen darauf, dass die zivile Luftfahrt trotz dieser Tragödie weiterhin eine der sichersten Transportformen bleibt. Dennoch werfen Abstürze wie dieser auch ein Schlaglicht auf potenzielle Schwächen hochautomatisierter Systeme und auf die Interaktion zwischen Mensch und Maschine.

Die Maschine: Ein moderner Jet mit makelloser Historie

Die verunglückte Boeing 787-8 (Kennung VT-ANB) war seit 2013 im Dienst und hatte über 41.000 Flugstunden sowie knapp 8.000 Starts hinter sich. Sie war als zuverlässig geltendes Modell ohne bekannte Serienprobleme im Betrieb bei Air India. Der Absturz stellt den ersten Totalverlust („Hull Loss“) eines Dreamliners seit seiner weltweiten Inbetriebnahme im Jahr 2011 dar.

Technische Daten der Boeing 787-8

ParameterDetails
Erstflug2013
Kapazitätbis zu 242 Passagiere
Reichweiteca. 13.500 km
Antrieb2x GE GEnx-1B oder Rolls-Royce Trent 1000
HerstellerBoeing (USA)

Globale Reaktionen und politische Folgen

Regierungen weltweit reagierten umgehend. Premierminister Narendra Modi kündigte nationale Trauer an und versprach eine lückenlose Aufklärung. Auch internationale Stimmen äußerten sich: Der britische Premierminister Keir Starmer, Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa und König Charles III. bekundeten ihr Beileid.

Zusätzlich steht Boeing erneut im medialen Fokus. Der Konzern kündigte volle Kooperation mit den ermittelnden Behörden an. Der Aktienkurs des Flugzeugherstellers reagierte bereits am selben Abend mit Verlusten, ebenso die Kurse von General Electric (Triebwerkshersteller) und Spirit AeroSystems (Zulieferer).

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Die Directorate General of Civil Aviation (DGCA) leitet gemeinsam mit der indischen Luftfahrtunfallbehörde AAIB, dem britischen Pendant sowie der US-amerikanischen NTSB die Untersuchungen. Auch das Herstellerland der Maschine, die USA, wurde offiziell in die Analyse eingebunden. Die Black Boxes konnten inzwischen geborgen werden und werden zurzeit ausgewertet.

Untersuchungsschwerpunkte

  • Technische Konfiguration der Klappen- und Fahrwerkssysteme beim Start
  • Triebwerksleistung und etwaige Vogelschläge
  • Cockpit-Kommunikation und Entscheidungsprozesse
  • Wetterbedingungen und Umweltfaktoren

Statistische Perspektive und Sicherheitsdiskussion

In einem historischen Kontext ist dieser Absturz einer der schwersten Luftfahrtunfälle auf dem indischen Subkontinent seit Jahren. Er reiht sich ein in eine kleine Zahl katastrophaler Ereignisse, die zwar selten, aber umso gravierender sind.

Verteilung der Passagiere nach Nationalität

NationalitätAnzahl
Indien169
Großbritannien53
Portugal7
Kanada1
Besatzung12 (Indisch)

Ein tragischer Rückblick

Der Tod Vijay Rupanis weckt Erinnerungen an frühere Politiker, die bei Flugzeugabstürzen ums Leben kamen. Besonders der Fall Balwantrai Mehta – ebenfalls Chief Minister von Gujarat – erschüttert bis heute. Mehta starb 1965 in einem Flugzeugunglück nahe der pakistanischen Grenze. Der erneute Verlust eines führenden Politikers durch einen Luftfahrtunfall dürfte in der indischen Gesellschaft langfristig nachwirken.

Was nun folgen muss

Während das Land trauert, richten sich alle Blicke auf die Unfalluntersuchung. Vieles hängt von der Auswertung der Flugdatenschreiber und Cockpit-Aufzeichnungen ab. Die Ergebnisse werden wegweisend sein – nicht nur für die Hinterbliebenen, sondern auch für die internationale Luftfahrtindustrie. Eine Frage wird dabei im Zentrum stehen:

Wie konnte eine moderne, gewartete Maschine mit erfahrenen Piloten innerhalb von Sekunden versagen?

Die Antwort auf diese Frage wird nicht nur den Absturz von Flug AI171 erklären – sie könnte auch zukünftige Leben retten.

Avatar
Redaktion / Published posts: 1838

Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.