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AIDA-Urlauber streiten über Trinkgeld: Konflikt spaltet Passagiere auf dem Kreuzfahrtschiff

In Aktuelles
Juli 16, 2025

Rostock – Die Diskussion über Trinkgelder auf Kreuzfahrtschiffen der AIDA-Flotte sorgt für hitzige Debatten unter Passagieren. Zwischen freiwilligen Zuwendungen und inkludierten Servicepauschalen liegen Missverständnisse, Emotionen und grundsätzliche Fragen zu Fairness und Transparenz. Die einen geben täglich kleine Beträge, die anderen fühlen sich zu freiwilligen Leistungen gedrängt – und mittendrin die Crew, für die Trinkgeld mehr ist als nur ein nettes Extra.

Trinkgeld auf AIDA – Pflicht oder freiwillige Geste?

Viele Reisende stellen sich die Frage: „Muss ich auf AIDA zusätzlich Trinkgeld geben?“ Die Antwort ist klar: Nein. Bei AIDA ist die sogenannte Servicepauschale im Reisepreis enthalten. Es gibt keine Pflicht, darüber hinaus Geld zu geben. Allerdings herrscht bei vielen Gästen Unsicherheit darüber, wie mit dem Thema Trinkgeld umzugehen ist – auch weil in Online-Foren, sozialen Netzwerken und während der Reise immer wieder Meinungen aufeinandertreffen.

Ein häufiger Irrglaube ist, dass das Personal auf diese Pauschale angewiesen sei oder dass ein Verzicht als unhöflich gelten könne. Tatsächlich schreibt AIDA selbst, dass die Pauschale bereits alle Serviceleistungen an Bord abdeckt. Dennoch bleibt es jedem Gast überlassen, freiwillig ein zusätzliches Trinkgeld zu geben – sei es direkt in bar oder über das Bordkonto.

Zwischen Anerkennung und Gerechtigkeitsempfinden

In Gesprächen mit Reisenden wird ein zentrales Spannungsfeld deutlich: „Warum geben manche Gäste auf AIDA kein Trinkgeld?“ Viele empfinden es schlicht als ungerecht, neben dem ohnehin nicht günstigen Reisepreis noch zusätzlich in eine unklare Verteilung einzuzahlen. Sie argumentieren, dass die Servicepauschale bereits ihren Zweck erfüllt und dass jedes zusätzliche Trinkgeld freiwillig bleiben muss. Vor allem bei Vielfahrern ist eine gewisse Skepsis gegenüber Trinkgeldempfehlungen zu beobachten.

Ein Gast in einem bekannten Kreuzfahrtforum schrieb: „Ich habe schon mehrere tausend Euro für diese Reise bezahlt – warum sollte ich dann noch einmal 100 Euro Trinkgeld oben drauf legen?“ Eine andere Nutzerin entgegnete: „Weil es um Wertschätzung geht. Unsere Kabinenfrau hat sich rührend gekümmert.“ Diese beiden Aussagen stehen stellvertretend für die gespaltene Haltung vieler Urlauber.

Wie viel Trinkgeld ist üblich?

Wer sich dennoch dazu entscheidet, freiwillig etwas zu geben, fragt sich oft: „Wie viel Trinkgeld gibt man auf AIDA freiwillig?“ Auch hier gibt es keine festen Regeln, doch Erfahrungswerte zeichnen ein klares Bild:

EmpfängerEmpfohlener BetragFrequenz
Kabinenpersonal10–20 € pro Woche/PersonAm Ende der Reise
Bar-/Servicepersonal5–10 % des RechnungsbetragsBei Bestellung/Verlassen
Ausflugspersonal1–5 € pro AusflugNach der Tour

Einige Gäste bevorzugen tägliche kleine Beträge – etwa 2 × 5 € im Zimmer oder einige Münzen an der Bar. Andere geben am Ende der Reise einen Umschlag mit einem größeren Betrag ab. Auch kreative Wege werden genutzt: Übrig gebliebene Fremdwährungen wie thailändische Baht oder mexikanische Pesos werden gerne als Trinkgeld weitergereicht – als kleine Geste mit großem Symbolwert.

Was passiert mit dem Trinkgeld eigentlich wirklich?

Ein zentrales Thema bleibt die Transparenz: „Wird das Trinkgeld bei AIDA-Pauschale wirklich an die Crew ausgezahlt?“ Die Antwort darauf ist komplex. Zwar betont AIDA, dass das inkludierte Trinkgeld an das Bordpersonal weitergegeben wird, doch Erfahrungsberichte deuten darauf hin, dass diese Beträge oft in sogenannte „Crew-Pools“ fließen. Diese werden dann für Gemeinschaftsveranstaltungen, Boni oder Ausflüge verwendet – nicht jedoch als direktes Einkommen für Einzelpersonen.

Viele Passagiere, die Wert auf direkte Unterstützung legen, bevorzugen deshalb Bargeld. Eine Nutzerin in einem Forum berichtet: „Ich gebe unserer Kabinenkraft 20 € in die Hand – das kommt direkt an. Das ist mir lieber, als ins Blaue zu zahlen.“ Die Frage, ob man sein Trinkgeld lieber bar oder über das Bordkonto geben sollte, bleibt letztlich eine individuelle Entscheidung.

Rechtliche Klarheit: Was ist erlaubt?

Für Klarheit sorgte ein Urteil des Oberlandesgerichts Hamm im Jahr 2024: Kreuzfahrtanbieter müssen automatisch berechnete Trinkgelder im Gesamtpreis angeben – selbst wenn diese am Bordkonto veränderbar sind. Das stärkt die Position der Verbraucher und unterstreicht, dass kein Gast sich zu zusätzlichen Zahlungen gedrängt fühlen muss. Auch das OLG Schleswig hatte bereits 2018 entschieden, dass sogenannte Zwangstrinkgelder rechtlich unzulässig sind.

Kann man das Trinkgeld vom Bordkonto streichen?

„Kann ich Trinkgeld bei AIDA vom Bordkonto stornieren?“ – diese Frage stellen sich vor allem Reisende, die das Gefühl haben, doppelt zu zahlen. Auch wenn es bei AIDA standardmäßig keine separate Servicepauschale auf dem Bordkonto gibt, erlauben einige Reedereien die Streichung oder Anpassung dieser Position. Bei AIDA ist dies jedoch meist nicht nötig, da das Trinkgeld bereits im Reisepreis enthalten ist.

Die emotionale Seite: Anerkennung oder falsches Signal?

Trinkgeld ist auf Kreuzfahrten mehr als nur Geld. Für viele Crewmitglieder, besonders aus Ländern wie den Philippinen oder Indonesien, stellt es einen wichtigen Einkommensbestandteil dar. In Internetforen wird immer wieder betont, dass dieses Geld nicht selten direkt an Familien in der Heimat weitergegeben wird – als Schulgeld, Unterstützung für Angehörige oder medizinische Vorsorge.

Gleichzeitig rufen solche Aussagen auch Kritiker auf den Plan. Diese hinterfragen, warum es überhaupt nötig ist, die Löhne der Crew über Trinkgeld aufzubessern. Eine Diskussion, die auch die Rolle der Reedereien in den Fokus rückt: Sollte die Bezahlung nicht fair und unabhängig vom Wohlwollen der Gäste sein?

Praktische Tipps: So geht Trinkgeld an Bord richtig

  • Tragen Sie immer etwas Bargeld bei sich, um flexibel Trinkgeld geben zu können.
  • Verwenden Sie kleine Umschläge oder eine Grußkarte für persönliche Übergaben.
  • Nutzen Sie übrig gebliebene Fremdwährungen sinnvoll – viele Crewmitglieder wissen dies zu schätzen.
  • Geben Sie Trinkgeld bewusst, nicht aus Gruppendruck oder Scham.
  • Informieren Sie sich bereits vor Reisebeginn über die Gepflogenheiten der Reederei.

Fazit? Nein – ein Ausblick.

Der Streit um das Trinkgeld auf Kreuzfahrten ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft: Es geht um Wertschätzung, Gerechtigkeit, Transparenz und das Bedürfnis, richtig zu handeln. AIDA hat durch die Inklusion der Servicepauschale einen klaren Schritt getan – doch die emotionale Debatte bleibt. Jeder Passagier bringt seine eigenen Vorstellungen, Werte und Erfahrungen mit an Bord. Und so bleibt es letztlich eine persönliche Entscheidung, ob und wie man Trinkgeld gibt.

Wichtig ist: Niemand sollte sich schlecht fühlen – weder, weil er nichts gibt, noch weil er sich großzügig zeigt. Wer informiert ist, kann bewusst entscheiden. Und das ist am Ende vielleicht das Wertvollste, was man als Gast an Bord tun kann.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.