
Ein Fest der Freiheit unter Druck
Am 26. Juli 2025 versammelten sich in Berlin mehrere hunderttausend Menschen zum Christopher Street Day. Unter dem diesjährigen Motto „Nie wieder still“ zogen sie durch die Straßen, um ein Zeichen gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung zu setzen. Doch bereits im Vorfeld lag ein Schatten über dem Großevent: Die Polizei warnte eindringlich vor einer möglichen Eskalation durch rechtsextreme Gruppen.
In der Hauptstadt hatte sich eine Szene von Queerfeinden angekündigt, die durch Provokationen und eine Gegendemo die friedliche Parade stören wollte. Angemeldet war eine rechtsextreme Kundgebung mit bis zu 400 Teilnehmern. Tatsächlich erschienen nur 30 bis 50 Personen. Dennoch kam es bereits bei der Anreise zu sechs Festnahmen – unter anderem wegen Waffendelikten und der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole.
Wer steckt hinter den Störversuchen?
Die organisierte Gegenkundgebung wurde maßgeblich durch die neonazistische Gruppierung „Deutsche Jugend Voran“ (DJV) initiiert. Diese Bewegung, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch und gewaltbereit eingestuft wird, mobilisierte ihre Anhängerschaft über soziale Netzwerke wie Telegram, TikTok und Instagram. Ihr Ziel: die gezielte Unterwanderung oder Störung von CSD-Veranstaltungen deutschlandweit.
Viele Menschen fragen sich in diesem Zusammenhang: Welche rechtsextreme Gruppe war bei der Gegendemo zum CSD Berlin 2025 aktiv? Die Antwort: Es war vor allem die DJV, angeführt von Julian M., der bereits mehrfach wegen Körperverletzung verurteilt wurde. Der Aufruf zur Gegenkundgebung in Berlin war Teil einer bundesweiten Strategie, die Sichtbarkeit queerer Menschen zu delegitimieren und einzuschüchtern.
Organisierte Hetze in sozialen Medien
Auffällig war, wie professionell die rechtsextreme Szene ihre Kommunikation aufbaute. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene wurden über Instagram-Stories, Reels und TikTok-Clips angesprochen. Inhalte mit simplen Slogans, unterlegt mit emotionalisierender Musik, verbreiteten queerfeindliche Narrative. Foren und Kommentarspalten zeugen davon, wie subtil das Gefühl von Bedrohung bereits im Vorfeld des CSD wuchs.
In einem anonymen Kommentar heißt es etwa: „Wir wussten, dass sie kommen würden. Sie haben es wochenlang angekündigt. Einige von uns haben ihre Handys ausgeschaltet, aus Angst, geortet zu werden.“ Dieses diffuse Bedrohungsgefühl, das sich auch in vielen Foren wiederfand, sorgte für eine angespannte Stimmung – trotz ausgelassener Musik und fröhlicher Paraden.
Statistiken: Queerfeindlichkeit in Zahlen
Der Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland ist alarmierend. Während im Jahr 2020 noch 204 Fälle registriert wurden, stieg die Zahl bis 2024 auf über 1.700. Besonders trans und nicht-binäre Personen waren betroffen: Allein 1.152 Straftaten richteten sich 2024 gezielt gegen sie. Expert:innen gehen davon aus, dass bis zu 90 % aller Fälle gar nicht erst gemeldet werden.
Jahr | Registrierte queerfeindliche Straftaten | Davon gegen trans/nicht-binäre Personen |
---|---|---|
2020 | 204 | unbekannt |
2023 | 1.531 | 1.010 |
2024 | 1.765 | 1.152 |
Diese Entwicklung beantwortet auch eine häufige Nutzerfrage: Wie hat sich queerfeindliche Gewalt in den letzten Jahren entwickelt? Die Antwort ist eindeutig: Die Zahlen steigen, und mit ihnen das Gefühl von Unsicherheit innerhalb der Community.
Wie reagierte die Polizei auf die Bedrohung?
Im Vorfeld des CSD Berlin 2025 kündigte die Berliner Polizei an, mit einem Großaufgebot vor Ort zu sein. Über 1.300 Beamt:innen, teilweise aus anderen Bundesländern, wurden abgestellt, um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten. Die geplante Route der rechtsextremen Kundgebung wurde so angepasst, dass keine direkte Konfrontation mit dem CSD möglich war.
Doch viele in der Community kritisieren die Sicherheitsmaßnahmen als unzureichend. In sozialen Netzwerken wurde hinterfragt: Gab es Kritik an Berliner Institutionen im Zusammenhang mit dem CSD 2025? Ja – besonders heftig wurde diskutiert, dass die Bundestagsverwaltung eine offizielle Beteiligung ihrer queeren Mitarbeitenden untersagte. Diese Entscheidung wurde als Symbolpolitik gegen Sichtbarkeit gewertet.
Zwischen Kommerzialisierung und Protest
Innerhalb der queeren Community ist der Berliner CSD nicht unumstritten. Zahlreiche Gruppen, darunter Queer-BIPoC-Organisationen, Trans- und Migrant:innen-Initiativen, organisierten parallel die „Internationalist Queer Pride“. Diese Demonstration stand in bewusster Abgrenzung zum offiziellen CSD, dem sie eine zu starke Kommerzialisierung und eine politische Entleerung vorwarfen.
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage: Gab es unabhängige Parallelveranstaltungen zum offiziellen CSD Berlin 2025? Ja – und diese waren nicht nur ein Protest gegen rechte Störversuche, sondern auch gegen die eigene Bewegung, die sich aus Sicht vieler Aktivist:innen zu stark an Politik und Wirtschaft anpasst.
Forderungen an Politik und Gesellschaft
Der Berliner CSD e.V. hatte im Vorfeld eine Reihe konkreter Forderungen formuliert, darunter:
- Verankerung der sexuellen Identität im Grundgesetz
- Einrichtung eines bundesweiten Schutzfonds für queere Projekte
- Härtere Strafverfolgung bei Hate Crimes
- Queer-sensible Bildung in Schulen und Verwaltung
Auf die Frage: Welche Forderungen stellte der Berliner CSD e.V. 2025 auf?, ergibt sich damit ein klares Bild: Es ging um weit mehr als um Partystimmung – sondern um systemische Veränderungen.
Regionale Aspekte: Widerstand auch in kleinen Städten
Nicht nur Berlin war Ziel rechter Provokationen. Auch in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt versuchten Neonazis, kleinere CSDs zu stören. In Bernau bei Berlin etwa standen sich zwei Demonstrationen gegenüber – es blieb friedlich, aber die Anspannung war spürbar. In Leipzig wurde eine geplante rechte Demonstration durch intensive Online-Beobachtung im Vorfeld verhindert.
Diese Beispiele zeigen, dass Prävention wirkt – aber auch, wie flächendeckend rechtsextreme Gruppen gegen queere Sichtbarkeit agieren. Die politische wie gesellschaftliche Herausforderung reicht weit über das Großereignis in Berlin hinaus.
Ein Erlebnis zwischen Freude und Sorge
Der Berliner CSD 2025 bleibt trotz aller Störungen ein starkes Symbol für die Kraft der Community. Zwischen Musik, Tanz und politischen Reden schwang aber bei vielen das Bewusstsein mit, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist. Die Frage, wie viele Rechtsextreme den CSD Berlin 2025 tatsächlich gestört haben, lässt sich statistisch vielleicht beantworten – aber der eigentliche Schaden liegt tiefer: im Gefühl der Unsicherheit, das die Szene mit gezielter Einschüchterung erzeugen will.
Und dennoch: Tausende Menschen blieben laut. Sie trugen das Motto „Nie wieder still“ auf Bannern, in Gesprächen, in ihren Körpern und Stimmen durch die Straßen. Sie setzten ein Zeichen gegen Hass, gegen Einschüchterung und für die Stärke der Sichtbarkeit. Denn das, was Rechtsextreme stören wollten, war genau das, was den CSD so wichtig macht: Freiheit, Vielfalt, Zusammenhalt.